Pankration

Robe

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Ich hab letztens von diesem Sport gehört. Kampfsport interessiert mich sehr. Hat jemand informationen dazu? Sowie Antike Namen über Sportstars!
 
Pankratiasten[…] müssen rückwärtige Fallwürfe ansetzen, die für den Ringer nicht gefahrlos sind […]. Sie müssen verschiedene Methoden des Strangulierens beherrschen. Sie greifen auch nach den Knöcheln des Gegners und drehen ihm de Arm um, außerdem schlagen sie ihn und springen auf seinen Körper. Alle diese Praktiken gehören zum Pankration, nur Beißen und Bohren sind ausgenommen.“
( Philostrat, um 200 n. Chr., Über die Gymnastik)

Pankration zählte wie Ringen und Boxen zu den schweren Sportarten. Im Grunde ging es darum den Gegner zum Aufgeben zu bringen, wobei so gut wie alles außer Bohren und Beißen erlaubt war. Trotzdem versuchten, wie man auf Vasenbildern erkennen kann die Pankratiasten beides. Bei Plutarch kann man z. B. lesen, dass ein gewisser Alkiabiades, bei dem verzweifelten Versuch nicht zu stürzen, in die Hand biss. Sein Gegner rief daraufhin: „du beißt wie eine Frau, Alkiabiades. Dieser entgegnete nur: „Nein, wie ein Löwe.“ Auch treten hielt man für verächtlich.
Begonnen wurde meist mit einem Sparring wobei man versuchte dem Gegner die Finger und Arne zu verdrehen. Es gab sogar Kämpfer die dafür bekannt waren, dass sie dem Konkurrent gleich zu Anfang des Kampfes die Finger brachen damit dieser zur Aufgabe gezwungen wurde. Nicht alle fanden jedoch Gefallen an dieser Technik – die im Übrigen akrocheirismos nannte – da der Niederwurf des Gegners als „besserer Sieg“ galt.
Größtenteils fand der Hauptteil des Kampfes jedoch auf dem Boden statt, da die Pankratiasten Verletzungen durch schwere Stürze vermeiden wollten. Das Ziel war es auf den Knien zu ringen zu können. Besonders beliebt soll der Leitergriff (klimakismos) wobei der Kontrahent von hinten umklammert wurde. Der Pankratiast schlang seine Beine um den Bauch und die Arme um den Hals seines Widersachers und drückte zu. Auch der Bauch-Wurf, der dem tomonagi beim Judo ähnelt galt als spektakulär. Man drehte sich dazu auf den Rücken, stemmte den Fuß in den Bauch des Gegners und schleuderte ihn dann über den Kopf, verhalf ihm man ihm zu einer ziemlich unsanften Landung. Bein und Fußgriffe gehörten auch zu den angewendeten Techniken.
Verletzungen wie ausgerenkte Gelenke, gebrochene Kochen, Prellungen und ausgeschlagene Zähne waren keine Seltenheit bei diesem Sport. Bei den Griechen galt jedoch der Boxkampf als der gefährlichere.
Die Berühmtesten unter den Pankratiasten waren Theagenes von Thassos(gewann 1400 Siegerkränze bei verschiedenen griechischen Festen) und Polydamas von Skotussa (soll einen Löwen mit bloßen Händen erwürgt haben).

Quelle: Schwaddling Judith „Die olympischen Spiele der Antike“ S. 119 ff, Stuttgart 2004
 

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Es gab einen Unterschied zwischen Pankration und Boxen? Ich dachte immer Pankration sei das antike Boxen nur ist da halt mehr erlaubt.
So wurde das zumindest in dieser Sendung dargestellt, wo man die Disziplinen der antiken Olympischen Spiele nachgestellt hatten.
Dort wurde auch gesagt,dass die Pankratisten sich die Fäuste mit Lederriemen umwickelten, teilweise sogar mit Metall an den Kanten. Das gab dann böse Schnittverletzungen im Gesicht, wie man sich denken konnte.
 
Nicht teilweise sondern regulär, spätestens zu römischen Zeiten.
Der caestus ist ein massives Gebinde aus Lederriemen, bei den Profis durchaus aber auch im Handbereich aus massivem Metall.
Gerade dies zusammen mit dem bereits in der ersten Antwort formulierten rohen Charakter des Kampfes läßt mich Bartek widersprechen.
Zwar mag es sich so nennen und sicherlich vieles gemein haben mit dem antiken Sport, aber um bspw. nach kurzer Karriere die typischen "Blumenkohlohren" zu erhalten müßten die heutigen Sportler wesentlich weniger sicherheitsorientiert kämpfen. Matten und moderne Handschuhe würden sich verbieten. Verletzungen wären an der Tagesordnung.
Es gibt einfach Dinge, da gilt der alte Satz:
Bitte nicht zu Hause nachmachen.
 
Es gab einen Unterschied zwischen Pankration und Boxen? Ich dachte immer Pankration sei das antike Boxen nur ist da halt mehr erlaubt.
So wurde das zumindest in dieser Sendung dargestellt, wo man die Disziplinen der antiken Olympischen Spiele nachgestellt hatten.
Dort wurde auch gesagt,dass die Pankratisten sich die Fäuste mit Lederriemen umwickelten, teilweise sogar mit Metall an den Kanten. Das gab dann böse Schnittverletzungen im Gesicht, wie man sich denken konnte.

