Schule in ihrer Zeit

Riothamus

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Im Smalltalk geht es ja gerade um schulische Leselisten. Da fiel mir ein, dass ich zum Thema Schule im Laufe der Zeit eigentlich schon länger einen Thread eröffnen wollte. Denn die Schulchroniken in Deutschland sind in der Regel geheim. Ich hatte Gelegenheit die hiesige, 1914 angelegte, zu transkribieren, was ich mir nicht zweimal sagen ließ, da der Hauptlehrer von 1901-1927 ein rühriger Heimatforscher war und manches interessante Datum mehr festhielt als die Ortschronik. Später habe ich dann die Erlaubnis erhalten, sie unter Namensschwärzung zu veröffentlichen, was bisher erst auszugsweise geschah.

Das gibt mir auch hier die Möglichkeit, einige Auszüge vorzustellen. Was soll das im Geschichtsforum? Manchmal wird einfach zu abgehoben diskutiert und mitunter werden Urteile ohne Ansehen der Lebenswirklichkeit gefällt. Hinzu kommt die Wandlung der vermittelten Werte, wozu wir gerade diskutieren. Teils geht es auch darum, wie in einem kleinen Ort die große Geschichte erlebt wurde. Natürlich gebe ich nur einige Auszüge wieder, die mir als Anstoß interessant erscheinen.

Die Chronik hat 1933-45 eine Lücke. Nach den Quellen ist unklar, ob dieser Teil 1945 vernichtet wurde oder nie geschrieben wurde. Daher poste ich es in diesem Bereich. Wenn das falsch ist, bitte ich um Verschiebung. Damit keine Verwirrung aufkommt, sei gesagt, dass sie aus zwei getrennten Teilen besteht: Teil A beschäftigt sich mit dem Ort, Teil B mit der Schule. Sie beginnt mit einem Rückblick.

Besonders interessant zeigt die unterschiedliche Haltung vor und nach dem 1. Weltkrieg die Beschreibung eines Schulausflugs:

  1. Am 17. August 1903 machte die Klasse Ia einen Ausflug zur Senne. Weil der Weg zu weit war, so wurde ein Wagen bestellt, jeder Knabe zahlte 20 Pfennige. Das war ein Vergnügen für die Jungen! Tags darauf war im Paderborner Anzeiger folgendes zu lesen: „ Ein erhebend patriotisches Schauspiel genossen am Montag die Einwohner von|106| Neuhaus. Die Lehrer von T. und S. machten mit ihren Schülern einen gemeinsamen Ausflug in die Senne. Bei der Gelegenheit hielten sie einen kleinen Festaktus bei dem neuen Kriegerdenkmal. Die Knaben mit Tornister und einem schwarz-weißen Fähnchen, voran eine große Fahne in den deutschen Farben, marschierten mehrmals um das Denkmal und nahmen dann Paradeaufstellung. Ein Lehrer brachte ein Hoch auf den Kaiser aus, es folgte das Lied: Deutschland, Deutschland über alles, und nach der Bildung von Sektionen zog die kleine Schar unter Trommeln und Pfeifen zum Städtlein hinaus. Das Exerzitium des Parademarsches, der Paradeaufstellung, des Präsentierens mit den Fähnchen, der Sektionsbildung gelang so vorzüglich, daß selbst zuschauende Militärs ihre Freude an den zukünftigen Vaterlandsverteidigern hatten. – Außerdem gelangte noch ein Schreiben des Herrn Amtmanns Eckard in Neuhaus an, datiert vom 20. August 1903. Es lautete: Am Montag, den 17. d.M., kamen hier fremde Schulkinder teilweise zu Fuß, teilweise zu Wagen durch. Dieselben gaben ihren patriotischen Gefühlen in der schönsten Weise Ausdruck und erregten durch ihren Gesang etc. beim Kriegerdenkmal allgemeine Freude bei jung u. alt.|107| Leider waren meine Bemühungen, den Namen der begleitenden Lehrer festzustellen ohne Erfolg; jedoch wurde mir mitgeteilt, daß auch Sie, geehrtester Herr Lehrer, dabei gewesen sein sollen. In dieser Voraussetzung kann ich es nicht unterlassen, der allgemeinen Stimmung hierselbst dadurch, daß ich ihnen unseren verbindlichsten Dank für die Freude und angenehmen Minuten, welche Sie uns dadurch bereiteten, ausspreche, Ausdruck zu geben. Wenn alle Herrn Lehrer in diesem Sinne auf die Jugend einwirken, so kann das Vaterland ruhig sein.“

  2. Ein zweiter Ausflug am 23. Juni 1904 galt den Externsteinen. Mit uns waren noch die Schulklassen von Scharmede und Bentfeld da, im ganzen etwa 200 Kinder.

