Potsdamer Beschlüsse als Grundlage für die deutsche Teilung?

Arne schrieb:
(Sag jetzt nicht: "Das gehört doch alles zusammen und kann man nicht trennen" - das weiß ich. Die Frage ist, was man in einem Referat bearbeiten kann..)

Wie willst Du das Eine von dem Anderen trennen?:confused: Die deutsche geschichte hat eben nicht 1945 angefangen.:pfeif:
 
heinz schrieb:
Wie willst Du das Eine von dem Anderen trennen?:confused: Die deutsche geschichte hat eben nicht 1945 angefangen.:pfeif:

Insofern könnte man auch Hermann den Cherusker als Einstieg nehmen.
 
Das Auseinanderdriften von West- und Ostdeutschland erfolgte stückweise und war natürlich eingebunden in die beginnende globale Auseinandersetzung der beiden Supermächte USA und UdSSR, bzw. in den Ausbruch des Kalten Kriegs. Mosaiksteinchen auf dem Weg der Entfremdung sind:

1. Der Zusammenschluss der alliierten Westzonen zu einem einheitlichen Wirtschaftsraum am 1. Januar 1947

2. Die Truman-Doktrin vom 12. März 1947 (bereits einen Monat später tauchte erstmals der Begriff "Kalter Krieg" auf)

3. Die ökonomische Ergänzung der "Truman-Doktrin" durch den Marshall-Plan, den der amerikanische Außenminister George Marshall in seiner Rede vom 5. Juni 1947 angekündigt hatte.

4. Beitrittsverbot zum Marshallplan für die osteuropäischen Regierungen durch die UdSSR und spätere Gründung (1949) des "Rats für gegenseitige Wirtschafthilfe" (RGW) auf Seiten der Ostblock-Staaten.

5. Faktisches Ende des Alliierten Kontrollrats, der für Deutschland als Ganzes verantwortlich sein sollte. Er trat seit März 1948 nicht mehr zusammen.

6. Währungsreform in den westlichen Besatzungszonen am 21. Juni 1948, wenig später Währungsreform in der SBZ. Seither gibt es DM-West und DM-Ost sowie ein irreparables Auseinanderdriften auch im ökonomischen Bereich.

7. Berliner Blockade vom 24.06.1948–12.05.1949. Sie führte erstmals an den Rand eines neuen Weltkriegs und war bereits Teil des ausgebrochenen Kalten Kriegs bzw. des Ost-West-Konflikts.

8. Die doppelte Staatsgründung von BR Deutschland und DDR im Jahr 1949 besiegelte dann lediglich eine Entwicklung, die vier Jahre zuvor begonnen hatte.

Man sieht also, dass die deutsche Teilung nach 1945 ein Prozess ist, der sich scheinbar unaufhaltsam vollzog und in der Gründung beider deutscher Staaten im Jahr 1949 gipfelte.

Eingebunden war dies Szenario – das darf man nicht vergessen – in die globale Auseinandersetzung beider Supermächte auf nahezu allen Kontinenten, die zu Höhepunkten wie dem Korea Krieg, dem Vietnam-Krieg und zur brandgefährlichen Kuba-Krise führte.
 
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Lieber Dieter,
ich kann jedes Wort was Du geschrieben hast nur unterschreiben. Natürlich war es der Wettkampf der beiden Supermächte, die nicht nur in Deutschland sondern auch in Korea und Vietnam zur Spaltung der Länder geführt hatte. Mit dem Zusammenbruch der SU wären die Spaltungsgründe eigentlich weggefallen, wenn es in Nordkorea nicht noch ein stalinistisches Regime gäbe.
Ich wünsche dem koreanischem Volk, dass es genauso wie das deutsche Volk zu einer Einheit findet.:)
 
Potsdamer Konferenz

Nabend...

würd gern wissen was es mit Polen bei der Potsdamer Konferenz auf sich hatte, von westlicher Seite wurden ja keine Gebietsabtretungen ohne Zustimmung des Volkes garantiert. Im Falle Polens wurde die Grenze ja, im Sinne Stalins, einfach nach Westen verschoben. Bin nur lückenhaft informiert, was hat es damit auf sich?
Und nochetwas: Warum genau ist die Potsdamer Konferenz völkerrechtlich kein echter Vertrag.

Danke.
 
also hab lang gegoogelt bis ich endlich eine antwort, auf die frage wegen der konferenz, finden konnte.
Ich bin etwas ernüchtert: Das Deutschland nicht beteiligt war schein mir etwas zu simpel. Nun, jetzt passt es ja. Sollte jemand dazu noch etwas zu sagen haben oder links parat haben in denen die Ausführungen knapp und stichhaltig sind - Es kann nicht schaden...
 
also hab lang gegoogelt bis ich endlich eine antwort, auf die frage wegen der konferenz, finden konnte.
Ich bin etwas ernüchtert: Das Deutschland nicht beteiligt war schein mir etwas zu simpel. Nun, jetzt passt es ja.

Gratulation, selbst ist der Mann. Gilt natürlich auch für Männin.
 
Meiner Meinung nach fiel die entscheidende Weichenstellung zu Gunsten der Teilung mit dem Marshall-Plan. Infolge dieses Planes bildeten sich in West und Ost zwei unterschiedliche wirtschaftliche und politische Systeme heraus. ... Dieses Motto gilt sowohl für die Gründung der BRD als auch für die Deutsche Teilung.

