Partisanenkrieg im Ersten Weltkrieg?

Es ist aber auch schwer mit dir.
"Mimimimi, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Der Krumeich ist schließlich eine Autorität."
:D:D:D
@Ugh Valencia so, jetzt haben wir wechselseitig unsere "Argumente" unterhaltsam beharkt, was mir Spaß gemacht hat - dir hoffentlich auch!
Aber wir kommen aus meiner Sicht zu keinem überzeugenden Ergebnis damit... schade. Es wäre schön, wenn man eindeutig belegen könnte: diese Position ist vollumfänglich richtig, alles andere ist indiskutabel.

Deshalb von einer anderen Perspektive gefragt: Tante Wiki stellt eindeutig fest, dass zur Frage nach belgischen Franctireurs unter Historikern kontrovers diskutiert wird. German Atrocities 1914 – Revisited es gab sogar eine Konferenz zu dieser Fragestellung, mit fast allen illustren Stimmen und Gegenstimmen, wie man im Link nachlesen kann. Mir kommt diese Zusammenfassung vernünftig vor:
During the final discussion, GERD KRUMEICH (Düsseldorf) demanded further studies to clarify the scale of the irregular resistance, after having established its existence. He also maintained that no answer can be definite and reminded all participants of their fundamental duty as historians to relentlessly question the academic status quo. In sum, the conference demonstrated the need for additional research, particularly on the Belgian role in 1914 and the key question how widespread the irregular resistance had been. The evidence provided by Keller hints at a more than merely sporadic resistance by irregular Belgian fighters. Furthermore, the workshop showed the fruitfulness of open debate and the continuous media attention devoted to this subject.
(gräme dich nicht, weil das Krumeichs Resümee referiert) und zwar kommt mir das deshalb vernünftig vor, weil das nicht eindeutig eine Extremposition vertritt.
Es mag sich "autoritätshörig" anhören: wenn renommierte Historiker kontrovers diskutieren, statt einer Position gemeinsam zuzustimmen, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ihre Kontroverse kein Mumpitz ist :)
 
Wenn wir doch mal ehrlich sind, vor 10-15 Jahren hätte die Fachwelt, und nicht nur die, jeden ausgelacht, der mit dem "Weißbuch" unterm Arm aufgeschlagen wäre und der Welt verkündet hätte, dass die Geschichte des 1. Weltkriegs nunmehr umgeschrieben werden muss, dass es so zahlreiche Belege, alle beeidet, für die Existenz von Franctireurs gibt, dass der Volkskrieg nunmehr als erwiesen angesehen werden muss. Die Massaker von Leuven und Dinant müssten vor dem Hintergrund ausgedehnter Franctireur-Aktivitäten komplett neu bewertet werden.

Vor allem aber müsste endlich einmal Schluss sein muss mit dem deutschen Schuldkult, mit einer "politisch korrekten Geschichtsschreibung" . Es hätten sich die Deutschen viel zu lange schon darin eingerichtet.

Man hätte gesagt, ein solches Werk ist geschichtsrevisionistisch. Da nützt dann auch keine namhafte Koryphäe mehr, der das Vorwort schreibt.

Krummeich sagte mal, anlässlich einer Besprechung von Clarks Schlafwandlern, dass er auf seine alten Tage noch zum Fischerianer würde, wenn er sieht wie im Windschatten der Veröffentlichungen von Clark da ein Bedürfnis entstanden sei, Deutschland zu entlasten und freizusprechen. Krummeich selbst hat große Verdienste auf dem Gebiet der Völkerverständigung. Clark ist natürlich kein Revisionist, er ist amüsant, er kann sehr gut schreiben, und die Schlafwandler war auch eine große Fleißarbeit. Clark wird aber, auch im Forum gerne als Gewährsmann angeführt für Thesen, die sein Buch eigentlich gar nicht hergibt.

Von daher überrascht es schon, dass Krummeich das Vorwort für Kellers "Schuldfragen" geschrieben hat. Was Krummeich als Begründung anführt, wirkt nachvollziehbar. Kellers Buch kostet 45 Euro, da will man vielleicht auch nicht zugeben, dass das ein bisschen viel ist dafür, was einem da zugemutet wird.