  3. Am 19. Juli 1905 machte Klasse Ia den üblichen Ausflug nach Brenken u. Büren. Wegen strömenden Regens konnten wir unser Ziel: Ringelstein – nicht erreichen.

  4. Am 19. Juli 1906 – einem schrecklich heißen Tage – wurde ein Ausflug nach Böddeken, Wewelsburg und Upsprunge unternommen. In Upsprunge trafen wir auch unsere Kinder aus den anderen Klassen. Die Rückreise wurde gemeinsam angetreten.

  5. Am 28. Juli 1908 fand ein Ausflug über Neuhaus zum Sennelager statt. Der schon genannte Herr Amtmann Eckardt sandte abermals ein Dankschreiben. Klasse Ia|108| erhielt als Geschenk des Herrn Amtmanns ein großes Bild des Kriegerdenkmals in Neuhaus. Dasselbe ist inventarisiert unter Nr. 98.

  6. Bei einem abermaligen Ausfluge legten wir aus Dankbarkeit an dem Kriegerdenkmal in Neuhaus einen Heidekranz und ein stimmungsvolles Gedicht – auf Pappe gezogen – nieder. Das geschah am 30.7.1912.
Das erwähnte Bild des Kriegerdenkmals in Schloß Neuhaus befindet sich noch heute in der Schule. Was die 'Militärs' angeht, lag dort ein Husarenregiment.

Wie es um diesen Ausflug nach dem Krieg stand, folgt als eigener Post, weil dieser schon überlang ist.
 
Ausflüge.

(Schüleraufsatz.)

Seit langer Zeit habe ich Dir, lieber Onkel, keinen Brief mehr geschrieben. Am 11. August 1919 haben wir einen Ausflug nach Neuhaus und nach dem Sennelager gemacht. Am Morgen um 8 Uhr fuhren wir ab. Als wir in Neuhaus waren, stiegen wir vom Wagen u. hielten einen Umzug um das dortige Kriegerdenkmal. Einer meiner Mitschüler deklamierte ein Gedicht*, und der Herr Hauptlehrer legte einen mitgebrachten Kranz vor dem Denkmal nieder. Nun marschierten wir unter Gesang u. Trommelschlag durch das Schloß. Bald kam die elektrische Straßenbahn, und wir fuhren nach dem Lager. In einem großen Saale wurden Theaterstücke gegeben. Als das Theater vorbei war, ließen wir uns photografieren. Nun fuhren wir mit der Straßenbahn wieder nach Neuhaus zurück, bestiegen dort unsere Wagen und waren abends um 6 Uhr wohlbehalten wieder bei der Mutter.

Denkmalsgedanken.*

„Bei dem Kriegerdenkmale weilt ich

Gern an jedem meiner Tage,

Auf die Lippen unwillkürlich

Stieg mir manche ernste Frage.

Nach des Todes Ernste fragt ich,

Die in vieren Jahr’n er hatte,

Welche stummen Freunde ruhten |141|

Unter grünen Friedhofsmatten.

Doch an diesem Tage muß ich

Wehmutsvoll das Auge senken,

Muß mit tränenfeuchten Blicken

Uns’rer toten Helden denken.

Für die teure Heimaterde

Mußten ihre Wunden fließen,

Doch die Heimaterde durfte

Ihre Leiber nicht umschließen.

Trostesworte lieber Lippen

Schwächten nicht die Todesschmerzen,

Nicht von teurer Hand entzündet,

Leuchteten die Sterbekerzen.

In dem kühlen Massengrabe

Ruhen sie in fremden Landen,

Dienen jetzt im Himmelsheere,

Wo sie ew’gen Frieden fanden.“

An diesem Ausflug nahmen auch die Knaben der Mittelklasse teil. Der Wagen kostete für jedes Kind 1,50 M, das Theater 0,50 M und die Fahrt mit der Elektrischen 0,40 M. Mundvorrat nahmen die Kinder mit. Die Freude war groß. – Am 19. August 1919 vergnügten sich die Mädchen der Ober- und Mittelklasse in der Wirtschaft Jägerkrug, (F.) am 24. August 1919 die Kinder der Unterklasse im Haslei.
 
