Riothamus
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Im Smalltalk geht es ja gerade um schulische Leselisten. Da fiel mir ein, dass ich zum Thema Schule im Laufe der Zeit eigentlich schon länger einen Thread eröffnen wollte. Denn die Schulchroniken in Deutschland sind in der Regel geheim. Ich hatte Gelegenheit die hiesige, 1914 angelegte, zu transkribieren, was ich mir nicht zweimal sagen ließ, da der Hauptlehrer von 1901-1927 ein rühriger Heimatforscher war und manches interessante Datum mehr festhielt als die Ortschronik. Später habe ich dann die Erlaubnis erhalten, sie unter Namensschwärzung zu veröffentlichen, was bisher erst auszugsweise geschah.
Das gibt mir auch hier die Möglichkeit, einige Auszüge vorzustellen. Was soll das im Geschichtsforum? Manchmal wird einfach zu abgehoben diskutiert und mitunter werden Urteile ohne Ansehen der Lebenswirklichkeit gefällt. Hinzu kommt die Wandlung der vermittelten Werte, wozu wir gerade diskutieren. Teils geht es auch darum, wie in einem kleinen Ort die große Geschichte erlebt wurde. Natürlich gebe ich nur einige Auszüge wieder, die mir als Anstoß interessant erscheinen.
Die Chronik hat 1933-45 eine Lücke. Nach den Quellen ist unklar, ob dieser Teil 1945 vernichtet wurde oder nie geschrieben wurde. Daher poste ich es in diesem Bereich. Wenn das falsch ist, bitte ich um Verschiebung. Damit keine Verwirrung aufkommt, sei gesagt, dass sie aus zwei getrennten Teilen besteht: Teil A beschäftigt sich mit dem Ort, Teil B mit der Schule. Sie beginnt mit einem Rückblick.
Besonders interessant zeigt die unterschiedliche Haltung vor und nach dem 1. Weltkrieg die Beschreibung eines Schulausflugs:
Wie es um diesen Ausflug nach dem Krieg stand, folgt als eigener Post, weil dieser schon überlang ist.
Das gibt mir auch hier die Möglichkeit, einige Auszüge vorzustellen. Was soll das im Geschichtsforum? Manchmal wird einfach zu abgehoben diskutiert und mitunter werden Urteile ohne Ansehen der Lebenswirklichkeit gefällt. Hinzu kommt die Wandlung der vermittelten Werte, wozu wir gerade diskutieren. Teils geht es auch darum, wie in einem kleinen Ort die große Geschichte erlebt wurde. Natürlich gebe ich nur einige Auszüge wieder, die mir als Anstoß interessant erscheinen.
Die Chronik hat 1933-45 eine Lücke. Nach den Quellen ist unklar, ob dieser Teil 1945 vernichtet wurde oder nie geschrieben wurde. Daher poste ich es in diesem Bereich. Wenn das falsch ist, bitte ich um Verschiebung. Damit keine Verwirrung aufkommt, sei gesagt, dass sie aus zwei getrennten Teilen besteht: Teil A beschäftigt sich mit dem Ort, Teil B mit der Schule. Sie beginnt mit einem Rückblick.
Besonders interessant zeigt die unterschiedliche Haltung vor und nach dem 1. Weltkrieg die Beschreibung eines Schulausflugs:
- Am 17. August 1903 machte die Klasse Ia einen Ausflug zur Senne. Weil der Weg zu weit war, so wurde ein Wagen bestellt, jeder Knabe zahlte 20 Pfennige. Das war ein Vergnügen für die Jungen! Tags darauf war im Paderborner Anzeiger folgendes zu lesen: „ Ein erhebend patriotisches Schauspiel genossen am Montag die Einwohner von|106| Neuhaus. Die Lehrer von T. und S. machten mit ihren Schülern einen gemeinsamen Ausflug in die Senne. Bei der Gelegenheit hielten sie einen kleinen Festaktus bei dem neuen Kriegerdenkmal. Die Knaben mit Tornister und einem schwarz-weißen Fähnchen, voran eine große Fahne in den deutschen Farben, marschierten mehrmals um das Denkmal und nahmen dann Paradeaufstellung. Ein Lehrer brachte ein Hoch auf den Kaiser aus, es folgte das Lied: Deutschland, Deutschland über alles, und nach der Bildung von Sektionen zog die kleine Schar unter Trommeln und Pfeifen zum Städtlein hinaus. Das Exerzitium des Parademarsches, der Paradeaufstellung, des Präsentierens mit den Fähnchen, der Sektionsbildung gelang so vorzüglich, daß selbst zuschauende Militärs ihre Freude an den zukünftigen Vaterlandsverteidigern hatten. – Außerdem gelangte noch ein Schreiben des Herrn Amtmanns Eckard in Neuhaus an, datiert vom 20. August 1903. Es lautete: Am Montag, den 17. d.M., kamen hier fremde Schulkinder teilweise zu Fuß, teilweise zu Wagen durch. Dieselben gaben ihren patriotischen Gefühlen in der schönsten Weise Ausdruck und erregten durch ihren Gesang etc. beim Kriegerdenkmal allgemeine Freude bei jung u. alt.|107| Leider waren meine Bemühungen, den Namen der begleitenden Lehrer festzustellen ohne Erfolg; jedoch wurde mir mitgeteilt, daß auch Sie, geehrtester Herr Lehrer, dabei gewesen sein sollen. In dieser Voraussetzung kann ich es nicht unterlassen, der allgemeinen Stimmung hierselbst dadurch, daß ich ihnen unseren verbindlichsten Dank für die Freude und angenehmen Minuten, welche Sie uns dadurch bereiteten, ausspreche, Ausdruck zu geben. Wenn alle Herrn Lehrer in diesem Sinne auf die Jugend einwirken, so kann das Vaterland ruhig sein.“
- Ein zweiter Ausflug am 23. Juni 1904 galt den Externsteinen. Mit uns waren noch die Schulklassen von Scharmede und Bentfeld da, im ganzen etwa 200 Kinder.
- Am 19. Juli 1905 machte Klasse Ia den üblichen Ausflug nach Brenken u. Büren. Wegen strömenden Regens konnten wir unser Ziel: Ringelstein – nicht erreichen.
- Am 19. Juli 1906 – einem schrecklich heißen Tage – wurde ein Ausflug nach Böddeken, Wewelsburg und Upsprunge unternommen. In Upsprunge trafen wir auch unsere Kinder aus den anderen Klassen. Die Rückreise wurde gemeinsam angetreten.
- Am 28. Juli 1908 fand ein Ausflug über Neuhaus zum Sennelager statt. Der schon genannte Herr Amtmann Eckardt sandte abermals ein Dankschreiben. Klasse Ia|108| erhielt als Geschenk des Herrn Amtmanns ein großes Bild des Kriegerdenkmals in Neuhaus. Dasselbe ist inventarisiert unter Nr. 98.
- Bei einem abermaligen Ausfluge legten wir aus Dankbarkeit an dem Kriegerdenkmal in Neuhaus einen Heidekranz und ein stimmungsvolles Gedicht – auf Pappe gezogen – nieder. Das geschah am 30.7.1912.
Wie es um diesen Ausflug nach dem Krieg stand, folgt als eigener Post, weil dieser schon überlang ist.