Wie Reinecke schrieb, war es den Römern natürlich möglich, Truppenkontingente während einer Schlacht zu verschieben.
Das ist sicherlich so. Ein Beispiel, das beispielsweise Penrose anführt (S. 141) ist die Schlacht von Ceasar gegen die Nervii. In diesem Fall wird die X. Legion, die sich beim belgischen Feldlager befindet, in der letzten Phase der Schlacht zurückbeordert. Damit macht eine komplette Legion eine 180 Grad-Wendung und kehrt dahin zurück, wo die ursprüngliche Schlachtlinie sich befand. Zusammen mit zwei anrückenden Reservedivisionen werden die Nervii von mehreren Seiten angegriffen. (vgl. Link Battle of the Sabis)
https://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_the_Sabis
Allerdings weist Vegetius (Abschnitt: Maneuvers in Action) darauf hin (vgl. zu Vegetius auch El Quijote #6), dass es für einen Heerführer extrem gefährlich ist, die Formation seiner Schlachtlinie zu verändern, da diese Bewegung zu Chaos führen kann. Und somit ist die Aussage wohl auch nicht ganz unberechtigt, dass taktische Bewegungen von Teilen der Armee die Kontrolle über die Truppenteile voraussetzt und eine hohe Disziplin der sich bewegenden Einheiten. Was man allerdings bei dem sehr guten Drill der Legionäre über die längste Zeit meistens und normalerweise voraussetzen kann.
Eine ganz gute grafische Darstellung der taktischen Bewegungen von Kohorten im Rahmen des Kampfes einer Legion befindet sich bei Junckelmann (S. 241)
Gute Darstellungen zu dem Thema finden sich bei den Arbeiten von Ross Cowan, der sich auf römische Militärhistorie spezialisiert hat. Auf S. 60 finden sich zahlreiche hilfreiche Links, u.a. auf die sehr gute und informative Seite von Gary Brueggemans. (vgl. Link)
http://www.romanarmy.info/
Cowan, Ross; McBride, Angus (2007): Der römische Legionär. 58 v. Chr. bis 69 n. Chr. Dt. Ausg. Königswinter: Siegler (Brandenburgisches Verlagshaus).
Junkelmann, Marcus (1986): Die Legionen des Augustus. Der römische Soldat im archäologischen Experiment. Mainz am Rhein: von Zabern
Penrose, Jane (2007): Rom und seine Feinde. Kriege - Taktik - Waffen. Stuttgart: Theiss.
Renatus, Flavius Vegetius (2015): The Military Institutions of the Romans (De Re Militari). Translated from the Latin by John Clark. Westport, Conn: Endeavor Press.