Nahrung im 2.Weltkrieg

Der Schakal

Mitglied
Tag,

könnt ihr mir einige Bücher zum Thema Nahrung, Nahrungsmittversorgung und Essen im 2.Weltkrieg nennen. Zudem würde es mich freuen wenn ihr mit mitteilen könnt ob man in Büchern Quellen findet um z.b. eine Quelleninterpretation zu machen (Quellen die aufgearbeitet wurden und in einem Band zu finden sind o.ä.).

Danke
 
Der Schakal schrieb:
Tag,

könnt ihr mir einige Bücher zum Thema Nahrung, Nahrungsmittversorgung und Essen im 2.Weltkrieg nennen. Zudem würde es mich freuen wenn ihr mit mitteilen könnt ob man in Büchern Quellen findet um z.b. eine Quelleninterpretation zu machen (Quellen die aufgearbeitet wurden und in einem Band zu finden sind o.ä.).

Danke

Klar gibt es Quelleneditionen. Ob es nun eine gibt über die Lebensmittelversorgung weiss ich nicht, oder suchst du ein anderes Thema?

Meist findet man solche Editionen in Bibliotheken oder Archiven.
 
Der Schakal schrieb:
Tag,

Suche Sowohl Quelleneditionen aus auch Sekundärliteratur ...

Schau mal hier:

Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellung. Bd. 9: Weimarer Republik und Drittes Reich 1918 - 1945. Hrsg. von Heinz Hürten. Stuttgart (Reclam) 1995

und vielleicht findest du hier was über die Lebensmittelversorgung:

Ortwin Buchbender/Reinhold Sterz (Hg.): Das andere Gesicht des Krieges. Deutsche Feldpostbriefe 1939-1945. München 1982

Kann ja sein, das in diesen Briefen sowas erwähnt wurde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tag,

Danke. Gibt es denn auch Sekundärliteratur zu diesem Themenbereich. Merkwürdigerweise habe ich nichts gefunden oder falsch gesucht.
 
Keine Literatur, dafür eine Quelle aus erster Hand, nämlich so direkt in meiner Familie geschehen...

Mein Opa stammt von einem recht wohlhabenden Bauernhof östlich von Stuttgart. Auf diesem Hof lebten neben der eigentlichen Familie (also meinem Uropa mit seinen Kindern, von denen mindestens drei Söhne waren) auch eine unverheiratete Schwester meines Uropas, die für ihre Sparsamkeit berühmt (oder berüchtigt?) war.
Mein Opa war dann im Krieg in Stalingrad, und da hat ihm seine Tante ein Päckchen mit Verpflegung geschickt, in dem unter anderem eine Wurst war. Bis das Päckchen allerdings ankam, war mein Opa gefallen und das Päckchen ging zurück. Jetzt war aber auch der zweitälteste Sohn als Soldat in Stalingrad. Also hat meine Urgroßtante das Päckchen umadressiert und wieder nach Russland geschickt. Bis es ankam, war Sohn Nummer zwei verschollen - und das Päckchen ging wieder zurück.
So hat diese Wurst zweimal die Reise von Stuttgart nach Stalingrad und zurück gemacht - und sie ist danach sicher nicht weggeworfen worden.

Zu dieser Urgroßtante gibt es noch eine zweite Geschichte. Mein Vater und seine Brüder haben ihre Ferien immer auf dem Hof ihres Großvaters verbracht. Da aber ihre Mutter (also meine Oma) nach dem Tod ihres Mannes bei ihrer eigenen Famile westlich von Stuttgart geblieben war, war das ein ganz nettes Stück zu fahren. Die drei Brüder haben diesen Weg immer mit dem Fahrrad zurückgelegt (das müßten so etwa 50km sein).
Ich weiß leider nicht wann, aber ich denke, das müßte schon mindestens 47 wenn nicht später gewesen sein, hat ihnen dann besagte Urgoßtante für den Heimweg eine Tafel Schokolade mitgegeben. Das war natürlich etwas ganz besonderes, und die drei Brüder haben sie sich bis zur letzten größeren Rast auf dem Heimweg aufgespart. Als sie sie dann aber voller Vorfreude aufgemacht haben, mußten sie feststellen, daß sie komplett weiß und bröckelig war - die Schokolade stammte noch aus der Vorkriegszeit, war also etwa 10 Jahre alt. Tja, diese Tante hat halt nichts weggeworfen.
 
Der Schakal schrieb:
Tag,

könnt ihr mir einige Bücher zum Thema Nahrung, Nahrungsmittversorgung und Essen im 2.Weltkrieg nennen. Zudem würde es mich freuen wenn ihr mit mitteilen könnt ob man in Büchern Quellen findet um z.b. eine Quelleninterpretation zu machen (Quellen die aufgearbeitet wurden und in einem Band zu finden sind o.ä.).

