Das große Problem ist nach wie vor, dass die GDP (General Defense Plan) der NATO VS-NfD (Verschlusssache, nur für den Dienstgebrauch) sind. Das gilt leider auch für die HDVs (Heeresdienstvorschriften), also aus denen die Einsatztaktik der Pz, PzGren, Jg, PzAufklTrp, etc. hervorgeht
Da kommt man leider nicht ran!
Eine Ausnahme ist der GDP bzw. Operationsplan 33001 für das Gebiet des „Fulda Gaps“, welcher seinerzeit vom Ministerium f. Staatssicherheit enttarnt wurde
http://php.isn.ethz.ch/lory1.ethz.ch/collections/coll_stasi/documents/HVA19_126-359.pdf
Die Grobplanung folgt meist diesem Muster:
· Verzögerung eines verstärkten Panzer- oder Panzeraufklärungsbataillon vor dem VRV
· Verteidigung der Stellungstruppe am VRV/FEBA
· Gegenschlag einer Panzerbrigade (Divisionsreserve) bei Nacht
Nach diesem Muster liefen zahlreiche Großmanöver wie BOLD GUARD ’86 in Schleswig-Holstein oder TRUTZIGE SACHSEN in der Norddeutschen Tiefebene ab.
Die Gefechtsstreifen der NATO-Korps waren nach dem „multinationalen Schichtkuchenprinzip“ unterteilt:
Schleswig-Holstein: AFNORTH, dt.-dän. Korps LANDJUT (6. Panzergrenadierdivision, Jütland-Division, HSchBrig 51) – PzGrenBrig 16 u. 17 am VRV/FEBA (ELK=Elbe-Lübeck-Kanal), PzBrig 18 Div’reserve Neumünster
Mobile Eingreifreserve: UKMF (UK Mobile Force) wie „Duke of Wellington’s“ Rgt, 9. US-Infantry Division durch die Heranführung und Dislozierung der Eingreifverbände hätte sehr lange gedauert und das Gefecht um Schleswig-Holstein wäre vermutlich schon längst entschieden
Heimatschutzbrigade 51 Ostholstein Territorialheer, i. V-Fall LANDJUT unterstellt, 2 Pz u. 2 JgBtl, Auftrag: Verhinderung einer amphibischen Landung WAPA (z.B. 7. Lausitzer Seelandedivision PL) i.d. Lübecker Bucht, Weißenhäuser Strand
Der „Flugzeugträger Schleswig-Holstein“/kimbrische Halbinsel hatte eine Sonderrolle. Enorme Truppenkonzentration, Heer, Fliegerhorste, ADM-Minen, Marine, etc., um die gefürchtete „Jütländische Stoßrichtung“ des WAPA zu verhindern, also das Aufknacken der Ostseezugänge und das Durchmarschieren der Baltischen Flotte in den Atlantik unter allen Umständen zu verhindern
Südlich der Elbe/Niedersachsen: NORTHAG (I. NL-Korps, I. DE-Korps mit 1. Panzerdivision „Hannover“, I. BR-Korps und I. BE-Korps), ESK (Elbe-Seitenkanal) als erstes großes künstliches Hindernis gegen sowjetische Panzerdurchbrüche. Der WAPA stand permanent vor der Herausforderung alle paar Meter neue Gewässer zu forcieren. Kein Problem für die Pontonpioniertruppe, doch unter erschwerten Gefechtsbedingungen ein brachiales Unterfangen, welches jedes Mal viel Blut und Material gekostet hätte. ESK und ELK hätten den WAPA jedoch nicht tagelang, sondern nur um ein paar Stunden verzögert. Deren Operative Manövergruppen (OMG – Panzerstoßkeile des WAPA) waren darauf spezialisiert. Sollte es massive Probleme an den Brückenköpfen, an den neuen Kriegsbrücken geben, dann wären Schwärme von HIND-Kampfhubschrauber („fliegender Schützenpanzer“) eingesetzt worden, um diese wieder aufzuknacken.
Welche Antwort hatte die NATO auf die enorme Panzerübermacht des WAPA?
Das Verzögerungsgefecht
Die Deckungstruppe nimmt solange das Verzögerungsgefecht auf, bis sich die hinter ihr liegende Stellungstruppe erfolgreich zur Verteidigung eingerichtet hat. Deckungstruppe, das sind besagte Verzögerungsverbände. Ein verstärktes Panzerbataillon (+ Artillerie-VB, Pio, etc.), verstärktes Panzeraufklärungsbataillon (schwere SpähZüge Leopard 1 und leichte SpähZüge SpähPz Luchs), verstärkt durch PzGrenZg. Besetzen von Feldposten und vorgeschobenen Stellungen. Bei Auftauchen Feind – Bekämpfen feindlicher Panzerspitzen und planmäßiges Ausweichen in Wechselstellungen. Es ist eine
hinhaltende Verteidigung mit kurzen Feuerkämpfen und schrittmäßigem Zurückgehen auf bestimmten Verzögerungslinien (VL). Feind soll permanent gestört und abgenutzt werden. Beispiel erster Feinkontakt -30% Verlust, Gefecht bis VL DELTA -10% Verlust, etc., etc. Will also heißen, wenn Feind auf die Haupttruppe am VRV trifft, dann hat die 1. Staffel des WAPA bereits -40% der eigenen Stärke eingebüßt.
Verzögerungsgefechte waren teilweise für 12 Stunden und mehr eingebüßt. Das waren unrealistische Zahlen, da diese Gefechtsart auch für den Verzögerungsverband enorme Verluste erlitten hätte. Ein 6stündiges Verzögerungsgefecht wäre schon kaum durchführbar gewesen.
Der NATO fehlte es an operativen Reserven. D.h. ein zurückweichender Verzögerungsverband, der am VRV von eigener Stellungstruppe aufgenommen wird, bekommt nur kurze Zeit z. Auffrischung. Wenig später soll er f.d. Folgeauftrag z. Verfügung stehen.
Fazit: WK III als enorm schnelle Abfolge verschiedener Gefechtsarten bei nie dagewesener Feuerkraft. Schnelles Herausbilden „inselartiger Lagen“ und der daraus entstehenden Notwendigkeit des Durchschlagens von kleinen Kampfgruppen hinter feindlichen Linien. Jagdkampf also nicht nur für die PzGren oder Jg-Truppe.