Nachrichtendienst im römischen Reich???

Dies ist die Quelle, die ich verwendet habe.

http://de.wikipedia.org/wiki/Flugpost

Diese hatte ich ja auch schon in meinem Beitrag genannt gehabt.

Nur ist das bei Wikipedia eine unbelegte Behauptung. Ich bat um eine historische Quelle, wie z.B. De bello Gallico oder die Historia Naturalis, siehe Aquilifer.

Dass nach Plinuus in der Schlacht von Mutina Brieftauben verwendet wurden, zeigt immerhin, dass diese Art der Nachrichtenübermittlung damals bekannt war.
 
Zuletzt bearbeitet:
Weeber gibt als Quellen für die Brieftaube an: Plin. NH X 110; Front. Strat. III 13, 8; Mart. VIII 32
Viel Spaß beim Nachlesen.
 
Um diesen Thema mal wieder Leben einzuverleihen.
Die Absetzung des hier schon benannten Thraex wurde von frumentarii im Reich verkündet und verteilt, das ganze dauerte dann nur wenige Tage und Wochen.
Die frumentarii scheinen jedoch erst unter Trajan aufgekommen zu sein, vorher gab es andere Methoden.
So wurde Trajan selbst von seinem zukünftigen Adoptivsohn Hadrian (zu dem Zeitpunkt Militärtribun) über den Tod des Kaisers und Steifvaters Nerva informiert, als letzter in der Staffelkette.

Ein Nachrichtendienst der anderen Art waren wohl die agentes in rebus, eine Art Geheimdienst, die nach der erzwungenen Auflösung der frumentarii zu Zeiten Diokletians deren Nachfolge antraten.
 
Meines Wisssens nach wurden vor allem in Italien,dem Herz des Reiches,wichtige Botschaften mit Hilfe von Signaltürmen übermittelt.Doch es gab nur sehr wenige solcher Routen und die bekannteste ist die Rom-Neapel-Misenum Route.Sie war von sehr großer bedeutung,da in Misenum ja die Mittelmeerflotte vor Anker lag.
 
Frühkaiserzeitlicher Auslands-Nachrichtendienst?

Wurde seitens der Römer, gerade auch in Friedenszeiten, eine organisierte nachrichtendienstliche "Auslands"-Aufklärung betrieben?

Speziell interessiert sich mich in diesem Zusammenhang die spät-claudische Kaiserzeit (Caligula/Claudius/Nero).

Bislang sind mir diese potentiell "Verdächtigen" über den Weg gelaufen: frumentarii, exploratores und speculatores.
Dazu konnte ich mich bislang so weit orientieren und mir dies zusammenreimen:

frumentarii
Ursprünglich Legionäre die gerade auf Feldzügen mit Aufgaben der Nahrungsbeschaffung betraut waren und durch die solchermaßen enstehende Nähe zu Einheimischen über so manches wie z.B. freundschaftliche oder feindliche Gesinnung gut informiert sein konnten, und denen somit wohl eher "zufällig" vermehrt nachrichtendienstliche Aufgaben zugefallen waren.
Im Zuge zunehmender Stationierung der Legionen in festen Standlagern während der frühen Kaiserzeit, erfuhren diese Einheiten eine allmähliche Wandlung zu einer Art Geheimpolizei, wobei sie ab Trajan/Hadrian vermehrt auch im Innern des Reiches eingesetzt worden sein sollen, was neben Spitzeldiensten wohl auch Mordaufträge umfassen konnte. Zudem sollen sie auch Zwangsarbeiter-Lager geleitet haben.
Das Hauptquartier, die castra perigrinorum lag in Rom, in den Provinzen sollen im Palast des jeweiligen Statthalters regionale Hauptquartiere gelegen haben.

exploratores
Ursprünglich wohl meist nur im Kriegsfall zusammengestellte Aufklärungstruppen, mitunter aus verschiedenen Einheiten bunt zusammengewürfelt, bis zu 200 Mann stark, und kommandotechnisch einer Kavallerie-ala gleich- bzw. unterstellt.
Später dann wohl meist aus der Leibgarde des Kaisers rekrutiert und ebenfalls zunehmend mit Innern eingesetzt, auch zur Beseitigung unliebsamer Personen.

speculatores
Die geheimsten der Geheimen, verrichteten ihren Dienst in Zivilkleidung, wurden aber wohl fast ausschließlich reichsintern eingesetzt.

