Lili
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Ich habe vor kurzem ein Buch gelesen (D. Herlihy - Der Schwarze Tod und die Verwandlung Europas) und bin über dessen Erkenntnisse etwas baff.... Für diejenigen von euch, die es nicht kennen, hier noch mal die Aussage, die mich am meisten verwundert hat:
Bei der Pest i.A. handelt es sich um eine Bakterieninfektion, die v.a. unter Nagetieren verbreitet ist. Übertragen wird dieses Bakterium durch den sog. Rattenfloh.
Man kann zwischen drei Krankheitsformen unterscheiden:
Beulenpest als häufigste Form; Hier schwellen die Lymphknoten bisz zu Hühnereigröße an. Diese "Pestbeulen" bluten innerlich. Zudem kommt es zu Sympthomen wie bei einer starken Erkältung (Fieber, Schüttelfrost...). 30 bis 40 Prozent der Fälle enden ohne Behandlung tödlich.
Lungenpest als besondere Form der Lungenentzündung; sie entsteht, wenn die Pestbakterien in die Lunge gelangen (-> Tröpfcheninfektion). Sympthome sind hier wieder Fieber, Schüttelfrost aber auch Husten mit blutiger Auswurf. Die Lungenpest endet fast immer tödlich. Weil die Todesursache hier das Versagen der Atmung ist, verfärbt sich die Haut dunkel. Deshalb hat die Pest auch den Namen Schwarzer Tod.
Hautpest mit blutig-eitrigen Hautinfektionen. Ohne behandlung ist die Hautpest ebenfalls in den meisten Fällen tödlich.
Da álle drei Erkrankungsformen durch den gleichen Erreger ausgelöst werden, treten natürlich auch Mischformen auf.
Soviel jetzt mal zum medizinischen Background.
Herlihy hat Zweifel daran, dass es allein die Pest als Seuche war, die Europa heimgesucht hat:
Fact ist, dass die Pest durch Rattenflöhe übertragen wird. Die Rattenflöhe springen aber erst auf den Menschen über, wenn keine Ratten mehr da sind, sprich, bereits alle Ratten an der Pest gestorben sind. Allerdings ist in keiner Chronik ein großes Rattensterben verzeichnet worden, was verwunderlich ist, da ein solches zum einen aufgrund der hygienischen Verhältnisse in mittelalterlichen Städten auf jeden Fall offensiochtlich gewesen wäre und es andererseits in einer vom Aberglauben geprägten Zeit als Omen aufgefasst worden wäre. Eine große Epedemie lässt sich aufgrund dieses Sachverhalts schon mal bezweifeln. VEREINZELTE Infektionen sind natürlich möglich.
Die o.g. Lungenpest, die nicht nur durch Flohbiss, sondern auch durch eine Tröpfcheninfektion übertragen werden kann, müsste eben wegen der Tröpfcheninfektion gerade im Winter verstärkt aufgetreten sein, da sich dann die Menschen vermehrt in Häusern aufhalten und die gleiche verbrauchte Luft einatmen. ABER die Ausbreitung der Pest kam im Winter immer zum Erliegen.
Herlihy ist allerdings nicht der Einzige der an der Pest als einzige Ursache für das mittelalterliche Massensterben zweifelt: es gibt zudem eine Studie aus Oxford, bei der Zähne aus unterschiedlichen Pestgräbern in ganz Europa untersucht wurden. Mit DNA-Tests hätte man bei Pestopfern auf Reste der DNA des Pesterregers finden müssen, was bei KEINEM der untersuchten Zähne der Fall war.
Allerdings gibt weder Herlihy noch die Studie eine befriedigende Antwort darauf, was denn nun dann - wenn schon nicht die Pest - Ursache für das Massensterben war. Es wird lediglich vom Auftreten mehrer tödlicher Erkrankungen gleichzeitig gesprochen, die die Chronisten, Ärzte und Wissenschaftler des Mittelalters nur nicht unterscheiden konnten und sie deshalb pauschal als "Pestilencia" bezeichnet haben (die Sympthome der Pest sind ja auch sehr "global", s.o.).
