Rolle Jesu (Isa) im Islam

OMPastorPeitl

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Auch wenn es eine Frage ist, die vielleicht gar nicht so leicht zu beantworten ist, so wäre es dennoch historisch eine durchaus relevante:

Der Islam [wegmoderiertes Blabla] fordert in der Sure 3.55 das die Anhänger des Isa, also des Jesus bis zum jüngsten Tag überlegen bleiben werden. Man, wenn man gläubig ist, Isa folgen soll.

[Mod: Werbelink zum „Institut für irgendwas“ gelöscht]

Es muss daher fast in den Anfangstagen des Islams eine Zeit gegeben haben, in welcher der Islam nicht Mohammed, sondern Isa folgte.

Wann eigentlich änderte sich diesbezüglich der Islam?
 
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Wann eigentlich änderte sich diesbezüglich der Islam?
Da änderte sich nichts. Die abrahamitischen Religionen Judentum und Christentum werden vom Islam als eine Art Vorgängerreligion angesehen, deren Lehren dann von Mohammed vervollkommt wurden. Moses und Jesus werden vom Islam als Propheten angesehen - Mohammed als letzter Prophet (aus islamischer Sicht) bringt die Offenbarungsreligionen dann auf einen "endgültigen Stand".
 
Bedeutet, dass Issa ein Prophet war, dessen Lehre von Mohammed modernisiert wurde. Diese, die Version Mohammeds, ist die verbindliche für den Islam.
Gegenfrage: Bedeutet: Eigentlich folgt das Christentum heute noch Moses?
 
Wenn Interpretationen zur Surah Ali 'Imran 3:55 (siehe #1) hier abgegeben werden, wird ein Literaturnachweis verlangt.
Und zwar aus der einschlägigen kommentierenden Literatur.

Zur weiteren Diskussion:
aus McAuliffe, Encyclopaedia of the Quran, Volume III:


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Das klingt so, als ob es in der Zeit vor Mohammed, weder Juden noch Christen in Arabien gegeben habe.

So ist das nicht. Beide sind bereits räumlich vorhanden.
Mohammed schafft eine Religion mit Berufung auf den gleichen Gott.
Es gelingt ihm schließlich die arabische Halbinsel zu befrieden und gleichzeitig eine modernere* und sehr erfolgreiche Version der Vorgängerreligionen zu schaffen.
(Ich beziehe mich auf Karen Armstrong- Kleine Geschichte des Islam.)

*Man denke an das Erbrecht der Frau oder das Gebot der religiösen Toleranz.
 
Es gibt eine 3-teilige Arte Doku über "Jesus und der Islam"
Kann man hier auf YT ansehen (Achtung, fast sechs Stunden...)

Da kommen auch etliche muslimische Religionswissenschaftler zu Wort.

So ganz schlau wurde ich nicht aus den Ausschnitten, die ich mir zu Gemüte geführt habe, und ehrlich gesagt, bin ich dreimal eingeschlafen. Ich erinnere mich vage, dass dem Koran zufolge der Jesus am Jüngsten Tag mit einer Lanze das personifizierte Böse aufspießen wird, und generell dem Jüngsten Gericht vorsitzen wird. Es gibt auch noch eine Stelle an der Mohammed angeblich dem Jesus eine göttliche Stellung zubilligt, die er für sich selbst nicht in Anspruch nimmt. Und eine Stelle, die so interpretiert werden kann, dass Jesus nicht wirklich am Kreuz gestorben sei. Die Zitate und Interpretationen wurden so langatmig besprochen, dass ich eingeschlafen bin.

Aus der oben genannten Doku lassen sich - wenn sich jemand das antun möchte - einige Koranzitate und anerkannte Deutungen entnehmen.
 
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Ich denke man sollte sich soweit als möglich auch an die wissenschaftlich belegen Fakten halten. Es ist davon auszugehen dass ein lokaler AraberWarlord Kenntnis von den Geschichten der Bibel hatte und diese genutzt hat um seine eigene Geschichte darum zu erfinden und diese maximal für die Machtgewinnung und Erhaltung zu nutzen zu machen. Realistisch betrachtet ist der Koran ursprünglich nur ein neu Aufguss der Bibel mit leichten Änderungen zur Bibel mit klarer Zielrichtung zur Machtgewinnung für einen lokalen Herrscher.
 
