RGW-Staaten im wirtschaftl. Leerlauf ab den 1980ern

Ungarn verfolgte im RGW, daran erinnerte ich mich bei Baberowskis Skizze zu den wirtschaftlichen Unterschieden im RGW, einen Kurs des sogenannten Marktsozialismus mit beschränkten privatwirtschaftlichen Handlungsräumen, und dies relativ erfolgreich. Zumindest hat es in Ungarn auch in den 1980ern anscheinend ausreichend Warenangebote gegeben, relativ gut gefüllte Läden, Ungarn soll damals das 'wohlhabendste' RGW-Land gewesen sein.

Ich erinnere mich an die Transporter mit ungarischen Kennzeichen, die Anfang der 1980er Jahre zahlreich bei den Sperrmüllterminen meiner Heimatregion auftauchten...zu unserem Erstaunen angesichts des "Eisernen Vorhangs", der den Ungarn aber nicht nur Reisen ins NSW erlaubte.

Ein damaliger Freund urlaubte ca. 1983 in Ungarn und berichtete von privat betriebenen Reisebüros usw., von einer gewissen Möglichkeit, sich wirtschaftlich frei zu betätigen, was er für sich auch nutzte.
 
Soweit erinnerlich, sollte/durfte die DDR-Administration im Außenhandel mit der UdSSR die Lieferungen aus der UdSSR in die DDR nicht mit Zahlungen ausgleichen, sondern vor allem mit guten Industrieprodukten, daran war man in der UdSSR angesichts der industriellen Leistungsfähigkeit der DDR - im RGW-Vergleich wohlgemerkt - vor allem interessiert. Diese Produkte hätte die Ostberliner Administration lieber im westlichen NSW zur Devisenerwirtschaftung angeboten, und damit zur Senkung der West-Schulden.

Breshnew lehnte jedenfalls die Kredit-Wünsche Honeckers im August 1981 ab, da die Sowjetunion selber in einer wirtschaftlichen und finanziellen Klemme steckte. Ein unmittelbarer Auslöser dafür waren wohl die Missernten in der sowjetischen Landwirtschaft seit den späteren 1970er, man musste in großem Umfang beispielsweise Getreide/Weizen in den USA aufkaufen. Dafür hatte man anscheinend schon erhebliche 'Reserven' aktivieren müssen - und das in Zeiten, in welchen der rasant gestiegene, sehr hohe Erdöl-Preis mitsamt dem hohen Erdgas-Preis der sowjetischen Regierung enorme Devisenerlöse durch den großen Export in den NSW einbrachte.

Weiterhin erklärte Breshnew auf der Krim Honecker gegenüber, dass eine nennenswerte Senkung der Erdöl-Lieferungen in die DDR von Seiten der UdSSR zu erwarten sei.
Offenkundig wollte die sowjetische Führung noch mehr Erdöl ins NSW gegen harte Devisen exportieren können.

Tatsächlich lieferte die SU in den RGW vor allem Rohstoffe - und Rüstungsgüter. Umgekehrt sollten und wurden die sowjetischen Lieferungen von den RGW-Staaten soweit möglich mit Industriegütern bezahlt werden, da es daran bzw. in dieser Qualität und Quantität in der SU mangelte.
Nun stehen Rohstoffe am Anfang der Wertschöpfungskette, erzielen einen weit niedrigeren Preis im Vergleich zu daraus gewonnenen, erzeugten Halb- und Fertigprodukten.

Ein Beispiel sind die lange Zeit recht günstigen sowjetischen Erdöllieferungen in die DDR. Dort wurden dann daraus petrochemische Spitzenprodukte gewonnen, die für "teure" MarktPreise vielfach in den NSW verkauft wurden.
Die Rohstoffprägung - neben Rüstungsgütern - des sowjet. Außenhandels in die RGW-Staaten erzielte also niedrige Wertschöpfungsgewinne für die SU, davon profitierten die RGW-Länder, besonders die Industriebereiche dort. Der Außenhandel der SU mit dem RGW nutzte so eher mehrheitlich dem RGW, schadete der SU letztlich durch die konstant relativ niedrige Wertschöpfung der gelieferten Rohstoffgüter, während die aus dem RGW in die SU gelieferten Industriegüter vergleichsweise weit höhere Wertschöpfungspreise erzielten.

