Lynxxx:Wer tüchtig genug war, günstige Vorraussetzungen und das Quentchen Glück hatte, der konnte im Osmanischen Reich sozial aufsteigen, auch als Nichtmuslim, und so mancher Serbe, schaffte laut Quellen den Aufstieg z.B. vom Maultiertreiber zum Spediteur und Fernhandelskaufmann, der auf der Leipziger Messe Waren z.B. aus Plovdiv anbot.
Die Albaner machten auch einen guten Teil der osmanischen Wesire, was sie aber trotzdem nicht davon abbrachte gegen die osmanische Herrschaft aufzubegehren, wenn sich denn die Gelegenheit bot.
Man bot den Balkanvölkern natürlich auch ihren Raum, wenn dies nicht mit Nachteilen für die hohe Pforte verbunden war, besser gesagt, man ließ sie in Ruhe solange sie keinen Mist bauten.
Aber mit der Besetzung durch die Osmanen, durch welches man auch Teil dieses Reiches wurde, hat man sich nie
komplett abgefunden, das zeigen die relativ langandauernden Aufstände, die in fast schon regelmäßigen Intervallen erfolgten.
Ruhe herrschte zwar oft, und bis zu einem gewissen Bereich akzeptierte man das "Schicksal", wenn ma so will, doch neuere Generationen versuchten es immer wieder, dem Auszug über die Heiducken aus einem deiner Beiträge kann ich nicht ganz zustimmen.
Dort steht, dass es sich um Militärs handelte, die keine Anstellung bekamen und sodurch der Räuberei verfielen.
Das ist eine Pauschalisierung.
Der Großteil der Heiducken waren sicherlich keine Militärs, sondern perspektivlose Burschen und Männer, die sich auf diese Schiene hauten, das wird nicht einmal erwähnt, weil sie vielleicht auch unter Zwangsarbeit oder Repression litten.
Pronationalistisch musste nicht unbedingt sein, auch keine guten Zukunftsaussichten könnten da reichen.
Personen denen es an Weiterkommen fehlt und welche dann empfänglich für solche Aktivitäten und Abenteurertum sind, ist ja nichts Neues.
Darum kann man diese Aufstände zwar in gewissen Bereichen mit jenen der anderen Leibeigenen im Rest Europas vergleichen, aber dasselbe ist es einfach nicht, auch da die geistliche Führung diese unterstützte.
Es ist zwar interessant, aber nicht enorm erstaunlich, dass Juden in der Verwaltung saßen und jenes Volk von dem man praktisch das Reich "vererbt" bekam, oder es besser gesagt erkämpft hatte, ich meine jetzt die Griechen, häufig in höheren Posten saßen.
Allgemein ging es der jüdischen Bevölkerung im osmanischen Reich nicht schlecht und die Sultane wussten schon um des Potentials der Intelligenzler.
Das Griechen in Bulgarien was zu sagen hatten ist klar, schließlich hatte man mit dem Sieg über die einzelnen Völker praktisch alle Orthodoxen unter deren Oberhoheit gestellt und die Nationalkirchen, und ich nenne sie mal mit Absicht Nationalkirchen, aufgelöst, was man dann im späteren Verlauf wieder rückgängig machte, nachdem man sah, dass dies mit Ärger verbunden war, einfach gesagt.
Man kann schon sagen, dass jede größere Stadt am Balkan im Laufe der Zeit eine muslimische Mehrheit bekam, und die orthodoxe Tradition oft von Griechen übernommen wurde, da nenne ich nur mal Belgrad als Beispiel, wo Christen ein Fünftel stellten.
Daher finde ich auch das Argument der steigenden Bevölkerungszahl der Städte als nicht ganz aussagekräftig, da in den Städten mehr die Muslime und am Land eher die Christen siedelten.
Ist ja eine logische Schlussfolgerung, dass da die Bevölkerungszahl wächst, ich glaube, dass Seldschuk dies mal erwähnte.
Obendrein stärkt es meine Annahme, da dort, wo es was zum Sagen und Verwalten, Organisieren und Herrschen gab, nämlich in besagten Städten, die Muslime vorherrschten.
Beispielsweise erinnert mich die Situation der Bosniaken stark an die indische Deobandi-Bewegung, welche nach der Zerschlagung des Mogulreiches durch die Briten entstand, um die muslimische Tradition zu wahren oder auch die verlorene Position innerhalb des einstigen Großreiches wiederherzustellen.
Die Bosniaken stellten in Bosnien zur Jahrhundertwende ungefähr ein Drittel der Bevölkerung und fielen nach dem Zerfall des osmanischen Reiches auf den Boden der Tatsachen.
Die einstige Stellung ging verloren.
Die zuvor christlichen Bauern und Untergebenen hatten auf einmal was zu sagen, Bosnien drohte unter die Fuchtel der katholischen Habsburger zu kommen.
Der Anteil der Bosniaken an der Organisation "Junges Bosnien" ist deshalb auch kein Wunder:
Mlada Bosna ? Wikipedia
Belisarius:doch ich möchte auch sagen, dass diese religiöse Verschiedenheit erst durch Agitation in den Köpfen des serbischen Volkes als solch omnipräsente Bedrohung wahrgenommen werden konnte.
Nicht nur des serbischen Volkes, auch der Albaner, Kroaten, Bulgaren, Walachen, ...
Wie würdest du diese Agitation in den Köpfen eines Volkes, welches besetzt wird, am besten bezeichnen?
Der Makkabäeraufstand sagt dir sicher was, es war ein Aufstand des jüdischen Völkes gegen die Diadochen, und liegt weit über 1500 Jahren hinten den Ereignissen zurück, über die wir hier diskutieren...
Belisarius:denn es ergaben sich aus den religiösen Unterschieden zwar durchaus soziale Abgrenzungen, die den "kleinen Mann" allerdings in relativ geringem Maße betrafen.
Gerade hier gehen unsere Meinungen leider diametral auseinander, es geht immer um den kleinen Mann.