Anscheinend trifft das Buch von Keller einen Nerv, und es gibt Leser, die das glauben wollen, die den Volkskrieg von Franctireurs für erwiesen halten wollen. Wenn es den massenhaften Einsatz von Franctireurs tatsächlich gab, dann war dieser natürlich ein massiver Verstoß gegen die HLKO, und wenn auch Massaker wie Leuven und Dinant nicht zu rechtfertigen sind, so wären aber selbst solche Exzesse, die Keller ja auch nicht bestreitet, zumindest teilweise zu entschuldigen und zu relativieren.

Sind aber Franctireur-Aktivitäten überhaupt nachgewiesen? Dass es stellenweise Franctireurs, Heckensschützen gab, ist unfraglich.
Beiträge hier im Thread, auch mit Bildmaterial zeigen, dass Angehörige der Force Civique für die Deutschen nicht ohne Weiteres auf den ersten Blick als reguläre Soldaten erkennbar waren-
- Franctireurs-Krieg hatte es im Deutsch-Französischen Krieg gegeben, man rechnete auch in Belgien damit. Franctireurs haben die Psyche der deutschen Armee stark beschäftigt. Man war besessen davon, und die belgische Bevölkerung wurde vielfach von Anfang an durch die Brille als potenzielle Franctireurs gesehen. Mit dem massiven Widerstand der belgischen Armee hatten die Deutschen nicht gerechnet.

Unter dem Eindruck eines unerwarteten Widerstands, auch unter dem Zeitdruck, unter den sich die Deutschen selbst mit den Schlieffenplan gestellt hatten, in der paranoiden Atmosphäre der ersten Kriegswochen und unter dem Eindruck von Milizen oder Landwehren, die keineswegs immer als reguläre Soldaten erkennbar waren, bin ich nachdem ich mich mit Dinant näher beschäftigt habe, davon überzeugt, dass die Deutschen fest an die Existenz von Franctireurs glaubten, dass sie das auf subjektiven Eindruck hin auch glauben konnten. Was sie von Franctireurs wussten oder zu wissen glaubten, schien mit den Beobachtungen übereinzustimmen, die sie in Belgien machten. Vielfach wurde aber von deutschen Offizieren generell die Legitimität des Widerstands Belgiens in Frage gestellt oder bestritten.

Die belgische Armee zeigte im Weltkrieg eine gesunde Skepsis, sich unkritisch an Himmelsfahrtsaktionen zu beteiligen. @Ugh Valencia hat bereits auf die deutlich niedrigere Verlustzahlen hingewiesen. Da fällt es doch schwer, anzunehmen, dass man Franctireurs den Auftrag gab, sich von der Front überrollen zu lassen und Terrorakte zu begehen.

Den Franctireurs- Vorwürfen ist das Reichsarchiv sehr ausgiebig nachgegangen. Wenn die irgendwelche handfesten Beweise gefunden hätten für Franctireurs, wären sie damit auch an die Öffentlichkeit gegangen. Sie werden schon ihre Gründe gehabt haben, dass sie es nicht taten.

Es ist überhaupt nichts dagegen zu sagen, deutsche Quellen zu bearbeiten, es hat aber ein Geschmäckle wenn man den ungeliebten Kollegen mangelnde Objektivität und Methodik vorwirft, sich beim eigenen Opus Magnus aber ausschließlich auf Quellen stützt, die den Narrativ vom belgischen Volkskrieg der Franctireurs bestätigen und sich den auf deutsche Kriegspropaganda stützt, die wiederum, oh Wunder, den Narrativ vom Volkskrieg der Franctireurs vollauf bestätigt.
Das erinnert doch schon sehr, an "blaming the victim". Nach den Berichten im Weißbuch muss es in Dinant vor Franctireurs nur so gewimmelt haben, die Mönche eines Klosters sollen deutsche Soldaten beschossen haben.

Das Weißbuch wurde bereits während des Krieges herausgebracht. Der deutsche Militärhistoriker Bernhard Schwertfeger sagte vor dem Auswärtigem Amt, dass das Weißbuch der deutschen Sache nicht viel genutzt habe, habe das Graubuch der belgischen Regierung, das ausführliche Angaben zu den Opfern von Löwen, Dinant, Aershot, Andenne enthielt, weltweit großen Eindruck machte.
 
