Raubgold des 3. Reiches

Zoki55

Aktives Mitglied
Man liest ja immer von Hitlers geheimen Schatz oder das Deutschland noch immer auf rießigen Bergen von gestollenem Gold sitzt.

Bin zwar der Meinung das darin nichts wares dran ist, da wohl alles im Krieg verbraten wurde, aber würde mich über Infos sehr freuen.
 
OT und Tagespolitk: Die Goldreserven der Bundesbank sind
a) aus deren Bilanzen ablesbar
b) in den USA u. a. in den Tresoren der Federal Reserve Bank gelagert, wie von 5 Dutzend weiteren Staaten in gleicher Weise.
Deutsche Goldreserven ? Wikipedia


Das Beutegold des Dritten Reichs wurde überwiegend während des Krieges verbraucht, zB zum Kauf kriegswichtiger Rohstoffe. Zu den Beutezügen in einzelnen Ländern gibt es Darstellungen, zB Prag. Eine Kiste aus den Beschlagnahmungen in Rom ist übrigens in Ribbentrops Büro in Berlin gelandet.

Siehe auch zum Umschlagplatz Türkei und zu den Verkäufen dort:
Bahr, Johannes: Der Goldhandel der Dresdner Bank im Zweiten Weltkrieg

Ein anderer Teil ist in Portugal und Spanien gelandet, zum Ankauf von Wolfram etc. Ein weiterer Teil ging in die Schweiz, ebenfalls zur Begleichung von Schulden aus Lieferungen.
 
Das Beutegold des Dritten Reichs wurde überwiegend während des Krieges verbraucht, zB zum Kauf kriegswichtiger Rohstoffe.
Da stellt sich mir die Frage, zu welchem Anteil einzelne Naziführer ihre Raubzüge im Auftrag und zum Nutzen des NS-Staates durchführten und zu welchem Anteil sie die Beute ihrem Privatbesitz zuführten.

Diese Frage ist durchaus wichtig zum Verständnis der destruktiven Dynamik, die das System entfesselt hat - also ob der Wille zur Selbstbereicherung einzelner Funktionäre eine entscheidende Triebfeder war.
 
Da gibt es sicher einige Geschichten.

Von dem römischen Gold (der jüdischen Gemeinde abgepreßt) habe ich nach der Literatur in Erinnerung, dass eine Kiste im Dienstzimmer Ribbentrops gelandet ist, und dort als "schwarze Kasse" für nicht bestimmte Ausgaben des Auswärtigen Amtes vorgesehen war.
Thomas, Linda: Die Juden im faschistischen Italien, Europ. HSS III/1060.

Die jeweiligen ausgeplünderten Zentralbankreserven besetzter Länder sind wie bei den "Devisenschutzkommandos" abtransportiert worden und an die Reichsbank gegangen.

siehe zB im Volltext (4MB):
KOPS - Zugang zum Dokument - Das Devisenschutzkommando Belgien, 1940-1944 - Krhling, Katrin-Isabel
Krähling, Katrin-Isabel: Das Devisenschutzkommando Belgien 1940-1944
 
Was mich besonders interessiert, ist, ob der erbeutete Besitz den Tätern privat zu Gute kam, dass die Motivation für ihre Taten gar nicht aus politischem Fanatismus erwuchs sondern aus Habgier.

Über den Generalgouvereur von Polen, Hans Frank, schreibt Wikipedia
Von den Parteigenossen wurde das Generalgouvernement bald spöttisch „Frank-Reich“ genannt, ... plünderte Kunstschätze aus dem Besitz der katholischen Kirche und des polnischen Adels, um die er mit Reichsmarschall Göring kämpfen musste, ... Ähnlich prunkvoll war auch Franks Privatresidenz Schloss Kressendorf (Krzeszowice) ausgestattet, die er ebenfalls mit gestohlenen Möbeln aus polnischen Adelspalästen dekorierte. ... Franks Frau Brigitte verschob Lebensmittel in die Heimat und nahm den Juden in den Ghettos Pelze und Schmuck ab, indem sie in ihnen falsche Hoffnungen auf ihre Rettung weckte.
 
