"Schuld" an Bismarcks Rücktritt, anfängliche Außenpolitik Wilhelms

Der k.u.k. Außenminister Kálnoky schrieb anlässlich der Entlassung Bismarcks unter dem Datum des 12.April 1890 an Aehrenthal unter anderem:

"Mir persönlich tut es sehr leid, daß der Fürst ein so freundschaftliches und vertrauensvolles Verhältnis mir eingerichtet hatte, vom politischen Aktionsfeld und mit ihm auch die Sicherheit verschwindet, die mir eben das persönliche Verhältnis zu ihm gewährt hatte. [...] Ohne in dem Pessimismus zu verfallen mit welchem beinah überall der Sturz Bismarcks beurteilt wird, läßt sich nicht leugnen, das durch denselben die Unsicherheit der Lage noch bedeutend vermehrt worden ist, denn der jetzt allein maßgebende Faktor in Berlin ist noch ein Rätsel. Am fühlbarsten wird der Rücktritt des Fürsten sich machen in Fällen, wo seine Autorität sich geltend zu machen pflegte, um gefährliche Fragen mit seinem persönlichen Gewicht niederzuschlagen, bevor sie schaden konnten.[...]
Wenn ich also auch nicht ohne Besorgnis die weitere Entwicklung der Dinge in Berlin beobachte, so halte ich doch dafür, daß es zu früh wäre, schon jetzt nur Böses von Kaiser Wilhelm zu erwarten. In Peersburg ist man ebenso erschrocken wie in Paris und findet jetzt, daß der Mann, der stets als Ursprung allen Übels gehaßt und gebrandmarkt wurde, une garantie de paix war! Crispi verliert am meisten bei dem Wechsel - ob Lord Salisbury ihn lange vermissen wird, muß sich noch zeigen - wie überhaupt heute nocht nicht zu sagen ist, wie und wo sich dkie Konsequenzen am ehesten fühlbar machen werden."

Soloman Wank, "Aus dem Nachlass Aehrenthal"
 
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