Es mag sich "autoritätshörig" anhören: wenn renommierte Historiker kontrovers diskutieren, statt einer Position gemeinsam zuzustimmen, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ihre Kontroverse kein Mumpitz is
Autoritätshörig wäre es, wenn man nur die Position einer historischen Autorität vertreten würde. Dort auf der Konferenz wurde kontrovers diskutiert, nicht anders als hier. Man kam nicht zu einem übereinstimmenden Ergebnis (und auch das gilt für das Geschichtsforum). Was jedoch bei diesem Thema zur Zeit nicht angeht, ist dass die Position "Es hat einen umfassenden belgischen Franctireur-Untergrundkrieg gegen die Deutschen 1914 gegeben" als neue herrschende Meinung etabliert wird. Versuche dazu hat es zumindest hier im GF gegeben.
Nichts spricht gegen weitere Forschungen und neue Studien, die dann hoffentlich die vorhandenen Quellen alle kritisch beleuchten. Das leistet Keller nach allem was ich mitbekommen habe nicht. Daher werde ich ihn wohl nicht lesen.
Larissa Wegners "Occupatio Bellica - die deutsche Armee in Nordfrankreich 1914-18" scheint ganz interessant zu sein, wenn auch der Schwerpunkt Nordfrankreich und nicht Belgien ist. (Danke @Naresuan für den Verweis auf dieses Buch)
 
Das verzögerte enorm den Zeitplan, und dass Lüttich trotzdem genommen werden konnte, verdankt man dem belgischen Befehlshaber, der die Stadt ohne Not vorzeitig räumte. Aber diese Verzögerung und den Blutzoll, der die Deutschen dabei zahlen müssten, schwächte den anschließenden Angriff auf Frankreich so, dass die Offensive an der Marne von den Franzosen abgewehrt werden konnte. Damit war Schlieffen-Plan erledigt und der Stellungskrieg begann, den man eigentlich vermeiden wollte. Im Grunde war schon zu diesem Zeitpunkt der Krieg verloren.

Die Deutschen hatten zwar einen Handstreich vorgesehen, Lüttich samt den Außenforts wurde aber außerordentlich schnell, in nur 12 Tagen mit Hilfe der "Dicken Bertha" und den Skoda-Mörsern fiel Lüttich doch recht schnell.
Die Deutschen erreichten alle operativen Ziele. Sie mussten dafür mehr Mittel und Verluste, aufwenden, als kalkuliert, aber der Zeitplan wurde eingehalten, und Lüttich und die Eroberung der sehr starken Forts galt als operativer Erfolg.

Ludendorff war einer der Ersten, wenn nicht der Der Erste, der im Weltkrieg den Pour le Merite bekam. Ludendorff hatte kurzentschlossen die Besatzung der Zitadelle von Lüttich zur Übergabe aufgefordert, und die hatten ihm den Gefallen auch getan.

Kurz danach war Ludendorff dann nach Ostpreußen beordert.
 
Lüttich und die Eroberung der sehr starken Forts
Kleiner Einwand: sehr stark war die Lütticher Fortifikation 1914 nicht (es waren lediglich verstärkte, aber veraltete Brialmont-Forts der zweiten Generation mit dem typischen zu hohen Aufzug im Gelände) ((bei Bedarf verlinke ich den Beitrag mit der Literatur dazu))
Aber das ist nicht unser Thema - trotzdem interessant, dass und wie sich eine Ungenauigkeit einschleichen kann. Ähnlich ist es mit unserer Diskussion hier: da werden gerne Extrempositionen (z.B. Spraul, auch Keller) gegen differenzierte Positionen (Krumeich) genutzt und der Eindruck erweckt, die differenziertere Position stellvertrete eine der extremen (so auch Wyrwas Krumeichschelte) -- wenn die Historikerkonferenz was gebracht hat, dann die Erkenntnis, dass gewohnte ältere Extremposition (kaum bis keine Franctireurs) teilweise korrigiert werden sollte. Das bedeutet nicht, dass die konträre Extremposition sich durchgesetzt hätte, was Krumeich ja auch sehr deutlich ausgedrückt hatte.
 
