Pawnees, die Kundschafter der US-Kavallerie

hyokkose schrieb:
Verzeihung, daß ich da mal einhake: Für alle indianischen Gesellschaften kann das wohl kaum gelten. Für welche Gesellschaften ist denn das Fehlen jeglicher Hierarchie konkret belegt?

Nein, für alle gilt das nicht, zb die Inka oder Maya, aber das wäre Süd/Mittelamerika.
In Nordamerika ist eine hierarchisch strukturierte Gesellschaft von den Natchez bekannt, die in mehrere Kasten eingeteilt waren. Dies war jedoch kein starres System, da jede Person außerhalb der eigenen Kaste heiraten mußte. Ganz oben in der Hierarchie stand die Große Sonne, darunter kamen die 'Adligen'. Diese mußten Ehepartner in der untersten Schicht suchen. War die Mutter aus einer höheren Kaste, übernahmen die gemeinsamen Kinder ihre Kastenzugehörigkeit. War der Vater aus einer höheren Kaste, übernahmen die Kinder ebenfalls die Kastenzugehörigkeit der Mutter, also die niedrige. Dadurch war es zwar ein hierarchisches System, das aber im ständigen Fluß war.

Außerdem waren die Völker an der Nordwestküste eher hierarchisch strukturiert, weil sie zb eine Sklavenkaste hatten (wobei die Bezeichnung Sklave von Europäern angewendet wurde). Gesellschaftliche Unterschiede kamen hier auch durch Besitz bzw durch Erfolge beim Fischfang zustande. Bei den Walfängern an der Nordwestküste wurde im Familienverband gefangen, aber es gab einen Befehlshaber im Kanu, der das meiste Ansehen und vorher das entsprechende Geschick bewiesen hatte. Diese Position war auch mit gesellschaftlicher Anerkennung und Status verbunden, konnte aber auch aberkannt werden.

In allen anderen Kulturen war das Amt eines Häuptlings nicht mit Machtbefugnissen ausgestattet - nicht das Amt machte den Mann, der Mann machte das Amt. Ein Häuptling konnte nur erwarten, daß auf sein Wort gehört wurde, solange er sich die Achtung der Leute erhalten konnte und seine Autorität anerkannt wurde. Daher gab es keine Befehlsgewalt, die ausgeübt werden konnte.

Das Amt eines Häuptlings war auch häufig mit einem imperativen Mandat verbunden, dh er konnte jederzeit abgesetzt werden, falls die Menschen in seinem Dorf mit seinen Handlungen nicht einverstanden waren. Bei den Irokesen (Haudenosaunee) setzten die Clanmütter die Häuptlinge ein, verwarnten sie im gegebenen Fall und konnten nach dreimaliger Verwarnung die Absetzung beschließen. Bei anderen Völkern setzte man auf Einsicht, wenn ein Häuptling seine Autorität verloren hatte, aber bei Ratsversammlungen zählte seine Stimme nicht, wenn er trotzdem nicht selbst das Amt niederlegte.

Nur im Kriegsfall war es anders: da wußte jeder Teilnehmer, daß er sich hier unter die Autorität eines Anführers begab, wenn er seine Teilnahme an einem Kriegszug oder Raid ankündigte und wußte auch, daß Zuwiderhandlungen gegen Anordnungen Strafen und Ansehensverlust zur Folge hatten.

Auch bei gemeinschaftlichen größeren Jagden wie bei der Büffeljagd galt dies. Bei den Plainskulturen übernahm einer der vorhandenen Kriegerbünde sozus Polizeiaufgaben. Wer sich an deren Vorgaben und Auflagen nicht hielt (und zb zu früh schoß), konnte zurück ins Dorf geschickt werden, der Bund konnte auch seinen Bogen zerbrechen.
 
Und dazu noch eine kleine Quelle, die ein wenig über die politische Struktur der Indianer informiert:
http://www.wsu.edu/~dee/CULAMRCA/SOCIAL.HTM
In dieser Quelle heisst es , dass der Grossteil der nordamerikanischen Indianer in sogenannten "headless societies" gelebt hat.
Ausschlaggebend dafür, wie hierarchisch das politische Leben organisiert war, war die Anzahl der zusammenlebenden Menschen. Je grösser, desto organisierter und zentralisierter wurde das Gefüge.
Die Häuptlinge, (Oberhäuptlinge und Unterhäuptlinge gab es bei grösseren Ansammlungen) mussten aber immer wieder ihre Fähigkeiten beweisen.
Andererseits sind Stammesmitglieder auch nicht bei jeder Unstimmigkeit einfach davon gegangen. Schon das Ansehen des Häuptlings hielt sie davon ab.
In Mittel- und Südamerika bildeten sich Monarchien wie in anderen zentralorganisierten Gegenden der Welt auch.
 
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