Nur "kurz", damit wir nicht allzuweit vom kleinen Abbé und Prinzen abschweifen, aber du hast angefangen!
Andronikos schrieb:
Worin lag denn dieser Vorteil Frankreichs? Der Gewinn des eigentlichen Savoyens? OK, aber der Schwerpunkt des Staates hatte sich schon länger nach Piemont verschoben, außerdem konnte das Königreich Sardinien angesichts der italienischen Einigung gut auf dieses französischsprachige Gebiet verzichten.
Das ist alles richtig. Auf kurze Sicht.
Der Vorteil -beim "Mittelfristigen"- war der, den von Österreich ursprünglich geförderten (wohl durch Prinz Eugen forcierten) Pufferstaat zu seinen -Frankreichs- Gunsten umzudrehen. Da hatte (ablaufend) schon Napoleon leichtes Spiel.
Später war ein "Risorgimento" vielleicht im Sinne italienischer Nationalidealisten (um das mal schön zu formulieren), aber angesichts gut 300-jähriger Großmachtauseinadersetzung am Kontinent zw. Frankreich und Habsburg und an dieser geograph. Stelle Österreich, ging es für Frankreich um den uneingeschränkten Einfluss in Norditalien. Und den hat man gerade auch MIT dem vereinigten Italien perfektioniert, womit ich auf die abschließende Situation von 1915 anspiele.
Andronikos schrieb:
Und der Nachteil Österreichs mag in der Zeit ab 1860 vorhanden gewesen sein. Aber seien wir mal ehrlich, der Vielvölkerstaat passte nicht mehr in die Zeit.
Selbstverständlich! Damit ich Ahnungen hier zerstreue: ich finde am Gang der Geschichte nichts auszusetzen, egal, ob ich Österreicher bin oder nicht. Und besonders Norditalien, oder Parma, Toskana bis Sizilien war nicht wirklich Sache Österreichs, sondern Sache der vielköpfigen Habsburgerverwandtschaft. Finis.
Aber
Andronikos schrieb:
Prinz Eugen war unbestreitbar ein Glücksfall für Österreich/Ungarn
Mit diesem, deinem Satz hätt ich jetzt gern geschlossen, da las ich aber das kleine Wort /Ungarn. Ich vermute, du meintest damit auch, die Ungarn wären dankbar gewesen über die Befreiung von türkischer Herrschaft. Waren sie aber nicht wirklich. Wir können, so der Themenstarter nichts dagegen hat, an dieser Stelle auch dies ausdiskutieren, aber die Ungarn (vor allem ihre Magnaten) waren seit dem Tod Ludwigs in Mohacs nicht froh darüber, ihre Krone auf dem Haupte eines Habsburgers (die noch der große Mathias Corvinus am Gängelband hatte) zu sehen. Das war eine "über Jahrhunderte tief gezogene Grenze" zwischen Ost und West, würd ich sagen, und vermutlich fühlten sich die Ungarn doppelt gedemütigt, zum einen, schnöde durch Heiratspolitik ausgetrickst ihren König nicht aus ihren Reihen (oder den verbundenen Nachbarreichen) bestimmt zu haben, sondern vor allem NICHT aus eigener Kraft die Türken "vertrieben" zu haben.
Das führte meiner Meinung nach zu einem aufgeblasenen ungarischen Chauvinismus innerhalb ihrer Reichshälfte, dem ich am Untergang der, hier schon erwähnten "ersten europäischen Idee" mehr Schuld zuweise, als dem österreichischen Habsburg, das seinerseits wegen ständigen Zwangs des Reagierens, Abwehrens, Verzögerns, Zugestehens ideen- und kraftlos das föderale Prinzip entgleiten ließ.