Tendentiell also eine sich abzeichnende zunehmende Ausrichtung gerade der frumentarii und exploratores nach innen?
Gibt es Hinweise darüber, dass zugleich auch regelmäßig beispielsweise über Rhein und Donau ins Barbaricum "gespäht" wurde?

Bin dankbar für jede Korrektur und natürlich vor allem über weiterführendes Wissen.
Gruß Lukullus
 
Zuletzt bearbeitet:
Wurde seitens der Römer, gerade auch in Friedenszeiten, eine organisierte nachrichtendienstliche "Auslands"-Aufklärung betrieben?

Speziell interessiert sich mich in diesem Zusammenhang die spät-claudische Kaiserzeit (Caligula/Claudius/Nero).

Bislang sind mir diese potentiell "Verdächtigen" über den Weg gelaufen: frumentarii, exploratores und speculatores.
Dazu konnte ich mich bislang so weit orientieren und mir dies zusammenreimen:

frumentarii
Ursprünglich Legionäre die gerade auf Feldzügen mit Aufgaben der Nahrungsbeschaffung betraut waren und durch die solchermaßen enstehende Nähe zu Einheimischen über so manches wie z.B. freundschaftliche oder feindliche Gesinnung gut informiert sein konnten, und denen somit wohl eher "zufällig" vermehrt nachrichtendienstliche Aufgaben zugefallen waren.
Im Zuge zunehmender Stationierung der Legionen in festen Standlagern während der frühen Kaiserzeit, erfuhren diese Einheiten eine allmähliche Wandlung zu einer Art Geheimpolizei, wobei sie ab Trajan/Hadrian vermehrt auch im Innern des Reiches eingesetzt worden sein sollen, was neben Spitzeldiensten wohl auch Mordaufträge umfassen konnte. Zudem sollen sie auch Zwangsarbeiter-Lager geleitet haben.
Das Hauptquartier, die castra perigrinorum lag in Rom, in den Provinzen sollen im Palast des jeweiligen Statthalters regionale Hauptquartiere gelegen haben.

exploratores
Ursprünglich wohl meist nur im Kriegsfall zusammengestellte Aufklärungstruppen, mitunter aus verschiedenen Einheiten bunt zusammengewürfelt, bis zu 200 Mann stark, und kommandotechnisch einer Kavallerie-ala gleich- bzw. unterstellt.
Später dann wohl meist aus der Leibgarde des Kaisers rekrutiert und ebenfalls zunehmend mit Innern eingesetzt, auch zur Beseitigung unliebsamer Personen.

speculatores
Die geheimsten der Geheimen, verrichteten ihren Dienst in Zivilkleidung, wurden aber wohl fast ausschließlich reichsintern eingesetzt.

Tendentiell also eine sich abzeichnende zunehmende Ausrichtung gerade der frumentarii und exploratores nach innen?
Gibt es Hinweise darüber, dass zugleich auch regelmäßig beispielsweise über Rhein und Donau ins Barbaricum "gespäht" wurde?

Bin dankbar für jede Korrektur und natürlich vor allem über weiterführendes Wissen.
Gruß Lukullus

Kann sehr gut sein, dass du diese Publikationen
schon kennst, ich habe sie schon einige Male im Zusammenhang mit Kriminalitätsbekämpfung genannt. Im Forumarchiv müsstest du noch einen älteren Thread finden "Banditen, Piraten, Lokaldynasten- Roms Wilder Osten." mit einer Reihe von guten Beiträgen- das war aber vor deiner Anmeldung im Forum.

Thomas Grünwalds Räuber, Rebellen, Rivalen und Rächer- Studien zu Latrones im Römischen Reich ist sehr gut geschrieben mit ausführlichen Informationen zu antiker Kriminalitätsgeschichte- und zwar nicht nur über die östlichen Provinzen.