Die Bergier-Kommission in der Schweiz hat das Raubgold etc. ganz genau untersucht und darüber einen ausführlichen Bericht geschrieben.

Die Schweiz war der wichtigste Umschlagplatz für das Gold aus dem Dritten Reich. Die Deutsche Reichsbank wickelte ca. vier Fünftel aller Goldlieferungen über die Schweiz ab. Zwischen 1940 und 1945 verkaufte sie Gold im Wert von 101,2 Mio Franken an schweizerische Geschäftsbanken und 1231,1 Mio Franken an die Schweizerische Nationalbank.

Das Raubgold wurde während des Krieges für die Devisenbeschaffung eingesetzt. Diese Transaktionen waren rechtlich und politisch höchst problematisch und waren auch Brennpunkt der Diskussion über die Rolle der Schweiz im zweiten Weltkrieg.

Im Schlussbericht der Bergier-Kommission findet man ein Artikel über das Schicksal einzelner Goldbarren, den ich für euch hier reinkopiere:

Die detaillierten Verzeichnisse der Reichsbank-Goldbücher ermöglichen eine Rekonstruktion des Weges, den einzelne Goldbarren zurückgelegt haben. Unmittelbar nach dem Krieg benutzten US-Rechercheure diese Bücher und die in ihnen enthaltenen detaillierten Gewichtsangaben (die als eine Art Fingerabdruck umgeschmolzener Barren dienen), um nachzuweisen, dass die Lieferungen an die SNB aus umgeschmolzenem Gold bestanden, das aus der belgischen Nationalbank stammte und via Paris nach Berlin befördert worden war. Dasselbe Verfahren zur Identifizierung von Barren eröffnet auch die Möglichkeit, den Weg zurückzuverfolgen, den das Gold der Holocaust-Opfer ging, insbesondere jene Lieferungen, die von der Reichsbank mit «Melmer» markiert wurden versiegelte Kisten, die ab August 1942 von SS-Hauptsturmführer Bruno Melmer geliefert wurden und Devisen, Edelmetalle, Münzen und Schmuck enthielten. Dazu gehörte auch Zahngold, das bis Mitte 1942 vom Sanitätsamt der SS für die Zahnbehandlung der SS-Angehörigen wiederverwendet wurde, welches die Menge für einen solchen Gebrauch aber weit überstieg. Insgesamt fanden 76 derartige Lieferungen statt. Drei Barren mit der Bezeichnung «Melmer» (mit den Nummern 36903, 36904 und 36905) mit einem Gesamtgewicht von 37,5411 kg Feingold (kgf) kamen von der siebten Melmer-Lieferung vom 27. November 1942 und wurden von der Reichsbank am 5. Januar 1943 an die SNB in Bern gesandt. Andere «Melmer»-Barren gelangten über einen komplizierteren Weg in die Schweiz. Die Barren 36873 und 36874 aus der zweiten Lieferung (18. Oktober 1942) und die Barren 36902 und 36907 aus der siebten Lieferung (27. November und 2. Dezember 1942) wurden zusammen mit deutschen Münzen umgeschmolzen; sie befanden sich unter den 762 Barren, die an die SNB verkauft wurden. Vier Barren (37192, 37193, 37194, 37195), die bei der Reichsbank am 1. November 1943 ankamen, wurden in der preussischen Münze mit Münzen und Barren aus Belgien und den Niederlanden umgeschmolzen und zwischen dem 23. Februar 1944 und dem 8. Juni 1944 an die Schweiz verkauft. Der Barren 37198 wurde am 11. November 1943 zur Reichsbank gebracht, mit niederländischen Münzen umgeschmolzen und am 23. Februar 1944 an die SNB geliefert. Insgesamt verkaufte die Reichsbank etwas weniger als 120 kg Melmer-Gold im Wert von 581899 Schwei-zer Franken an die Schweiz. Dies ist eigentlich ein überraschend geringer Anteil am gesamten Melmer-Gold, das mindestens 2580 kgf ausmachte und zum überwiegenden Teil über die beiden grössten deutschen Geschäftsbanken, die Deutsche Bank und die Dresdner Bank, verkauft wurde. In gewissem Sinn stellt dies die eindeutigste materielle Verbindung des schweizerischen Bankwesens zum NS-Genozid dar. Ausser den drei ersten wurden die Barren umgeschmolzen und in der preussischen Münze mit Gold aus westeuropäischen Quellen gemischt, das sowohl Raubgold von natürlichen Personen wie auch von Zentralbanken umfasste; die preussische Münze war imstande, Goldbarren umzuschmelzen, nicht aber, sie zu feinen. Die Feinung wurde zuvor höchstwahrscheinlich von der Firma Degussa vorgenommen. Die Degussa händigte ihren Kunden (wie eben der Reichsbank), die Gold in unreinem oder unfeinem Zustand (etwa Zahn- oder Schmuckgold) lieferten, dieses in gleichem Gewicht und gefeinter Form wieder aus. Es kann demnach unmöglich festgestellt werden, was mit den einzelnen Goldatomen geschah, die den Opfern des NS-Genozids entwendet worden waren

