Nein, dass war auch nicht als Vorhaltung an deine Adresse gemeint, die Vorhaltung geht explizit an Stilicho und Dion, ich habe nur versucht dir meine Position dazu darzulegen.
Es gibt jedoch eine zunehmende Zahl von Fällen während der Schlieffenplan im August 1914 scheiterte.
Der scheiterte doch aber erst tatsächlich endültig im September, wenn man von der Marne-Schlacht als Wendepunkt ausgeht und mal darüber hinwegsieht, dass dieser Plan ohnehin von Anfang an null tatsächliche Aussicht auf Realisierung hatte, weil nicht genügend Truppen vorhanden waren und man von vorn herein die rückwärtigen französischen Eisenbahnverbindungen nicht hinreichend in Rechnung stellte.
Ansonsten scheint allerdings abgesehen vom Oberkommando die Stimmung bei der Truppe doch insgesamt so gewesen zu sein, dass man bis zur Marnschlacht durchaus einigermaßen optimistisch war, was bei eigenen Kavalleriespitzeen 30 Km vor Paris nicht Wunder nimmt.
Eine flächendeckend gedrückte, vom Scheitern resignierende Stimmung bereits im August 1914, wäre für mich jedenfalls neu.
Zurück zu Löwen, wenn man also behauptet, die deutschen Truppen seien provoziert worden, muss man das beweisen können. Man kann nicht erwarten, dass bewiesen wird, sie seien nicht provoziert worden.
Wenn man das behaupten wollte ja.
Umgekehrt beweist allerdings die fehlende Möglichkeit Provokationen in Form von Angriffen aus der Zivilbevölkerung heraus nachzuweisen nicht, dass die deutschen Truppen, ohne jeden Anlass angefangen hätten die Zivilbevölkerung zu terrorisieren, auch das müsste beleegt werden.
Sofern nichts von beidem belegt werden kann, steht beides erstmal als grundsätzliche Möglichkeit im Raum.
Einen massiven Unterschied etwa zu Dinant gibt es in jedem Fall und der besteht darin, dass die deutschen Truppen in Leuven, im Gegensatz zu Dinant tatsächlich nennenswerte Verluste hatten, die sich nicht als herbeiphantasiert abtun lassen, was tatsächliche mögliche Provokationen durch Angriffe aus der Zivilbeevölkerung zunächst mal wesentlich plausibler erscheinen lässt, als an Orten, wo es eben keine Verluste gab.
Die Anzahl der toten Deutschen ist da nicht aussagekräftig, so lange nicht erwiesen ist, dass sie nicht vor den Terrortagen in Löwen von Zivilisten getötet wurden.
Die Anzahl der toten sagt uns nichts darüber aus, wer angefanngen hat oder ob ziviler Widerstand auf legitime Weise geführt wurde.
Ich denke es sagt durchaus etwas darüber aus, dass man es hier nicht mit einem oder zwei Einzelkämpfern zu tun hatte, sondern hier wahrscheinlich mindestens kleinere Gruppen am Werk waren.
Interessant ist aber vielleicht ein Blick auf die Chronologie:
In Dinant und anderswo ereignen sich die Gewalttagen gegen die Zivilbevölkerung ziemlich unmittelbar nach der Einnahme der jeweiligen Ortschaften, dass ist in Leuven anders gewesen und unterscheidet sich von dem, was anderswo passierte.
Was für mich absolut gegen eine unprovozierte Terrorisierung der Stadt spricht, ist dass sie logistisch für die deutsche Seite wichtig war, weil es eine strategisch nicht unbedeutende Bahnlinie von Lüttich nach Antwerpen gab, die über Leuven verlief.
Insofern stellte Leuven ein logistisches Drehkreuz für militärische Aktionen nordwestlich Brüssel und für die Belagerung und Einnahme von Antwerpen dar, so dass man von deutscher Seite her ein gesteigertes Interesse daran hatte hier alles möglichst reibungslos zu halten um das weitere Vorstoßen nicht zu gefährden.
Vor diesem Hintrgrund, erscheint die Vorstellung, man hätte von deutscher Seite her mutwillig angefangen diese Stadtohne jeden Anlass zu zerstören und in Brand zu setzen, etwas weit hergeholt und wegen der strategisschen Bedeutung als logistische Drehscheibe für Antwerpen und den Vorstoß nach Flandern, durfte man hier auch damit rechnen, dass die Offiziere Dinge, die vor allen Dingen den Bahn- und Verladeverkehr stören konnten, nicht tolerieren würden.
Ich würde behaupten das teilweise unkontrollierte unprovozierte Abfackeln der Stadt, hätte eine solche Störung dargestellt.
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Dann hätte ich im Zusammanhang mit zurückgenommenen, abgekämpften deutschen Truppen, die nach Leuven zurückkamen noch eine andere Interpretation anzubieten.
Neeben der Vorstellung, dass die einfach frustiriert gewesen und deswegen anngefangen hätten alles kurz und klein zu schießen, wäre nämlich auch denkbar, dass die Rückkehr der angschlagenen deutschen Verbände von zivilen Widerstandskämpfern in Leuven registriert wurde und zu der Fehlannahme gefüht haben könnte, dass die Deutschen auf der ganzen Linie im Rückzug und die Truppen der Entente, die die Stadt möglicherweise befreien würden nahe wären und damit dann der Zeitpunkt zum Aufstand gekommen wäre, um die Deutschen nicht zur Ruhe kommen zu lassen und den Kräften der Entente einen erfolgreichen Angriff auf die Stadt zu erleichtern.
Kann ich nicht beweisen.
Halte ich aber für wesentlich plausibler als die Vorstellung zurückgedrängte Deutsche Truppen hätten aus blinder Zerstörungswut eine Stadt in Trümmer gelegt, von der sie wussten, dass sie sie und vor allem ihre Bahninfrastruktur für die Fortsetzug des Krieges noch brauche würden und dass die eigenen Offiziere Zerstörungen hier möglicherweise sogar als Sabotage der eigenen Kriegsanstrengungen auffassen würden.