Postkrieg - Teil I.

Ralf.M

Aktives Mitglied
Postkrieg
aus Anlass von 147 Jahre Geburtstag des Weltpostvereins...


Zwei Ereignisse haben mich auf die Idee zu diesen Thread gebracht.

Zum einen...

Vor ein paar Tagen vor 147 Jahren wurde ja der Weltpostverein am 09.10.1874 gegründet.

Es entstand die Notwendigkeit den sich entwickelten Brief-, Karten-, Päckchen- und Paketverkehr International zu regeln.

Die Initiative dazu ging vom Postrat Heinrich von Stephan aus (geb. 07.01.1831 – Stolp/Pommern / verst. 08.04.1897 – Berlin).
Heinrich von Stephan war „kaiserlicher Wirklicher Geheimrat“, Staatssekretär des Reichspostamtes und des Preußischen Herrenhauses und Domherr von Merseburg/jetziges BL ST.

Wirklicher Geheimrat -> Name von Mitgliedern des Geheimen Zivilkabinetts. In Preußen gabs diesen Titel seit Mitte des 17. Jahrhunderts.

Die Gründung des Weltpostvereins erfolgte in der Schweiz in Bern, wo auch noch heute deren Sitz ist.
21 Staaten unterzeichneten damals die Gründungsurkunde. Dieser Verein ist damit gleichzeitig der älteltest Verein der Welt.

Sicher interessant was da recht anschauliches/wissenswertes in diesen folgenden Beitrag steht:

https://artsandculture.google.com/e...for-communication-berlin/ygLSTR2hrYbhLA?hl=de

Zur Beförderung von Postsendungen gab es aber schon Briefmarken.

Die ersten Briefmarken der Welt wurden im Vereinigten Königreich GB ab 06.Mai 1840 verwendet. Es handelt sich um die „One Penny Black“, eine Briefmarke mit dem Porträt der Königin Victoria. Eine Länderkennung hatte man damals aber noch nicht, auch Briefmarken waren erst im Kommen.

Die erste deutsche Briefmarke war die „Schwarze Einser“ des Königreich Bayern. Ausgabetag mit Landeskennung war der 01.11.1849.

Zum anderen...

Der Thread hier im Forum „Alexander der Große...“ hat mich auch auf die Idee gebracht, mal einen Thread zum >Postkrieg< hier einzustellen.
Genau genommen aber nicht der Alexander, mehr „Mazedonien -><- Nord Mazedonien“.

Nord Mazedonien, die ehemalige VR Mazedonien von 1944 - 1963, danach SR Mazedonien (Teilrepublik des Jugoslawischen Staates), dann ab 1991 Republik Mazedonien.

Kaum gegründet und schon begann der Streit – hier Postkrieg - mit Griechenland.

Der nördliche Teil Griechenlands hat ja den Namen „Griechische Region Makedonien“. Zu Zeiten Jugoslawien war das Uninteressant, aber danach war der Name dieser neuen Republik den Griechen nicht mehr egal.
So ein Streit zwischen 2 Länder hat ja in aller Regel auch Auswirkungen auf die Briefmarken eines Landes.
Und so war es dann.
Kaum war Mazedonien ein selbstständiger Staat, schon gabs mit Griechenland Probleme.

M.W. begann es mit der „Flaggenserie“ am 15.03.1993 (ausgegeben wurde eine Marke im Wert von 10,-, 40,- und 50,- ден – Mazedonischer Denar). Auf allen 3 Werten die neue Flagge der neuen Mazedonischen Republik. Abgebildet war der Stern von Vergina (auch genannt Sonne von Vergina, Argenaden - Stern bzw. –Sonne, wo seitens der Griechen gesagt wird, es sei das königliche Emblem des Königs Philipp II (382 – 336 v.Chr. und seines Sohns Alexander des Großen (356- 323 v.Chr.) und somit griechisch.