1914. [Schulteil]

Der Geburtstag Sr. Maiestät wurde am 27. Januar 1914 in herkömmlicher Weise begangen. Nachdem wir in dem feierlichen Hochamt den Segen Gottes auf den Kaiser und sein Haus herabgefleht hatten, fand die Schulfeier nach folgendem Programm statt:

  1. Deklamation: Preußen scharrt euch froh zusammen. H. Rempe.

  2. Gesang: Ich hab mich ergeben.

  3. Deklamation: Die kleine Gesandschaft. (4 Knaben.)

  4. Gesang: Dem Kaiser sei mein erstes Lied.

  5. Deklamation: Des deutschen Knaben Lebenslauf. St. Schröder.

  6. Festrede und Kaiserhoch!
Auf Einladung nahmen die Herren Vorsteher K, S u. P an der Feier teil. In den andern Klassen fanden ähnliche Festakte statt. –

Durch Ministerialerlaß vom 6. Novbr.1913 trat in diesem Jahre die neue Ferienordnung in kraft. Darnach wurde das Wintersemester am 3. April 1914 geschlossen und das Sommersemester 1914/15 am 21.April begonnen. Die zur Entlassung kommenden Kinder (14 Kn. u. 12 Mdch.) verließen am 31. März die Schule.-

Die Pfingstferien begannen am 30. Mai und wurde der Unterricht am 9. Juni wieder aufgenommen. Infolge der Kriegswirren erhielten die Kinder in Ia und Ib am 5. August Ernteurlaub, dem sich am 2. Septbr. die Ferien anschlossen.

Gesehen! Gastreich, Ksch. (13.XI.14). |122|

Hindenburg – Feier.

21. Dezbr. 1914.

Die gesamte Schuljugend von T mit ihren Lehrpersonen zog heute morgen in Festtagskleidern unter Trommelschlag zum Kriegerdenkmal. Sie nahm Aufstellung vor demselben, sang Vaterlandslieder und deklamierte Festgedichte. Wem galt dieser patriotische Aufzug? Keinem geringeren als dem General-Feldmarschall von Hindenburg, der Ostpreussen von den Russen säuberte und am 16. d. Mon. das Millionenheer derselben in Russisch-Polen vernichtete. Der Hauptlehrer hob in längerer Rede die Verdienste des Gefeierten hervor. Hohe Begeisterung zeigte sich auf allen Gesichtern, jubelnd brauste das Hurra auf den Sieger durch die Lüfte. Unter dem Gesange: „Ich hatt’ einen Kameraden“ wurde alsbald der Festzug durchs Dorf angetreten, in dem außer der großen Fahne noch zwei Banner getragen wurden mit den Bildnissen Kaiser Wilhelms und des General-Feldmarschalls von Hindenburg. Nach der Feier war schulfrei!-

„Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

Fest steht und treu die Wacht am Rhein.“
 
Warschau gefallen.

5.Aug.1915.

Am heutigen Morgen waren vor unserm Kriegerdenkmal sämtliche Schulklassen mit ihren Lehrpersonen versammelt. Unter Gesang und Deklamation von Knaben und Mädchen wurde die hehre Siegesfeier der Einnahme von Warschau begangen. Ein Umzug durchs Dorf unter Vorantragung einer großen Fahne und eines Banners bildete einen würdigen Schluß. |126|

Kriegsunterricht

wurde in den verschiedenen Fächern angeknüpft. Die Kinder fertigten Aufsätze und Niederschriften an, als: Von unsern Husaren. Das Eiserne Kreuz. Unsere Soldaten. Wie Hindenburg die Russen besiegte. Hermannsschlacht. Unser Kriegerdenkmal. Entstehung und Bedeutung der preuß. Farben. Warum ist mir das Vaterland so lieb und teuer? Der größte Reichtum eines Fürsten. Was ein Soldat haben muß. Vom Zeppelin. Der Luftballon. Der Flieger. Was ich von der Flotte weiß. – Siegeszug der Deutschen in Belgien. Winterschlacht in Masuren. Sage vom Kyffhäuser. Friedenstätigkeit des großen Kurfürsten etc.

