Es gab einen Unterschied zwischen Pankration und Boxen?
Ja, siehe das Stichwort "Diagoras" im Pierer (Bd. 5, S. 102):
edler Rhodier, Sohn des Damagetos, Pindars Zeitgenosse, berühmter Athlet. Selbst als Sieger in allen griechischen Nationalspielen gekrönt, sah er auch seine 3 Söhne, Akusilaos im Faustkampf, Damagetos im Pankration u. Dorieus im Ringen zu Olympia als Sieger. Diese setzten die Siegeskronen auf des Vaters Haupt u. trugen ihn auf den Schultern vor der schauenden Menge umher. D. unterlag der zu heftigen Freude u. starb in den Armen seiner Kinder.
Eine gefährliche Sportart also, wie kein geringerer als Jakob Burckhardt bestätigt (Griechische Kulturgeschichte):
Im Faustkampf und namentlich auch in dessen Verbindung mit dem Ringen, dem Pankration, wurde man fürchterlich zugerichtet, so daß der Kopf dauernd entstellt war. Pindar singt ungeniert davon, wie der Siegesruhm die Heilung für schmerzliche Schläge sei; bei den Statuen ist bekanntlich das zerquetschte Ohr ein Kennzeichen für den Pankratiasten; es war ein förmlicher Kunsttypus daraus gemacht worden. Auch schlug man einander die Zähne ein, und nicht jeder, dem der Gegner dies tat, hatte die Fassung, sie, ohne daß dieser es bemerkte, herunterzuschlucken, wie Eurydamas von Kyrene. Beim Ringen war das Brechen der Finger offenbar ein erlaubtes Mittel; zwei, die es notorisch taten, hatten in Olympia ihre Statuen. Durch das Würgen, die entsetzlichen Stöße in den Unterleib usw. kamen aber auch nicht selten Tötungen vor; dieselben wurden von den Kampfrichtern, welche wußten, daß die Zurechnung in solchen Augenblicken eine höchst dubiose sei, gelinde beurteilt, und man ließ den Täter in der Regel davonziehen, während der Unterlegene etwa noch im Tode bekränzt und, wie man beschönigend sagte, in das Land der Seligen gesandt wurde. Auch starb man bisweilen von der bloßen Anstrengung an Ort und Stelle. So ein Krotoniate, während er eben vor die Hellanodiken treten wollte, und ein spartanischer Pentathlonsieger zu Olympia, während er noch den Kranz aufhatte; der berühmte Läufer Ladas aber wurde nach dem dortigen Siege krank bis in die Nähe von Sparta gebracht und starb an der Landstraße. Spätere Spötter haben dann aus diesen Dingen Kapital geschlagen, und Lukian sagt in einem Epigramm: "In Olympia hatte ich noch ein Ohr, in Platäa noch ein Auge, und in Pytho trägt man mich leblos von dannen"; die Griechen aber wollten es so und hätten sich mit etwas Leichterm nicht begnügt.
Dort wurde auch gesagt,dass die Pankratisten sich die Fäuste mit Lederriemen umwickelten, teilweise sogar mit Metall an den Kanten. Das gab dann böse Schnittverletzungen im Gesicht, wie man sich denken konnte.
Caestus (lat.), der um Unterarme und Hände bis zur Mitte der Finger gewickelte lederne Schlagriemen der Faustkämpfer; Athleten legten um die Hände noch Streifen gehärteten, scharfen Leders, das mit Nägeln und bleiernen Buckeln besetzt war. (Meyers Großes Konversations-Lexikon [1905], Bd. 3, S. 808)
Merke: Auch wenn die Bundesagentur eine Umschulung vom Historiker zum Pankratiasten fördern sollte - es will gut überlegt sein!