Römische Trink(sub)kultur

Mir ging es wirklich vor allem um An- oder Abwesenheit von "Kellnern" (die ja beantwortet ist). Wenn du noch irgendetwas zum Thema Zuprosten, Anstoßen oder Becher heben findest, wäre das prima, ansonsten gehe ich da einfach vom unverfänglichen Becherheben aus.
 
Besonders gläubige haben bzw. bei besonderen religiösen Anlässen wurden ein paar Tropfen Wein auf den Boden gespritzt als Gabe "für die Gottheit" (ich glaube, nicht unbedingt immer Bacchus, sondern auch dem Genius loci, den Laren des Hausherren etc.).
Es ist nicht klar, ob diese libatio von jedem Trinker bei jedem Becher ausgebracht wurde, oder ob der Ehrengast einen Segen sprach und alleine rumtropfte (bei Petronius sagt Trimalchio angesichts von Sklaven, die in besoffenem Kopp teuren Wein verschütten, "diese trinken auf mein Wohl").

Wie das in einem Gasthaus aussieht, ist natürlich schwer zu sagen. Ich glaube nicht, dass zu jedem Glas wasservermischtem Wein, das man beim Imbiss in der Caupona zu sich nahm, ein Trinkspruch/Segen mit libatio ausgebracht wurde - das wäre etwa so wie mit dem Döner in der Hand ein Tischgebet sprechen, obwohl dasd natürlich jedem selbst überlassen ist. Fest steht aber, sobald es halbwegs "offiziell" wurde, wurde getropft.
 
Mir ging es wirklich vor allem um An- oder Abwesenheit von "Kellnern" (die ja beantwortet ist). Wenn du noch irgendetwas zum Thema Zuprosten, Anstoßen oder Becher heben findest, wäre das prima, ansonsten gehe ich da einfach vom unverfänglichen Becherheben aus.

Zum anstoßen oder Becher heben habe ich leider nichts weiteres gefunden, dafür habe ich ein paar interessante Fakten über den Alkoholkonsum im allgemeinem gefunden, und da sich der Platz hier gerade anbietet, will ich die mal wiedergeben:

Häufig wurden im alten Rom Trinkgelage abgehalten. Diese waren Teil eines Gastmahls und folgten dem Abendessen(cena) als 2. Teil des des Abends.
Auch neue Gäste und Nachtschwärmer waren hier gern willkommen (Petr. 65). Ürsprünglich reine Herrenabende ( obwohl oft leichte Mädchen zur Unterhaltung der Gäste anwesend waren) wandelte sich das Trinkgelage, bis auch die Herrin des Hauses und andere Frauen daran teilnahmen. In seiner ars armoria empfiehlt Ovid, dass auch ein Tinkgelage ein guter Ort war, wo "es noch etwas außer dem Wein gibt, das du dir dort holen kannst").
Oft wurde ein "Trinkkönig" gekürt ( magister bibendi) der sowohl für das Mischungsverhältniss des Weins an dem Abend zuständig war, als auch bestimmte Gesprächsthemen vorschlagen sollte und dessen Aufgabe es war, die Gäste bestmöglichst zu unterhalten. Oft forderte er die Anwesenden auch zu Beiträgen zur Unterhaltung auf, die teils verrückten Regeln unterworfen waren, z. B. das Ex-Trinken einer bestimmten Zahl von cyanthi / 1 cyanthus= 0,45 dl), begleitet vom gegenseitigen Zutrinken und Trinksprüchen.
Die Abendunterhaltung der Römer war, im Gegensatz zum griechischen Symposion mit seiner literarischen und poetischen Fixierung, rustikaler: Posenreißer, Clowns und Sketche waren oft geboten, allerdings auch teils Gedichtreziationen; manchmal ließen sich selbst die Gastgeber des Abends dazu hinreißen, ihre mehr oder mínder ( aber oft minder) guten Gedichte vorzubringen.
Zu vorgerückter Stunde wurde gern gewürfelt oder gesungen, Tanzeinlagen wurden eingebracht.
Bei all diesem entwickelten sich manche Trinkgelage zu regelrechten Sauforgien, die bis in die frühen Morgenstunden andauerten und manchmal in lautstarken Straßenumzügen mündeten.
Hier noch eine kleine Anekdote aus dem sizilianischen Agrigent:
Eine Runde junger Männe hatte sich während eines Trinkgelages einen solchen Rausch angetrunken, dass sie, torkelnd und schwankend glaubten, auf hoher See zu sein. Die einzige Lösung für sie, den scheinbaren "Sturm" zu überstehen, bestand laut ihres "Steuermanns" darin, eetwas Ballast von "Bord zu werfen"-> das Ergebniss: die sturzbessofennen Zecher warfen reihenweise Möbel und Bettsachen aus den Fenstern. Das nutzten durch den Lärm angelockte Passanten und begannen das kostbare Möbiliar wegzutragen.
Due Sache klärte sich am nächsten Morgen auf, nach Recherche der örtlichen Polizei, doch das Haus hatte seinen Spitznamen weg: Das Schiff.

