Absolut! Dankbarkeit (insbesondere an die Erde) kann eigentlich erst richtig bei den Sesshaften, bzw. bei den saisonal Sesshaften vermutet werden. Die Menschheit hat ihre weitaus längste Zeit mit dürftig behauenen Steinchen in der Hand verbracht. Vergleicht man sie mit Ästen hantierenden Schimpansen, wird klar, dass man da nicht allzu tiefe philosophische Betrachtungsweisen erwarten kann. Donnert es, und wird so ein Wesen vom Blitz erschlagen, dann wird erstmal geopfert, damit der Donnergeist da oben das nicht nochmals tut. Da gibt es zunächst noch lange keine religiöse Dankbarkeit.
Damit stellt sich doch die Frage, was man mit Anfängen einer "Religiösität" überhaupt verbindet. Dankbarkeit und Angst sind genannt worden.
Beides würde ich als Emotionen nicht notwendig oder sogar hinreichend mit "Religiösität" verbinden. Vielleicht kann man das am Beispiel der Schimpansen verdeutlichen, daher:
Warum sollen Jäger nicht dankbar sein? Und die Menschen vor den Ackerbauern einfach mit Schimpansen zu vergleichen wird auch nicht funktionieren.
Primatologen und Anthropologen schreiben ihnen Basis-Rituale zu, manche ähnliche soziale Verhaltensweisen, Leben in "Netzwerken", Hierarchien, sie adaptieren einige Verhaltensweisen offenbar im Verständnis von Plazierungen in der Gruppe. Dazu wurde ein Basis-Verständnis angenommen, andere Verhaltensweisen anderer Mitglieder zu verstehen, eigene zu ändern, Einhaltung durchzusetzen oder Durchbrechungen zu dulden. Ein weitere Aspekjt sind Emotionen, und das Agieren in Folge von Emotionen.
Die Frage ist, wann sich Emotionen und Verhaltensweisen ritualisieren, und nicht nur
kurzfristig in
einer Gruppe darstellen, sich sozusagen von fundamentalen, kurzfristigen Bedürfnissen an die Umwelt (Sicherheit etc) hier und jetzt "lösen" und "transzendent" werden. Transzendent könnte man so verstehen, dass sie aus der Fähigkeit zur Abbildung und Generalisierung von dem wächst, was außerhalb der eigenen Erfahrungen steht (oder auch Erfahrungen anderer
übernimmt). Die Anthropologen verknüpfen so verstandene Transzendenz mit der Fähigkeit zur "Transformation": Umwelt nach Bedürfnissen zu ändern, mentale Voraussetzungen zur Vergegenständlichung (etwa Abbildungen), aber auch langfristig physisch durch eine material culture, Verbindungen von Ritualisierung und Symbolsystemen.
Sicher kann man das das fließende Entwicklung in den Phasen kognitiver Entwicklung von Menschen begreifen. Und Emotionen wie Dankbarkeit und Angst leisten da Beiträge. Andere Faktoren sind angesprochen, wie Seßhaftigkeit (die diese Basis wieder transformieren, etwa Symbolsysteme auf Fruchtbarkeit beziehen oder in Baulichkeiten ausdrücken, auf Sprache, Bild oder Laute transformieren).
Man kann hier einen Prozess sehen, der aber wohl nur unbefriedigend von der Basis abgetrennt werden kann. Vielleicht sind das Entwicklungen, die einfach von der Gruppengrößen ausgelöst werden, bei denen die steigende "Unterschiedlichkeit" in größeren Gruppen, konzentriert auf kleinere Räume, einen anderen Bezug oder eine andere Wahrnehmung von Raum/Plätzen/zeitlichen Abfolgen auslösen, und gruppenbezogene "Transzendenz" und "Transformation" stimuliert oder verstärkt haben.
Als Tipp: Wightman, The Origins of Religion in the Paleolithic.