Bei Auslandsreisen gewöhnlicher Bürger unterschied man Länder, in die man ohne/fast ohne Einschränkungen fahren konnte. Das ware CSSR (Tschechien und Slowakei), Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und alle Sowjetrepubliken. Das "fast" ohne Einschränkungen bezog sich darauf, daß man in der Regel einen Grund und ein Ziel der Reise angeben mußte. Teilweise verlangte das aber auch das Reiseland. In der SU war meist auch die zu fahrende Strecke vorgeschrieben.
Ohne "Staatsnähe" zeigen zu müssen, nur mit FDJ-Mitgliedschaft auf dem Papier, kam man mit den Reisegruppen über Jugendtourist neben den vorgenannten Ländern auch in die Mongolei, nach China, Vietnam, in die KDVR (Nordkorea) und nach Kuba. Die Reisen wurden kreisweise vergeben; Landkreis x bekam z. B. 5 Reisen nach Bulgarien, 3 nach Rumänien, verteilt wurde meist über die FDJ-Leitungen der Großbetriebe. Reisen z. B. nach China wurden nicht kreisweise vergeben, dafür gab es zu wenige. Reisen nach Jugoslawien und Albanien waren nur bis etwa in die 60er Jahre möglich.
Ausgesucht wurden die Teilnehmer für Reisen ins NSW (nach meiner Meinung heißt das Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet). Ich denke aber, daß politische Zuverlässigkeit genauso wichtig war, wie Beziehungen. Man mußte sich bewerben, wie etwa heute für einen guten und gut bezahlten Arbeitsplatz. Die Anzahl der Reisen war ziemlich gering. Als Ziele fallen mir da vor allem Frankreich und Skandinavien ein.
Zu besonderen Anlässen (Olympische Spiele z. B.) kamen viele Leute auch in andere Länder, aber ich weiß nicht, wie da die Auslese funktionierte.
Zu Verwandten, meist in die BRD, konnten in den 80er Jahren schon sehr viele, ich schätze, jeder Dritte meiner Arbeitskollegen war da schon mal drüben.
Die Jugendtouristreisen hören sich sehr streng geregelt an, aber man hatte im Ausland dann doch viele Freiheiten, konnte gehen, wohin man wollte oder extra Ausflüge buchen. Die Reisen waren sehr billlig: für meine erste Woche Moskau (Flug) bezahlte ich unter 500 Mark (< 250 €).