Ich denke man sollte sich soweit als möglich auch an die wissenschaftlich belegen Fakten halten.
Prima, das finde ich super.

Es ist davon auszugehen dass ein lokaler AraberWarlord Kenntnis von den Geschichten der Bibel hatte und diese genutzt hat um seine eigene Geschichte darum zu erfinden und diese maximal für die Machtgewinnung und Erhaltung zu nutzen zu machen. Realistisch betrachtet ist der Koran ursprünglich nur ein neu Aufguss der Bibel mit leichten Änderungen zur Bibel mit klarer Zielrichtung zur Machtgewinnung für einen lokalen Herrscher.
Wie kommst du zu diesem Statement? Wie willst du das wissenschaftlich belegen?
 
Es ist davon auszugehen dass ein lokaler AraberWarlord Kenntnis von den Geschichten der Bibel hatte
Eigentlich war Muḥammad ja ein Händler, wenn man so will, ein Handelsgeselle. Ob das Label Warlord passt, ist eher eine andere Frage. Muḥammad wurde dann zum Warlord, aber er war es nicht a priori.

und diese genutzt hat um seine eigene Geschichte darum zu erfinden und diese maximal für die Machtgewinnung und Erhaltung zu nutzen zu machen. Realistisch betrachtet ist der Koran ursprünglich nur ein Neuaufguss der Bibel mit leichten Änderungen zur Bibel
Richtig ist, dass der Qurʾān stellenweise, ohne Kenntnis der Bibelstellen, auf die sich eine Passage bezieht, gar nicht ohne weiteres zu verstehen ist (weshalb die Bibelfeindlicheit der Deobandis ["Taliban"] so absurd ist). Es finden sich darin aber auch Überlieferungsstränge, die mit der biblischen Überlieferung nichts zu tun haben. Etwa die Geschichten um Luqmān al-Ḥakīm.
 
Der Theologe Karl-Heinz Ohlig hat vor etwa 15-20 Jahren einmal die These aufgestellt, Mohammed sei eigentlich nur ein arabischer Ehrentitel für Christus gewesen („muhammadun“), der erst sehr spät - nach der Omajjadenzeit - als Name gedeutet worden sei. Muslime seien also eigentlich arabische Christen, die sich der orthodoxen Trinitätslehre widersetzt hätten, die islamische Zeitrechnung basiere auf einer christlichen Reichsbildung byzantinischer Foederaten in Arabien und die Kaaba sei eine christliche Kirche gewesen, aus denen man die Heiligenbilder entfernt habe.

Das erfordert aber die Hilfsannahme, dass Byzantiner und westliche Christen die "neue" Religion völlig falsch gesehen und ganz und gar missverstanden hätten, ebenso wie im Grunde auch die Abbasiden und die spanischen Omajjaden.
 
Ich dachte eher an die Frage, ob Mohammed wirklich ein einfacher, ungebildeter Kaufmannslehrling war, bzw., ob dies die ganze Wahrheit ist. Was war sein Hintergrund?
 
Wenn wir die islamischen Quellen zu dem Thema verwerfen - demnach war er Hirte, Karawanenführer und nach der Heirat mit seiner verwitweten "Arbeitgeberin" wohlhabender Kaufmann - bleibt halt nicht viel übrig. Wir können sicherlich darüber spekulieren, ob er in Wirklichkeit Gelehrter mit guten Verbindungen zu jüdischen und christlichen Geistlichen war oder sogar selbst einer dieser Religionen angehörte; wir können uns sogar ausmalen, dass er auf eine nicht näher bekannte Weise indische oder persische Glaubensrichtungen kennen lernte. Das bleibt dann aber eben sehr spekulativ und beruht allenfalls auf der biographischen Auslegung bestimmter Suren.
 
Nun, es stimmt einiges nicht mit dem traditionellen Bild. Das stelle nicht erst ich fest. Ähnlich wie die Frühgeschichte Roms kann es nicht ersetzt werden. Das ist aber kein Grund, Legenden als Geschichte nachzuerzählen.*

Die Stämme sollen z.B. auch über die großen Städte geherrscht haben, in denen aber weder der Stammesfriede galt, noch die Institutionen beachtet wurden. (Auch abgesehen vom Machtkampf in Mekka.) Mohammeds Biographie schwankt auch zwischen Stammesmitglied eines Beduinenstammes und Stadtbewohner, zwischen Angehörigem einer führenden Familie und Habenichts. Das ist offensichtlich konstruiert, um alle anzusprechen. Ein gemeinsamer Nenner ist der Handel.

