Schon im Zuge der Verhandlungen zu Locarno wurde deurlich, das Stresmann zwischen den Grenzen im Westen und Osten ganz klar unterschied. Im Westen erklärte er sich mit dem Status Quo einverstanden, während er Osten nicht zu einer verbindlichen Vereinbarung a la Locarno bereit war.
Im Osten wollte Stresemann mit seiner Außenpolitik, auf friedlichen Wege, eine Revision der Grenze zu Polen erreichen. Als beispielsweise in Berlin bekannt wurd, das Frankreich auch Polen einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat des Völkerbundes, mit Billigung Großbritanniens, läuteten bei Stresemann ganz heftig die Alarmglocken. Für ihn war ein solcher Sitz für Polen unzumutbar und er mutmaßte Polen solle "künstlich zu einer Großmacht aufgeblasen werden. Diese Aufwertung würde Polen in seinen gefährlichen Ambitionen und militaristischen Tendenzen bestärken." (1)
Der wahre Grund aber war, das auf deutscher Seite befürchtet wurde, das ein ständiger Sitz Polen als großes Hindernis für die deutschen Wünsche nach Korrektur der Grenzen betrachtet wurde.(2)
Nach Locarno und dem Beitritt zum Völkerbund musste die Beziehung zur Sowjetunion auf einer neuen Grundlage gestellt werden, was mit dem Berliner Vertrag, ebenfalls 1926, auch geschah. Es war ein Freundschaftsvertrag und Ausdruck des Willens Deutschlands auch weitherhin mit der UDSSR zusammenzuarbeiten. Deutschland verpflichtete sich gegenüber der Sowjetunion, falls diese in eine kriegrische Auseinandersetzung verwicklet werden sollte, zur Neutralität. Begeistert war man weder in Frankreich noch in Großbritannien.
Ein anderes Beispiel. Als irgendwann 1925 das polnische Recht auf zollfreien Export, von Kohle aus Oberschlesien, nach Deutschland auslief, sah man eine Gelgenheit, mit Hilfe wirtschaftlichen Drucks auf Polen, eine Korrektur der Grenze zu erreichen, denn das es der polnischen Wirtschaft nicht glänzend ging, hat man in Berlin aufmerksam registriert. Es begann ein regelrechter Handelskrieg.(3)
(1) ADAP, Serie B, Bd.1.1, Dokument 83, Stresemann an die deutsche Gesandtschaft in Stockholm am 06.02.1926
(2) ADAP, Serie B, Bd.1.1, Dokument 90, Denkschrift Dirkens (höherer Beamter in der Ostabteilung des AA) vom 09.02.1926
(3)ADAP, Serie B, Bd.2.1, Dokument 2 hier zitiert nach Krüger, Die Außenpolitik von Weimar, S.290