"Monsterkanonen"

Gunny

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Gerade im 15. Jahrhundert spielten die überschweren Belagerungsgeschütze (bekannt sind z.B. das Dardanellengeschütz, Mons Meg, Dulle Griet etc.) eine wichtige Rolle.
Neben ihren tatsächlichen Einsätzen gingen sie aber auch in die Folklore ein, was natürlich einer Recherche ihrer wirklichen Rolle manchmal im Wege steht. Zu Mons Meg, sie ist auf Edinburgh Castle ausgestellt, habe ich folgende Erzählung gefunden und etwas verkürzt und mit ein paar Erläuterungen versehen.
Man schrieb das Jahr 1455....Die Truppen des neunten Earls of Douglas waren besiegt, seine Stützpunkte von der Armee des Königs eingenommen und eine große Belagerungsstreitmacht unter des Königs direktem Befehl stand unter den Mauern des letzten Stützpunktes der einst so mächtigen Familie der „Black Douglas“. Allerdings waren die Mauern dieses Stützpunktes, es war die Burg Threave Castle, sehr dick. Der gewaltige Burgturm war eine schwer zu knackende Nuss, er war umgeben von abgeschrägten Ringmauern und Erdwällen, das ganze stand (und steht noch) auf einer Flussinsel, man war gut versorgt und die Kanonen des Königs, er hieß James II. Stuart, waren eher klein. Also kein Grund sich Sorgen zu machen. Da krachte eine zentnerchwere Granitkugel durch das Mauerwerk, riss der Burgherrin, Margaret Douglas, die zum Trunke erhobenen Hand samt Becher ab und stiftete noch mehr Unheil. Der König hatte nämlich einen kunstfertigen Schmied gefunden, der den Maclellans diente. Die mochten die Black Douglases überhaupt nicht und ließen Mollace oder MacKim, die Volkslieder sind sich da nicht einig, flugs eine gewaltige Kanone bauen. Der war entzückt von dem prächtigen Werk, das man nach des Schmiedes Frau Meg nannte. Man schoß die Burg in Trümmer und hatte erstmal seine Ruhe. Meg nahm man für später Verwendung mit und damit hätte die Geschichte ihr Bewenden, wenn, ja wenn sie nicht erfunden wäre.
Threave Castle hatte man tatsächlich belagert und beschossen, aber eingenommen hatte man es erst, nachdem man den Burgkommandanten hatte bestechen können. Lady Margaret verlor zum Glück auch nicht ihre Hand. Mons Meg gibt es aber wirklich. Die gewaltige Bombarde steht auf Edinburgh Castle und sie erlebte so manchen kriegerischen Einsatz, bevor sie bei einem simplem Salutschießen 1680 barst. Sie stammte aber nicht aus der Werkstatt eines örtlichen Hufschmiedes, sondern aus der Wallonie und wurde 1457 dem Schottenkönig zum Geschenk gemacht, da war die Belagerung von Threave schon längst vorüber. Mons Meg war 1449 in Mons, wie es der Name ja schon sagt, fertiggestellt worden. Auftraggeber war Herzog Philip der Gute von Burgund. Sie blieb einige Jahre in dem Herzogtum, dann wurde sie im Mai 1457 nach Schottland gesegelt, dessen König unlängst eine Großnichte des Burgunderherzogs geheiratet hatte.
 
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