Parteilose Abgeordnete in der DDR

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Nordisch

Gast
Gab es im politischen System der DDR parteilose Abgeordnete auf der Kommunal-, Kreis- und Bezirksebene oder gar in der Volkskammer? Oder mußte jeder Politiker zumindest Mitglied einer der Blockparteien sein? Ab welcher Ebene galt man als Berufspolitiker, war also in Vollzeit tätig und konnte von seinen Diäten leben?
 
Es gab in der DDR die Nationale Front, ein Zusammenschluss der SED und den vier Blockparteien (CDU, LDPD, DBD und NDPD) sowie mehrerer Massenorganisationen wie dem FDGB, der FDJ oder dem Kulturbund.
Die Nationale Front stellte die Kandidaten auf. Die Wahlberechtigten konnten dann diese Liste en bloc wählen oder aber man machte seine Stimme ungültig (was - so weit ich weiß - auffällig war, geheime Wahlen wurden nicht praktiziert) oder man ging gar nicht wählen.
In der Volkskammer waren nicht nur die Blockparteien vertreten, sondern auch Massenorganisationen - ebenso in den Landtagswahlen 1950, bevor es 1952 zu einer Bezirkseinteilung kam. Wobei Mitglieder der Massenorganisationen im Regelfall auch SED Mitglieder waren und dann eben z.B. für die FDJ in der Volkskammer saßen. Die Nationale Front sorgte immer für eine absolute Mehrheit der SED.
 
Die Frage ist nicht ganz korrekt gestellt.
So wie sie formuliert ist, kann man sie nur mit „Ja“ beantworten.
Ja es gab auch parteilose Abgeordnete in Wahlfunktionen. Ich kenn da so manchen, sogar persönlich.

Was die Parteien beginnend bei der Volkskammer bis hin zu Stadtverordneten und Gemeinderäten anbelangt war ja jeder Abgeordnete in einer Partei (SED, DBP, NDPD, LDPD, CDU).

Parteien und Gründungszeitpunkt:

· SED ab April 1946. Die SED entsteht durch Zwangsvereinigung der KPD und SPD.
- Die KPD war mit den Befehl Nr. 2 der SMAD vom 10.06.1945 schon zu gelassen.
- das gleiche trifft für die SPD zu.
· CDU ab Juni 1945.
· LDP später dann LDPD ab Juli 1945.
· NDPD ab Mai 1948.
· DBD ab April 1948.

Nun hatten wir eine ganze Reihe von Vertreter der zugelassen gesellschaftlichen Organisationen in Wahlfunktion.
Wahlfunktion beginnend bei der Volkskammer bis hin zu Stadtverordneten oder Gemeindevertretern.
Ich zähle diese Mal auf und setzte hinter einigen Namen „VK“ was Sitz in Volkskammer bedeutet:

· FDJ „VK“ in der Regel Parteizugehörig vorherrschend SED,
· Pioniere – Organisation der FDJ.

Bei allen weiteren Organisationen war es schon möglich das auch Parteilose in Wahlfunktion waren:

· DFD „VK“ – Demokratischer Frauenbund Deutschlands,
· FDGB „VK“ – Freier Deutscher Gewerkschaftsbund,
· DTSB - Deutscher Turn-und Sportbund,
· GST – Gesellschaft für Sport und Technik. Hier kam es auf den jeweiligen Sportverband an. Es gab 9 Sportverbände. Die 4 Sektionen die nur bis 1960/1961 existierten seien unerwähnt,
· VKSK – Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter,
· DSF "VK"– Gesellschaft für Deutsch-sowjetische Freundschaft,
· KB „VK“ – Kulturbund,
· VdgB (Fraktion in „VK“ von 1950 – 1963 und dann wieder ab 1986) – Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe und Konsumgenossenschaft,
· Urania – Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse,
· Volkssolidarität,
· VVN – (Fraktion von 1950-1959) Vereinigung der verfolgenden des Naziregime.

Durch die Bauernpartei und den gesellschaftlichen Organisationen war immer die Mehrheit bei der SED.
 
Urania!?
Mein Chef ging da immer zu Vorträgen ( 70iger - ende 80iger).
Er war da von einen Lektor aus Ungarn Herrn Nagy immer Begeistert.

Aber ich glaube die existiert noch - Urani – Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse e. V. mit adresse in Erfurt, Worbiser Str. 2, 99091 Erfurt.
 
Aber ich glaube die existiert noch - Urani – Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse e. V. mit adresse in Erfurt, Worbiser Str. 2, 99091 Erfurt.

Es gibt mehrere regionale Urania-Vereine. Dabei handelt es sich um Neugründungen ab 1990. Der Link in meinem letzten Beitrag stammt von einem dieser Vereine:
In Folge der gesellschaftlichen Veränderung von 1989 mußte sich die URANIA auf dem damaligen Gebiet der DDR neu organisieren. Nachdem sich am 22.09.1990 der URANIA-Landesverband Sachsen - Anhalt in Magdeburg konstituiert hatte, erfolgte in einigen Orten des Landes auch Neugründungen von Regionalvereinen. So wurde am 08. Juli 1991 der URANIA e. V. in Salzwedel geboren.
Am 21. November 1991 erfolgte die Eintragung in das Vereinsregister des Amtsgerichtes Salzwedel.
Urania-Salzwedel e.V
 
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