Danke

Wie wärs mit Götz Aly "Hitlers Volksstaat"
gibts bei der bundeszentrale für 3 oder 4 €
Recht ausführlich beschrieben woher die Nahrung kam.
Und wer ins Gras beißen musste, damit es genug für die Volksgenossen gab.

Grüße Repo
 
Repo schrieb:
Wie wärs mit Götz Aly "Hitlers Volksstaat"
gibts bei der bundeszentrale für 3 oder 4 €
Recht ausführlich beschrieben woher die Nahrung kam.
Und wer ins Gras beißen musste, damit es genug für die Volksgenossen gab.

Grüße Repo

Er geht dabei jedoch nicht explizit auf die Ernährung der "Volksgenossen" ein, sondern sein Hauptaugenmerk liegt ja doch eindeutig auf der Ausbeutung (vor allem in finanzieller Hinsicht) der besetzten Gebiete bzw. derjenigen die nicht zur "Volksgemeinschaft" gehörten.
Bzgl. der Nahrungsmittelversorgung kann man seine Aussage ganz knapp zusammenfassen: Die deutschen Landser kauften alles was nicht niet- und nagelfest war auf, da die Umrechnungskurse in den besetzten Gebieten sehr großzügig (für Deutsche) angesetzt wurden. Und dies beeinhaltete auch Unmengen von Lebensmitteln, die somit der einheimischen Bevölkerung fehlten. Für die Front requiriert wurde natürlich auch!

Mehr bietet er zu dem Thema nicht. Von einem Kauf würde ich daher eher abraten.
 
Fragender schrieb:
Er geht dabei jedoch nicht explizit auf die Ernährung der "Volksgenossen" ein, sondern sein Hauptaugenmerk liegt ja doch eindeutig auf der Ausbeutung (vor allem in finanzieller Hinsicht) der besetzten Gebiete bzw. derjenigen die nicht zur "Volksgemeinschaft" gehörten.
Bzgl. der Nahrungsmittelversorgung kann man seine Aussage ganz knapp zusammenfassen: Die deutschen Landser kauften alles was nicht niet- und nagelfest war auf, da die Umrechnungskurse in den besetzten Gebieten sehr großzügig (für Deutsche) angesetzt wurden. Und dies beeinhaltete auch Unmengen von Lebensmitteln, die somit der einheimischen Bevölkerung fehlten. Für die Front requiriert wurde natürlich auch!

Mehr bietet er zu dem Thema nicht. Von einem Kauf würde ich daher eher abraten.

Du hast es anscheinend nicht gelesen.
Ein Beispiel:
Die Verwaltung des Generalgovernement fragt in Berlin an, wie mit der vorgesehenen Menge an Nahrungsmitteln die Bevölkerung versorgt werden soll. Sie würde bei weitem nicht ausreichen.
Berlin antwortet lapidar: Über die Nahrungsmittelversorgung der 3/4 Million Juden im Generalgovernement brauche er sich bis dahin keine Gedanken mehr zu machen.
Klarer kann beabsichtigter (und dann auch durchgeführter) Völkermord einschl. den Gründen dazu nicht mehr angekündigt werden.

Um es klar zu sagen: Die Juden wurden ermordet, die russischen Kriegsgefangenen ließ man verhungern, damit Lieschen Müller und Otto Normalverbraucher genug zu fressen hatten.

Grüße Repo
 
Zuletzt bearbeitet:
Repo schrieb:
Du hast es anscheinend nicht gelesen.
Ein Beispiel:
Die Verwaltung des Generalgovernement fragt in Berlin an, wie mit der vorgesehenen Menge an Nahrungsmitteln die Bevölkerung versorgt werden soll. Sie würde bei weitem nicht ausreichen.
Berlin antwortet lapidar: Über die Nahrungsmittelversorgung der 3/4 Million Juden im Generalgovernement brauche er sich bis dahin keine Gedanken mehr zu machen.
Klarer kann beabsichtigter (und dann auch durchgeführter) Völkermord einschl. den Gründen dazu nicht mehr angekündigt werden.

Grüße Repo

Es wäre schön wenn du bei solchen Zitaten die Seitenzahl angeben könntest.
 
Repo schrieb:
Um es klar zu sagen: Die Juden wurden ermordet, die russischen Kriegsgefangenen ließ man verhungern, damit Lieschen Müller und Otto Normalverbraucher genug zu fressen hatten.

Grüße Repo

Dann klammerst du die ganze Ideolgie die der Nationalssozialismus hatte total aus und das stimmt eben nicht. Der letzte Satz des Zitats von unten ist meiner Anischt nach richtig. Alles stand unter dem Primat der Ideologie des Nationalsozialismus.