Quelle: Schlussbericht Bergier-Kommission:
Kapitel 4.5 Goldtransaktionen

Dann weiterführende Literatur:

Band 1
Esther Tisa Francini, Anja Heuss, Georg Kreis
Fluchtgut – Raubgut. Der Transfer von Kulturgütern in und über die Schweiz 1933–1945 und die Frage der Restitution

Unabhängige Expertenkommission Schweiz - Zweiter Weltkrieg UEK
 
Nix als Geschwätz.....

Über das " Nazi - " Gold gibt es hinlängliche bekannte Fakten .

Ganz abgesehen davon , dass die vorhandenen und auch die erbeuteten
Goldbestände in erheblichem Unfang zum Kauf von Rohstoffen zB.
schwedischen Eisenerzes und Waffen ( Oerlikon , Spanien etc.) verwendet
wurden -

ist bekannt , das die Goldreserven der Reichsbank in Merkers / Rhön in einem
Kalischacht deponiert waren und von der amerikanischen Armee aufgefunden , nach Frankfurt / Main und dann in die USA abtransportiert wurden.

Damit wurden diese Bestände US-amerikanische Kriegsbeute- man
hört nix mehr davon.
Ein kleinerer weiterer Bestand wurde im Alpengebiet um Mittenwald ebenfalls von der US-Army erbeutet - hier nur etwas Gold - mehr
ausländisches Papiergeld - ebenfalls aus den Beständen der Reichsbank.

Gerüchte gibt es allenfalls noch um den " Rommel-Schatz " - also Goldbestände , welche während des Afrikafeldzuges erbeutet worden sein sollen und nach der Räumung Tunesiens per Schiff abtransportiert worden sein sollen . Das Schiff wiederum soll vor Sardinien gesunken /versenkt worden sein.

Davon zu unterscheiden sind noch vermisste Bestände an Beutekunst ,
welche von den deutschen Spezialkommandos aufgefunden und nach
Deutschland verbracht worden waren.
Hier wird zB. das Bernsteinzimmer immer wieder zum Gegenstand der
Aufregung.
Allerdings muss man davon ausgehen , das ein Teil dieser vermissten
Kunstwerke auch vernichtet sein könnte ( Bombenangriffe ) und auch
von alliertem Militärpersonal unterschlagen wurde.
Das Auftauchen solcher Gegenstände auf dem privaten Kunstmarkt
bestätigt dies immer wieder ( Quedlinburger Domschatz zB.)
.
 
