Und wieviel deutsche Generale wurden damals im Einsatz getötet?
Dass Generale im Krieg getötet werden, ist außergewöhnlich und kann auf deren Unvorsichtigkeit oder des Draufgängertums oder deren zeitweiligen Anwesenheit bei der kämpfenden Truppe zur Steigerung der Moral zurückgeführt werden; oder auf Unterschätzung des Gegners. Ein General muss sich im Hintergrund halten - für die Front hat er seine Offiziere vom Rang eines Obersts abwärts.
Ich kann mich hierbei auch irren.
Außerdem: Wann wird etwas oder jemand zum Klischee? Nur wenn es dieses Etwas oder diesen Jemand oft gibt. Deswegen halte ich diesen Vorwurf an dieser Stelle für nicht gerechtfertigt.
Ludendorff hat einen Nervenzusammenbruch e4rlitten, gesagt wir sind verloren und hat Waffenstillstandsverhandlungen gefordert. Die OHL selbst hat auf einen Waffenstillstand gedrängt. Hindenburg und Groener haben auf einen Waffenstillstand gedrängt. Alle haben kapiert, dass Deutschland militärisch am Ende ist, dass es nicht mehr kann. Es gab laufend Berichte über "Verfall der Manneszucht und Disziplin".
Die deutsche Armee hatte beobachtet, dass bei den Österreichern ganze Regimenter überliefen, in den Wäldern verschwanden. Es kam 1917 in der französischen Armee zu Militärstreiks und Meutereien. Die Truppen erklärten, dass sie die Stellungen halten, keinesfalls aber sich weiter verheizen lassen. In Russland brach der Zarismus zusammen, bildeten sich Arbeiter- und Soldatenräte., Auch in Frankreich bildeten sich 1917 Soldatenräte.
Die Russische Revolution hatte gezeigt, dass so etwas erfolgreich verlaufen kann. Jeder, die OHL, der Generalstab und auch noch der reaktionärste Kommisskopp, hat spätestens im September 1918 kapiert was die Stunde geschlagen hatte. Ludendorff und Hindenburg haben im Grunde durchaus verantwortungsvoll gehandelt, indem sie auf Waffenstillstand hinarbeiteten.
Sie haben diese Handlung später diskreditiert, indem sie die Verantwortung Zivilisten zuschoben und wider besseres Wissen die Dolchstoßlegende webten.
Also alle in der Generalität haben es kapiert, nur dieser General nicht. Hat der nichts mitbekommen von der Brussilow-Offensive, als ganze österreichische Divisionen verschwanden? Die Meutereien hat die französische Armee gut geheim gehalten, aber das es bei den Franzosen gärte, das sickerte bis Ende 1917 durch, und die Märzrevolution in Russland, der Zusammenbruch der Verbündeten, der Zusammenbruch von Bulgarien, Österreich-Ungarn? Hat der nichts mitbekommen von all den unzähligen Beschwerden über "Verfall der Manneszucht und Disziplin? Es kam zu offenen Gehorsamsverweigerungen, und wenige Tage Später brach in Deutschland die Novemberrevolution aus. In Kiel, in Berlin, Hamburg und München bildeten sich Arbeiter und Soldatenräte, wurden Offizieren die Epauletten abgerissen.
Dieser General muss den Krieg im Dornröschenschlaf verbracht haben. Wenn er in seinem Chateau zum üppigen Frühstück keine Zeitungen bekommen hat, so wird er doch wenigstens den Heeresberiicht gelesen haben.
Wo ist überhaupt sein Stab? Da ist ja nur dieser kleine Hauptmann, der ihm beim Frühstück Gesellschaft leistet.
War das tatsächlich so, dass Generale im i. Weltkrieg im Goebbelschen Muster zur Truppe gesprochen haben? Also die ganze OHL die Generalität, die Offiziere selbst haben sich um Waffenstillstand bemüht. Wollten Schluss machen, aber dieser Typ hat das nicht mitbekommen?
Die Truppe, in der es gärt, in der es zu Auflösungserscheinungen kommt, in der sich die Revolution vorbereitet lässt das auch alles mit sich machen?
Ein Klischee kann durchaus amüsant sein, kann furch die Überzeichnung die Wahrheit sagen. Die Komik der Asterix Bände lebt von überzeichneten nationalen Klischees und die besten Komiker und Karikaturisten arbeiten mit Klischees.
Oberst Klink ist ein wandelndes Klischee, auch Gert Fröbe in die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten als Oberst Manfred von Holstein bedient sich der Klischees. Aber es ist gut gemacht, die Figuren sind authentisch, die Klischees sind gut gemacht, auch das Zerrbild kann die Wirklichkeit reflektieren.
Das aber sind, meiner Meinung nach, eben schlechte Klischees, an diesem General ist nichts echt. Die Stimmung entspricht nicht der durch Quellen belegten Stimmung in der deutschen Generalität. Wenn diese selbst auf Waffenstillstand drängt, dann konnte eben nicht ein einzelner General das alles konterkarieren und sozusagen Götterdämmerung und glorreichen Untergang Anno 1945 veranstalten. Die Figur ist nicht nur äußerst unrealistisch sondern schlicht auch im falschen Krieg unterwegs.
Anno 1918 Erster Weltkrieg ist nicht Kampf um die Reichskanzlei und erst 5 Minuten nach Zwölf Schluss machen.
Das eben nenne ich schlechte Klischees. @Schinigami hat ähnliche Kritik schon vor Monaten. geäußert, sprach sogar von Geschichtsklitterung. Nach dem ersten Ansehen dieses- das ist anzuerkennen- durchaus eindrucksvollen Films hielt ich das Urteil für etwas zu hart. Heute neige ich dazu, ihm in diesem Punkt beizustimmen.
Da ist doch auch einiges an Potenzial verschenkt worden. Ich habe bei Literaturverfilmungen ein Problem damit, wenn allzu frei mit der Vorlage umgegangen wird, obwohl es Verfilmungen gibt, die besser sind als die Vorlage. Mario Puzos Godfather ist ein spannender Mafiaroman mit unnötigen Handlungssträngen, Francis Ford Coppolllas Godfather Trilogie aber ein Meisterwerk.
Es ist eben von Remarques Roman eigentlich kaum noch etwas übrig geblieben, als die Hauptfiguren Kat und Paul Bäumer. Die befinden sich in einer Vorhölle, aber man erfährt nicht wie sie da hingeraten sind. Nichts von dem Kontrast zwischen Kasernonhof-Schleifstein und Kriegsrealität.
Man erfährt nicht so recht, wer Kat und Paul eigentlich sind. Ich fand bei der 2. Verfilmung ungemein eindrucksvoll wie Kat die Neulinge vorbereitet und wie in einer Szene ein unerfahrener Rekrut durch Senfgas vergiftet wird, das sich in einem Trichter noch gesammelt hatte.
Die Charaktere Hein Tjaden und Hajo Westhus werden zwar genannt, bleiben aber farblos, und der Bauer Detering, der auf seinem Hof nach dem rechten sehen will und von Feldgendarmerie vors Standgericht gebracht wird, all das verleiht den Figuren im Roman erst ihre Facetten. Da fällt es schwerer, sich mit den Figuren zu identifizieren, eine zentrale Figur des Schleifers Himmelstoß fehlt völlig.
Das war ja auch ein zentrales Thema des Romans und der Verfilmung die Beschreibung und die Authentizität dieser Lost Generation der Kriegsteilnehmer.