Römerlager an der Porta Westfalica?

Barkhausen, kam auch schon hier im Forum vor. Da die systematische Ergrabung erst im letzten Sommer begonnen hat, wird wohl kaum schon was publiziert sein. Informationen aus erster Hand dürfte der LWL bereithalten.
 
Soweit man sagen kann fügt es sich im aktuellen Kartenmaterial gut ein, was seine Position angeht.
Nicht so weit weg von den restlichen Lagern und Stationen.
Ich erwähne nur mal die vermutete Meldekette mit dem Turm auf der Sparrenberger Egge, so als Exil Bileefelder…
 
Zuletzt bearbeitet:
Ave Zusammen,

nach den bisherigen Funden zu urteilen, dürfte es sich um ein Auxilliarlager der Germanicusarmee aus 16 gehandelt haben. Aber da tut sich dieses Jahr noch einiges.

Schaunmermal, Trajan.
 
Im NRW-Teil der "Welt am Sonntag" gab es heute einen großen Bericht über diesen Fundplatz. Die Grabungsstelle gehört mittlerweile wohl zu den wichtigsten in ganz NRW. Viel neues gab der Bericht allerdings nicht her. Neben den römischen Funden gibt es auch ein Gräberfeld, welches aus dem 1. bis 2. Jahrtausend v.Chr. stammt. Auch Funde aus dem 30 jährigem Krieg wurden gemacht. Dies alles zeigt wohl die Bedeutung dieses Platzes an der Westfälischen Pforte.

Ob Varus dort war, ist allerdings völlig offen. Mithilfe der Radiokarbondatierung konnten Holzkohlereste auf die Zeit um Christi Geburt datiert werden. Die zeitliche Einordnung reicht wohl von den Drusus-Feldzügen bis hin zum Germanicus.

Also abwarten und Tee trinken!
 
Noch ein schöner Bericht:
Kamen die Römer mit Schiffen an die Porta? - Bückeburg - Schaumburger Zeitung

Besonderes Interesse der Fachleute hat der Fund zweier Bruchstücke aus gebranntem Ton gefunden. Es handelt sich um die Fragmente der Einfüllöffnung eines „Dolium“ genannten Vorrat- und Transportbehälters. Schon die Öffnung dieses gewaltiggroßen Bottichs hatte einen Durchmesser von etwa einem halben Meter.

„In solchen Gefäßen transportierten die Römer Schüttgut“, erklärt Dr. Bettina Tremmel, die beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) für Römer und Römisches zuständig ist. Schüttgut heißt in diesem Fall wohl Getreide. Legionäre sind hungrig. Sie müssen auch im Feindesland versorgt werden, selbst wenn dieses die benötigten Nahrungsvorräte – wie damals zur Zeit der Germanen – nicht hergibt. Außerdem waren germanische Gefilde unwegsam und gefährlich. Da lag es nahe, die erforderlichen Vorräte auf Schiffen dorthin zu bringen, wo sie benötigt wurden. In einem Dolium beispielsweise, das viel zu voluminös ist, um es einem Maultier auf den Rücken zu packen. „Möglicherweise kamen nicht nur die Nahrungsvorräte, sondern die Soldaten selbst mit dem Schiff zur Porta“, überlegt die Expertin.
 
Hatte ich schon einmal gepostet zum Thema Logistik:

http://www.lwl.org/LWL/Kultur/WMfA_Zentrale/P_Bodenaltertuemer/index2_html

Bodenaltertümer Westfalens Bd. 45
Johann-Sebastian Kühlborn u. a.
Rom auf dem Weg nach Germanien: Geostrategie, Vormarschtrassen und Logistik
Internationales Kolloquium in Delbrück Anreppen vom 4. bis 6. November 2004
Mainz 2008
350 Seiten mit 128 Abbildungen
24,00 Euro
ISBN 978-3-8053-3931-5
Erhältlich im LWL-Museum für Archäologie in Herne, im LWL-Römermuseum in Haltern am See und über jede Buchhandlung


Dort dürfte Porta aber wahrscheinlich noch nicht groß berücksichtig worden sein…
 

Zitat daraus: "....Da lag es nahe, die erforderlichen Vorräte auf Schiffen dorthin zu bringen, wo sie benötigt wurden. In einem Dolium beispielsweise, das viel zu voluminös ist, um es einem Maultier auf den Rücken zu packen. „Möglicherweise kamen nicht nur die Nahrungsvorräte, sondern die Soldaten selbst mit dem Schiff zur Porta", überlegt die Expertin. ..."

