Schülerwissen über die DDR

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Martas

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Heute bin ich bei der Lektüre der "Welt" vom 8.09 auf einen wichtigen Artikel gestolpert, den ich nicht vorenthalten möchte.

http://www.welt.de/data/2006/09/08/1027517.html

Das zeigt einmal wieder, dass man das Wissen der meisten Schüler über DDR-Geschichte schlicht miserabel nennen kann. Die genannte Umfrage fand nur unter Gymnasiasten statt und ich meine, dass diese Schulen einen noch etwas höheren Standard haben oder haben sollten. Insgesamt sieht das Gesamtbild wohl schlechter aus.

Was ich als Schüler sagen kann: Dass 4 von 5 Schülern sich eine stärkere Beschäftigung mit dem Thema DDR wünschen, halte ich für geheuchelt.
Es wird mit "JA" geantwortet, weil der Schüler weiß, dass es von ihm erwartet wird. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass die meisten meiner Mitschüler wenig Ahnung von der DDR haben, bzw. ihrer Entstehung, ihrer pol. Struktur, und ihrem Zusammenbruch.
Es herrscht immer noch das schreckliche Schema, welches einfach zu einfach ist: BRD gut, DDR schlecht.

Das ist wirklich auf den kleinsten Nenner gebracht und zeugt nicht gerade von Interesse oder Wissen. Leider wird das von Schulbüchern meistens so vermittelt, gerade von den älteren.

Wenigstens ein Grundwissen auch zur jüngsten Geschichte muss man jedem geben, sonst werden diese Personen die aus der DDR/BRD-Feindschaft resultierenden Schwierigkeiten nie begreifen und das Unrechtssystem von damals gerät in Vergessenheit. Da passt doch der Anfang des Artikels:

"Der Schriftsteller Stefan Heym prophezeite der Deutschen Demokratischen Republik im März 1990 lediglich eine Zukunft als "Fußnote der Zeitgeschichte"."

Grüße

Martas
 
Was ich als Schüler sagen kann: Dass 4 von 5 Schülern sich eine stärkere Beschäftigung mit dem Thema DDR wünschen, halte ich für geheuchelt.
Es wird mit "JA" geantwortet, weil der Schüler weiß, dass es von ihm erwartet wird.

Ja, aber eigentlich ist es noch schlimmer: Bei mir in der Klasse ist es so, dass die Schüler, die sich für Teile der Geschichte interessieren (eig. nur Kriegsgeschichte) ihr Wissen von einem beziehen, der eine extrem linke Weltanschauung hat und durch seinen Vater vorallem die Taten der UDSSR beschönigt. Die Schüler machen sich über die Informationen keine Gedanken, weil sie meinen der welcher das verzapft hat in geschichtlichen Fragen immer recht. Leider wird diese Ansicht noch durch unsere uninformierte Geschichtslehrerin verstärkt.

Ich glaube auch, dass man die Geschichte der DDR stärken behandeln sollte. Im Geschichtsunterricht muss man leider wichtige Ereignisse auslassen und dementschprechend ist auch das Wissen der Schüler lückenhaft. Aber wenn man schon Sachen kürzen muss, dann doch bitte nicht jene Geschichte die mit unseren Vorfahren und Deutschland verknüpft ist.

Dort haben wohl ein paar Leute vorgeschlagen, die Machtstruktur der DDR mit der NS-Diktur zu vergleichen. Ich halte dass nicht für sinnvoll, weil die Zeit eine komplett andere war und außerdem der gesellschaftliche Hintergrund nicht zu vergleichen ist. Außerdem reicht wahrscheinlich das Wissen des normalen Schülers nicht für einen umfassenden Vergleich aus.
 
Ich glaube auch, dass man die Geschichte der DDR stärken behandeln sollte. Im Geschichtsunterricht muss man leider wichtige Ereignisse auslassen und dementschprechend ist auch das Wissen der Schüler lückenhaft. Aber wenn man schon Sachen kürzen muss, dann doch bitte nicht jene Geschichte die mit unseren Vorfahren und Deutschland verknüpft ist.

Als ich das laß, musste ich halb kichern, halb trauern. Denn diesen Satz höre ich von meinen Geschichtslehrern in jedem Jahr aufs Neue.
Wann sieht man endlich ein, dass Geschichte ein wichtiges Fach ist...und kein Dasein als Nischenfach führt...oder führen soll!
 