Aber wie wahrscheinlich ist denn sowas? Noch dazu über Jahre hinweg und in ganz Europa?
Bei der Pest i.A. handelt es sich um eine Bakterieninfektion, die v.a. unter Nagetieren verbreitet ist. Übertragen wird dieses Bakterium durch den sog. Rattenfloh.
Man kann zwischen drei Krankheitsformen unterscheiden:
Beulenpest als häufigste Form; Hier schwellen die Lymphknoten bisz zu Hühnereigröße an. Diese "Pestbeulen" bluten innerlich. Zudem kommt es zu Sympthomen wie bei einer starken Erkältung (Fieber, Schüttelfrost...). 30 bis 40 Prozent der Fälle enden ohne Behandlung tödlich.
Lungenpest als besondere Form der Lungenentzündung; sie entsteht, wenn die Pestbakterien in die Lunge gelangen (-> Tröpfcheninfektion). Sympthome sind hier wieder Fieber, Schüttelfrost aber auch Husten mit blutiger Auswurf. Die Lungenpest endet fast immer tödlich. Weil die Todesursache hier das Versagen der Atmung ist, verfärbt sich die Haut dunkel. Deshalb hat die Pest auch den Namen Schwarzer Tod.
Hautpest mit blutig-eitrigen Hautinfektionen. Ohne behandlung ist die Hautpest ebenfalls in den meisten Fällen tödlich.
Da álle drei Erkrankungsformen durch den gleichen Erreger ausgelöst werden, treten natürlich auch Mischformen auf.
Soviel jetzt mal zum medizinischen Background.
Herlihy hat Zweifel daran, dass es allein die Pest als Seuche war, die Europa heimgesucht hat:
Fact ist, dass die Pest durch Rattenflöhe übertragen wird. Die Rattenflöhe springen aber erst auf den Menschen über, wenn keine Ratten mehr da sind, sprich, bereits alle Ratten an der Pest gestorben sind. Allerdings ist in keiner Chronik ein großes Rattensterben verzeichnet worden, was verwunderlich ist, da ein solches zum einen aufgrund der hygienischen Verhältnisse in mittelalterlichen Städten auf jeden Fall offensiochtlich gewesen wäre und es andererseits in einer vom Aberglauben geprägten Zeit als Omen aufgefasst worden wäre. Eine große Epedemie lässt sich aufgrund dieses Sachverhalts schon mal bezweifeln. VEREINZELTE Infektionen sind natürlich möglich.
Die o.g. Lungenpest, die nicht nur durch Flohbiss, sondern auch durch eine Tröpfcheninfektion übertragen werden kann, müsste eben wegen der Tröpfcheninfektion gerade im Winter verstärkt aufgetreten sein, da sich dann die Menschen vermehrt in Häusern aufhalten und die gleiche verbrauchte Luft einatmen. ABER die Ausbreitung der Pest kam im Winter immer zum Erliegen.
Herlihy ist allerdings nicht der Einzige der an der Pest als einzige Ursache für das mittelalterliche Massensterben zweifelt: es gibt zudem eine Studie aus Oxford, bei der Zähne aus unterschiedlichen Pestgräbern in ganz Europa untersucht wurden. Mit DNA-Tests hätte man bei Pestopfern auf Reste der DNA des Pesterregers finden müssen, was bei KEINEM der untersuchten Zähne der Fall war.
Allerdings gibt weder Herlihy noch die Studie eine befriedigende Antwort darauf, was denn nun dann - wenn schon nicht die Pest - Ursache für das Massensterben war. Es wird lediglich vom Auftreten mehrer tödlicher Erkrankungen gleichzeitig gesprochen, die die Chronisten, Ärzte und Wissenschaftler des Mittelalters nur nicht unterscheiden konnten und sie deshalb pauschal als "Pestilencia" bezeichnet haben (die Sympthome der Pest sind ja auch sehr "global", s.o.).
Aber wie wahrscheinlich ist denn sowas? Noch dazu über Jahre hinweg und in ganz Europa?