Frank Ausbüttel, Die Verwaltung des Römischen Kaiserreichs Von der Herrschaft des Augustus bis zum Niedergang des Weströmischen Reichs gibt in einem Kapitel Innere Sicherheit einige Informationen. Ob es über Spionage und antike Nachrichtendienste eine eigene Publikation gibt, ist mir nicht bekannt, Spione dürfte es aber geben, seit es Armeen gibt.

Vielleicht nicht ganz das, was du suchst, aber es gibt von einem britischen Autor eine recht beliebte Serie historischer Romane, in deren Mittelpunkt eine Art römischer Privatdetektiv namens Didius Falco steht, der zur Zeit der Flavier Fälle zu lösen hat, die ihn durch das Imperium Romanum führen.


größere Räuberbanden zu bekämpfen wie die Bande eines Art römischen Robin Hoods namens Bulla Felix, der zur Zeit des Septimius Severus in Italien sein Unwesen trieb, fiel jedenfalls in die Zuständigkeit des Prätorianerpräfekten Papinianus. Cassius Dio berichtet recht ausführlich über Bulla Felix. Sein Zeitgenosse Herodian weiß von einem gewissen Maternus zu berichten, einem Deserteur, der Obergermanien unsicher machte.

Banditen wie Maternus zu bekämpfen fiel in die Zuständigkeit der Provinzstatthalter. Frank Ausbüttel gibt dazu einige Informationen Ausbüttel, die Verwaltung des Römischen Reichs S. 30-35 ff.)

Besonders vielschichtig war die römische Verwaltung in Ägypten. Banden- und Kriminalitätsbekämpfung fiel meist in die Zuständigkeit des Militärs. In Provinzen, in denen keine Truppen stationiert waren und es kein eigenes Verfolgungspersonal für polizeiliche Aufgaben gab, mussten lokale Amtsträger oder Grundbesitzer (ehemalige) Banditen, Kopfgeldjäger und Bürgermilizen aufstellen, um Räuber zu jagen.

Politische Züge nahm das Bandenwesen in Judäa an. Flavius Josephus schrieb über einen Briganten namens Johannes von Gischala, der mit 400 Gleichgesinnten Galiläa unsicher machte. Josephus nennt Johannes einen Banditen, er muss aber mehr gewesen sein, als ein bloßer Straßenräuber, und wenn von Johannes von Gischala schriftliche zeugnisse existierten, hätte er vermutlich über einen üblen "Kolloborateur" namens Josephus Bar Mathias vulgo Josephus Flavius geschrieben (dazu Grünwald a. a O)

In Rom gab es mit den Vigiles und cohortes urbanae eine Art Feuerwehr und Polizeitruppe, die in sieben Kohorten a 500- 600 Mann stark organisiert waren. in den östlichen Provinzen gab es Archepoden, Irenarchen, Nykostrategen oden und Diogmitai, die Räuber bekampften, sie verhörten, sie gefangen nahmen, aber keine Urteile fällen durften. Aus Asia ist bekannt, dass die Städte dem Statthalter 10 potenzielle Irenarchen vorstellten, unter denen dieser einen auswählte. Neben diesen organisierten Formen der Kriminalitätsbekämpfung konnte im Notfall die Magistrate der Städte Bürger und Nichtbürger bewaffnen, um gegen Banditen vorzugehen. So lobte Commodus die bürger der lykischen Stadt Bubon, die isaurische Banditen bekämpft und unschädlich gemacht hatten. Im westlichen Teil des Imperiums war Kriminalitätsbekämpfung Aufgabe der Ädile, die Viatores, Stationarii und Nocturnes beauftragten, entlang der Straßen zu patrollieren.

Größere Banden wie die von Maternus, Johannes von Gischala, Bulla Felix und andere wurden meist von Militär bekämpft. Allerdings war der Erfolg begrenzt, da es dazu einer koordinierten Zusammenarbeit mit mehreren Städten und Provinzen bedurft hätte. Das Nildelta, die zerklüfteten Küsten Kilikiens oder Pisidien und Isaurien boten reichlich Raum, für Verstecke und Hinterhalte.
 
