Museumsberaubungen

Im Fall von Dresden verhielten sich die Sicherheitsleute nicht vorschriftsmäßig.

Zwei Sicherheitsleute beobachteten die Tat auf Bildschirmen, durften aber aus Sicherheitsgründen nicht persönlich einschreiten. Trotz Vorschrift schalteten sie das Licht in den Räumen des Grünen Gewölbes nicht ein. Sie drückten auch nicht den Alarmknopf, sondern riefen per Telefon-Notrufnummer die Polizei. Das führte zu einer Zeitverzögerung bei der Verfolgung der Einbrecher.

 
Da lag die deutsche Wiedervereinigung aber schon knapp 30 Jahre zurück:



Das mag zu Wendezeiten oder in den frühen 90er Jahren ein Problem gewesen sein. Aber die Technik sowohl bei der Einbruchssicherung als auch auf Täterseite schreitet voraus. Was um 1990 im Westen bei der Sicherungstechnik modern war, ist 30 Jahre später selber ein Fall fürs Museum.

Abgesehen davon müssen auch entsprechende Sicherungssysteme installiert sein und unterhalten müssen. Das ist auch ein Kostenfaktor. Wie das in dem Museum in Assen oder in Dresden war, weiß ich nicht. Ob modernste Sicherungseinrichtungen auch gegen den Einsatz von Sprengmitteln etwas gebracht hätten, ist auch eine andere Frage. Aber zumindest in Manching, wo das Keltengold gestohlen, gab es laut den Pressemitteilungen von der Gerichtsverhandlung einiges an Defiziten bei der Sicherungstechnik.
Das stimmt allerdings, da habe ich mich in der Zeit vertan.
Generell gilt allerdings, der Osten Deutschlands war nach der Wendezeit ein Eldorado für Kriminelle.

 
Im Fall von Dresden verhielten sich die Sicherheitsleute nicht vorschriftsmäßig.


Zwei Sicherheitsleute beobachteten die Tat auf Bildschirmen, durften aber aus Sicherheitsgründen nicht persönlich einschreiten. Trotz Vorschrift schalteten sie das Licht in den Räumen des Grünen Gewölbes nicht ein. Sie drückten auch nicht den Alarmknopf, sondern riefen per Telefon-Notrufnummer die Polizei. Das führte zu einer Zeitverzögerung bei der Verfolgung der Einbrecher.


Dass sie nicht persönlich einschreiten durften, ist wohl ganz vernünftig (Lebensgefahr und zusätzliche Gefahr für die Kunstgegenstände).


In der Kathedrale von Sevilla hängt ein Bild von Murillo mit dem Hl. Antonio. Dieser wurde im November 1864 gestohlen, also nicht das ganze Bild, sondern nur ein Ausschnitt des Bildes, eben der Antonio. Im Februar 1865 konnte das gestohlene Bildnis in New York sicher gestellt werden. Heute sieht man, wenn man genau hinsieht, den übertünchten Schnitt im Bild.
 
Hier gibt es noch aktuelle Informationen zu dem Museumsraub in Assen auf Deutsch:


Derzeit sind, wie auch schon oben geschrieben, zwei Verdächtige festgenommen, ein dritter (der aus dem Baumarkt) wird noch gesucht, die Beute ist noch nicht wieder aufgetaucht.
 
hiernach wurde ein vierter Verdächtiger wegen des Raubes im Museum von Assen festgenommen:


Aber die geraubten Gegenstände konnten noch nicht sichergestellt werden.

Es gibt zum Museumseinbruch auch eine eigene Wki-Seite (englisch und niederländisch): 2025 Drents Museum heist - Wikipedia
 
Der Diebstahl der "Saliera" in Österreich war auch kein Ruhmesblatt für die für die Sicherheit Verantwortlichen: Saliera – Wikipedia

Ich habe als Jugendlicher 1975 im Kunsthistorischen Museum in Wien die Saliera Bellinis in einer flachen Vitrine gesehen, nur durch eine dünne Glascheibe von dem Schatz getrennt, den ich schon als Kind in den Bildbänden meiner Eltern bewundert hatte. Museumspersonal war damals kaum vorhanden, es war als ob ein ganzes Museum des 19. Jahrhunderts mir gehöre.

Aber auch das Grüne Gewölbe in Dresden war 1993 kaum geschützt, als ich es besuchte, und auch die berühmten Engelchen Michelangelos nicht. Meine Frau konnte es nicht fassen, dass einerseits so viel Geld, Werbung und Prestige mit diesen Kunstschätzen gemacht wird, andererseits kein Schutz für das Erbe künftiger Genenerationen besteht.

Es ist einfach Schlamperei, Verantwortungslosigkeit und Faulheit im Denken.

Der Genter Altar der Gebrüder von Eyck oder die Brügger Madonna Michelangelos in der Onze-Lieve-Vrouwekerk waren 1971 nicht geschützt, was mich als Jungen erfreute, der sich alles aus nächster Nähe und mit andächtigem Staunen anschauen konnte.
Ich wunderte mich, denn der Diebstahl der Mona Lisa und andere Akte von Vandalismus wie Tempelbrandstiftungen hatten unsere Lehrer verschiedentlich erwähnt.
Das alles änderte sich dort in Belgien wohl erst nach dem Vandalismus an der Pietà Michelangelos im Vatikan 1972.
 
Zuletzt bearbeitet:
In meiner Jugend, ca. 1994, besuchte ich einmal eine Altes-Ägypten-Ausstellung in Wien. Toll gemacht, viele tolle Artefakte. (Damit meine ich informativ und seriös, ohne den heute beliebten "Event"-Schnickschnack.) Erstaunt war ich aber über die Sicherheitsmaßnahmen. Größere Steinskulpturen standen auf Podesten völlig ungeschützt, ohne jede Abschirmung oder wenigstens Absperrung, herum, und es gab auch nicht permanent in jedem Raum einen Aufpasser. Wer wollte, konnte die Skulpturen theoretisch anfassen und somit auch sich auf ihnen verewigen, sie besprayen etc. (Auf die Idee, sie mit Suppen zu übergießen, kam damals noch niemand.)
 