Ein jahrzehntelang geltender Konsens ist keine Extremposition - und widerlegt ist dieser Konsens durch Extrempositionen à la Keller und Spraul noch lange nicht.
 
Da Krumeich das Vorwort zu einer Extremposition geschrieben hat und auch sonst diese Position unterstützt ("neues Licht"), ist er nicht in der Position als gemäßigter, neutraler Moderator in der Debatte aufzutreten. Die "Schelte" erhielt er vollkommen zu Recht.
 
Ein jahrzehntelang geltender Konsens ist keine Extremposition
...jahrzehntelang galt so mancher Konsens, bis er sich als extrem einseitig bis falsch erwies (denk´ nur an die vielen Germanenvolkstum-Schreibereien, die vor 1900 Konsens waren, sich aber später als unhaltbar erwiesen)
und widerlegt ist dieser Konsens durch Extrempositionen à la Keller und Spraul noch lange nicht.
warum bemühst du nun selber Extreme? Warum eine komplette Widerlegung, warum keine partielle Revision (a la Wegner, Krumeich)?
Da Krumeich das Vorwort zu einer Extremposition geschrieben hat und auch sonst diese Position unterstützt ("neues Licht"), ist er nicht in der Position als gemäßigter, neutraler Moderator in der Debatte aufzutreten.
porca miseria... warum hatten die Teilnehmer der hochkarätigen Historikerkongerenz ihn nicht hochkant rausgeworfen? Das hätten sie doch tun müssen, wenn sie dein Urteil gekannt und diesem zugestimmt hätten ;) Ich will es dir verraten: weil sie mit seinem Resümee in der "final discussion" wohl einverstanden waren.
zum nachlesen siehe #341
 
weil sie mit seinem Resümee in der "final discussion" wohl einverstanden waren.
zum nachlesen siehe
Wie kommst du dadrauf, dass er ein Resümee gehalten hat. Das steht da nicht. Er wird als letztes zitiert und sprach auch nur in der "final discussion". Da hat man ihn also auch mal zu Wort kommen lassen.
warum hatten die Teilnehmer der hochkarätigen Historikerkongerenz ihn nicht hochkant rausgeworfen?
Dann hätte man konsequenterweise auch Keller nicht einladen dürfen und man hätte sich die Konferenz sparen können.

warum bemühst du nun selber Extreme?
Wo bemühe ich denn Extreme? Die einzigen Extrempositionen, die ich sehe, stammen von Spraul und Keller, der von Krumeich unterstützt wird.

Das Weißbuch und die 2000 Interviews, die Keller aus dem Bundesarchiv bemüht, wurden von der deutschen Armee bewusst verfasst, um eine Antwort auf allierte Propaganda (Weißbuch) zu geben, bzw in den 20er als Antwort auf die Kriegsschulddebatte und einem drohenden Prozess wegen Kriegsverbechen. Sie waren natürlich apologetisch, weil sie einen Franctireurskrieg beweisen wollten. Dies muss man bei der Sichtung dieser Dokumente im Hinterkopf behalten, sonst gelangt man zu Extrempositionen wie Keller oder Spraul. Dies liegt auch im Sinne des Jahrzehnte geltenden Konsens. Porca miseria....
 
Da hat man ihn also auch mal zu Wort kommen lassen.
;):D du merkst sicher selber, dass und wie verzerrt du darstellst...
schauen wir uns den kompletten (leider englischen) Text mal an:
---Zitat---
Von
Bastian Matteo Scianna, Historisches Institut, Universität Potsdam
The conference, jointly organized by Sönke Neitzel (Potsdam), Oliver Janz (Berlin), and Peter Hoeres (Würzburg), focused on the German behaviour in Belgium during the opening stages of the First World War. Over one decade ago, John Horne (Dublin) and Alan Kramer (Dublin) published their much-cited study "German Atrocities 1914 – A History of Denial" in which they exposed the crimes committed by German soldiers. However, a recent book by Ulrich Keller (Santa Barbara), entitled "Schuldfragen. Belgischer Untergrundkrieg und deutsche Vergeltung im August 1914" has questioned some of their findings. Far from denying German atrocities, Keller has provided evidence on the existence of irregular Belgian resistance – the scale of which was one of the most hotly debated issues during this conference – which in his view was a root cause of German reactions.