@Scorpio
Vielen Dank für die Hinweise und Literaturtips! Ich kenne da noch nicht wirklich viel, habe mich bislang lediglich via Wikipedia u.ä. etwas orientiert.
Werde mal schauen wie tief ich da noch einsteigen werde. Letztlich ist die Frage der Neugier eines 10-Jährigen entsprungen, der seit Wochen alles was mit dem römischen Reich in der frühen Kaiserzeit bis Nero zu tun hat regelrecht inhaliert, und mich mit haufenweise Fragen löchert - so auch, ob es eine Art Auslands-Geheimdienst gegeben hat. Sein Argument, spätestens die "Blödheit" von Varus hätte doch zwingend zu einer organisierten Spionage führen müssen.

Die diversen Beispiele zur Bekämpfung von Räuberbanden sind ein spannendes Thema - ich werde mir den Uralt-Thread auf jeden Fall mal zu Gemüte führen - allerdings scheint es mir dabei eher um nach innen gerichtete Aufklärung, Spionage und Verbrechensbekämpfung zu gehen.

Aktuell suche ich jedoch nach Informationen ob die Römer gerade auch im Friedensfall hinter den "feindlichen" Linien eine wie auch immer geartete und womöglich organisierte nachrichtendienstliche Aufklärung betrieben haben, um gegen allzu unliebsame Überraschungen besser gewappnet zu sein.

Dass da wahrscheinlich nicht so wahnsinnig viel zu finden sein dürfte, vermute ich mal - Geheimdienste sind eben geheim und hinterlassen eher weniger Spuren.
Deiner Aussage, "Spione dürfte es geben, seit es Armeen gibt" folge ich durchaus. Entlang dessen bin ich auch auf die frumentarii und exploratores gestoßen, denen solche Aufgaben vielleicht nicht nur im Kriegsfall zugefallen sein könnten. Ich habe die Hoffnung, dass die Forschung gerade zu militärischen Kontexten etwas hergeben könnte - ich selbst verfüge bezüglich von Sachverhalten rund um römerzeitliches Hauen und Stechen allenfalls über bessere Schulkenntnisse.
 
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Eine Spionage jenseits der Grenzen ist eher den Exploratores zuzutrauen. Obwohl sie auch einfach nur zur Vorfeldsicherung beim Marsch eingesetzt wurden. In der Spätantike waren sie sogar in eigenen Einheiten organisiert.

Die Frumentarii entwickelten sich schnell zum Geheimdienst der Kaiser im Inneren. Diocletian ersetzte sie durch die agentes in rebus. Auch die Speculatores in Rom sind eher in der Rolle Geheimdienst oder Kriminalpolizei einzuordenen. Auch sie hatten anfangs mal eine andere Rolle (Kuriere, iirc) . Polizeiliche Ermittlungen wurden aber auch von Prätorianern und den Cohortes Urbanae durchgeführt.

Die Speculatores der Gouverneuere wurden wohl ebenfalls eher als Ermittler in der Provinz eingesetzt. Dazu kämen noch die statores. Wohl eine Militärpolizei. Nicht zu verwechseln mit stratores.

Es mag sein, daß auch die Mitglieder von Botschaften und Gesandschaften (Legati) an ausländischen Höfen Spione waren. Daran hat sich in 2000 Jahren wenig geändert.
 
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Für den Kurierdienst gibt es eine überlieferte Leistung.
Der Tod von Kaiser Maximinus Thrax wurde im Jahre 238 von Aquileia nach Rom übermittelt.
Die Nachricht traf am 4. Tag ein, die Entfernung beträgt knapp 600 km, das macht über 150 km pro Tag.

Im Idealfall hätte diese Leistung sogar noch überboten werden können, Zitat aus einem älteren Beitrag von mir:

Nach Auskunft von Pferdeexperten wären mit einem jungen Pferd, das nachher ordentlich pausieren darf, die 20 km [von Station zu Station] in einer halben Stunde zu bewältigen. Selbst wenn wir großzügig inklusive Pferdewechsel und kurzer Verpflegung des Reiters mit 1 Stunde für 20 km rechnen, ergibt sich in 12 Stunden eine Entfernung von 240 km. Eine Nachricht aus Lyon hätte nach Köln also maximal drei Tage gebraucht. Nur so wird auch der Ritt des Tiberius zu seinem sterbenden Bruder Drusus verständlich.

Zum Vergleich siehe Pony-Express.
 
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