Das Maß war dann wohl für Griechenland voll als man 1998 seitens der neuen Republik am 11.02 ein Marke in den Umlauf brachte wo man der Kinder gedachte die Ende der 40iger, im Folge des griechischen Bürgerkrieges als slawischen Minderheit fliehen musste und ein Heimat in der SR Mazedonien (Teilrepublik der Jugoslawischen Staates) fanden. Hier in den Link der DW vom 02.06.2010 wird dieser Vorgang beschrieben:
(https://www.dw.com/de/mazedonien-vertriebene-fordern-entschädigung-aus-griechenland/a-5637492).
Briefe frankiert mit dieser Marke aus Mazedonien wurden nicht weiterbefördert und in der Regel zurück geschickt.

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Briefmarken sind ja nicht nur dazu da um die Beförderungsgebühren zu bezahlen. Dies erkannte man sehr schnell. Fast seit ihrer Einführung benutzen die Länder die Bedruckung von Briefmarken auch zu politischen, historischen, kulturellen Aussagen. Und auch oft sogar noch dazu Sonderstempel

Und da Briefmarken incl. Sonderstempel sowas wie ein Massenmedium sind, führt so manche Aussage einer Briefmarke bzw. Sonderstempel auch mal schnell zu einen Postkrieg.
Wenn man da recherchiert stellt man schnell fest, einen solchen Krieg gibt es hin und wieder und hier und rund um den Globus.

· WIKIPEDIA führt 19 solcher Postkriege auf.

Und die ersten, zumindest wenn man den Aussagen von Wikipedia folgt, waren wir Deutschen.

Bei Wikipedia beginnt es mit dem Jahr 1870 - 1872.
Beteiligt daran waren

>Deutschland - Elsass Lothringen – Frankreich<.​

Deutschland hatte die damals gültige Deutsche Dauermarken Serie mit den Kopf von Paule aus Posen/jetzt Polen (das waren 16 Marken, 3 Pfg. - 100 Pfg.) einfach mit dem Aufdruck versehen „Lothringen“ oder „Elsaß“). Das erkannte Frankreich nicht an und im Gegenzug erkannt Deutschland französische Marken nicht an.
In beiden Ländern erhob man Nachnahmegebühren an die Adressaten.

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Nun ein Zeitsprung und da als erstes zu Berlin ...

Erstmal zu Zeitpunkt Anfang 1945 - Mai 1945

Das Großdeutsche Reich beendete mit der Kapitulation 1945 auch seien Postdienst.

Am 06.04.1945 wurden die letzten Ausgaben des „Großdeutschen Reiches“ herausgegeben (Bild eines Soldaten der SA und der SS). Die Gültigkeit dieser Marken endete mit der Kapitulation des „Großdeutschen Reiches“.
Diese beiden Ausgaben wurden in Wien/Österreich gedruckt und gelangten auf den Luftweg nach Berlin. Geplant waren noch eine Marke zum NSKK und eine zum NSFK. Diese kamen aber nicht mehr zur Ausgabe/Umlauf.

Nun zu der Zeit nach dem 08.05.1945.

Berlin – ojemine, da herrschte auch auf den Briefmarkensektor anfangs das blanke Chaos.

Der Postverkehr begann dann aber gleich nach der Kapitulation wieder am 22.05.1945.

· Am 19.05.1945 setzte die sowjetische Militäradministration für ganz Berlin einen Magistrat ein.

Auf Befehl von Nicolai Bersarin (erster sowjetisch Stadtkommandant nach der Kapitulation Deutschlands) wurde Herr Arthur Werner kommissarisch als Oberbürgermeister eingesetzt. Der Sitz dieses Magistrates war in der Jüdenstr.1 im Haus was man gemeinhin das „Rote Rathaus“ nennt. Der Sitz also im sowjetischen Sektor.
Für Post- und Fernmeldewesen war ein Herr Ernst Kehler (parteilos) zuständig.
· In Abstimmung mit den Russen gab er die Briefmarkenserie „Berliner Bärenmarken mit der Ausgabenlandesbezeichnung Stadt Berlin“ heraus (5-, 8-und 20-Pfennigwert; 6-, 12- und 30-Pfennigwert. Diese Marken galten in der Zeit 22.05.1945 - 31.10.1946 in ehemals Groß-Berlin, also in allen 4 Sektoren.

· Magistrat + Briefmarken waren allerdings mit den 3 anderen Alliierten wohl nicht abgestimmt.

