Reisemöglichkeiten der DDR-Bevölkerung bis 1961

Du scheinst da etwas mit der Zeit durcheinander zu bringen.
Ich sehe, ich muß noch mehr smileys verwenden, damit sie ernstgenommen werden...

Mir ging es nur darum, wie die Erfinder/Verwender des Ausdrucks ihn (speziell geografisch) definiert haben. Nicht, welcher Meinung dazu Dein Kompaniechef war.
 
Glaube ich weniger. Der Name ist ja älter als die Mauer selbst, und, da Ulbricht ihn erst aufgenommen hat, wohl auch westlichen Ursprungs. Außerdem ist das Wort Mauer ja auch nicht gerade eindeutig. da ist es klar, daß eine Regierung einen anderen Ausdruck wählt.


Ich dachte meine Ausdrucksweise sei einfach. Also sorry.


Wenn ich einmal im Leben eine Mauer gesehen habe, dann die in Berlin. Wenn dieses Wort nicht eindeutig jenes Bauwerk bezeichnet, habe ich noch nie einen eindeutigen Ausdruck gehört und gelesen.

Ich weiß nicht, wie die Mauer von Ostberlin aus gewirkt hat, (war zwar drüben, aber da hatte ich anderes zu tun) vom Westen her wars ne Mauer jeder andere Ausdruck wäre falsch.
 
War eigentlich die Grenze zur BRD auch ein antifaschistischer Schutzwall? Oder nur die nach Westberlin? Und wie stehts mit der Seegrenze nach Dänemark und Schweden?

Ich will jetzt endlich wissen, wo die Faschisten nun sitzen! :rofl:


Ob es eine differenzierte DDR-Terminologie für Staatsgrenze gab, ist mir nicht bekannt. Vom persönlichen Augenschein schließe ich bei der Grenzbefestigung in Berlin auf Wall: Mauer mit zusätzlichen Befestigungselementen.
Für die Grenze zur Bundesrepublik war das sicher zu aufwendig, hier genügte ein bewachter Zaun, zusätzlich vermint mit vorausschauend angelegten biotopischen Flächen, die der tristen DDR-Gegenwart als freies Schußfeld dienten.

Die Seegrenzen unterschieden sich nach Gefahrenstellen, Dänemark war anders zu sichern als Polen. Ein Wall war hier nicht zu errichten, die Grenzbrigade Küste (GBK) sorgte mit einigem Erfolg, daß die Seegrenze für die meisten eine Sehgrenze blieb.
 
Um auf die Reisemöglichkeiten zurückzukommen und für einen Laien wie mich:
Welches Ausland war grundsätzlich und ohne allzu grosse Schwierigkeiten für den DDR-Normalbürger (keine Dienstreise) erreichbar und was änderte sich nach 1961 (vom Mauerbau abgesehen)?
Die Antwort ist sicher irgendwo in Euren Postings versteckt, aber eine einfache Seele wie ich bräucht es schon noch ein wenig deutlicher!
 
Rentner durften uneingeschränkt ins westliche Ausland fahren (so Geld vorhanden war). Es gab Reisen über z.B.Jugendtourist ins sogenannte NSW (Nichtsozialistische Ausland, das W stand glaube ich für Währungsgebiet) und bis 1961 kam man - so Geld vorhanden - überall hin.

Meine Großmutter hat ab Rentenalter ihre Geschwister im Ulmer Raum regelmäßig besucht. Ihre Tante in Australien nicht, weil sie die Strapazen der Reise nicht auf sich nehmen wollte und das Geld fehlte.

Die Jugendtouristreisen waren sicherlich nicht für Jedermann, man mußte schon "staatsnähe" zeigen/ beweisen. Aber sie waren nicht komplizierter oder teurer als z.B. eine Reise nach Vietnam oder Kuba, was ja bekanntlich nicht zum NSW gehörte.
 