Kann mir einer erklären wieso laut wikipedia nur 2 % des deutschen "Goldschatzes" unter direkter bundesdeutscher Kontrolle stehen?
 
Kann mir einer erklären wieso laut wikipedia nur 2 % des deutschen "Goldschatzes" unter direkter bundesdeutscher Kontrolle stehen?

Ich weiß nicht, was Du unter "Kontrolle" verstehst. Es gab auch schon Jahre, in denen die Bundesbank größere Mengen veräußert hat; die genauen Bestandsentwicklungen könnte man unter Berücksichtigung der Goldpreisentwicklung aus den alten Geschäftsberichten ziehen.

Große Teile der Goldreserven sind in den Export-Wunderjahren entstanden. Es war damals vermutlich eine konstenorientierte Entscheidung, wo die Bestände sicher eingelagert werden, jedenfalls wurde auf dem Territorium der BRD keine Lagerstätte angelegt. Im Übrigen verhält es sich beim Gold - wenn man mal die Mystik beiseite läßt - um Kapitalanlagen ähnlich wie bei ausländischen Beteiligungen oder Immobilienbesitz durch institutioneller Anleger im Ausland, zB Versicherungen, Rentenfonds, Pensionskassen usw.


P.S. die Frage der aktuellen Kontrolle ist sicher keine, die in einem Geschichtsforum diskutiert werden kann; sie hat auch nichts mit dem Thema "Raubgold" des Dritten Reiches zu tun.
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Übrigen verhält es sich beim Gold - wenn man mal die Mystik beiseite läßt - um Kapitalanlagen ähnlich wie bei ausländischen Beteiligungen oder Immobilienbesitz durch institutioneller Anleger im Ausland, zB Versicherungen, Rentenfonds, Pensionskassen usw.

Das ist keine Mystik, das sind Transportabilität und die Sicherheit, es jederzeit an jedem Ort auf der Welt zu einem angemessenen Preis eintauschen zu können und eine gewisse (spekulative Ausbrüche wie zurzeit mal ausgenommen) Preiskontinuität. Vorteile, die (stationäre und Wertschwankungen, ja gar Zerstörung ausgesetzte) Immobilien oder Papierwerte wie Unternehmensbeteiligungen nicht haben.

Mit Kontrolle meine ich den jederzeit möglichen, ungehemmten, autonomen Zugriff. Der ist bei einer Lagerung bei fremden Stellen nicht gegeben. Und was das in Krisenzeiten wie Inflation, wo sich jeder (, insbesondere Staaten) selbst der Nächste ist, bedeuten kann, ist klar.

MOD AN: KOMMERZIELLEN LINK GELÖSCHT
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das ist keine Mystik, ...Vorteile, die (stationäre und Wertschwankungen, ja gar Zerstörung ausgesetzte) Immobilien oder Papierwerte wie Unternehmensbeteiligungen nicht haben.

OT: Mir ging es nicht um die Volatilität der Werte, Fungibilität oder Risikoklassen der Anlageformen, sondern um die Mobilität der Güter.


Zum Thema Raubgold:

den letzten Stand der Herkunfts- und Verwendungsrechung unter allen damit verbundenen Aspekten bietet die Habilitationsschrift von Ralf Banken: Edelmetallmangel und Großraubwirtschaft - die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors im 'Dritten Reich' 1933-1945.

Das Buch soll natürlich nicht unterschlagen werden: bietet es doch die Verknüpfung sämtlicher Handlungsebenen, insbesondere Hinweise auf die Mengenbilanzen des Raubgoldes, und bezieht auch die industrielle und militärische Verwertung ("Verbrauchsrechnungen") ein. Quellenlücken schließt er durch Hochrechnungen, Hinweise auf Beschlagnahmungen durch die Siegermächte werden ebenfalls gegeben.

Rez. NS: R. Banken: Edelmetallmangel und Großraubwirtschaft - H-Soz-u-Kult / Rezensionen / Bücher
 
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