Beim Boxen waren alle Arten von Schlägen erlaubt, auch mit Handkante und Handballen. Ringen und Halten waren wahrscheinlich genauso wie das Bohren mit dem Daumen verboten. Leider hat sich das Regelwerk, das - glaubt man Philostrat - Onomastos von Smirna (Olympiasieger688 v. Chr.) aufgestellt haben soll, nicht erhalten. Anhand von literarischen Hinweisen und Darstellungen (z. B. auf Vasen) kann man aber mutmaßen.
Auf jeden Fall hat es auch Tote bei diesen Kämpfen gegeben. Dem beim Kampf verstorbenen wurde der Siegerkranz postum zuerkannt und der “Sieger“ durfte das Stadion nie mehr betreten.
Was die Handschuhe angeht band man sich, zum Schutz der Knöchel bis ca. 500 v. Chr. Riemen aus Rinderleder um die Hände (gibt auch schöne Platzwunden). Später benutzte man bei den Kämpfen zunehmend sphairai, die aus einem mit harten Riemen umwickelten, gepolsterten Futter bestanden. Erst bei den Römern wurden die mit Eisen und Blei beschwerten caestus, eingesetzt.

Römischer Boxer mit caestus:

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Zuletzt bearbeitet:
Es gab einen Unterschied zwischen Pankration und Boxen?
Ja, siehe das Stichwort "Diagoras" im Pierer (Bd. 5, S. 102):
edler Rhodier, Sohn des Damagetos, Pindars Zeitgenosse, berühmter Athlet. Selbst als Sieger in allen griechischen Nationalspielen gekrönt, sah er auch seine 3 Söhne, Akusilaos im Faustkampf, Damagetos im Pankration u. Dorieus im Ringen zu Olympia als Sieger. Diese setzten die Siegeskronen auf des Vaters Haupt u. trugen ihn auf den Schultern vor der schauenden Menge umher. D. unterlag der zu heftigen Freude u. starb in den Armen seiner Kinder.
Eine gefährliche Sportart also, wie kein geringerer als Jakob Burckhardt bestätigt (Griechische Kulturgeschichte):
Im Faustkampf und namentlich auch in dessen Verbindung mit dem Ringen, dem Pankration, wurde man fürchterlich zugerichtet, so daß der Kopf dauernd entstellt war. Pindar singt ungeniert davon, wie der Siegesruhm die Heilung für schmerzliche Schläge sei; bei den Statuen ist bekanntlich das zerquetschte Ohr ein Kennzeichen für den Pankratiasten; es war ein förmlicher Kunsttypus daraus gemacht worden. Auch schlug man einander die Zähne ein, und nicht jeder, dem der Gegner dies tat, hatte die Fassung, sie, ohne daß dieser es bemerkte, herunterzuschlucken, wie Eurydamas von Kyrene. Beim Ringen war das Brechen der Finger offenbar ein erlaubtes Mittel; zwei, die es notorisch taten, hatten in Olympia ihre Statuen. Durch das Würgen, die entsetzlichen Stöße in den Unterleib usw. kamen aber auch nicht selten Tötungen vor; dieselben wurden von den Kampfrichtern, welche wußten, daß die Zurechnung in solchen Augenblicken eine höchst dubiose sei, gelinde beurteilt, und man ließ den Täter in der Regel davonziehen, während der Unterlegene etwa noch im Tode bekränzt und, wie man beschönigend sagte, in das Land der Seligen gesandt wurde. Auch starb man bisweilen von der bloßen Anstrengung an Ort und Stelle. So ein Krotoniate, während er eben vor die Hellanodiken treten wollte, und ein spartanischer Pentathlonsieger zu Olympia, während er noch den Kranz aufhatte; der berühmte Läufer Ladas aber wurde nach dem dortigen Siege krank bis in die Nähe von Sparta gebracht und starb an der Landstraße. Spätere Spötter haben dann aus diesen Dingen Kapital geschlagen, und Lukian sagt in einem Epigramm: "In Olympia hatte ich noch ein Ohr, in Platäa noch ein Auge, und in Pytho trägt man mich leblos von dannen"; die Griechen aber wollten es so und hätten sich mit etwas Leichterm nicht begnügt.​
Dort wurde auch gesagt,dass die Pankratisten sich die Fäuste mit Lederriemen umwickelten, teilweise sogar mit Metall an den Kanten. Das gab dann böse Schnittverletzungen im Gesicht, wie man sich denken konnte.
Caestus (lat.), der um Unterarme und Hände bis zur Mitte der Finger gewickelte lederne Schlagriemen der Faustkämpfer; Athleten legten um die Hände noch Streifen gehärteten, scharfen Leders, das mit Nägeln und bleiernen Buckeln besetzt war. (Meyers Großes Konversations-Lexikon [1905], Bd. 3, S. 808)
Merke: Auch wenn die Bundesagentur eine Umschulung vom Historiker zum Pankratiasten fördern sollte - es will gut überlegt sein!
 
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