Die SU versuchte in den 1980ern die Schieflage u.a. in den Wirtschaftsbeziehungen zu lasten der SU mit einem erhöhten Export von Rohstoffen ins NSW - gegen harte Devisen - zu vermindern. Der Preisverfall des Erdöls von 35 Dollar/Barrel im April 1980 auf 10 Dollar in der 1. Hälfte 1986 sorgte für einen massiven und schmerzhaften Einbruch der Deviseneinnahmen für die SU.
 
Die Rohstoffprägung - neben Rüstungsgütern - des sowjet. Außenhandels in die RGW-Staaten erzielte also niedrige Wertschöpfungsgewinne für die SU, davon profitierten die RGW-Länder, besonders die Industriebereiche dort. Der Außenhandel der SU mit dem RGW nutzte so eher mehrheitlich dem RGW, schadete der SU letztlich durch die konstant relativ niedrige Wertschöpfung der gelieferten Rohstoffgüter, während die aus dem RGW in die SU gelieferten Industriegüter vergleichsweise weit höhere Wertschöpfungspreise erzielten.
Das mag so gewesen sein, war aber nicht notwendig so. Manche Rohstoffproduzenten werden auch reich, etwa die Golfstaaten oder Norwegen, und auch Russland hat in den vergangenen 20 Jahren mit seinen Rohstoffexporten gut verdient.
Aber natürlich ist die Abhängigkeit vom Weltmarktpreis einiger weniger Rohstoffe an sich riskant.
 
Das mag so gewesen sein, war aber nicht notwendig so. Manche Rohstoffproduzenten werden auch reich, etwa die Golfstaaten oder Norwegen, und auch Russland hat in den vergangenen 20 Jahren mit seinen Rohstoffexporten gut verdient.
Naja, die Golfstaaten und Norwegen leisten sich keinen überdimensionalen Militärapparat, sonst sähe es dort auch anders aus.
Bei der Sowjetunion, kam als Kostenfaktor, den man dabei auch nicht übersehen sollte natürlich bei der Weite des Landes immense Kosten im Sektor Infrastruktur oben drauf.

Gerade bei den kleineren Golfstaaten, wie VAE fällt das ja an Ausgaben mehr oder weniger überhaupt nicht ins Gewicht.
 
Nach Angaben von SIPRI hat Saudi-Arabien seit 2000 im Schnitt 9% seines Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung gesteckt.
Für die Sowjetunion dürften wirklich seriöse Schätzungen da schwierig sein, es würde mich allerdings nicht wundern, wenn die UdSSR das deutlich übertroffen hätte, mindestens zeitweise.
 
Für die Sowjetunion dürften wirklich seriöse Schätzungen da schwierig sein, es würde mich allerdings nicht wundern, wenn die UdSSR das deutlich übertroffen hätte, mindestens zeitweise.
Eine CIA-Einschätzung (assessment) geht 1981 davon aus, dass seit 1965 der Aufwand der SU für das Militär jährlich um 4% gewachsen sei, während der Anteil am "GNP" konstant bei 12% - 13% geblieben sei und sich erst 1979 leicht steigerte (1%).
Sollte der sich der militärische Aufwand weiter um 4% pro Jahr steigern, so würde dieser künftig einen größeren Anteil am GNP beanspruchen.

 
Eine CIA-Einschätzung (assessment) geht 1981 davon aus, dass seit 1965 der Aufwand der SU für das Militär jährlich um 4% gewachsen sei, während der Anteil am "GNP" konstant bei 12% - 13% geblieben sei und sich erst 1979 leicht steigerte (1%).
Sollte der sich der militärische Aufwand weiter um 4% pro Jahr steigern, so würde dieser künftig einen größeren Anteil am GNP beanspruchen.


Nun lässt sich allerdings der Anteil am GDP nicht unbedingt sinnvoll mit dem Anteil am GNP vergleichen, dass sind zwei durchaus unterschiedliche Bezugsgrößen.