Die Kinder erlernten Kriegsgedichte und Vaterlandslieder, die bei den Siegesfeiern besonders zur Geltung kamen. Um das patriotische Gefühl zu wecken, wurden solche Feiern meistenteils vor dem Kriegerdenkmal abgehalten. Dasselbe ist eine Schöpfung des Chronikenschreibers unter großen Mühen und anhaltend saurer Arbeit in den Jahren 1912/13, aber versüßt, durch das Bewußtsein, seiner Maiestät treue Untertanen zuzuführen. In der Geographie wurden die kriegführenden Länder besprochen; in der Weltgeschichte wurden die Kinder mit den Großtaten unserer Soldaten bekannt gemacht; sie beteiligten sich an den Kriegsandachten, und so die Sterbeglocke den Tod eines Tler Helden ankündigte, wurde für diesen ein andächtiges Pater noster gesprochen. |127|

Petroleumschlacht.

(Schüleraufsatz.)

Nur einmal im Monat kommt der Petroleumwagen. Das kommt daher, weil Krieg ist. Wenn der Wagen erscheint, dann laufen alt und jung zusammen. Der eine läuft noch schneller als der andere. Meine Mutter gab mir eine große Kanne. Als ich beim Kaufmann ankam, waren schon viele Leute da. Sie standen alle vor der Tür. Das sah gerade so aus, als wenn das Haus belagert würde. Einige schimpften laut, weil ihnen der Kaufmann nicht genug geben wollte. Die viel Petroleum bekommen hatten, gingen triumphierend, die aber wenig bekommen hatten, gingen schimpfend fort.

[...]

Geschenk.

Der Landwirt Philipp F. von hier schenkte der Schule eine neue Fahne in den deutschen Farben und mit dem Reichsadler |128| nebst Schärpe für den Fahnenträger zum Preise von 21,40 M, stammend aus der Bonner-Fahnenfabrik. Für diese patriotische Handlung sei ihm namens der Schule bestens gedankt.
 
Kaisers Geburtstag.

27.Jan.1916.

Am zweiten Kriegs-Wiegenfest Sr. Maiestät stattete die Oberklasse-Knaben trotz einsetzenden Sprühregens, der sich aber bald hob, unserm festlich geschmückten Kriegerdenkmal einen längeren Besuch ab. Uniformierte Schüler trugen eine Anzahl patriotischer Gedichte vor. Ein Knabe deklamierte ein plattdeutsches Gedicht mit der packenden Schlußstrophe:

„Klaus, von Wilhelms Prachtsaldoten

Muß diu däine Finger loten,

Jücket däi dat Bärenfell

Nächstens wier, diu Brummgesell,

Wüll wäit däi wuol kläggen.“

Als Bauer verkleidet und in hiesiger Mundart erregte er durch sein freies Auftreten allgemeines Aufsehen. Nach der Festrede des Hauptlehrers und dem Kaiserhoch formierte sich die Klassemit ihrer neuen Schulfahne zu |130| einem Umzuge durchs Dorf. Trommler und Pfeifer setzten ein und Vaterlandslieder elektrisierten die Einwohner. Mit Recht kann der Dichter auch von dieser Feier sagen:

„Nie warst du deinem Volk so nah,

Nie war dein Volk so nahe dir.“ –

Auch in den übrigen Klassen fanden entsprechende Festakte statt. –
 
Ferienverlängerung.

Wegen Kohlenmangel wurden die Weihnachtsferien der Volksschulen bis zum 15. Januar 17 einschließlich verlängert.

Teuerungszulagen.

An einmaliger Kriegsteuerungszulage wurden dem Hauptlehrer 200 M, den Lehrerinnen je 40 M ausbezahlt.(15.I.17.)

Kaisers Geburtstag

1917.

Am heutigen dritten Kriegswiegenfest Sr. Maiestät begab sich die gesamte Schuljugend unter Begleitung ihrer Lehrpersonen zum Grundmeierschen Saal, um daselbst gemeinsam durch Gesang, Deklamation, Theater u. Reigen den hehren Tag zu feiern. Aus dem reichhaltigen Programm heben wir hervor ein Kriegsgespräch im Berliner Dialekt – Karlchen will Soldat werden – Taler, Taler, du mußt wandern. Wie leuchteten die Augen der Kinder, als es galt dem Träger der deutschen Kaiserkrone inmitten der Kriegswirren die Huldigung darzubieten durch ein kräftiges Lebehoch, das der Hauptlehrer am Schlusse seiner Festrede ausbrachte. „ Herr Gott, gib Sieg und Frieden dem deutschen Vaterland.“

Kohlenferien.