ULRICH KELLER opened the conference with a presentation of the key findings of his book and raised objections against arguments put forth in "German Atrocities". He maintained that German troops had not panicked or were reinforced in their fears of armed civilians by shooting at each other. He referred to German sources indicating irregular resistance (Franktireurkrieg), for example medical documents on shotgun wounds suffered by German soldiers which could not derive from regular soldiers’ rifles. Thus, Keller outlined German actions – and atrocities – as a reaction to an irregular and illegal Franktireurkrieg. He thereby dismissed claims that the Belgians were in a clear-cut victim position in 1914, but stressed the political use of such portrayal.

In their reply, JOHN HORNE and ALAN KRAMER upheld their original argument that there simply was no organized Belgian resistance in 1914, claiming the Germans had overreacted due to mental mind maps (going back to the Franco-Prussian War of 1870-71) and imagined enemies. Criticizing Keller’s selection and use of primary sources, they cited many incidents of German war crimes where no prior resistance was recorded, nor francs-tireurs captured. In their opinion, the Belgian Franktireurkrieg remains a construct of German war (and postwar) propaganda to excuse war crimes.

The three speakers in the following session included experts who had worked on war crimes by other armies in Galicia, Serbia and East Prussia during the opening stages of the First World War and therefore provided also a comparative perspective on events in Belgium.

ALEXANDER WATSON (London) examined the propaganda war surrounding the Franktireurkrieg and described the aura of anxiety and suspicion in Germany at the time. Hence, he regarded the atrocities as a reaction to the fear of armed civilians, but also highlighted that the crimes stopped after the first weeks. In sum, Watson deemed the shotgun wounds as evidence of sporadic acts of irregular resistance, but doubted that there was an organized people’s war.

OSWALD ÜBEREGGER (Bozen) explained the German behaviour with situational aspects – without excusing it. He hinted at the need for further research on the Belgian side, for example concerning the Garde Civique. Yet, he argued, even if there was a Franktireurkrieg one should not see it as the only cause for German atrocities: time pressure – the so-called Vorwärtspanik (foreward panic) –, inexperience, the heat of battle and predispositions all marked real and imaginary factors contributing to the (temporary) escalation of violence.

PETER LIEB (Potsdam), too, stressed the importance of situational aspects – including for the Belgian side. He concluded that a German Franktireurpanik and de facto resistance are not mutually exclusive. Focusing on Keller's arguments, he considered the existence of irregular resistance – based on reliable documents – as undisputable. In his view, the Garde Civique remains the black box and further studies will have to show if they resisted systematically based on orders and concepts – or merely occasionally.

AXEL TIXHON (Namur) centered his presentation on the events in Dinant. In his opinion, the case illustrates Keller's omission of important sources, the absence of irregular resistance on the Belgian side and the systematic nature of German war crimes. He clarified that Garde Civique units had indeed fired at German cavalry patrols, but rebuffed ideas of an organized Franktireurkrieg as myths deriving from propaganda and imagination of frontline troops.

LARISSA WEGNER (Freiburg) split her contribution along two questions: was there a Franktireurkrieg? What were the German reactions? Citing her research on northern France, she described acts of irregular resistance – including mutilation of German corpses – and thought it unlikely that similar cases should not have occurred in Belgium. In general, she considered it problematic that Belgian and French testimonies and sources are frequently valued higher and trustworthier than German documents or reports. Regarding reactions, Wegner stressed the difference in the German army’s penal code, which allowed harsher reactions (e.g. swift executions) and facilitated brutalization.

The session’s chair, OLIVER JANZ stressed the unquestionable fact of sporadic attacks on German troops, but also mentioned their political instrumentalization in Germany as an alleged Franktireurkrieg in order to brush over one’s crimes. He thus thought the key task for historians lies in establishing if there had been a widespread organized resistance – on which he raised some doubts. PETER HOERES mentioned that not all civilians who perished were subject to war crimes and hinted at regular German processes of questioning suspects (and releasing them) or court-martialing irregulars according to the laws of war.