Das größere Problem, dass ich hier sehe, ist aber weniger den Anteil der Ausgaben für den Militär an einem Bruttoinlandsprodukt der Sowjetunion zu beziffern, als überhaupt eine wirklich seriöse Bezifferung des Bruttoinlandsprodukts der Sowjetunion aufzustellen, weil dass eben keine Marktwirtschaft im klassischen Sinne gewesen ist.
In der Sowjetunion wird man vergleichsweise gut nachvollziehen können, was an Gütern und Dienstleistungen produziert wurde, allerdings fehlt natürlich völlig die Bezugsgröße, welche Preise sich damit potentiell erzielen ließen und darüber mit welchem Wert ein solches Bruttoinlandsprodukt denn zu beziffern wäre.
Als Hilfskrücke könnte man natürlich versuchen, sich daran zu orientieren, was sowjetische Güter auf dem Weltmarkt an Preisen erzielten, dabei sehe ich aber 2 große Probleme:

1. durchschnittliche Preise von Rohstoffen und Industriegütern auf dem Weltmarkt wären natürlich grundsätzlich darstellbar aber für diverse Dienstleistungen, die in der Sowjetunion erbracht wurden, gab es natürlich keinen internationalen Markt außerhalb des Landes, über den man Außenhandelspreise ermitteln könnte.

2. Sind Weltmarktpreise natürlich nicht wirklich sinnvoll auf die Preise in der Sowjetunion selbst übertragbar, da wegen des Devisenproblems und daraus resultierend den vergleichsweise geringen Importmöglichkeiten der sowjetischen Bevölkerung, der innersowjetische Markt und der Weltmarkt natürlich nach vollkommen anderen Bedingungen funktionierten.
So dass man davon wird ausgehen können, dass produzierte Güter in der Sowjetunion selbst, in Ermangelung an Alternativen, die es auf den internationalen Märkten aber durchaus gab, potentiell höhere Preise erzielt haben dürften, als auf dem Weltmarkt.
Außerdem lassen sich über Weltmarktpreise natürlich nur bedingt auch die Standortfaktoren und ihre Implikationen ableiten.

Dadurch ergibt sich aber, selbst wenn man die Zahlen da hätte natürlich ein großes Potential für Verzerrungen im Hinblick auf das GDP.

Wenn letzteres an Hand der Preise, der vermittelten Waren und Dienstleistungen ermittelt wird, kann sich durch bloße Preissteigerungen natürlich der Fehleindruck einer größeren Leistungsfähigkeit aufdrängen, im Besonderen, wenn es sich nicht um vereinzelte Steigerungen und Änderungen handelt, sondern wenn das wegen der mangelnden Alternativen dysfunktionaler Märkte (Importlücke) systemimmanent ist.
 
Nun lässt sich allerdings der Anteil am GDP nicht unbedingt sinnvoll mit dem Anteil am GNP vergleichen, dass sind zwei durchaus unterschiedliche Bezugsgrößen.
Den Unterschied machen die aus dem Ausland bezogenen Arbeits- und Kapitaleinkommen aus, die ins Gross National Produkt, aber nicht ins Gross Domestic Product eingehen. Aber so sehr fallen die für die meisten Länder nicht ins Gewicht und sicher nicht im Fall der Sowjetunion.

Den Einwände Shinigamis gegen die Anwendung des GDP auf Zentralplanungswirtschaften stimme ich prinzipiell zu, aber die Schätzungen sind wohl besser als nichts, zumal da Shinigami ja selbst von dem Verhältnis von Verteidigungsausgaben zum sowjetischen GDP gesprochen hat.
 
Den Unterschied machen die aus dem Ausland bezogenen Arbeits- und Kapitaleinkommen aus, die ins Gross National Produkt, aber nicht ins Gross Domestic Product eingehen. Aber so sehr fallen die für die meisten Länder nicht ins Gewicht und sicher nicht im Fall der Sowjetunion.
Es mag für die spätere Sowjetunion nicht mehr von so großem Belang gewesen sein, für die Nachkriegszeit, Stichwort Reparationsleistungen, Demontagen und Transfer von Industrieanlagen, auch von wirtschaftlich verwertbarem Wissen etc. würde ich das etwas anders beurteilen.


