Ritter gegen Schnecken?

@Mashenka

Dass auf manchen Abildungen Schnecken nicht bekämpft, sondern angebetet werden, deutet auf eine Bewunderung von Schnecken

Das sieht für mich eher andersrum aus, die Mönche könnten nicht die Schnecke anbeten, was ja eigentlich abfall vom Glauebn wäre da ja nur ein Gott (höchstens die Schnecke wäre irgendwie ein Symbol für diesen), sondern sie könnten gegen die Schnecke anbeten, damit Gott ihnen gegen diese beisteht.

Die Schnecke scheint ein Symbol für etwas schlechtes zu sein das den Menschen wiederfährt, möglicherweise Hunger, weil die Schnecke ja Schaden anrichtet.
Eine Heuschrecke wäre da aber wohl einfacher zu verstehen und hätte biblischen Bezug.

Ich hoffe irgendwann klärt sich das mal auf, wäre interessant zu erfahren was damit gemeint ist.
 
Sie sind überall! Manchmal sitzt der Ritter auf einem Pferd, manchmal nicht, manchmal ist die Schnecke monströs, manchmal nur sehr klein, manchmal befindet sie sich auf der anderen Seite der Seite, manchmal befindet sie sich direkt unter dem Fuß des Ritters. Der ist normalerweise so gezeichnet, dass er besorgt, paralysiert oder geschockt durch seinen kleinen Feind wirkt.

Die Schnecke als Sinnbild des Todes. Selbst die Ritter haben keine wirksame Waffe.

http://www.societes-savantes-toulouse.asso.fr/samf/memoires/T_57/PDF/04_Cranga.pdf

Hier gibt es ein Bild "Der Tod der Jungfrau" mit zwei Schnecken in den Ranken.
In Vieille-Toulouse sind Schnecken in einem gallo-römischen Grab aus dem 2.-4. Jahrhundert. In jeder der vier Ecken eine Schnecke und überwölbt von vielen kleinen Schnecken.

Übersetzt der Satz: die Schnecke ist
nicht männlich nicht weiblich, nicht fett nicht mager, nicht Fleisch nicht Fisch, nicht lebend nicht tot, ist immer in der Lage von einer Kategorie in die andere zu wechseln.

http://italies.revues.org/2155#tocto1n4

Die Verkündigung Maria. Die Schnecke sitzt am unteren Bildrand. Auf der Trennlinie zwischen dem Alten und dem Neuen, dem Vorher und dem Nachher.

Hier steht sogar, daß ein abgeschlagener Kopf wieder nachwächst:

https://books.google.de/books?id=tq...page&q=wächst schnecken der kopf nach&f=false

Also haben unsere Ritter mit oder ohne Schwert keine Chance!
 
Zuletzt bearbeitet:
Das sieht für mich eher andersrum aus, die Mönche könnten nicht die Schnecke anbeten, was ja eigentlich abfall vom Glauebn wäre da ja nur ein Gott (höchstens die Schnecke wäre irgendwie ein Symbol für diesen), sondern sie könnten gegen die Schnecke anbeten, damit Gott ihnen gegen diese beisteht.

Die Schnecke scheint ein Symbol für etwas schlechtes zu sein das den Menschen wiederfährt, möglicherweise Hunger, weil die Schnecke ja Schaden anrichtet.
Eine Heuschrecke wäre da aber wohl einfacher zu verstehen und hätte biblischen Bezug.

Ich hoffe irgendwann klärt sich das mal auf, wäre interessant zu erfahren was damit gemeint ist.
Die Zeit ist ja göttlich, d.h. gottgegeben; eine Art Dämon des Lebens, den man nicht besiegen kann.
Interessant ist diese Darstellung, auf dem ein Ritter einer Schnecke einen Schild in Form einer Maske vorhält (aus: Gorleston Psalter, British Library). Das ist eindeutig Dämonbekämpfung, wie es die Kirche auch tat (mit grotesken Darstellungen außerhalb der Kirche, um die Dämonen draußen zu halten).
Und hier wird die Schnecke tatsächlich als Dämon gezeigt (aus einer Bibel, um 1320, Bibliothèque Municipale, Tours); ein Dämon der Zeit und der Vergänglichkeit.
Etwas pikant dieses Bildchen im gleichen Buch: der Schnecken-Dämon hat den Affen eingeholt, quasi: das arme Äffchen ist jetzt am A… )

Die Bekämpfung der Schnecke steht für das Ankämfpen gegen die Zeit, also eine Ermahnung (oder eben Selbstermahnung) im Sinne von – wie bereits erwähnt – »carpe diem«; wer die Schnecke bekämpft, tut das; wer die Schnecke anbetet, d.h. in diesem Fall anfleht, hat Angst vor der Vergänglichkeit, würde zu gerne mehr Zeit haben.