Warum seid Ihr nicht ehrlich, und schreibt, daß Euch die DDR in der Schule zu gut dargestellt wird? Ihr wollt nicht mehr Wissen für die Schüler, sondern ein "Wissen", was Euren Vorstellungen entspricht. Ich hätte auch gern, daß die Schüler heute mehr über die Zeit vor 1989 wissen, aber inhaltlich sähe das vermutlich ganz anders aus...

Im Übrigen ist das kein Geschichtsthema.
 
Warum seid Ihr nicht ehrlich, und schreibt, daß Euch die DDR in der Schule zu gut dargestellt wird? Ihr wollt nicht mehr Wissen für die Schüler, sondern ein "Wissen", was Euren Vorstellungen entspricht.
Sehr aufschlußreich, dass du weißt, was wir wollen! Falls es dir nicht aufgefallen ist, haben ich und Taiger was darüber geschrieben, dass uns das Thema völlig unterbehandelt bzw. gefälscht ist. Und du schlußfolgerst jetzt, wir seien nicht ehrlich, sondern wollen nur,ohja, wir wollen nur gefälschtes Geschichtswissen, das die DDR so abgrundtief böse darstellt...:motz:

Halt dich bitte zurück, ich hatte gehofft, dass dieser Thread nicht geschlossen wird. So wie ich das jetzt sehe, dauert es nicht mehr lange.

Ich hätte auch gern, daß die Schüler heute mehr über die Zeit vor 1989 wissen, aber inhaltlich sähe das vermutlich ganz anders aus...

Im Übrigen ist das kein Geschichtsthema.

Anders nicht, ich glaube intensiver. Mit ausgebildetetn Kräften, von denen leider zu viele ohne Arbeit sind.

Und es ist sehr wohl ein Geschichtsthema. Wenn du darauf anspielst, dass es Politik ist, dann nur, weil du es politisierst.

Meinerseits sollte es nur darstellen, wie es um das Geschichtswissen bestellt ist!
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum seid Ihr nicht ehrlich, und schreibt, daß Euch die DDR in der Schule zu gut dargestellt wird? Ihr wollt nicht mehr Wissen für die Schüler, sondern ein "Wissen", was Euren Vorstellungen entspricht. Ich hätte auch gern, daß die Schüler heute mehr über die Zeit vor 1989 wissen, aber inhaltlich sähe das vermutlich ganz anders aus...

Im Übrigen ist das kein Geschichtsthema.

Also Deine Unterstellung gegenüber Taiger und Martas ist infam, aber das nur am Rande! Es ist natürlich ein Geschichtsthema, nämlich eines der Didaktik und des Geschichtsbildes.
 
Ich habe den Artikel auch gelesen in der Berliner Morgenpost, da stand er auch drin und ich finde es schlimm, daß es so ist. Also bei Walter Ulbricht als oppositioneller Liedermacher, da mußte ich auch lachen. Aber ich habe gestaunt, daß die Schüler es beklagt haben, daß sie nicht mehr Wissen vermittelt bekommen. Ich hätte eher gedacht, daß es auch nicht wirklich viele Schüler interessiert.
Oder liege ich da falsch?
:grübel:
 
Aber ich habe gestaunt, daß die Schüler es beklagt haben, daß sie nicht mehr Wissen vermittelt bekommen. Ich hätte eher gedacht, daß es auch nicht wirklich viele Schüler interessiert.
Oder liege ich da falsch?
:grübel:

Wenn Schüler wüßten, was sie interessiert, bräuchten wir keine Lehrpläne.
Bleibt das Interesse innerhalb des Lehrplans. Das dürfte aber von Klasse zu Klasse recht unterschiedlich sein.
 
Bleibt das Interesse innerhalb des Lehrplans. Das dürfte aber von Klasse zu Klasse recht unterschiedlich sein.

Und natürlich auch von Lehrer zu Lehrer. Es ist manchmal unglaublich, wie sehr sich der Stoff in Parallelklassen unterscheiden kann. Ich bin Elternbeirat und höre oft Klagen von Eltern über diesen Punkt.
 
Ich nehm ja gern alles zurück, wenn sich herausstellt,
sonst werden diese Personen die aus der DDR/BRD-Feindschaft resultierenden Schwierigkeiten nie begreifen und das Unrechtssystem von damals gerät in Vergessenheit.
daß mit dem Unrechtssystem die BRD gemeint ist.