Den Einwände Shinigamis gegen die Anwendung des GDP auf Zentralplanungswirtschaften stimme ich prinzipiell zu, aber die Schätzungen sind wohl besser als nichts, zumal da Shinigami ja selbst von dem Verhältnis von Verteidigungsausgaben zum sowjetischen GDP gesprochen hat.
Sicherlich sind Schätzungen besser als nichts, wobei ich in diesem Fall aber den Anteil an den Staatsausgaben, für die belastbarere Bezugsgröße halte, als den am GDP.
Die Staatsausgaben lassen sich im Fall der Sowjetunion immerhin einigermaßen sicher beziffern.
 
Naja, die Golfstaaten und Norwegen leisten sich keinen überdimensionalen Militärapparat, sonst sähe es dort auch anders aus.
Bei der Sowjetunion, kam als Kostenfaktor, den man dabei auch nicht übersehen sollte natürlich bei der Weite des Landes immense Kosten im Sektor Infrastruktur oben drauf.

Gerade bei den kleineren Golfstaaten, wie VAE fällt das ja an Ausgaben mehr oder weniger überhaupt nicht ins Gewicht.
Ich denke, entscheidend ist hier, dass es in Norwegen und den reichen Golfstaaten wirklich sehr große Vorkommen an Erdöl und/oder Erdgas und entsprechend große Einnahmen gibt und eine im Verhältnis dazu sehr kleine Bevölkerung.

Z. B. hat Norwegen etwa 5,6 Millionen Einwohner, die Sowjetunion dagegen hatte 1988 286 Millionen Einwohner, Russland heute hat 144 Millionen Einwohner. Da verteilen sich die Einnahmen dann auf entsprechend mehr Köpfe.

Im Fall von Saudi-Arabien wirkt sich das starke Bevölkerungswachstum von etwa 4 Millionen im Jahr 1961 auf etwa 37 Millionen heute deutlich auf den relativen Reichtum aus. Heute hat Deutschland ein deutlich höheres BIP pro Kopf als Saudi-Arabien (53.565 USD vs. 32.530 USD, Zahlen von 2023). Auch hinter einige der kleineren Golfstaaten wie Katar oder die Vereinigten Arabische Emirate sind sie deutlich zurück gefallen.

Grundsätzlich können sich hohe Einnahmen aus dem Export von Rohstoffen auch nachteilig auf die übrige Wirtschaft auswirken, in dem durch die hohen Einnahmen von Devisen und deren Umtausch in die eigene Währung diese aufwertet und dadurch Importe billiger und Exporte teurer werden und in Folge der industrielle Sektor und gegebenenfalls auch die landwirtschaftliche Produktion schrumpft. Das ist als sog. Holländische Krankheit bekannt geworden.

Nun war die sowjetische Währung ja nicht frei konvertierbar, dennoch denke ich, dass dort möglicherweise ähnliche analoge Mechanismen eine Rolle gespielt haben und die industrielle Entwicklung der Sowjetunion gegenüber dem kapitalistischen Ausland, aber auch gegenüber den sozialistischen Bruderländern ausgebremst haben. Bei Russland dürfte das heute auch eine Rolle spielen.

 
Grundsätzlich können sich hohe Einnahmen aus dem Export von Rohstoffen auch nachteilig auf die übrige Wirtschaft auswirken, in dem durch die hohen Einnahmen von Devisen und deren Umtausch in die eigene Währung diese aufwertet und dadurch Importe billiger und Exporte teurer werden und in Folge der industrielle Sektor und gegebenenfalls auch die landwirtschaftliche Produktion schrumpft. Das ist als sog. Holländische Krankheit bekannt geworden.

Nun war die sowjetische Währung ja nicht frei konvertierbar, dennoch denke ich, dass dort möglicherweise ähnliche analoge Mechanismen eine Rolle gespielt haben und die industrielle Entwicklung der Sowjetunion gegenüber dem kapitalistischen Ausland, aber auch gegenüber den sozialistischen Bruderländern ausgebremst haben. Bei Russland dürfte das heute auch eine Rolle spielen.
Ich wrüde das eher an der Verfasstheit der Volkswirtschaften der "Bruderstaaten" und den Notwendigen Konsequenzen des sowjetischen Rohstoff- und Grundstoff-Überschusses selbst festmachen.