Am einfachsten ist es, solche Schnecken-Darstellungen als kleine Vanitas-Einlagen zu sehen.

Zum Schluss noch ein Nackter, der eine Schnecke ›anbetet‹: er fleht um sein »nacktes Leben«.(ebenfalls aus dem Gorleston Psalter).
 
Die Argumentation in diesem letzten Beitrag erscheint mir durchaus plausibel zu sein.
Danke, El Quijote! Trotzdem ist die Symbolik nicht bei allen Schneckendarstellungen klar zu deuten. Kopfzerbrechen verursacht hat auch diese Illumination von Robinet Testard in seinem Stundenbuch Secrets de l’histoire naturelle (um 1500), über die viel gerätselt wird. Die seltsame Darstellung zeigt Maria mit dem Kind in einem Schneckenhaus, inmitten einer Schneckenlandschaft. Maria webt, während das Jesuskind neben ihr sitzt.(was allein schon bemerkenswert ist)

Wie mir eigentlich erst nach dem Sinnieren über Schnecken zu diesem Thread klar geworden ist, stehen hier Schneckenhaus und Schnecken für die Menschwerdung des Gottessohnes. Sie symbolisieren, dass nun auch er (wie alle Lebewesen) der Zeit unterworfen ist, d.h. in ihr leben muss. Diese Interpretation wird durch das ungewöhnliche Weben bestätigt; ein eher nordisches Metapher für das Schicksalhafte.


Doch eigentlich wollte ich noch, auf ein kleines Detail im schottischen Wiegenlied hinweisen, das ich vorher gepostet habe. Hier nochmals der Schlummerreim:
Four and twenty tailors went to kill a snail;
The bravest man among them durst not touch her tail!
She put out her little horns like a little Kyloe cow,
Run, tailors, run! Or she'll have you all e'en now!
Es sind nicht 7 tapfere Schneiderlein, auch nicht 12, sondern ganze 24!
 
Mit Schnecke und Schwert

Kreuzritter verursachten offenbar eine Invasion der kleinen Tiere in der Ägäis

Für die Eroberung des Heiligen Landes hatten die Kreuzritter jede Menge im Gepäck: Waffen und Ausrüstung in erster Linie. Proviant natürlich und offenbar auch eine fremde Art, wenn man dem Hamburger Biosystemiker Matthias Glaubrecht und seinem Kollegen Valerio Ketmaier von der Universität Rom traut: Schnecken der Gattung Levantina wurden wohl von den Kreuzrittern auf die ägäischen Inseln rund um Rhodos eingeschleppt. So konnten die Forscher mit DNA-Analysen verwandtschaftliche Beziehungen klären und nachweisen, dass zusätzliche Exemplare der Gattung lange nach einer ersten Besiedlungswelle vor etwa drei Millionen Jahren erneut aus ihrer Heimat Israel, Syrien und dem Libanon auf die Inseln gelangten. Während in der ersten Phase noch eine Landverbindung nach Asien bestand und die Schnecken einwandern konnten, war dies später nicht mehr der Fall. Aus den DNA-Tests und weiteren Indizien schloss Glaubrecht: "Da Schnecken nicht übers Meer fliegen, ist es wahrscheinlich, dass Kreuzritter sie auf und vor allem innerhalb der Inseln verschleppt haben." Der Biologe hatte bereits vor mehr als 20 Jahren die Levantina-Populationen auf den Inseln untersucht und festgestellt, dass einige Formen ausschließlich an Orten leben, die eng mit der Geschichte des Johanniterordens zusammenhingen. Einige Arten, die mit jenen vom nahöstlichen Festland identisch waren, kamen sogar nur in den Festungen der Ritter vor. Mit der Auswertung der Schnecken-DNA gelang es nun, die These einer "Schnecken-Invasion" als Folge der Kreuzzüge zu untermauern.

:winke:
 
Nach dieser Theorie waren die Griechen, Pönizier und Römer oder Byzantiner offenbar schneckenfrei, sonst hätten sie die kleinen Schleimer ja auch schon auf die Inseln transportieren können und nicht erst die Ritter.
 
Nach dieser Theorie waren die Griechen, Pönizier und Römer oder Byzantiner offenbar schneckenfrei, sonst hätten sie die kleinen Schleimer ja auch schon auf die Inseln transportieren können und nicht erst die Ritter.