Zum Schluss noch einige Aufschriften auf Spruchbechern aus dem römischen Germanien:
Hilaris sis! - Sei Föhlich!
gaudiamus felices!- Las uns Spaß haaben und glücklich sein!
bene tibi sit vita- Das Leben meine es gut mit dir!
Bene te- auf dein wohl!
Evivas!- Du sollst leben!
Fruere me!- Genieß mich!

Solange ich lebte, trank ich gern, trinkt auch ihr, die ihr noch lebt!
Grabinschrift
 
Man kann wirklich von Glück sagen, daß Petronius "Satyricon" wenigstens als Fragment erhalten geblieben ist. Als kultur- und alltagsgeschichtliche Quelle ist dieses Werk von unschätzbarem Wert. Wir erfahren daraus auch viele wirtschaftsgeschichtliche Hinweise. So hat Trimalchio sein ungeheures Vermögen im Weinhandel verdient. Aus diesen Anspielungen weiß man heute auch, daß das Werk tatsächlich aus neronischer Zeit stammen muß. Trimalchio hätte, wenn er zur Zeit Trajans gelebt hätte, nicht ein solches Vermögen mit italischen Weinen verdienen können, da zu dieser Zeit bereits der spanische und gallische Wein bedeutende Marktanteile erobert hatte.
Ein Indiz, welche große ökonomische Bedeutung der Weinbau hatte, geht auch aus der Domitianbiographie des Suetons hervor. Domitian wollte den Weinbau in Italien zugunsten des Getreideanbaus einschränken, sah dann aber wegen zahlreicher Proteste im Volk davon ab. (Suet. Domitian 14) Domitians geplantes Vorgehen erscheint recht modern, wenn man bedenkt, daß der überproportionale Weinanbau noch heute ein Problem der italienischen Landwirtschaftspolitik ist.
 
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Oh, schön! Danke!

Hast du eventuell Abbildungen von diesen Bechern?

Ja, in Weebers Alltagsleben sind ein paat Abbildungen von einem calix, cantharus und einem cymbium. Leider kann ich sie momentan nicht einscannen, weil mein Scanner wieder mal spinnt, und wenn man die Begriffe bei Google eingibt, komen alle möglichen Dinge, nur nicht Trinkgefäße:S .
 
Bah!

Ich hätt auf deine Wanung hören sollen - die bei "cymbium" erscheinende Spinne hat mich jetzt erstmal für die nächsten Wochen traumatisiert... :S:angsthab:

Kommt von denen hier was für die frühe Kaiserzeit hin?
 
Übrigens ein schönes Büchlein, das sich auch mit dem Thema beschäftigt:
G. Hagenow, Aus dem Weingarten der Antike. Der Wein in Dichtung, Brauchtum und Alltag (Mainz am Rhein 1982)
 
Ich hab noch ein paar schöne Zitate zu römischen Wirtshausschildern gefunden: "Mercur verspricht hier Gewinn, Apollo Gesundheit und (der Wirt) Septumanus Unterkunft und Nahrung. Wer hier einkehrt, fühlt sich nachher wohler. Gast sie es dir an, wo du absteigst, " versprach ein Wirtshausschild. An erotische Abenteuer erinnerte ein Schild, das sich den Reisenden so empfahl: "Gast, hier fühlst du dich wohl, Wollust ist hier das oberste Gebot." Der Name einer Wirtschaft hieß dann auch vielversprechend "Zu den vier Schwestern".
 
Aus Pompeji gibts unter den unendlich vielen Grafitis dieses, das wohl auch in den Bereich 'Gaststätten' gehört:

"Wir haben ins Bett gepinkelt. Ich geb's zu, Wirt, da haben wir was falsch gemacht. Wenn du fragst: Warum? - Es war kein Nachttopf da!"

Und ein weiteres, das man auch auf eine Gaststätte beziehen könnte:

"Erwartungsvoll kamen wir hinein, noch lieber gehen wir wieder"
 
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Aber klar doch:

Miximus in lecto, fateor, peccavimus, hospes. Sie dices: quare? Nulla matella fuit!
 
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