During the final discussion, GERD KRUMEICH (Düsseldorf) demanded further studies to clarify the scale of the irregular resistance, after having established its existence. He also maintained that no answer can be definite and reminded all participants of their fundamental duty as historians to relentlessly question the academic status quo. In sum, the conference demonstrated the need for additional research, particularly on the Belgian role in 1914 and the key question how widespread the irregular resistance had been. The evidence provided by Keller hints at a more than merely sporadic resistance by irregular Belgian fighters. Furthermore, the workshop showed the fruitfulness of open debate and the continuous media attention devoted to this subject
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---Zitat Ende---

...vielleicht ist mein Englisch zu sehr eingerostet, aber ich sehe darin nichts, was deiner Darstellung/Beurteilung entspricht... nun gut, für dich scheint es keiner kontroversen Diskussion zu bedürfen (du bist dir deiner Position sicher), was die Teilnehmer der Konferenz wohl anders als du sehen.
 
Kleiner Einwand: sehr stark war die Lütticher Fortifikation 1914 nicht
Wenn ich Barbara Tuchman - August 1914 richtig erinnere konnte das Fort in Lüttich erst zerstört werden nachdem eine besonders große Krupp-Kanone auf Schienen herbeigeschafft werden konnte.
Dies ging mit einer zeitlichen Verzögerung einher, die den Schlieffen-Moltke-Plan gefährdete.
Der war ja starr auf Kante genäht.
 
..vielleicht ist mein Englisch zu sehr eingerostet, aber ich sehe darin nichts, was deiner Darstellung/Beurteilung entspricht... nun gut, für dich scheint es keiner kontroversen Diskussion zu bedürfen (du bist dir deiner Position sicher), was die Teilnehmer der Konferenz wohl anders als du sehen.
Wo steht da, dass Krumeich ein Resümee abgeben hat. Er durfte nur während der letzten Runde reden, so wie ich es in #349 erwähnt habe. Das kann man auch daran sehen, wenn man den von dir weggelassen Teil am Ende des hsoz-Artikel liest.

"Conference overview:

Sönke Neitzel (Potsdam)
Introduction

Session 1

Ulrich Keller (Santa Barbara)
Schuldfragen. Belgischer Untergrundkrieg und deutsche Vergeltung im August 1914

John Horne (Dublin) and Alan Kramer (Dublin)
Comments

Session 2: Comments

Alexander Watson (London)

Oswald Überegger (Bozen)

Peter Lieb (Potsdam)

Session 3: Comments

Axel Tixhon (Namur)

Larissa Wegner (Freiburg)

Session 4: Final discussion"

Da steht nichts von moderation oder summary/résumé Gerd Krummeich. Es wird deswegen auch nur in der "final discussion" zitiert, die er logischerweise nicht allein gehalten hat. Sonst wäre es keine discussion.

Die Teilnehmer der Diskussion waren sich einig, dass sie sich nicht einig sind und befürworten weitere Studien. Inwiefern sich das von meiner Position unterscheidet, müsstest du mir mal erklären. @dekumatland
 
Zuletzt bearbeitet:
Eines der ersten Kriegsverbrechen geschah am 6. August 1914 in Dorf Lincé unter dem Kommando des Generalmajors Karl Ulrich von Bülow – Zitat aus dem Spiegel vom 25.02.2011:

Die von ihm [Generalmajor Karl Ulrich von Bülow, der Bruder des ehemaligen Reichskanzlers Bernhard von Bülow] befehligten Reitertruppen erreichten am Abend des 5. August das Dorf Lincé südöstlich von Lüttich, wo sich der Führungsstab im dortigen Schloss einquartierte.

Den friedlichen Einwohnern der 800-Seelen-Gemeinde stand eine dramatische Nacht bevor. Gegen Mitternacht hallten Gewehrschüsse durch den Ort, "Franzosen hier" brüllte kurz darauf hysterisch ein deutscher Offizier. In der Annahme, von belgischen Heckenschützen angegriffen worden zu sein, ordnete Bülow massives Gewehrfeuer an. Er befahl, das Dorf zu zerstören und alle männlichen Einwohner gefangen zu nehmen.

