SackZement
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Moin,
ich habe eine Frage zur Rolle Englands kurz vor dem Beginn des 1. WK. Nämlich habe ich hier zwei entgegengesetze Meinungen von den Historikern Golo Mann und Sebastian Haffner.
Mann schreibt in "Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts" auf Seite 604/605:
"England hatte Deutschland um seine Macht in Europa beneidet, seine Industrie, seinen Handel, seine Macht in Europa und über Europa [...]. Leise, emsig hatte England das giftige Netz der Koalition gesponnen [...]."
Haffner schreibt jedoch in "Von Bismarck zu Hitler" auf Seite 114/115:
"Bethmann Hollweg hatte sich die Sache so zurecht gelegt [...], daß der Krieg wahrscheinlich kommen werde und daß es für das Deutsche Reich drei Bedingungen gab, unter denen er geführt und vielleicht sogar gewonnen werden konnte: [Auflistung der ersten 2 Bedingungen] und England müsse neutral bleiben. Im Lichte dieser drei Bedingungen war die Lage [...] eine denkbar günstige. Der Krieg würde in erster Linie kein deutscher, sondern ein österreichischer Krieg sein [...]. Wenn Russland in diesen Krieg zuginsten Serbiens eingriff, dann war erstens sicher, daß man Österreich auf seiner Seite hatte [...]. Drittens aber, und das war das Beste, würde England in einen solchen Ostkrieg wahrscheinlich nicht eingreifen [...] - was eine durchaus richtige Rechnung war. England hatte sich in seiner Geschichte aus rein osteuropäischen Verwicklungen immer herausgehalten. Auch in diesem Fall waren seine Interessen nicht besonders betroffen; eine gewisse Gewichtsverschiebung [...] wäre für England durchaus annehmbar, vielleicht sogar erwünscht gewesen."
Welchem Bild kann ich nun Glauben schenken? Das des "bösen", hinterlistigen, nur auf Rache wartenden Englands, das der Anführer der Anti-Deutschland Koalition war.
Oder das des abwartenden, eher ruhigen Englands, das erst eingreift, wenn seine Interessen betroffen sind?
Gruß
SackZement
ich habe eine Frage zur Rolle Englands kurz vor dem Beginn des 1. WK. Nämlich habe ich hier zwei entgegengesetze Meinungen von den Historikern Golo Mann und Sebastian Haffner.
Mann schreibt in "Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts" auf Seite 604/605:
"England hatte Deutschland um seine Macht in Europa beneidet, seine Industrie, seinen Handel, seine Macht in Europa und über Europa [...]. Leise, emsig hatte England das giftige Netz der Koalition gesponnen [...]."
Haffner schreibt jedoch in "Von Bismarck zu Hitler" auf Seite 114/115:
"Bethmann Hollweg hatte sich die Sache so zurecht gelegt [...], daß der Krieg wahrscheinlich kommen werde und daß es für das Deutsche Reich drei Bedingungen gab, unter denen er geführt und vielleicht sogar gewonnen werden konnte: [Auflistung der ersten 2 Bedingungen] und England müsse neutral bleiben. Im Lichte dieser drei Bedingungen war die Lage [...] eine denkbar günstige. Der Krieg würde in erster Linie kein deutscher, sondern ein österreichischer Krieg sein [...]. Wenn Russland in diesen Krieg zuginsten Serbiens eingriff, dann war erstens sicher, daß man Österreich auf seiner Seite hatte [...]. Drittens aber, und das war das Beste, würde England in einen solchen Ostkrieg wahrscheinlich nicht eingreifen [...] - was eine durchaus richtige Rechnung war. England hatte sich in seiner Geschichte aus rein osteuropäischen Verwicklungen immer herausgehalten. Auch in diesem Fall waren seine Interessen nicht besonders betroffen; eine gewisse Gewichtsverschiebung [...] wäre für England durchaus annehmbar, vielleicht sogar erwünscht gewesen."
Welchem Bild kann ich nun Glauben schenken? Das des "bösen", hinterlistigen, nur auf Rache wartenden Englands, das der Anführer der Anti-Deutschland Koalition war.
Oder das des abwartenden, eher ruhigen Englands, das erst eingreift, wenn seine Interessen betroffen sind?
Gruß
SackZement
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