Das Dolium ist neben anderen Befunden eines der sichersten Belege dafür, dass wir in Minden-Barkhausen ein Lager des Germanicus aus 16 vor uns haben. Hier fand ziemlich sicher die von Tacitus geschilderte Schlacht am Weserübergang statt. Das ist auch an den Fundmünzen erkennbar, insbesondere gab es in der Vergangenheit schon etliche Zufallsfunde auf der gegenüberliegenden Weserseite. Darunter auch gerade die frühtiberianischen Münzen des Germanicushorizonts.
 
Das Dolium ist neben anderen Befunden eines der sichersten Belege dafür, dass wir in Minden-Barkhausen ein Lager des Germanicus aus 16 vor uns haben. Hier fand ziemlich sicher die von Tacitus geschilderte Schlacht am Weserübergang statt. Das ist auch an den Fundmünzen erkennbar, insbesondere gab es in der Vergangenheit schon etliche Zufallsfunde auf der gegenüberliegenden Weserseite. Darunter auch gerade die frühtiberianischen Münzen des Germanicushorizonts.

Wenn in Minden Barkhausen die Schlacht bei Idistaviso stattgefunden hat, dann kann es sich demnach bei Kalkriese nur um die Schlacht am Angrivarierwall gehandelt haben. Germanicus befand sich nach dieser Schlacht auf dem Rückweg zur Ems. Er musste dann zwangsläufig die Niewedder Senke durchqueren um über eine einigermaßen sicher begehbare Trasse zu diesem Fluss zu gelangen.

Gruß Maelo
 
Das ist Unsinn, da der Angrivarierwall ein Grenzwall zwischen Cheruskern und Angrivariern in Wesernähe gewesen sein soll. Wir hatten diese Diskussion auch schon mal, wobei ich dich darauf hinwies, dass im Ggs. zu Deutschen Übersetzung im lateinischen Original ein Plusquamperfekt steht: extulerant.
Der Kalkrieser Wall ist aber kein Grenzwall:

  • Mit 400 m ist er dafür viel zu kurz
  • Ein Grenzwall bedarf keiner Ausfalltore, wie in Kalkriese nachgewiesen
  • der Kalkrieser Wall ist kurzfristig errichtet worden
 
Zitat daraus: "....Da lag es nahe, die erforderlichen Vorräte auf Schiffen dorthin zu bringen, wo sie benötigt wurden. In einem Dolium beispielsweise, das viel zu voluminös ist, um es einem Maultier auf den Rücken zu packen. „Möglicherweise kamen nicht nur die Nahrungsvorräte, sondern die Soldaten selbst mit dem Schiff zur Porta", überlegt die Expertin. ..."

Das Dolium ist neben anderen Befunden eines der sichersten Belege dafür, dass wir in Minden-Barkhausen ein Lager des Germanicus aus 16 vor uns haben. Hier fand ziemlich sicher die von Tacitus geschilderte Schlacht am Weserübergang statt. Das ist auch an den Fundmünzen erkennbar, insbesondere gab es in der Vergangenheit schon etliche Zufallsfunde auf der gegenüberliegenden Weserseite. Darunter auch gerade die frühtiberianischen Münzen des Germanicushorizonts.

Ich wußte garnicht, daß man dort frühtiberianische Münzen entdeckt hat. Das wäre nun wirklich ein deutlicher Hinweis auf den Germanicus. Gibt es evt. nähere Informationen zu diesen Funden?
 
Ave Maelo,

Wenn in Minden Barkhausen die Schlacht bei Idistaviso stattgefunden hat, dann ....


wo bitte steht da was von Idistaviso? Da steht die Schlacht am Weserübergang, die ging der Idistaviso und Angrivarierschlacht voraus.


salvus schrieb:
Ich wußte garnicht, daß man dort frühtiberianische Münzen entdeckt hat.....

Die finden sich tatsächlich auf der östlichen Weserseite, kann man in den FMRD leicht finden. Aus der Münzverteilungskarte ergibt sich dann auch ziemlich sicher die Stellen von Angrivarierwall und Idistavisoschlacht. Die liegen natürlich nicht direkt bei Barkhausen.
 
Ich wußte garnicht, daß man dort frühtiberianische Münzen entdeckt hat......
Die finden sich tatsächlich auf der östlichen Weserseite, kann man in den FMRD leicht finden. .
Könntest du das weiter erläutern? Um welche "frühtiberianischen" Münzen handelt es sich und wo sind sie aufgetreten?
Aus der Münzverteilungskarte ergibt sich dann auch ziemlich sicher die Stellen von Angrivarierwall und Idistavisoschlacht.
Sowohl der Ort der Schlacht bei Idistaviso als auch die Lage des Angrivarierwalls sind bis heute unbekannt.
 
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