Ribbentrops Friedensverhandlungen

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Gast

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Wer kann mir etwas über Ribbentrops geheime Friedensverhandlungen(immerhin hat nichtmal Hitler davon gewusst) mit der Sowjetunion erzählen?
 
Gut, dann präzisier ich mal meine Frage.

Saul Friedländer schreibt in seinem Buch über Pius XII darüber.
Die Verhandlungen fanden in Schweden statt. Beteiligt waren für die Russen Kollontai, für die Japaner der Oberste Uchiwaga(?) und auf deutscher Seite Ribbentrop.

Und das ganze soll zu Beginn 1943 stattgefunden haben.
 
davon hör ich jetzt zum ersten mal, dass es so einen Vertrag gab. Ich wusste nur, dass es geheime (auch ohne Hitlers Kentnis) Verhandlungen mit den Briten gab (1940/41 und 1945)
 
Gast schrieb:
Gut, dann präzisier ich mal meine Frage.

Saul Friedländer schreibt in seinem Buch über Pius XII darüber.
Die Verhandlungen fanden in Schweden statt. Beteiligt waren für die Russen Kollontai, für die Japaner der Oberste Uchiwaga(?) und auf deutscher Seite Ribbentrop.
Und das ganze soll zu Beginn 1943 stattgefunden haben.

Alexandra Kollontai war zwar zur genannten Zeit sowjetische Botschafterin in Schweden und hatte sicher auch Kontakte zu deutschen Diplomaten, aber Friedensverhandlungen, auch nur inoffizielle Sondierungen, halte ich zum Zeitpunkt der Schlacht um Stalingrad oder kurz danach für mehr als unwahrscheinlich.
 
Klaus P. schrieb:
Alexandra Kollontai war zwar zur genannten Zeit sowjetische Botschafterin in Schweden und hatte sicher auch Kontakte zu deutschen Diplomaten, aber Friedensverhandlungen, auch nur inoffizielle Sondierungen, halte ich zum Zeitpunkt der Schlacht um Stalingrad oder kurz danach für mehr als unwahrscheinlich.

Es soll aber tatsächlich im Frühjahr 43 recht ernsthafte Sondierungen über einen Sonderfrieden mit der Sowjetunion gegeben haben. Vermittelt durch Japan. Nach Kursk hätte Stalin die Kontakte dann abgebrochen.
Quellen? müsste ich nachschauen.

Grüße Repo
 
Ich hatte mich vor kurzem mit dem Thema beschäftigt.

In der Zeit 1942/43 gab es verschiedene Überlegungen zu einem Frieden zwischen dem Dritten Reich und der Sowjetunion. Ich schreibe bewußt "Überlegungen", denn es kam weder zu offiziellen noch wirklich ernsthaften Friedensverhandlungen.

Im Frühjahr/Sommer 1942 versuchten insbesondere die Japaner, den Deutschen einen Frieden mit der SU schmackhaft zu machen. Dies lag eher in ihren strategischen Interessen, denn sie hofften, dass die Deutschen sich dann stärker gegen den gemeinsamen Feind England engagieren würden. Die Taktik der Japaner war. dass sie Inhalte von Stalin-Reden und andere Hinweise übertrieben zu ihren Gunsten interpretierten und so den Deutschen eine vermeintliche "Verhandlungsbereitschaft" der SU signalisieren wollte.

Ernsthafter zu bewerten waren die hier bereits erwähnten Gespräche zwischen deutschen und sowjetischen Vertretern in Schweden im Sommer 1943. Der Vorstoss begann von deutscher Seite, beteiligt war ein Vertreter des Auswärtigen Amtes und V-Männer der deutschen Abwehr, die - wie erwähnt - versuchten, mit der russischen Botschafterin in Schweden Alexandra Kollontai in Kontakt zu kommen.
Allerdings waren sie keineswegs offiziell durch Hitler oder Ribbentrob dazu befugt oder angewiesen (wobei letzterer davon Kenntnis gehabt haben könnte). Als das ganze irgendwie an die Öffentlichkeit drang und in einer schwedischen Zeitung davon berichtet wurde, bekam Hitler einen seiner berüchtigten Wutanfälle - er selbst hatte nie vorgehabt, mit den Russen einen Frieden zu schließen.
Aber auch was die sowjetische Seite betrifft, wird die Ernsthaftigkeit dieser Aktion in Zweifel gezogen. In den Jahren 1942 und 1943 war Stalin sehr unzufrieden mit seinen Mitalliierten, weil die "Zweite Front", die er einforderte, auf sich warten ließ. So wird vermutet, dass diese Verhandlungen wie auch die Gründung des Nationalkomitees "Freies Deutschland" mit ihren Begleiterscheinungen dazu dienen sollte, den Alliierten einen Wink zu geben - in der Hinsicht, dass Stalin andeutete, dass er gegenüber Deutschland auch andere Möglichkeiten habe, als der in Casablanca beschlossenen Forderung der "Bedingungslosen Kapitulation" zu folgen.

Einen guten Überblick über diese Ereignisse bietet das schon etwas ältere Buch von Alexander Fischer, "Sowjetische Deutschlandpolitik im Zweiten Weltkrieg 1941 - 1945".
 
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