Persönlich glaube ich nicht an eine Afrika Umrundung, da eine solche Expedition eine viel weiter gehenden vorherige Kenntnis der Afrikanischen Westküste voraussetzt die damals gefehlt hat. Eine solche Expedition wäre aufgrund dieses Misstandes zur sehr viel höheren Wahrscheinlichkeit gescheitert. Alles südlich von der Westküste Marokkos war damals auch für die Phönizier noch völlig unbekanntes Terrain.
Ich glaube das auch nicht.
Vielleicht kann man die Bemerkung und den astronomischen Hinweis auch anders interpretieren::
"Die Gründe des Untergangs der jonischen Geographie sind zu suchen in der Reaktion gegen die jonische Philosophie und die aus derselben hervorgegangenen Wissenschaften,
besonders gegen die astronomischen, physikalischen und meteorologischen Hypothesen; in dem Zweifel an der Richtigkeit der zur Zeit der Jonier unter günstigen Verhältnissen gesammelten Nachrichten über die westlichen Länder; in der fortschreitenden Kenntnis Asiens, des Perserreiches und der Länder um das Kaspische Meer, durch welche die nahe östliche Grenze der Erdscheibe ins Unbekannte hinausgeschoben, die Behauptung der äußeren Begrenzung der Erdinsel durch den zusammenhängenden Ozean als unerweisbar verworfen und eine Neugestaltung der Karte zunächst in ihrem östlichen und südöstlichen Teile notwendig wurde; in der Verfolgung der begonnenen klimatischen Teilung, welche sich mit der festgehaltenen Ansicht von der ebenen Erdscheibe auf die Dauer nicht vereinigen ließ, und welche besonders die notwendig eintretende Kenntnis der langen Tage und Nächte des Nordens, der Veränderungen des Himmelshorizontes bei wechselnder Breite nicht zu erklären vermochte; endlich in dem Siege der vom Anfang an nachweisbaren Lehre von der Kugelgestalt der Erde. Alle diese Umstände brachten die Kritik gegen die älteste Geographie in Fluß.
Hauptzeuge dieser Kritik ist der Geschichtsschreiber Herodot, welcher den Versuch machte, die Länderbeschreibung in den Dienst der Geschichte zu stellen und mit der historischen Darstellung zu verschmelzen, und sich darum mit der Geographie seiner Zeit beschäftigen mußte, so weit sein Verständnis und seine zeitgemäße Abneigung gegen die Philosophie es zuließ."
Ein geographischer Disput, den Herodot dadurch bereichert, dass er den Ägyptern die Umrundung Afrikas unterschiebt.
Hugo Berger: Geschichte der wissenschaftlichen Erdkunde der Griechen, 1903, S. 62ff.
"Die Umsegelung Afrikas durch die Phönizier, von der wir zunächst zu reden haben, muß mitsamt der Tatsache, welche sie beweisen sollte, im vierten Jahrhundert nach einer Äußerung im Periplus des Skylax und einer anderen des Aristoteles bezweifelt und von einer Ansicht verdrängt worden sein, welche nicht nur im Norden, wie schon Herodot tut, sondern auch im Süden den Zusammenhang des äußeren Meeres verwarf. Auf Herodots einzelnes Zeugnis hin ist sie aber von älteren Gelehrten einfach angenommen worden. Strabos Zeugnis lautet ganz anders. Später begann man sie kritisch zu betrachten und es bildeten sich zwei Parteien...
Da es zunächst klar ist, daß die Bemerkung von der Veränderung des Sonnenstandes keine vollendete Umschiffung des ganzen Erdteiles bedinge,..."
Wir können diese Frage aber nicht verlassen, ohne sie von der Seite betrachtet zu haben, die unserer Aufgabe besonders zusteht. Sie bietet für die Erkenntnis der geographischen Bewegung des fünften Jahrhunderts wesentlichen Anhalt und kann zudem von diesem Standpunkte aus leicht in einem anderen Lichte erscheinen. Untersuchen wir zuerst die Bemerkung über den Sonnenstand. Die Einteilung des ägyptischen Jahres, die Orientierung der ägyptischen Tempel zeigt, welchen Fleiß man im Nillande von jeher auf die Beobachtung der Bahnen der Gestirne und der Sonnenbewegung, jedenfalls auch der Schattenverhältnisse, verwandt hatte.
Da nun solche Beobachtungen Jahrhunderte, ja Jahrtausende lang betrieben wurden, da sich in gleichen Zeiträumen die Feldzüge gegen die Negervölker des fernen Südens regelmäßig wiederholten, der Handel mit Südarabien und mit den Küsten des Zimmtlandes in vollem Gange war und zeitweilig sorgfältig vorbereitete Flottenexpeditionen nach jenen Ländern des Südens entsandt wurden, so wäre es ja ein Wunder, wenn jenen Beobachtern die Veränderung des Sonnenstandes und der Schattenwechsel der tropischen Zone nicht bekannt und geläufig geworden wäre. Für die kundigen Ägypter könnte demnach die Angabe, man habe die Sonne in nördlicher Abweichung vom Zenith erblickt, nicht neu und nicht verwunderlich gewesen sein."