Hallo Leibhusar,
deine Darstellung trifft in vielen Punkten zu, wenn gleich ich auch sagen muss, dass die Punkte hier alle schon mal irgendwo angesprochen wurden.
Leibhusar schrieb:
....Kleinkriegen unterhalb der Grasnarbe bewegen. Hier tut es .... interdisziplinär vorzugehen und z.B. gar nicht so lang zurückliegende Schlachten als Hilfestellung heranzuziehen um ein bisschen über den Tellerrand zu schauen.....
nunja, manchmal wirds ein wenig ruppig, das liegt i.a. an der "pathologischen" Natur einer rein schriftlichen Unterhaltung, es fehlen die so wichtigen Elemente wie Mimik, Gestik, Tonfall und Betonung die eine normale Unterhaltung erst ausmachen. Daher entgleitet manchmal eine Diskussion, was sich in diesem Forum gottseidank aber im Vergleich zum allgemeinen Usenet noch sehr in Grenzen hält.
Zur interdiziplinären Vorgehensweise kann ich dir nur zustimmen.
Leibhusar schrieb:
...Varus verbrannte seinen Troß. Daraus wurde hergeleitet, dass es deshalb nicht sein kann, dass an dem Grassodenwall ein verschüttetest Maultier gefunden wurde, bzw. dass in Kalkriese Wagenspuren gefunden wurden. Folglich kann Varus in Kalkriese nicht untergegangen sein.... Jeder Wagen wurde verbrannt? Jedes Maultier gebraten?
....Ich vermute somit, dass nicht der ganze Troß verbrannt wurde, vielmehr trennte man sich von allem überflüssigen. ....
Auch da ist dir zuzustimmen, und zwar in zweierlei Hinsicht: Erstens hast du ganz trivialerweise recht was jedem einleuchtet.Zweitens ist es so, dass man zur Unterstützung und Festigung einer bestimmten These immer eine ganze Reihe (i.d.R. unabhängiger) Indizien anführen muss. Die individuellen Interpretationen von Einzelindizien bzw.Einzelfunde beweisen im allgemeinen sogut wie garnichts: Maultier hier, Maulesel dort, warum und wieso das Vieh gerade dort verreckte und verstürzt wurde ist im Schlachtgetümmel von ein paar tausend Soldaten nicht mehr sicher zu klären.
Leibhusar schrieb:
...Weite, zu Hedemünden:
Muß es wirklich ein 3 Legionen-Lager gegeben haben??????
Warum? Varus befand sich zwar im wilden Germanien, aber trotzdem herrschte einigermaßen Frieden oder? ....
In Hedemünden wurden wohl bis zu 4 Lagerkomplexe entdeckt, die aber allesamt selbst für nur eine Legion zu klein waren. Hedemünden war vermutlich ein Marschlagerkomplex für verschiedene Feldzüge seit Drusus die auf der Südroute via Wetterau oder Lahn auf das Elbeknie zielten. Es ist sicherlich nicht das gesuchte 3-Legionen-Lager des Varussommerzuges. Eine weitere Diskussion dazu findest du hier unter dem Thread "Varuslager".
Leibhusar schrieb:
... Diese Sicherungsketten waren so dicht, dass es sicher mal einzelnen Personen gelang durchzuschlüpfen, aber zur Verhinderung eines Angriffes reichten diese Sicherungsmaßnahmen absolut aus! Ist somit ein 3 Legionen Lager wirklich von Nöten? ....
Naja, die Sicherungsketten der Römer waren wohl nicht so dicht, jedenfalls kam es ja immer mal wieder zu einer bösen Schlappe, so schon die Vernichtung der Lollius Legion. Eine Aufteilung der Legionen ist zwar möglich, aber meiner Meinung nach spricht nicht viel dafür. Die kritisch zu beurteilenden Quellen berichten nichts was dies wirklich hergibt (ausser der vorgeblichen Verfügungstellung von ein paar Hilfen für germanische Verbündete) und auch nicht die Archäologie: Die Wahrscheinlichkeit das drei Einlegionlager spurlos verschwinden ist auch rund dreimal geringer als das ein Dreilegionenlager verschwindet. Und last but not least: Varus machte keinen Kampfzug sondern einen Repräsentations-, Gerichts-und Steuereintreibungszug und den vermutlich auch nicht zum erstenmal.
Leibhusar schrieb:
... Anmerkung ist die zu dem Autor Wilm Brepohl.
Man kann sicher zu den gesamten Ausführungen kritisch stehen. Aber die religiöse These finde ich nicht abwegig. Hat z.B. schon mal einer seine Aussage überprüft,......seht ihr generell die Externsteine nicht nur in diesem in diesem Zusammenhang??????????....
Brempohls Thesen sind sicherlich nicht völlig abwegig, aber es gilt wie bei jeder These, ohne nachvollziehbare Quelleninterpretation und/oder archäologische Belege sind sie nicht leicht glaubhaft zu machen. Letzlich gilt die These, der unter allgemein anerkannten Fachleuten am ehesten gefolgt wird, als die "richtige". Zum Zusammenhang der Externsteine könnte ich als Literatur noch das Buch von Hammerbacher, Irminsuhl, 2000, empfehlen.
Leibhusar schrieb:
... Suchen muß man woanders, nämlich bei denen die seit Jhd. im Boden buddeln und die Erde umpflügen-den Bauern. Kalkriese war seit 100 Jahren bekannt. Also: Wo sind massiert Funde aufgetauch, was ist mit den bekannten Funden Gnittaheide, etc. Ich glaube das man so eher zum Ziel kommt als anders......
Genau, das hat Mommsen eben systematisch gemacht und da zeigte sich schon damals klar der statistische Varushorizont in Kalkriese. Und eben bis heute nicht woanders, wo er dann aber sein müsste, wenn Varus-Kalkrieseverneiner recht hätten.
Beste Grüsse, Trajan.