Wenn nicht, ist es tatsächlich eine infame Unterstellung, aber nicht durch mich, sondern durch den Schreiber des ersten Beitrags. Unrechtsystem ist eine Vorverurteilung und eine unzulässige Verallgemeinerung. Zudem ist das Wort Recht bzw. Unrecht hier ganz klar politisch nicht neutral, denn es setzt westliche Definition voraus. Die DDR war kein rechtsfreier Raum.

Das Thema ist nicht nur nicht historisch. es ist sogar noch in die Zukunft gewandt, denn es beschäftigt sich mit der Bildungspraxis der kommenden Jahre.
 
Wie ist denn eigentlich das Verhältnis im Geschichtsuntericht, (Geschichte BRD-DDR)
Ich meine, jetzt sind wir doch 16 Jahre zusammen, werden da Unterschiede gemacht im Lehrplan?

Wenn ich immer lese, die DDR kommt zu kurz im Untericht weg. Was wird dann über den westlichen Teil Deutschlands gelehrt?
 
Wenn ich immer lese, die DDR kommt zu kurz im Untericht weg. Was wird dann über den westlichen Teil Deutschlands gelehrt?
Also ich habe die Erfahrung gemacht, je konkreter und deutscher die Geschichte wird und je näher sie am Jetzt ist, um so großzügiger "übergeht" man die entsprechenden Zeiträume. Das passiert zwar auch mit Zeiträumen im späten Mittelalter, die einfach weggelassen werden (ich kenne einige gut, die in die Schule gehen), weil man sonst das Klassenziel nicht "schafft". Aber es ist auffällig, sobald es sich um Zeiten nach 1871 handelt. Ein umfassendes Bilöd wird man aber nicht bekommen, solange das Bildungsystem noch unter Länderverwaltung ist und jedes Bundesland macht, was es will.
 
Also ich habe die Erfahrung gemacht, je konkreter und deutscher die Geschichte wird und je näher sie am Jetzt ist, um so großzügiger "übergeht" man die entsprechenden Zeiträume. Das passiert zwar auch mit Zeiträumen im späten Mittelalter, die einfach weggelassen werden (ich kenne einige gut, die in die Schule gehen), weil man sonst das Klassenziel nicht "schafft". Aber es ist auffällig, sobald es sich um Zeiten nach 1871 handelt. Ein umfassendes Bilöd wird man aber nicht bekommen, solange das Bildungsystem noch unter Länderverwaltung ist und jedes Bundesland macht, was es will.

Ich beantworte die Frage ganz einfach:

Ja, so ähnlich ist das wirklich. Bei uns in der Klasse werden nur ein wenig Weimarer Rebuplik, 2.Weltkrieg, ein wenig UDSSR und dann DDR/BRD machen.
 
Ich nehm ja gern alles zurück, wenn sich herausstellt, daß mit dem Unrechtssystem die BRD gemeint ist.

Die Geschichte der DDR wird nicht nach deinem Gusto aufgearbeitet. Es gibt in der zeitgeschichtlichen Forschung unterschiedliche Standpunkte, die sehen allerdings wesentlich differenzierter als deine Plattitüden aus.
 
Wie ist denn eigentlich das Verhältnis im Geschichtsuntericht, (Geschichte BRD-DDR)
Ich meine, jetzt sind wir doch 16 Jahre zusammen, werden da Unterschiede gemacht im Lehrplan?

Wenn ich immer lese, die DDR kommt zu kurz im Untericht weg. Was wird dann über den westlichen Teil Deutschlands gelehrt?
Alltagsleben in der DDR wurde bei uns sehr anschaulich unterrichtet. Dazu noch das Ende der Republik und die Stasi. Die Zeit zwishcen Gründung und Ende wurde möglicherweise kurz erwähnt.
BRD wurde kaum behandelt. Ich bezweifle sehr, dass überhaupt der Name Adenauer fiel. Aber vielleicht wird das in den letzten 3 Monaten meiner SChulzeit nachgeholt.
Aber AHuschild hat Recht. Bildungspolitik ist Sache der Länder und damit überall anders. Wenn ich regelmäßig umziehe und die Zielorte richtig wähle, könnte ich womöglich 3 Jahre Antike behandeln.

