Obwohl die Normannen in Süditalien ja eher professionelle Söldern waren als todessehnsüchtige Krieger, gibt es auch hier etliche Beispiele, wo normannische Ritter trotz Handlungsalternativen sich im Kampf in ausweglose Situationen begaben und dann in diesem bis zum allerletzten Mann weiterkämpften.
huski:
Die Überzeugung, dass das irdische Leben nur ein Abschnitt einer größeren Reise darstellt, nimmt diesem gleichzeitig den ach so kostbaren Wert wie wir es heutzutage gewohnt sind.
Ich glaube das ist ein wesentlicher Punkt: damals hatte das Leben, oder die Abwesenheit von Verletzungen und Schmerzen einen anderen Stellenwert als heute. Dafür waren andere Werte viel wichtiger als heute.
Man war daher damals bereit, sein Leben für andere Werte zu opfern, für die man es heute unter keinen Umständen mehr opfern würde.
Der Konformitätsdruck innerhalb einer Gruppe, die damalige Sozialkultur und die damaligen Werte und Normen führten oft dazu, dass das eigene Leben sehr viel geringer geschätzt wurde als heute.
Der Tod war ja darüber hinaus damals ganz allgemein noch viel gegenwertiger als heute. Damals ist ständig irgendjemand gestorben, schon als Kind (so man überlebte) sah man eigentlich ständig Menschen sterben (insbesondere die Geschwister bzw anderen Kinder).
Darüber hinaus kann man damals, je nachdem wie sich die Schlacht zu entwickeln scheint darauf gekommen sein, dass man ohnehin sterben wird (oder alles ! verlieren wird) und daher dann aus dieser Motivation heraus einfach nur noch versucht haben, so viele wie möglich mitzunehmen.
El Quijote:
Aber es ist doch wohl davon auszugehen, dass ein gesunder Mensch immer hofft, die Schlacht zu überleben und mit dem Schock des Aufpralls nicht selbst draufzugehen, sondern dass der Gegner draufgeht.
Mein Namensvorbild war ein für damalige Maßstäbe bekanntermaßen vorsichtiger Mensch. Trotzdem ging er als junger Mann mehrmals in mörderische Nahkämpfe, aus denen er eigentlich nur durch reines Glück und bloßen Zufall lebend wieder heraus kam:
Zitat aus dem Werk von Wilhelm von Apulien:
Da warf er sich mitten unter die Gegner, einige durchbohrte er gleich mit der Lanze. Dreimal sprang er vom Pferd und schnell zurück in den Sattel. Mit beiden Armen zugleich nach allen Seiten um sich schlagend verwirrte er die Feinde. Glühender Eifer ergriff ihn und trieb ihn voran den Sieg verheißend. Vielgestaltig war der Kampf. Den einen wurden die Füße abgehackt, dort die Hände verstümmelt, hier lag einer aufgeschlitzt vom Hals bis zum Bauch, dort war einer mit dem Schwert durch die Brust gespießt. Dem rasenden Löwen gleich, der gereizt in wildem Zorn ohne jegliche Schonung alles zerreisst, scheuchte er alle anderen und sandte sie in den Tod.
Zu diesem Zeitpunkt war die Schlacht beispielsweise ziemlich verzweifelt, und die Normannen am verlieren. Durch das extrem agressive Einbrechen einiger normannischer Ritter in die gegnerischen Reihen in der beschriebenen Weise wendete sich aber das Blatt gerade noch im letzten Augenblick.