In dem Prozeß um den Diebstahl in dem Museum in Manching (s. Beiträge weiter oben im Thread) sind jetzt die Urteile gesprochen worden:

Der Kopf der Bande muss elf Jahre in Haft, der Späher vier Jahre neun Monate. Die Haftstrafen der beiden anderen Männer liegen mit acht und sieben Jahren dazwischen.​


Die Angeklagten haben sich sehr unkooperativ verhalten. Ein Geständnis, das zu einem milderen Strafmaß geführt haben würde, wurde von ihnen abgelehnt. Der Goldschatz bleibt auch weiterhin verschwunden.

Ebenso verschwunden bleiben die Anfang des Jahres in den Niederlanden gestohlenen rumänischen Kunstschätze aus Gold. Die letzte Mitteilung stammt von Mai von RTL Niederlande, die von einer rumänischen Band als Auftragsgeber des Raubes berichten: Verboden motorbende betrokken bij roof gouden helm Drents Museum in Assen
 
Franceinfo culture:

"Des alertes sur le manque de personnel de sécurité. Dans un communiqué, l'adjoint au logement de la mairie de Paris, Ian Brossat (PCF), a rappelé dimanche que des salariés du Louvre avaient fait grève le 16 juin, notamment pour dénoncer "le manque de personnel pour assurer la sécurité" du prestigieux musée. "Pourquoi leurs alertes n’ont pas été entendues par la ministre ?", questionne l'élu communiste."

Warnungen vor Personalmangel im Sicherheitsbereich.
In einer Erklärung erinnerte der stellvertretende Wohnungsbaubeauftragte der Stadt Paris, Ian Brossat (PCF), am Sonntag daran, dass die Mitarbeiter des Louvre am 16. Juni gestreikt hatten, um insbesondere auf den „Personalmangel im Sicherheitsbereich” des renommierten Museums aufmerksam zu machen. „Warum hat die Ministerin ihre Warnungen nicht gehört?”, fragt der kommunistische Politiker.
 
Der Fall ähnelt dem Einbruch in das Naturhistorische Museum in Paris vom 15.09.2025:

"In der Nacht vom 15. auf den 16. September wurden im Nationalmuseum für Naturgeschichte in Paris Goldnuggets im Wert von 600.000 Euro gestohlen. Die Einbrecher sollen die gepanzerte Scheibe mit einem Schweißbrenner zerschlagen haben. „Das ist ein unschätzbarer Verlust“, beklagte das Museum am Morgen des 17. September.

Es handelt sich um fünf große Goldnuggets mit einem Gesamtgewicht von mehr als sechs Kilogramm, die aus dem Naturkundemuseum (Paris) gestohlen wurden. In der Nacht vom Montag, dem 15. auf Dienstag, dem 16. September, überwand ein Einbrecher das Tor zum Jardin des Plantes, drang durch eine kleine Tür in das Museum ein und gelangte in die Galerie."
 
Der Deutschlandfunk hat die Schmuckstücke aufgezählt:

"Laut offiziellen Angaben wurden acht Objekte entwendet: ein Saphir-Diadem, eine Halskette und ein einzelner Ohrring aus einem passenden Set, das mit den französischen Königinnen Marie-Amélie und Hortense aus dem 19. Jahrhundert in Verbindung steht; eine Smaragd-Halskette und Ohrringe aus dem passenden Set von Kaiserin Marie-Louise, der zweiten Frau von Napoleon Bonaparte; eine Reliquienbrosche; das Diadem von Kaiserin Eugénie und ihre große Brosche in Form einer Korsagen-Schleife – ein wertvolles kaiserliches Ensemble aus dem 19. Jahrhundert."
 
Geraubt wurden Schmuckstücke aus dem 19. Jahrhundert. Etwas Napoleon I., etwas Bürgerkönig und viel Napoleon III.
Interessant fand ich, dass Gloria von Thurn und Taxis bei ihrer Hochzeit 1980 eines der geraubten Schmuckstücke trug. Wie kam es dazu? Das war eine Folge des Deutsch-Französischen Krieges 1870/1871. Die hohen deutschen Reparationsforderungen führten zu hohen französischen Staatsschulden. Dies veranlasste den französischen Staat, den Schmuck der vormaligen Kaiserin Eugenie zu verkaufen. 1887 ersteigerte ein M. Julius Jacobi ein Diadem der ehemaligen Kaiserin. 3 Jahre später wurde das Diadem erneut versteigert, diesmal kaufte es das Fürstenhaus von Thurn und Taxis.

Um die hohe Erbschaftssteuer nach dem Tod von Fürst Johannes von Thurn und Taxis zu bezahlen, wurde unter anderem nach 1990 auch das Diadem von den Erben abgegeben. Es soll für 1 Million DM an den französischen Staat verkauft worden sein. Wobei in dem Diadem wohl auch Perlen aus dem Besitz von Marie Antoniette verarbeitet sind.

Diebstahl im Louvre: Auch Braut-Diadem von Gloria von Thurn und Taxis ist gestohlen

Louvre: Diebe stehlen Diadem von Fürstin Gloria von Thurn und Taxis

Ja, es ist ein herber Verlust. Im Vergleich zur Beraubung des Grünen Gewölbes in Dresden ist das eher junger Schmuck. Und mir erscheinen die Dresdner Schmuckstücke historisch auch bedeutender.
 
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