Für die Sowjets mit ihren eigenen Überschüssen in diesem Bereich, machte es überhaupt keinen Sinn die meisten Arten von Rohstoffen zu importieren.
Das bedeutet, wenn Handel für die Sowjetunion überhaupt einen Sinn ergeben sollte, mussten für die Rohstoff- und Grundstoffüberschüsse, die vorhanden waren und auf die die sowjetische Industrie seit der Stalinzeit ausgelegt war auf der anderen Seite entweder ein Handelsbilanzüberschuss mit anderen Partnern stehen, der aber in harten, weltmarktfähigen Devisenzuflüssen unterlegt hätte sein müssen, oder es mussten im Gegenzug höherwertige Industriewaren und Konsumgüter eingehandelt werden.
Entsprechende weltmarktfähige Devisen, konnten die anderen realsozialistischen Länder nicht bieten, für höherwertige Industrieprodukte, waren zumindest in den westlichen Staaten des sowjetischen Machtbereichs, vor allem in der DDR, der CSSR und Polen (vor allem Schlesien) ja durchaus die industriellen Vorraussetzungen gegeben.

Ich würde sagen, die Sowjetunion stand vor dem Problem, dass sie auf einem von Stalin implementierten Wirtschaftssystem aufbaute, dass tendenziell eigentlich auf das Erreichen von Autarkie ("Aufbau des Sozialismus in einem Land") ausgereichtet war, jetzt aber aus politischen Gründen mit Satelitenstaaten (+ China) in Europa und Asien irgendwie in wirtschaftliche Beziehungen treten musste, um die auf den Kreml eingeschworenen Regimes dort halten zu können, denn die wären natürlich diskreditiert gewesen, wenn sich die Sowjetunion auf Ebene des Handels gegen die "Bruderstaaten" abgeschottet hätte.


Wenn die Sowjetunion Handel mit den anderen sozialistischen Staaten treiben und gleichzeitig die eigenen weiterverarbeitenden Industrien für konkurrenzfähige Konsumgüter hätte ausbauen wollen, hätte das einen radikalen Umbau der Sowjetunion selbst vorrausgesetzt, dergestalt, dass man dann von sowjetischer Seite die eigenen Rohstoff- und Grundstoffindustrie hätte schleifen müssen, um in der Sowjetunion selbst einen Importbedarf zu schaffen, der es selbst den anderen realsozialistischen Staaten erst ermöglicht hätte, im Handel mit der Sowjetunion mit irgendwas anderem, als Industriegütern zu zahlen, die den Aufbau eigener weiterentwickelter Industrien in der Sowjetunion aber hemmen mussten.

Oder es wäre eben notwendig gewesen, darauf zu bestehen, selbst und in den anderen realsozialistischen Staaten weltmarktfähige Wärungen zu haben, so dass Handelsbilanzüberschüsse gegenüber den Satelitenstaaten sich für Importe aus den USA oder Westeuropa oder anders geartete Investitionen dort geeignet hätten.

Von dem her, sehe ich da eher ein Zusammenspiel handelspolitischer, diplomatischer und wirtschaftlicher Zwänge am Werk, als Probleme an Einnahmeüberschüssen und daraus resultierenden Währungsumwertungen.
 
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Sicherlich sind Schätzungen besser als nichts, wobei ich in diesem Fall aber den Anteil an den Staatsausgaben, für die belastbarere Bezugsgröße halte, als den am GDP.
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Im fraglichen Zeitraum gibt es keinen GDP sondern nur den GNP. Nur eine Randbemerkung.:)

Wie will man Staatsausgaben vergleichen?
Gab es in der UDSSR nur Staatsausgaben? Oder nicht?
Wie will man das bestimmen und gewichten für eine Kennzahl ,die dem Vergleich sehr unterschiedlicher Systeme nützen soll?

.. falls ich was überlesen habe, bitte ich um Nachsicht.
 
Im fraglichen Zeitraum gibt es keinen GDP sondern nur den GNP. Nur eine Randbemerkung.:)

Wie will man Staatsausgaben vergleichen?
Gab es in der UDSSR nur Staatsausgaben? Oder nicht?
Wie will man das bestimmen und gewichten für eine Kennzahl ,die dem Vergleich sehr unterschiedlicher Systeme nützen soll?
Letzten Endes geht es um die Frage, wie hoch der Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Produktion ist, der in einem Land für das Militär ausgegeben wurde. Irgendeine Vorstellung davon muss man schon haben, wenn man sich ein Bild darüber machen möchte, wie das Land funktioniert hat. Und versucht man, trotz aller Schwierigkeiten, den Wert der gesamtwirtschaftlichen Produktion zu messen, ist man automatisch nahe an dem Konzept des Bruttoinlandsprodukts.