Vor der Wende kam es dann zu Lockerungen der Reisemöglichkeiten zu engen Verwandten auch für Jüngere.
Ich habe 1987 (23jährig) meine Oma in der Bundesrepublik zum 73. Geburtstag besucht. Allerdings war das mit einem komplizierten Antrag, den man stellen musste, und einem peinlichen und unfreundlichen Verhör verbunden. (Mir sind weder offizielle noch inoffizielle gesetzliche Regelungen dazu bekannt.) Der Tipp, den Antrag zu stellen, kam von meiner Mutter, die ihre Eltern in der Bundesrepublik zu runden Geburtstagen besuchen durfte. Sie meinte, ab dem 70. Geburtstag eines nahen Verwandten könne man jedes Jahr einen Antrag stellen.
Fakt ist jedenfalls, dass ich gefahren bin. Es mag auch eine Rolle gespielt haben, dass mein Mann mit zwei kleinen Jungs auf dieser Seite der Mauer zurückgeblieben war. Der bayrische Zoll war ziemlich erstaunt, mich im Zug zu sehen, weil sonst fast nur Rentner fuhren.
Zum 75. Geburtstag meiner Oma, das war dann schon kurz vor dem Mauerfall, bin ich sogar mit meiner Mutter zusammen gefahren. Da waren die Züge von Ost nach West bereits sehr voll mit Reisenden - und nicht nur Rentnern. Für die Zukunft hofften wir auf weitere Lockerungen im Reiseverkehr - was sich dann auf andere, bekannte Weise ergab.
Diese Verwandten-Regelungen fallen allerdings nicht unter normale, für jeden DDR-Bürger mögliche Reisen.
 
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Bei Auslandsreisen gewöhnlicher Bürger unterschied man Länder, in die man ohne/fast ohne Einschränkungen fahren konnte. Das ware CSSR (Tschechien und Slowakei), Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und alle Sowjetrepubliken. Das "fast" ohne Einschränkungen bezog sich darauf, daß man in der Regel einen Grund und ein Ziel der Reise angeben mußte. Teilweise verlangte das aber auch das Reiseland. In der SU war meist auch die zu fahrende Strecke vorgeschrieben.

Ohne "Staatsnähe" zeigen zu müssen, nur mit FDJ-Mitgliedschaft auf dem Papier, kam man mit den Reisegruppen über Jugendtourist neben den vorgenannten Ländern auch in die Mongolei, nach China, Vietnam, in die KDVR (Nordkorea) und nach Kuba. Die Reisen wurden kreisweise vergeben; Landkreis x bekam z. B. 5 Reisen nach Bulgarien, 3 nach Rumänien, verteilt wurde meist über die FDJ-Leitungen der Großbetriebe. Reisen z. B. nach China wurden nicht kreisweise vergeben, dafür gab es zu wenige. Reisen nach Jugoslawien und Albanien waren nur bis etwa in die 60er Jahre möglich.

Ausgesucht wurden die Teilnehmer für Reisen ins NSW (nach meiner Meinung heißt das Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet). Ich denke aber, daß politische Zuverlässigkeit genauso wichtig war, wie Beziehungen. Man mußte sich bewerben, wie etwa heute für einen guten und gut bezahlten Arbeitsplatz. Die Anzahl der Reisen war ziemlich gering. Als Ziele fallen mir da vor allem Frankreich und Skandinavien ein.

Zu besonderen Anlässen (Olympische Spiele z. B.) kamen viele Leute auch in andere Länder, aber ich weiß nicht, wie da die Auslese funktionierte.

Zu Verwandten, meist in die BRD, konnten in den 80er Jahren schon sehr viele, ich schätze, jeder Dritte meiner Arbeitskollegen war da schon mal drüben.

Die Jugendtouristreisen hören sich sehr streng geregelt an, aber man hatte im Ausland dann doch viele Freiheiten, konnte gehen, wohin man wollte oder extra Ausflüge buchen. Die Reisen waren sehr billlig: für meine erste Woche Moskau (Flug) bezahlte ich unter 500 Mark (< 250 €).
 
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