Petrus und das Schwert

Ich habe auch eine zeitlang geglaubt, dass die uns in griechischer und lateinischer Form überlieferte Variante Iskariot etwas mit den Sikariern zu tun habe. Jedoch gibt es auch andere mindestens ebenso plausible Herleitungen des Namens.

איש־קריות, (Īš Qərīyōt), also 'Mann aus Qərīyōt. Dafür könnte eben auch Johannes 6:71 sprechen, wo es heißt:

ἀπεκρίθη αὐτοῖς ὁ ἰησοῦς, οὐκ ἐγὼ ὑμᾶς τοὺς δώδεκα ἐξελεξάμην, καὶ ἐξ ὑμῶν εἷς διάβολός ἐστιν; ἔλεγεν δὲ τὸν ἰούδαν σίμωνος ἰσκαριώτου: οὗτος γὰρ ἔμελλεν παραδιδόναι αὐτόν, εἷς ἐκ τῶν δώδεκα.

Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch Zwölf erwählt? Und einer von euch ist ein Teufel. Er redete aber von Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Der verriet ihn hernach und war einer der Zwölf.​

Demnach hätte also der Vater denselben eponymen Namen getragen, wie der Sohn.
Bereits vor +/- 150 Jahren ist die uns überlieferte Form Iskariot auch mit den Radikalen שקר (š-q-r), 'untreu handeln', 'täuschen', 'lügen' verbunden worden, damit Judas Iskariot als 'Judas der Untreue' oder 'Judas der Lügner'.

Gegen die Lügner-Interpretation ist eingewandt worden, dass das gewissermaßen redundant sei. Ich sehe das nicht so. Die Redundanz ergibt sich ja nur daraus, dass man Iskariot versteht, was man für Leser-Hörer der Evanglien annehmen könnte, die bilingual griechisch-aramäisch waren. Das dürfte vielleicht in der Levante bei einem hohen Prozentsatz so gewesen sein, aber schon in Kleinasien oder Ägypten nicht mehr.

Es gibt natürlich noch eine weitere Interpretationen von Iscariot, aber ich denke, die Sikarier-, die Qərīyōt- und die Untreue-/Täuschungsinterpretation sind die drei, für die am meisten spricht.
 
Ich habe auch eine zeitlang geglaubt, dass die uns in griechischer und lateinischer Form überlieferte Variante Iskariot etwas mit den Sikariern zu tun habe. Jedoch gibt es auch andere mindestens ebenso plausible Herleitungen des Namens.

איש־קריות, (Īš Qərīyōt), also 'Mann aus Qərīyōt. Dafür könnte eben auch Johannes 6:71 sprechen, wo es heißt:

ἀπεκρίθη αὐτοῖς ὁ ἰησοῦς, οὐκ ἐγὼ ὑμᾶς τοὺς δώδεκα ἐξελεξάμην, καὶ ἐξ ὑμῶν εἷς διάβολός ἐστιν; ἔλεγεν δὲ τὸν ἰούδαν σίμωνος ἰσκαριώτου: οὗτος γὰρ ἔμελλεν παραδιδόναι αὐτόν, εἷς ἐκ τῶν δώδεκα.

Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch Zwölf erwählt? Und einer von euch ist ein Teufel. Er redete aber von Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Der verriet ihn hernach und war einer der Zwölf.​

Demnach hätte also der Vater denselben eponymen Namen getragen, wie der Sohn.
Bereits vor +/- 150 Jahren ist die uns überlieferte Form Iskariot auch mit den Radikalen שקר (š-q-r), 'untreu handeln', 'täuschen', 'lügen' verbunden worden, damit Judas Iskariot als 'Judas der Untreue' oder 'Judas der Lügner'.

Gegen die Lügner-Interpretation ist eingewandt worden, dass das gewissermaßen redundant sei. Ich sehe das nicht so. Die Redundanz ergibt sich ja nur daraus, dass man Iskariot versteht, was man für Leser-Hörer der Evanglien annehmen könnte, die bilingual griechisch-aramäisch waren. Das dürfte vielleicht in der Levante bei einem hohen Prozentsatz so gewesen sein, aber schon in Kleinasien oder Ägypten nicht mehr.