Zu GDP vs. GNP sagt übrigens der englische Wikipedia-Eintrag (korrekt denke ich):
After the Bretton Woods Conference in 1944, GDP became the main tool for measuring a country's economy. At that time gross national product (GNP) was the preferred estimate, which differed from GDP in that it measured production by a country's citizens at home and abroad rather than its "resident institutional units".
 
Im fraglichen Zeitraum gibt es keinen GDP sondern nur den GNP. Nur eine Randbemerkung.:)
@Clemens64 hatte ja, wenn ich das richtig verstanden habe dafür Argumentiert das GNP subsidiär für das GDP zu nehmen, mit dem Argument, dass die Abweichungen im Fall der Sowjetunion gering sein müssten.

Wie will man Staatsausgaben vergleichen?
Gab es in der UDSSR nur Staatsausgaben? Oder nicht?
Wie will man das bestimmen und gewichten für eine Kennzahl ,die dem Vergleich sehr unterschiedlicher Systeme nützen soll?
Ich verstehe mit Verlaub das Problem nicht ganz.

Die UdSSR und die Golfstaaten hatten auf dem Papier recht unterschiedliche Wirtschftsstrukturen (de facto sind ja auch in den Golfstaaten die in der Öl- und Gasförderung tätigen Unternehmen zu großem Teil Staatseigentum, bzw. de jure Privatunternehmen, an denen der jeweilige Staat aber de facto zum Teil Mehrheitsbeteiligungen hält, womit die Einnahmen direkt dem Staatshaushalt zufließen), auf der Regierungsebene allerdings, sind sowohl die Sowjetunion, als auch die Golfstaaten konventionelle staatliche Gebilde gewesen, oder sind es noch, die die jeweiligen staatlichen Leistungen bereitzustellen, entsprechend Ressourcen dafür aufzuwenden hatten.

Insofern, lassen sich z.B. Investitionen in Unternehmen, die bei uns eher privatwirtschaftlich laufen würden, in der Sowjetunion zumindest zum Teil* als Staatsausgaben verstehen, das ist ja aber in den Golfstaaten, wo von staatlicher Seite die Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft, die in großen Teilen dem Staat zugehen und große Teile anderer Wirtschaftssektoren von dieser Seite angeschoben oder gestützt werden, nicht viel anders, so weit ich das überblicke.

Insofern mag in den Golfstaaten der nichtstaatliche Anteil an der Wirtschaft höher sein, als in der Sowjetunion (auch dort gab es zumindest de jure genossenschaftlich organisierte Unternehmungen, die mindestens offiziell nicht in Staatsbesitz waren) etwas höher sein, entsprechend wird der Anteil der staatlichen Invsetitionen in wirtschaftliche Unternehmungen höher gewesen sein, aber an dem Umstand, dass sowohl die Sowjetunion, als auch die Golfstaaten einen Teil ihres Staatshaushaltes für militärische Zwecke aufwandten änderte das ja im Grunde nichts.
 
Letzten Endes geht es um die Frage, wie hoch der Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Produktion ist, der in einem Land für das Militär ausgegeben wurde.
Dem würde ich widersprechen wollen.
Eigentlich interessant ist in meinen Augen, der Anteil der Militärausgaben an der Gesamtheit der abkömmlichen Produktion, d.h. für mich an der Produktion, die über die Subsistenz hinausgeht.

Gerade in Gegenden mit extremem Klima und dazu darf man wohl sowohl große Teile der Sowjetunion, als auch der Golfstaaten zählen, müssen ja durchaus Teile der zur Verfügung stehenden Mittel dazu aufgewendet werden die Lebensbeingungen in diesen Regionen erträglich zu halten um die Subistenz der Bewohner zu sichern.
Die hierzu notwendigen Mittel, bilden natürlich einen Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Produktion, stehen der Regierung aber nicht für andere Zwecke zur Disposition und entziehen sich damit möglichen Budgetänderungen.
 
