Ich habe doch geschrieben und belegt, dass beide Kirchen die Feuerbestattung explizit verboten haben!
Ja - ich sehe, hier liegt zu meinem Bedauern ein Missverständnis meinerseits vor, sorry.
Versuch einer Erklärung: Du hast das
§ 3. Nachdrücklich empfiehlt die Kirche, daß die fromme Gewohnheit beibehalten wird, den Leichnam Verstorbener zu beerdigen; sie verbietet indessen die Feuerbestattung nicht, es sei denn, sie ist aus Gründen gewählt worden, die der christlichen Glaubenslehre widersprechen.
zitiert, und ich nahm irrtümlich an, dass auch du generell der Meinung der von mir fettgeschrieben Stelle bist. Mich hat das auf die Palme gebracht, weil dein Zitat aus dem jetzigen Kanonischen Recht stammte, das Kanonische Recht von 1917 sagte aber ganz was anderes, nämlich: Feuerbestattung und kirchliches Begräbnis gehen nicht zusammen.
Die Frage, die es jetzt zu klären gilt, ist, seit wann wurde Gläubigen kirchliches Begräbnis verweigert, wenn sie Feuerbestattung wählten?
Wahrscheinlich ist, dass das, was in CIC1917 steht, schon vorher kirchliche Praxis war. Aber ab wann galt das? Die Erwähnung von Freimaurern in CIC1917 könnte darauf deuten, dass diese Regelung schon in der hohen Zeit des Freimaurertums in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts wirksam war.
Aber was galt vorher?
Ich habe schon darauf hingewiesen, dass Ketzer und Hexen nicht nur verbrannt, sondern auch deren vom Feuer übriggebliebenen Knochen der Scharfrichter zu Pulver zerschlug, um es vom Wind in alle Richtungen zu zerstreuen. Nun lese ich in der
Instruktion über … die Aufbewahrung der Asche im Fall der Feuerbestattung aus der Feder der Kongregation für die Glaubenslehre im Jahr 2016, u.a. Folgendes – Zitat:
7. Um jegliche Zweideutigkeit pantheistischer, naturalistischer oder nihilistischer Färbung zu vermeiden, ist es nicht gestattet, die Asche in der Luft, auf dem Land oder im Wasser oder auf andere Weise auszustreuen oder sie in Erinnerungsgegenständen, Schmuckstücken oder anderen Objekten aufzubewahren. Denn für diese Vorgangsweisen können nicht die hygienischen, sozialen oder ökonomischen Gründe angeführt werden, die der Wahl der Feuerbestattung zugrunde liegen können.
8. Falls sich der Verstorbene offenkundig aus Gründen, die der christlichen Glaubenslehre widersprechen, für die Feuerbestattung und das Ausstreuen der Asche in der Natur entschieden hat, ist das kirchliche Begräbnis nach Maßgabe des Rechts zu verweigern.[16]
Mich überzeugt die (von mir fettgeschriebene) Begründung nicht, weil man ja früher genau das mit den Ketzern und Hexen tat – auf kirchliche Anweisung? Ich habe das noch nicht recherchiert, aber vielleicht weiß jemand das auch ohne Recherche.
Es bleibt dabei: Nach kirchlicher Lehre gibt es keinen Zusammenhang zwischen Bestattungsart und leiblicher Auferstehung.
Ja, das stimmt - insofern muss ich meine diesbezügliche Behauptung zurücknehmen.
Die Frage aber bleibt, warum man in der Spätantike und im Frühmittelalter zunehmend von Brandbestattung wegkam. Da sich die christliche Religion gerade in dieser Zeit verstärkt unter Heiden ausbreitete – hier denke ich z.B. an Slawen, die Brandbestattung praktizierten –, könnte es sein, dass man sich durch die Erdbestattung gezielt von den heidnischen Begräbnisritualen unterscheiden wollte.
Im
Historischen Lexikon Bayerns lese ich u.a.:
Die Belegungsdichte der Nekropolen der 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts blieb dabei locker und die Zahl der Einzelgräber pro Generation niedrig. Räumlich lässt sich regelmäßig ein vergleichsweise großer Abstand zwischen den einzelnen Bestattungen beobachten. Angesichts der geringen Populationsgrößen, die mit diesen Friedhöfen erfasst werden (Unterhaching), ist damit zu rechnen, dass die dokumentierten Körpergräber einer sozialen Elite vorbehalten waren, während für andere soziale Gruppen möglicherweise auch andere Bestattungsformen gewählt wurden.
Kann man daraus schließen, dass die Erdbestattung ein Privileg einer sozialen Elite war? Es ist bekannt, dass man bei der Christianisierung zuerst an die lokalen Fürsten ging, und wenn die den neuen Glauben angenommen hatten, folgte dem in der Regel auch das "Fußvolk" – und wollte auch so bestattet werden wie der Adel? Das würde diese Veränderung bei Bestattungsformen auch erklären.