· Die Amerikaner und Engländer zogen ja am 04.07.1945 in Berlin ein.

· Am 12.08 dann noch die Franzosen. Den Franzosen war erst am 30.07.1945 nachträglich die vom britischen Sektor abgetrennte Verwaltungsbezirke Reineckdorf und Wedding zu gesprochen worden.

· Damit waren die Alliierten (incl. Frankreich) erstmal komplett in Berlin.

· Der Sitz dieser Kommandantur: Berlin, Elßholzstraße 30-33, Ortsteil Berlin Schöneberg. Der Sitz also im amerikanischen Sektor.

Die Amerikaner monierten die Berliner Bären Ausgabe die die Russen im Umlauf gebracht hatten.
Man meinte, diese Markenserie erweckt den Eindruck ganz Berlin sei in den Händen der Russen.
Man gab daraufhin zu erste gemeinsam mit den Engländern und etwas später so ab Anfang April 1946 auch mit den Franzosen:
· eigene Marken heraus und auch
· gemeinsame Marken als Kontrollrat bis Ausscheiden der Russen aus dem Kontrollrat – Juni 1948 –

Nachfolgend Eigene mit „E“ und gemeinsame mit „G“.
Insgesamt waren es von 1945 – 1949:
1. „E“ Serie „M“,
2. „G“ Serie „Arbeiter,
3. „G“ Serie „mit Zahlen“,
4. „G“ Serie „Bauten“,
5. “E“ Serie 700 Jahre Kölner Dom,
6. „E“ 2 Marken Berlinhilfe (Ausgabetag 14.12.1948 – Luftbrücke ab 24.12.1048 Stalins „Humanitäre Handlungsart),
7. „E“ Marken Export Messe Hannover incl. Briefmarkenblock,
8. „E“ 2 Marken Radrennen und
9. „E“ 1 Serie J. W. von Goethe.

Einige davon druckten die Amerikaner anfangs in den USA, aber bald erfolgte dies auch in England und später dann auch in Deutschland.
Als Landesangabe „Deutsche Post“.
Die „M“ Marken allerdings mit Landesangabe mit „AM Deutschland“
Das „M“ gotisierenden Schriftart und bedeutete „Military“.
Das „A“ „Allied.

Meines Wissens gab es nur Ärger mit den Russen wegen der Marken der „Berlinhilfe“.
Die Ausgaben der sowjetischen Besatzungszone führe ich hier nicht auf. Mit deren Marken gabs seitens der Alliierten keine Beanstandungen.
Russischer Seite hatte man nur die Serie Bauten – obwohl Kontrollrat – nicht mitübernommen und die anderen Marken – Kontrollrat – mit den Aufdruck „Sowjetische Besatzungszone“ versehen, damit jeder gleich erkennt woher die Post kommt.

· Wie bereits geschrieben, die französische Zone gab eigene Marken heraus.

Als Landesangabe „Zone Francaise - Briefpost“. Briefmarken von 11.01.1946 – 01.04.1946, danach schloß man sich den beiden anderen Alliierten an.

Was abschließend zu Berlin noch zu sagen wäre...

Einen Streit um die Landesbezeichnung umging man.
Man verwendete bis zur Gründung der BRD und DDR -> Deutsche Post.

Teil II BRD, DDR und Saarland dann morgen.
 
Bitte wieder Löschen.
Ich wusste nicht das ein Beitrag nicht mehr als 1000 Zeichen haben darf.
Ich setze neu rein.
 
Na gut. Ich wolle eigentlich als Start nur 2 Briefmarken in die Mitte des Anfangs stellen, aber das überzog dann die 1000 Zeichen.
Deswegen wollte ich es neu einstellen.
Werde dann im Teil BRD 2 andere Marken nehmen
Hier die Beiden Marken:


upload_2021-11-11_18-42-21.png
upload_2021-11-11_18-42-39.png
 
Der Paule aus Posen, der mir spontan einfallen würde, sieht so aus:
110px-DR_1928_416_Paul_von_Hindenburg.jpg