Er konnte schreiben. Er galt als gelernter Händler. Er war darüber hinaus literarisch gebildet. Gerade seine Bildung wird nicht erklärt. (In der Geschichte gehen wir ja nicht von Offenbarungen aus.)

Heiratete er reich oder war der Grund ein Bündnis zwischen Haschimiten und Banu Asad, deren Anführer Vater der Chadidscha war?

Ich kenne mich in der Arabischen Geschichte nicht so gut aus, um Antworten zu geben, ich sehe aber einige Widersprüche und einige Auslassungen, die der Erklärung bedürfen.

* Unzweifelhaft gehört die Legende um Mohammed genauso zur Allgemeinbildung wie Romulus und Remus. Das macht daraus aber keine Geschichte.
 
Der traditionellen muslimischen Biographie zufolge wuchs Mohammed nach dem Tod der Mutter bei einem Onkel auf, der selbst Kaufmann war und damit vermutlich auch lesen und schreiben konnte. Ganz unmöglich erscheint es mir also nicht, dass der Junge es dort ebenfalls lernte, zumal Abu Talib (der besagte Onkel) durchaus Interesse gehabt haben wird, ihm gewisse Karrierechancen zu eröffnen. Das waren ja durchaus erfolgreiche, angesehene Mekkaner, keine ungebildeten Habenichtse. Abu Talib soll Mohammed auch bis zu seinem Tod einige Jahre vor der Hidschra beschützt haben.

Auch die Verbindung von Karawanenführern und Kaufleuten bzw. von "Stammesführern" und städischer Oberschicht erscheint mir durchaus plausibel. Ähnliche Strukturen sind etwa für Palmyra erschlossen worden. Es dürfte auch für beide Seiten von Vorteil gewesen sein, den Handel auf diese Weise zu schützen und sich abzusichern. Ob Mohammeds Heirat oder andere Details seiner ersten Lebensjahrzehnte nicht in der geschilderten Weise verliefen, wird man - wie Du ja schon sagtest - kaum eruieren können.

Das sind aber alles keine unmöglichen oder offensichtlich legendarischen Elemente. Der Vergleich mit Romulus und Remus scheint mir daher nicht ganz passend zu sein. Damit ist nicht gesagt, dass Mohammeds Leben so verlief, wie es überliefert wurde; ich sehe aber auch keinen Grund, diese Überlieferung für eindeutig unzutreffend zu erklären, selbst wenn es bei solchen Persönlichkeiten leicht zur Legendenbildung kommt.
 
Das Schätze ich anders sein.

Und nach der Tradition wurde ihm die Schrift erst offenbart, konnte er vorher nicht lesen und schreiben.
 
Dass Muḥammad als Kaufmann(sgeselle) nicht lesen konnte, ist in der Tat unglaubwürdig. Fragt sich, warum diese Legende entstand. Vielleicht wollte man sich so gegen christliche und jüdische Kritik wappnen, dass er jüdische und christliche Überlieferung in seiner "Offenbarung" verwurstete.

Zur Biographie:
Neben der Sīrah und dem Qur’ān gibt es na auch noch die Hadīten. Diese sind mit Überlieferungsketten (isnād) versehen. Bereits im Mittelalter haben sich islamische Gelehrte mit den Isnād auseinandergesetzt und diese in verschiedene Kategorien (zuverlässig, unzuverlässig, falsch...) schubladisiert. Sie waren dabei schon durchaus nah an der historisch-kritischen Vorgehensweise, moderne Islamwissenschaftler gestehen den islamischen Gelehrten da eine durchaus methodische Vorgehensweise zu, das war ja auch juristisch relevant. Es gibt durchgehende Isnād, es gibt unterbrochene Isnād, es gibt Isnād mit unglaubwürdigen Kettengliedern.
Die Hadīten haben zwar, anders als die Sīrah-Überieferungen, die dafür oft nicht isnādgesichert sind, nicht das Ziel gehabt, eine Prophetenbiographie zu sein, werfen aber Schlaglichter auf das Leben Muḥammads, die - je nach "Gesundheit" der Überlieferungskette - unterschiedlich glaubwürdig sind.
 
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