Also ich habe die Erfahrung gemacht, je konkreter und deutscher die Geschichte wird und je näher sie am Jetzt ist, um so großzügiger "übergeht" man die entsprechenden Zeiträume.
Ich sehe es genau andersherum. Deutsch und zeitnah sind die Eigenschaften die ein Ereignis braucht um in den Lehrplan aufgenommen zu werden.
 
Aber es ist auffällig, sobald es sich um Zeiten nach 1871 handelt. Ein umfassendes Bilöd wird man aber nicht bekommen, solange das Bildungsystem noch unter Länderverwaltung ist und jedes Bundesland macht, was es will.

Das zeugt nun von exquisiter Kenntnis der föderalen Kulturhoheit.
Jedes Schulbuch trägt den Vermerk: "Zugelassen..."
Wenn ich mir ein Schulbuch des Verlages xy anschaue, dann gibt es da durchaus regionale Besonderheiten, aber keine Willkür.
 
Ich nehm ja gern alles zurück, wenn sich herausstellt, daß mit dem Unrechtssystem die BRD gemeint ist.

Wenn nicht, ist es tatsächlich eine infame Unterstellung, aber nicht durch mich, sondern durch den Schreiber des ersten Beitrags. Unrechtsystem ist eine Vorverurteilung und eine unzulässige Verallgemeinerung. Zudem ist das Wort Recht bzw. Unrecht hier ganz klar politisch nicht neutral, denn es setzt westliche Definition voraus. Die DDR war kein rechtsfreier Raum.

Tut mir Leid, aber in aller Höflichkeit nehme ich das nicht zurück. Nie habe ich behauptet, die DDR sei ein rechtsfreier Raum gewesen. Und wenn du Unrechtsstaat als Vorverurteilung siehst, ich sehe es eher als Nachverurteilung. Inzwischen sind wir ja so gut informiert, dass wir nach dem Ende (NACH-Verurteilung) der DDR das selbst entscheiden konnten. Mit der DDR beschäftigen ja nicht nur wir uns, als zum größten Teil Laien, sondern auch "echte" Historiker.

Ich beantworte die Frage ganz einfach:
Ja, so ähnlich ist das wirklich. Bei uns in der Klasse werden nur ein wenig Weimarer Rebuplik, 2.Weltkrieg, ein wenig UDSSR und dann DDR/BRD machen.

Du Glücklicher. Nachdem in der 10. Klasse hur halbjährig unterrichtet wurden, müssen wir in der 11. die ganze NS-Zeit durchnehmen. Effekt: Das Buch "Deutschland nach 1945" kann im Regal verstauben. UdSSR wird gar nicht behandelt, und DDR/BRD aus genannten Gründen auch nicht.

Aber AHuschild hat Recht. Bildungspolitik ist Sache der Länder und damit überall anders. Wenn ich regelmäßig umziehe und die Zielorte richtig wähle, könnte ich womöglich 3 Jahre Antike behandeln.

Ich sehe es genau andersherum. Deutsch und zeitnah sind die Eigenschaften die ein Ereignis braucht um in den Lehrplan aufgenommen zu werden.

Zustimmung! Unerhört. :motz:
 
... sich herausstellt, daß mit dem Unrechtssystem die BRD gemeint ist... Die DDR war kein rechtsfreier Raum.
Also jetzt ging mir gerade wieder mal "der Hut hoch", wie immer, wenn ich sowas lese.
Die sogennannte "DDR" kein rechtsfreier Raum - sicher es gab Gesetzbücher und eine Verfassung, aber so vollgestopft mit "Schnauze-halt-Gesetzen", das dieser Kommunistenstaat alles war, aber kein Rechtsstaat. Das will hier nochmal festhalten und man kann das gar nicht oft genug sagen.
Und das war jetzt historisch - zum Glück!
:motz:
 
Also jetzt ging mir gerade wieder mal "der Hut hoch", wie immer, wenn ich sowas lese.
Die sogennannte "DDR" kein rechtsfreier Raum - sicher es gab Gesetzbücher und eine Verfassung, aber so vollgestopft mit "Schnauze-halt-Gesetzen", das dieser Kommunistenstaat alles war, aber kein Rechtsstaat. Das will hier nochmal festhalten und man kann das gar nicht oft genug sagen.
Und das war jetzt historisch - zum Glück!
:motz:

Sei froh, das mir nicht mehr der Hut hoch gehen darf.
Dir hätte ich allerdings mehr zugetraut.
 
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