Dazu digital verfügbar:
http://www.diss.fu-berlin.de/2001/264/
Christian Rust : Deutschland und die Nachkriegsordnung. Großbritannien, die Vereinigten Staaten und die Grundlagen einer Friedensregelung mit Deutschland in Paris 1919 und Jalta/Potsdam 1945
insbesondere die Abschnitte zur Aufteilung Deutschlands

(als .zip 4,3 MB, 808 Seiten)
 
Die Einteilung in Besatzungszonen wurde schon in Jalta festgelegt. Erst durch das bestreben von Stalin, ganz Deutschland unter seine Herrschaft zu bekommen und dessen Mißlingen kam es zu der Teilung unseres Landes, das erst mit der Beseitigung des stalinistischen Systems in der SU durch Gorbatschow aufgehoben wurde.

Also hier muß ich doch noch etwas an der Formulierung feilen. Richtig muß es heißen:

Erst durch das bestreben von Stalin, ganz Deutschland unter seine Herrschaft zu bekommen und dessen Mißlingen kam es zu der Teilung unseres Landes.
>Die Aufhebung dieser Teilung wurde erst mit der Beseitigung des stalinistischen Systems in der SU durch Gorbatschow und durch die friedliche Revolution in der DDR möglich.<

So ist es dann korrekt.

Aber ist ja sowieso schon viel zu spät - na ja - für den nächsten, der fragt, oder zufällig hier mal reinschaut...
:D
 
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Das Stalin zuzuweisen, ist zumindest an der Wurzel der Aufteilungsüberlegungen einseitig. Ich glaube kaum, dass sich Stalin im zweiten Halbjahr 1942, als sich deutsche Truppen soeben über die Don-Wolga-Landbrücke auf Stalingrad zubewegten, Leningrad abgeschlossen war, und deutsche Truppen immer noch 200 km vor Moskau standen, mit Aufteilungsfragen beschäftigt hat. Ich würde das Ganze vielmehr als einen Prozeß sehen, dessen Richtung durch den Interessengegensatz der Großmächte ab 1945 geprägt wurde. Sandkastenspielchen dazu gab es allerdings schon früher (warum auch nicht?)

Quelle siehe oben: S. 773
"Paradoxerweise galt dies zunächst weniger für die Sowjetunion, als für Großbritannien und die Vereinigten Staaten. Seit dem Jahr 1942 gab es in beiden Ländern auf der Ebene der Planungsstäbe und vor allem der Regierung konkrete Pläne einer Aufteilung des Deutschen Reiches in mehrere Staaten. ...

Die nicht gelungene Befriedung Deutschlands nach dem Versailler Frieden, die gescheiterte Einbindung wie Selbsteinbindung Berlins in das europäische Staatensystem und in den Völkerbund, und schließlich das jüngste Hegemonialstreben des Deutschen Reiches unter Hitler ließen in Washington und London die Überlegung gedeihen, ob nicht das eigentliche Problem im Umgang mit Deutschland darin bestand, daß in der Mitte Europas eine solche staatliche und wirtschaftliche Macht konzentriert war. ...

Obwohl Roosevelt 1943 ein spontanes Auseinanderfallen Deutschlands zu befürworten schien, können wenig Zweifel bestehen, daß der Präsident bis in das Jahr 1944 doch ein
Anwalt einer gewaltsamen Aufteilung oder Zerstückelung Deutschlands war - der Quellenbegriff lautet "dismemberment". Dabei hatte der Präsident mehrere Varianten im Auge. Am häufigsten bezog er sich auf eine Drei- bzw. eine Fünfteilung des Landes. Zeitweise scheint Roosevelt es sogar für praktikabel gehalten zu haben, eine staatliche Aufgliederung Deutschlands aus der geplanten Aufteilung in Besatzungszonen hervorgehen zu lassen. Dieses Szenario traf nach dem Zweiten Weltkrieg in leicht abgewandelter Form ein. Unter der Leitung des Staatssekretärs Sumner Welles beschäftigte sich seit 1942 in Washington das Advisory Committee on Post-War Foreign Policy auch mit der Wünschbarkeit und den Realisierungschancen einer staatlichen Zergliederung
Deutschlands."
 
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Noch eine Quelle:

Fritz Faust, Das Potsdamer Abkommen und seine völkerrechtliche Bedeutung, 3. Auflage 1964, 261 Seiten.

behandelt die Stellung des Potsdamer Abkommens zu den Besatzungsabkommen von 1944 und 1945, die völkerrechtliche Bewertung, und das Berlin-Problem nach 1945. Die dritte Auflage enthält auch Regelungen zu den Grenzfragen, insbesondere die Stellungnahmen der Siegermächte zu der Oder-Neiße-Linie, daneben die ersten Nachkriegs-Stellungnahmen der Bundesregierung und des Vatikans zur deutsch-polnischen Grenzregelung. Schließlich wird die völkerrechtliche Fortgeltung des Potsdamer Abkommens untersucht. Nachteil der Darstellung ist, dass naturgemäß zu diesem Zeitpunkt nur die westalliierten Dokumente ausgewertet werden konnten.
 
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