Es gibt natürlich noch eine weitere Interpretationen von Iscariot, aber ich denke, die Sikarier-, die Qərīyōt- und die Untreue-/Täuschungsinterpretation sind die drei, für die am meisten spricht.

Dass Iskariot sich auf die Sikarier bezieht, glaube ich nicht einmal, jedenfalls war mir bekannt, dass es da noch weitere plausible etymologische Erklärungsversuche gibt, deshalb habe ich ja auch geschrieben, dass bei Judas vielleicht frühere Verbindungen zu den Sikariern bestanden.

Eigentlich ging es ja auch um das Schwert des Petrus und die große Verbreitung von Hieb- und Stichwaffen mit krummer oder abgeknickter Klinge, und die muss jedenfalls so groß gewesen sein, dass das Wort sicarii geradezu zum Synonym für Banditen und die Bewegung der Zeloten wurde. Selbst wenn es ein Verbot des Tragens von solchen Waffen gegeben hätte, was ich durchaus für möglich und wahrscheinlich halte, ist das natürlich kein Argument dafür, dass die Szene im Garten Gethsemane völlig unhistorisch ist, und erst recht kein Argument dafür, dass Jesus, Petrus und die Apostel fiktive Figuren sind. In der BRD sind seit einigen Jahren Spring- und Butterflymesser illegal. Das führen in der Öffentlichkeit ist ein Verstoß gegen das Waffengesetz. Das verbot hat aber nicht dazu geführt, das Springmesser, gelegentlich fälschlich Stiletti genannt und Butterfly-Messer verschwunden sind.

Bei Chan ist es ja so, dass nicht sein kann, was aus weltanschaulichen Motiven nicht sein darf. Das Wort ideologisch habe ich vermieden, weil er es nicht gerne hört. Jesus ist eine im 2. Jahrhundert erfundene "Märchenfigur". Außerchristliche Quellen, die so negativ sind, dass sie
keine christlichen Interpolationen sein können, müssen daher auf Teufel komm raus als Fälschungen deklariert werden. Die Geisterfahrer-Argumentation wird einfach umgedreht: O-Ton Chan:


Die mit viel Kraft und wenig Argument vorgetragenen Pro-Existenz Beiträge offenbaren nur, dass der Jesus Existenz Ballon, der eigentlich nur aus Löchern besteht einzig vom guten Glauben an diese Existenz zusammengehalten wird. Dahinter steht eine Haltung, die man in Anlehnung an den amerikanischen So -what-ism Na-und-erismus nennen könnte.

Zu der Ballonmetapher sage ich nichts, welche Argumentation sich eher das Prädikat einer Luftnummer erarbeitet und welche aus heißer Luft besteht, auch wenn sie mit langem Atem vorgetragen wird, mag jeder selbst entscheiden.

Und nein, ich glaube nicht fest daran, dass die Gethsemane-Szene, schon gar nicht die wundersame Heilung des Malchus historisch ist.
 
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Verbote Waffen zu tragen hin oder her: Messer sind ja mehr als eine Waffe, sie sind auch Werkzeuge und jeder von uns weiß, wie häufig man etwas schneiden muss. Und von den Sikariern wissen wir, dass sie ihre Messer verborgen trugen, das ist bei einer ǧalābiyya und ähnlich geschnittenen Gewändern relativ problemlos möglich.
 
Verbote Waffen zu tragen hin oder her: Messer sind ja mehr als eine Waffe, sie sind auch Werkzeuge und jeder von uns weiß, wie häufig man etwas schneiden muss. .

Eben! In Indien und Nepal dient der berühmte Khukrie, der Krummdolch der Gurkha nicht nur als Waffe, sondern wird für eine Reihe vorwiegend landwirtschaftlicher Arbeiten als Werkzeug verwendet. Selbst wenn es Verbote des Führens von Messern und langen Dolchen gegeben hätte, was nicht abwegig erscheint, wie

hätte man dieses Verbot bei den Menschenmassen, die sich während des Passahfestes in Jerusalem aufhielten durchsetzen sollen? Bestenfalls hätte man an den Stadttoren Stichproben durchführen können. Wer eine Waffe wie einen Dolch tragen will, findet auch Mittel und Wege, sie in der Kleidung oder am Körper zu verstecken.
 
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