Alternativ wäre die Frage zu erörtern, warum die Griechen, Phönizier, Römer und Byzantiner eine ganz bestimmte Schneckenart ausschließlich an Orte transportierten, wo die Johanniter später ihre Festungsanlagen errichteten:

Eine der Arten von Levantina, die auffällig solchen aus der Levante gleicht, kam etwa ausschließlich in den Befestigungsanlagen der Johanniter vor. Dagegen wird die gesamte übrige Insel von einer anderen, deutlich verschiedenen Art besiedelt. Es waren genau diese in den 90er-Jahren gesammelten und in der Universität Hamburg hinterlegten Proben, aus denen nun das DNA-Material für die genetischen Untersuchungen entnommen wurde. „Damals stützte sich die Kreuzritter-These auf Schalenmorphologie und Biogeografie“, erklärt Glaubrecht. Nun sei die molekulargenetische Bestätigung erfolgt.
https://www.uni-hamburg.de/presse/pressemitteilungen/2015/pm68.html
 
Alternativ wäre die Frage zu erörtern, warum die Griechen, Phönizier, Römer und Byzantiner eine ganz bestimmte Schneckenart ausschließlich an Orte transportierten, wo die Johanniter später ihre Festungsanlagen errichteten:
Erstaunlich, erst sind die Schnecken äußerst wanderfreudig, schließen sich den Rittern an und dann werden sie faul und bewegten sich 900 Jahre nicht mehr aus den Johinniterbauten weg.:pfeif:Nach Malta wollten sie nach der Vertreibung der Ritter dann nicht mehr mit und wurden osmanische Untertanen. Bei den Türken mussten sie dann auch nicht mehr als Fastenspeise herhalten. :ironie:
 
"Sieben" oder "Zwølf" passt nicht zum Versmass, die Zeile wird zu kurz.
Also ich weiß nicht, muheijo… Wie wär’s z.B. mit »seven lazy taylors went to kill a snail«? Nur als Beispiel. Ist es nicht eher eine moderne Erscheinung, dass das Versmaß den Inhalt diktiert?
Erstaunlich, erst sind die Schnecken äußerst wanderfreudig, schließen sich den Rittern an und dann werden sie faul und bewegten sich 900 Jahre nicht mehr aus den Johinniterbauten weg.:pfeif:
Auf Rhodos haben sich die Schnecken halt äußerst wohl gefühlt, da sie endlich den ganzen Salat wegfressen durften. Die Osmanen haben sie dann zwar nicht mehr gefüttert, waren aber gegenüber Schnecken vmtl. nicht feindlich eingestellt; schließlich liebten sie arabeske Verzierungen…
 
Nach Malta wollten sie nach der Vertreibung der Ritter dann nicht mehr mit und wurden osmanische Untertanen.

Als die Ritter nach monatelanger Belagerung aus Rhodos abziehen mussten, waren ihre Lunchtüten sehr spärlich befüllt.
Da schafften es keine SchnLeckereien mehr nach Malta.
 
Wir nennen ja selbst eine Schokolade "Ritter Sport", obwohl das Produkt werder mit Rittern noch mit Sport was zu tun hat.
Vermutlich gab es also ein Mittel gegen Schnecken dem sein Hersteller einen martialischen Namen gegeben hat, und wir rätseln heute über die Reklamezettel.
 
Das mit den Lunchtüten der Kreuzfahrer scheint der richtige Ansatz zu sein
Viele Ordensritter kamen aus Frankreich , Burgund und Lothringen-sogar der erste aller Kreuzfahrer, Gottfried von Bouillion war Lothringer
Und dorten gelten die Escargots bis heute als Leibspeise-
vermutlich haben die Ordenritter, und hier natürlich zu allererst die legendären Templer die Schnecken als Schmankerln mitgebracht Da die Orden aber wie die Mönchsorden den kirchlichen Fastenregeln unterlagen könnte der Kampf der Ritter gegen die Schnecken den Kampf gegen das fastenbrechende Schnabulieren symbolisieren
Eine andere Erklärung wäre,dass die Templer die Schnecken als Kampfschnecken gezüchtet und gegen Gegner eingesetzt haben-auch gegen die Johanniter,mit denen man ja einen innigen Zwist pflegte.Nun sind Schnecken ,auch Kampfschnecken eher von langsamer wenngleich schrecklicher Natur (der furor gastropodae ist ja sprichwörtlich )- daher kann es sen, dass die von den Templern auf die Johanniter konditionierten Kampfschnecken sich immer noch auf die alten Johanniterfestungen wie Rhdos zu bewegen.
 
Sicher ist euch auch schon mal aufgefallen wie gruselig das ist, dass Schnecken fast ausnahmslos den selben Drehsinn im Gehäuse haben. Nichts mit Ausgleich und Harmonie durch Symmetrie, Chaos, Zufallsrauschen und Balance. Knallharte Drehrichtung. Die Welt hat einen Drall, und also auch eine Richtung und ein Ende.
Das muss jeden nachdenklichen Menschen beunruhigen. Deshalb wird ja auch heute noch so viel Aufwand zur Vernichtung der Schnecken betrieben.
 
Wäre es eigentlich auch denkbar, dass das Schneckenmotiv ursprünglich auf einen ganz konkreten Anlass zurückgeht und dann einfach kopiert wurde, ohne dass eine einheitliche Vorstellung dahinterstand?
 
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