Dem würde ich widersprechen wollen.
Eigentlich interessant ist in meinen Augen, der Anteil der Militärausgaben an der Gesamtheit der abkömmlichen Produktion, d.h. für mich an der Produktion, die über die Subsistenz hinausgeht.
Gegenwärtig spielt diese Größe bei der Diskussion um die Ausweitung der Verteidigungsausgaben in Deutschland und Europa allerdings keine Rolle. Sie müsste auch erst einmal ermittelt werden.
 
Gegenwärtig spielt diese Größe bei der Diskussion um die Ausweitung der Verteidigungsausgaben in Deutschland und Europa allerdings keine Rolle. Sie müsste auch erst einmal ermittelt werden.
Ja nun, in Deutschland haben wir dieses Problem ja auch nur in deutlich geringerem Maße.

Nun wird man aber kaum in Zweifel ziehen können, dass etwa diverse Städte und Ortschaften in Sibirien und den anderen arktischen oder subarktischen Zonen Russlands, oder eben früher der Sowjetunion z.B. während der Wintermonate auf die Zufuhr subventionierter Heizmittel und gegebenenfalls auch Lebensmittel angewiesen sind.
Im gemäßigten Klima Zentraleuropas geht das vielleicht ohne oder mit lediglich geringen Aufwendungen, aber in Gegenden in denen monatelang im Jahr mit zweistelligen Minusgraden zu rechnen ist, muss das vorhanden sein, wenn das Leben einigermaßen vernünftig funktionieren soll.

Solche Dinge und eben auch die dafür notwendige Transportinfrastruktur muss ein Staat zur Verfügung stellen, dass ist nicht optional.
Und das sind einigermaßen fixe Anteile an der Gesamtwirtschaftsleistung, die da unabhängig, von der Staatsform oder dem Wirtschaftssystem oder der jeweiligen Wirtschaftspolitik in einer Form gebunden sind, dass sie nicht ohne weiteres für andere Zwecke umverteilt werden können.
 
Ich möchte gerne daran erinnern, dass in der SU kaum 'marktfähige' Industrieprodukte hergestellte wurden, also IndustrieProdukte, die im NSW erfolgreich und nennenswerte hätten verkauft werden können. Ein Staat von der Größenordnung, Bevölkerungsgröße und hegemonialen Position wie der SU kann nicht auf Dauer ohne ausreichend industriell erfolgreiche Basis und umfangreichen erfolgreichen Produkt-Außenhandel agieren, sich legitimieren und stabilisieren. Siehe China.
Die zunehmende Abhängigkeit von Deviseneinnahmen aus Rohstoffexporten in den NSW resultierte zum einen aus der mangelnden sonstigen Exportfähigkeit von devisenbringenden marktfähigen Produkten/Gütern. Und aus der Notwendigkeit mit diesen Devisen massive Getreidemengen aus dem NSW für die eigene Bevölkerungsversorgung einzukaufen und mit Devisen moderne Technik und Produktionstechnik aus dem NSW einzuführen, welche die SU in ausreichender Qualität und Quantität immer weniger (für den Binnenmarkt) selbst herstellen konnte. Die technologische Entwicklung im Wirtschaftsbereich wichtiger Staaten im NSW überholte seit den 1960er erkennbar die sowjetische.
Die Erdgasröhren für die Überlandleitungen ab den späten 1960er Jahren beispielsweise konnte die SU und auch kein anderer Produzent im RGW in ausreichender, in dieser Qualität und Quantität herstellen.

Der Faden nennt sich ansonsten RGW-Staaten im Leerlauf - und die SU war die zentrale Instanz des RGW.
Die Großexporteure von Erdöl wie die Golfstaaten und Saudi-Arabien versuchen seit inzwischen etlichen bis vielen Jahren eine nachhaltige Diversifizierung der einseitigen Abhängigkeit von Exporteinnahmen aus dem Erdöl-Geschäft, abgesehen davon, dass sie nie in einem sozialistischen Wirtschaftssystem agierten und auch nicht mit hegemonialen Herrschafts- und Militärstrukturen andere Länder beherrschten bzw. beeinflussten.
 
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