Aber 1870/72 war der sicher noch nicht auf Briefmarken abgebildet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Für mich sind diese Postkriege sehr interessant und es lohnt sich, sie genauer anzuschauen.
Zum Postkrieg 1870-1872: Das war eigentlich gar kein Postkrieg, bloß ein Chaos.
1870 gab der Norddeutsche Bund für das Elsass und Lothringen eigene Marken in französischer Währung aus, die sog. Okkupationsmarken. Elsass-Lothringen 1870/71 Briefmarken
Zu dem Zeitpunkt galt eine Taxe von 10 Centimes innerhalb der besetzten Gebiete und 20 Centimes nach außerhalb. Dabei durfte man für Post nach Frankreich die 10 Centimes Differenz auch in französischen Marken bezahlen.
Durch eine Reihe von Missverständnissen und Unklarheiten, was denn nun besetzt und unbesetzt ist, kam es zu berechtigten und unberechtigten Nachgebühren.
Durch ein Abkommen zwischen dem französischen Postdirektor Rampont und dem in den besetzten Gebieten für die Post zuständigen Oberpostdirektor Rosshirt vom 3.2.1871 wurde dann geregelt, dass beide Seiten 20 Centimes erhalten sollen. Im März beschloss das Oberpräsidialbureau in Strassburg einseitig die Taxe für aus Frankreich kommende Briefe auf 30 C. zu erhöhen, was aber im August umgehend wieder zurückgenommen wurde. Die französische Post erhöhte im September ihrerseits ihre Taxe auf 25 C. wodurch es auch mangels passender Briefmarken wieder zu Nachporto kam.
Ab 1.1.1872 wurden die Okkupationsmarken aus dem Verkehr gezogen und Briefe aus dem Elsass oder Lothringen konnten mit den ersten normalen Briefmarken des Deutschen Reichs, frankiert werden. Dabei galt auf beiden Seiten für die ganze Zeit seit 1871: wenn ein Brief bereits auch mit Marken der anderen Seite zusätzlich frankiert war, gab es kein Nachporto, ansonsten dieses dem Empfänger belastet wurde. Das war kein Krieg sondern ein unglückliches Abkommen. Am 15. Mai 1872 wurde diesem Spuk der Doppelfrankierung ein Ende bereitet.
Beispiele solcher Briefe auf dieser Seite: Elsass-Lothringen - Frankreich / Alsace-Lorraine - France

Die ersten Briefmarken des Deutschen Reichs 1872 zeigten einen geprägten Reichsadler. Briefmarken-Jahrgang 1872 der Deutschen Reichspost – Wikipedia
Der Reichsadler führte noch einen Brustschild, welcher zuerst nur den preußischen Adler zeigte, der aber noch im selben Jahr mit dem Hohenzollern-Wappen ergänzt wurde.
Ebenso wurde die Aachener Krone durch eine Vierbügelausführung mit Reichsapfel und Kreuz ersetzt.
Die Änderungen geschahen auf Rat von Historikern und Heraldikern, sowie auf Grund von Einwänden des Kaisers selbst, noch vor der Drucklegung der ersten Ausgabe. Doch für die war es schon zu spät. Die kleinen Unterschiede sind auf den Marken eh kaum bis gar nicht zu erkennen und doch musste es sein. Die Briefmarken sind darum ein beachtenswertes Zeitzeugnis.
 
Offensichtlich steht da was Falsches.

Wikipedia gibt als Jahreszahl 1870/72 an und verbindet dies mit den Dauermarken die das Porträt von Paul von Hindenburg haben.

Ich nehme an man hat da etwas miteinander verbunden was es zwar gab, aber so nicht zusammen passt.

Die 1. Briefmarke die das Porträt von Hindenburg hat ist die Ausgabe von 1927 anlässlich seines 80. Geburtstages. Es gab 4 Briefmarken der Post mit der Landeskennung „Deutsches Reich“ Werte 8, 15, 25 und 50 Pfg.

Ich vermute hier handelt es sich um Briefmarken von 1940.

Da war der Westfeldzug vom 10.05.1940 – 25.06.1940.

Und was man da als Frankreich benennt, wird dann wohl das > Vichy Frankreich < sein.

Warum man dies so irreführend bei Wiki „Postkrieg“ darstellt, kann ich allerdings nicht sagen.
 
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