Wolfram Meyer schrieb:
An dieser Stelle wirft sich bereits die Frage auf, ob die Judenverfolgung nun zuerst durch das Ziel wirtschaftlicher Ausbeutung motiviert war, oder ob die wirtschaftliche Ausbeutung eher eine gewünschte Folge der rationell organisierten Judenverfolgung der Nationalsozialisten war. Alys Darstellung legt ersteres nahe. Dem ist jedoch entgegen zu halten, dass die Vernichtung der Juden Europas erklärtes Ziel der NS-Politik war und die lokalen Akteure nicht die grundsätzlichen Entscheidungen fällten, sondern bestenfalls, ob die Juden früher oder später enteignet oder deportiert würden. Die Judenverfolgung entwickelte sich anhand langfristiger Zielsetzungen und mittelfristiger Entscheidungen, die von entsprechenden öffentlichen Kampagnen in den Medien begleitet wurden.

Obwohl Aly einen Beitrag zu der Frage “Wie konnte das geschehen?” liefern möchte, und er vollkommen zu Recht auf die Entwicklung ab 1914 verweist, allen Spekulationen eines Volkscharakters und langfristiger Entwicklungen eine Absage erteilt, bleibt er die Antwort auf die Frage schuldig: Warum verfolgten die Nationalsozialisten die Juden seit 1919 mit steigender Intensität bis 1945? Anzeichen und Belege für eine Antwort auf Basis einer ideologischen Motivation werden von Aly unterbewertet (S. 31f., 247, 256). Aly legt nahe, dass die Zustimmung zum Nationalsozialismus in weitem Umfang “erkauft” wurde, was jedoch nicht die Erfolge vor 1933 erklären kann. Zweifellos war diese materielle Seite wichtig, jedoch wurde in den Augen vieler Zeitgenossen das materielle Wohlergehen als Ausfluss einer neuen Politik erlebt und bestätigte eher die politischen Einstellungen. Ideologische Zielsetzung und materielle Veränderungen standen in einem Wechselverhältnis gegenseitiger Bestätigung unter dem Primat der Ideologie.

Die ganze Kritik kann man hier nachlesen: http://hsozkult.geschichte.hu-berli...echer&sort=datum&order=down&search=g%F6tz+aly
 
Repo schrieb:
Du hast es anscheinend nicht gelesen.

Doch. Bei mir sind aber anscheinend vor allem die 95% des Buches, die sich mit der Ausbeutung Europas (die Aly als wesentliche Ursache für die Unterstützung des NS-Systems durch die Bevölkerung ansieht) beschäftigen, hängengeblieben. Dass er auf die Frage der Nahrungsversorgung eingeht habe ich nicht bestritten. Es ist jedoch marginal. Seine Kerthesen sind ja schließlich folgende (der von Ursi zitierten Rezension entnommen):

1. Der Holocaust war "der konsequenteste Massenraubmord der modernen Geschichte" (S. 318), der dazu diente, den NS-Staat, seine Volksgenossen und ausländische Kollaborateure zu bereichern.
2. Die Ausbeutungspolitik gegenüber dem Ausland führte dazu, dass es weit mehr zur Finanzierung des Krieges beitrug als das Deutsche Reich selbst.
3. Innerhalb des Deutschen Reichs bewirkte eine gezielte Umverteilungspolitik eine Entlastung der unteren Schichten zu Lasten der Wohlhabenden, wodurch sich das Regime die Zustimmung der Mehrheit des deutschen Volkes erkaufte.
4. Die aggressive Dynamik des Nationalsozialismus entstand aus einem sozialpolitischen Versprechen ("Volksstaat", "nationaler Sozialismus"), das allenfalls bei einem Endsieg (auf dem europäischen Kontinent) finanziell einlösbar gewesen wäre.

Dementsprechend geht der Großteil des Buches am Thema des Schakals vorbei, sodass ich ihm/ihr vom Kauf abgeraten habe. "Schlecht" ist das Buch gewiß nicht!

Und, dass man sowjetische Kriegsgefangene, Juden, Polen, Siniti, Roma usw. verhungern ließ ist wohl offensichtlich nicht nur darin begründet, dass man die Nahrungsmittel für "Volksgenossen" benötigte, sondern zweifelsohne Resultat des eliminatorischen Rassismus/Antisemitismus der Nazis (den Aly des öfteren ausblendet, wofür er dann auch kristiert wurde)!
 
Tag,

Gibt es Internetseiten wo man Artikel oder Aufsätze zu diesem Thema finden könnte. Von Geschichtszeitschriften o.ä..
 
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