es widerspricht den tradierten Topoi über das unwirtliche Germanien.
Den Rest brauchen wir nicht zu diskutieren, die Frage lautete, was die Römer an der Elbe interssant gewesen sein
könnte, meine Antwort war: die zweitfruchtbarste Region Europas.
Was ist denn dort, was strategisch interessant für die Römer gewesen sein könnte?
Die zweitfruchtbarste Region Europas nach der Ukraine.
Spätestens als Drusus oder Ahenobarbus an der Elbe waren, wird ihnen aufgefallen sein, dass hier eine Region war, die stärker landwirtschaftlich genutzt wurde, als andere.
Ob das für ie Römer wirklich von Interesse war, weiß ich nicht, mich stört nur dieses Abbügeln en passent.
Wie du richtig schreibst, war das unwirtliche Germanien ein topos. Und römische Schriftsteller verwickeln sich auch schon mal in Widersprüche. Tacitus schreibt zwar nicht, dass an der Elbe besonders fruchtbare Regionen waren, aber zumindest gesteht er den Germanen in cummulo Getreideanbau zu:
agri pro numero cultorum ab universis in vices occupantur, quos mox inter se secundum dignationem partiuntur; facilitatem partiendi camporum spatia praestant. arva per annos mutant, et superest ager. nec enim cum ubertate et amplitudine soli labore contendunt, ut pomaria conserant, ut prata separent, ut hortos rigent: sola terrae seges imperatur.
Er beschreibt das Land auch als
satis ferax (ausreichend fruchtbar), wenn auch für Obstbäume zu ungeduldig (frugiferarum arborum impatiens), das Vieh sei fruchtbar (pecorum fecunda), aber - das ist archäozoologisch bestätigt - kleinwüchsig(er als bei den Römern): improcera.
Es kommt nicht so sehr darauf an, ob im Einzelfall korrekt ist, was Tacitus behauptet, etwa, dass die Länderen abwechselnd in Besitz genommen werden, aber zumindest gesteht er den Germanen zu, dass sie der Erde Getreide zumuten und dass die Felder auch mal brach liegen lassen (Die Anbaufläche wird jährlich gewechselt und es ist Fläche über). Diese Angabe steht durchaus im Widerspruch zu den topoi des quasi nur aus Wäldern und Sümpfen bestehenden Germanien. Tacitus beschreibt ein Germanien, dessen Ackerbauflächen nicht nur ausreichend waren, die Bevölkerung zu versorgen, sondern dass man dem Boden auch Gelegenheit geben konnte, sich zu erholen, weil man Felder einfach brach liegen lassen konnte. Es gab also - laut Tacitus - mehr Ackerfläche, als zur Subsistenz notwendig war. Und das ist ein Bruch mit dem Klischee des Germanien, das nur aus nicht urbar gemachten Wäldern und unwirtlichen Sümpfen bestanden habe.