@ hyokkose
Das Thema interessiert mich immer mehr :fs: ... bin aber jetzt durch unsere Ausschweifungen etwas vom Thema weg.
Du hast geschrieben dass die Ähnlichkeit zwischen Spanisch und Rumänisch der Diphthong ist., der sich in beiden Sprachen aus dem lateinischen "o" in z.B. in "fortis" entwickelt hat
Wie erklärst du dir jetzt die Entwicklung bwz. Veränderung zweier "verwandter" Sprachen wie in deinem Beispiel. Hast du das schon mal geschrieben? Hab ichs überlesen?
Das es kein Zufall sein kann, glaub ich haben wir ja gemeinsam festgestellt oder?
Dann hast du als eine Möglichkeit eine "eigene" Definition von Konvergenz gebracht:
Ähnliche Voraussetzungen können zu ähnlichen Entwicklungen führen.
=> also ähnliche Vorrausetzungen von Spanisch und Rumänisch = mehr oder weniger ähnliches Vulgärlatein --> ähnliche Entwicklung = Diphtong-Bildung
Meine Frage ist - auf welchen Gesetzmäßigkeiten beruht diese Entwicklung?
Grundlage aller romanischen Sprachen ist ja das Vulgärlatein, das gesprochene Latein, das sich u.a. anhand von Inschriften oder Glossen rekonstruieren lässt.
Ein "springender" Punkt in meiner Arugmentation könnte sein, dass man eigentlich zwischen Romanisierung und Latinisierung unterscheiden muss.
- Romanisierung: Transfer von Sprache und Kultur
- Latinisierung: Transfer von Sprache.
Romanisierung hat also tiefgreifender in die Volkscharaktere eingegriffen und Folgen waren Urbanisierung, Glaubenswechsel, Kulturwechsel, Vermischung der Besetzten mit den Besatzern. Dies kann nur in Gebieten statt gefunden haben, an denen sich schon starke römische Siedlungen oder Städte befanden. Außerdem muss eine breite römische Bevölkerungsschicht (Bauern) ansäßig gewesen sein.
Latinisierung fand nur oberflächlich statt. Die Volkscharaktere blieben unverändert. Sie nahmen zwar die Sprache ihrer Besatzer an aber nicht deren Lebensweise, Glaube, Kultur und vermischten sich auch nicht so stark mit Ihnen wie in vollständig romanisierten Gebieten. Es heißt also dass eine breite römische Bevölkerungsschicht fehlte und außer römischen Kastellen,Militärposten und Verwaltern, keine römischen Siedlungen und Städte entstanden. Die fehlende Romanisierung wird es den Besetzten leichter gemacht haben ihre sprachlichen Eigenheiten zu bewahren.
Man unterscheidet ja zwischen:
- Galoromania
- Iberoromania
- Italoromania
- Rätoromania
- Dokoromania.
Eine weitere These würde allerdings gegen die besagten Ähnlichkeiten zwischen Spanisch und Rumänisch sprechen.
Sie besagt dass auch der Zeitpunkt der Romanisierung/Latinisierung entscheidend für die Entwicklung der jeweiligen romanischen Sprachen war.
1)
Ausgangssprache:
Es existierte kein einheitliches Vulgärlatein, sondern es wurden je nach Region unterschiedliche Formen des Vulgärlateins gesprochen, zu einem großen Teil allein schon durch den Einfluss der in den eroberten Gebieten lebenden unterschiedlichen Volksstämme =>Substrat/Superstrat
2)
Zeitlicher Aspekt:
Die Romanisierung/Latinisierung fand in der Zeit von 200 v. Chr. bis ca. 300 n. Chr. statt. In den Anfängen wurde Spanien romanisiert, so dass Spanisch auf einer älteren Form des Vulgärlateins beruht als beispielsweise Rumänisch da das Gebiet der Daker erst sehr spät unter den Einfluss der Römer geriet.
3)
Soziales Umfeld:
Es spielte für die Entwicklung der einzelnen romanischen Sprachen auch eine erhebliche Rolle, wie das soziale Umfeld sich gestaltete. Gebiete, in denen sich römische Städte bildeten, die also romanisiert wurden, nahmen eine andere Sprachentwicklung als Gebiete, die durch stationierte römische Soldaten in Außenposten eher latinisiert als romanisiert wurden.
Diese Thesen wurden von der Uni Kassel aufgestellt:
Protokoll zum "Orientierungskurs Linguistik" am 1.11.2002