Während die Häuser von Lincé niederbrannten, rief er im Morgengrauen auf freiem Feld ein improvisiertes Kriegsgericht ein. Alle Beschuldigten, so der Befehl, seien nach dem Urteilsspruch umgehend zu erschießen. 23 männliche Einwohner im Alter zwischen 16 und 73 Jahren wurden daraufhin am frühen Vormittag des 6. August einzeln durch Genickschuss hingerichtet. Elf weitere Zivilisten, darunter drei Jugendliche und ein zehnjähriges Mädchen, waren bereits während der wilden nächtlichen Schießerei getötet worden.

Erkenntnis bei Tage

Die Lageanalyse am darauf folgenden Tag war ernüchternd: Die französische Armee befand sich zu diesem Zeitpunkt in mehr als 40 Kilometer Entfernung, Teile der belgischen Armee hatten sich in Lüttich verschanzt, kein einziger Franktireur - wenn es in der Gegend überhaupt welche gegeben hatte - war auf frischer Tat ertappt, Waffen waren bei den Hingerichteten nicht gefunden worden. Im Laufe des Tages beruhigte sich die Lage in Lincé. Die Vorkommnisse der Nacht erschienen nur noch wie ein böser Spuk.

Doch das Massaker und die sinnlose Verwüstung des Ortes Lincé waren real. Generalmajor Karl Ulrich von Bülow hatte seinen überwiegend rabiaten Offizieren völlig freie Hand gelassen und ließ jegliche Führungsqualitäten vermissen.

Das Dorf wurde also zerstört und 23 Zivilisten wurden auf Verdacht getötet, denn es wurden bei ihnen keine Waffen gefunden. Davon habe ich im Weißbuch nichts gefunden.
 
nachdem eine besonders große Krupp-Kanone
und modernere, stärkere Fortifikationen (einiges in Verdun, Metz, Belfort, KW II, Istein etc) widerstanden weitenteils der ganz schweren modernen Belagerungsartillerie - zu solchen zählten die Lütticher Forts nicht.
Aber das gehört nicht hierher.
 
Er durfte nur während der letzten Runde reden, so wie ich es in #349 erwähnt habe.
sicher kannst du Konferenzunterlagen vorlegen, welche beweisen, dass in der Konferenz explizit "(der böse) Krumeich darf nur am Ende mal reden" organisatorisch vorgesehen war (ich frage mich bei deiner verzerrten Darstellung, wieso die illustre Konferenz den revisionistischen Satan Keller und seinen gehorsamen Adlatus Krumeich überhaupt zu Wort kommen ließen...verzeih mir die etwas ironische Kommentierung) - - es wird wohl anders gewesen sein: da waren nicht nur die aufgelisteten aktiven Teilnehmer beteiligt (Programm), weil sie explizit zur Fragestellung publiziert hatten/haben, sondern zusätzlich weitere Experten (wie der Krumeich, gegen den du wohl einen Groll hegst)
 
Ich teile nicht Krumeichs Position in dieser Debatte, deswegen hege aber ich keinen Groll oder bezeichnen ihn als "böse". Nur überhöhen sollte man ihn auch nicht. In #352 hatte ich die Konferenz-Übersicht aus deinem hsoz-Artikel herauskopiert. Die Konferenz war in 4 "sessions" also Abschnitte eingeteilt. In den ersten dreien referrieren alle Teilnehmer einzeln außer Sönke Nötzel (der wohl tatsächlich eine Art Moderator war, er hält die Einleitungsrede Introduction) und Gerd Krumeich. Der letzte Abschnitt ist diese final discussion. Daraus kann dann auch nur der zitierte Beitrag von Krumeich im Artikel stammen.
Sieh dir am besten noch mal #352 oder den unteren Teil des hsoz-Artikels an. Da sind die längeren Redebeiträge außerhalb der Abschlussdiskussion alle gelistet. @dekumatland
 
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