Wegen Mangel an Kohlen mußte der Schulbetrieb abermals eingestellt werden vom 3. Februar 1917 bis 2. März 1917. |135|
 
Kaisers Geburtstag

fiel im Jahre 1918 auf einen Sonntag. Deshalb wurde die Schulfeier am Tage vorher abgehalten und zwar gemeinsam im großen Saale der Frau G. O schlug die Trommel, Th. F trug die von seinem Onkel Philipp gestiftete Fahne, und so gings „in gleichem Schritt und Tritt“ dorthin. Darbietungen kostümierter Schulkinder in Poesie und Prosa gingen über die Bühne. Wahre Lachsalven erregten die Stücke: Die Zeppeline – Der Balkanzug – Streit der Feldfrüchte – Huldigung der zwölf Provinzen. Die Festrede hielt Hauptlehrer H über die Liebe zum Kaiser endigend mit dem Kaiserhoch und der Nationalhymne. Die Feier nahm zwei Stunden in Anspruch. –

Weitere Schulfeiern.

Anläßlich des Friedensschlusses mit Russland war nach stattgefundener Schulfeier am 5. März 1918 frei; desgleichen am 26. März 1918 wegen des großen Erfolges in der siegreichen Schlacht gegen die Engländer bei Monchy, Cambrai, St. Quentin und La Fére von 45000 Gefangenen, 600 Geschützen und Tausenden von Maschinengewehren. Am 25. März 5-6 nachmittags verkündete die große Glocke den Bewohnern die frohe Botschaft.
 
[Elternabende vor 1914:]

Gelegentlich des Geburtstagsfestes Sr. Majestät wurde am 29. Januar 1905 ein Elternabend |104| veranstaltet, wozu auch der Herr Ortsschulinspektor, der Herr Vorsteher und die Herrn S, Sch und K geladen und erschienen waren. Die Knaben führten mehrere Festspiele auf:

  1. Huldigung der preuß. Provinzen vor dem Kaiser. Von S. Offermanns.

  2. Jung Deutschland. Von Jos. Koulen.
Die Mädchen spielten:

Ein Gruß aus dem deutschen Märchenwalde. –

a Person zahlte ein Eintrittsgeld von nur 20 Pfennigen; es wurden 37 M gelöst1, die dem Herrn Pfarrer für die hiesige Kirche überreicht wurden.

2.Am Sonntag nach Kaisers Geburtstag 1906 wurde ein zweiter Elternabend veranstaltet. Festspiele der Knaben:

  1. Allwey gut Zollern.

  2. Militär und Zivil.
Festspiel der Mädchen:

Huldigung der Jahreszeiten.

Erlös 74 M, welche nach Abzug der Unkosten für die Kirche bestimmt wurden.

3.Das kaiserliche Wiegenfest 1907 hatte einen dritten Elternabend im Gefolge.

Die Knaben spielten:

  1. Die kleinen Rekruten.

  2. Prinz und Kaiser. Von Süppers
Die Mädchen spielten:

Vom Throne in die Holzschuhe.

Erlös 74,20 M für die Kirche.

4.Bei dem diesjährigen Elternabend 1908 wur|105|den folgende Stücke aufgeführt:

Ia 1. Lebensgang uns. Kaisers.

2. Das Bild des Kaisers.

Ib 3. Was die Kinder vom Kaiser wissen.

4. Was die Großmutter erzählt.

II. 5. Die Ahnfrauen des Kaisers.

Wir hatten über 300 Zuschauer.

5.Am 31. Januar 1909 wurde abermals ein Elternabend veranstaltet. Das Schullokalwar festlich geschmückt. Schon von weitem sah man ein schöngeziertes Kaiserbild mit der Zahl 50 aus Efeublättern. Es kamen zur Aufführung:

  1. Auf der Parade.

  2. Kaiser-Geburtstagsparade.

  3. Ein Mann im Faß.

  4. Huldigung der Monate.
Die Mädchen machten noch einen Reigen und stellten außerdem noch ein lebendes Bild unter bengalischer Beleuchtung. Beim Kaiserhoch wurde ein kleines Feuerwerk abgebrannt und vollbefriedigt verließen die 300 Teilnehmer den Schulsaal.

1 Das ergibt 185 Zuschauer.
 
Schulteil nach 1918:

1920:
Wanderungen.

Gemäß behördlicher Vorschrift wurden auch hier unter Leitung der Lehrpersonen im Laufe des Sommers 1920 Schulwanderungen unternommen und zwar sportliche – Fußballwettspiel zwischen Anreppen und Thüle auf einer Wiese hinter Boke – erdkundliche und naturgeschichtliche. Einen größeren Ausflug machte Klasse Ia am 16. August nach Externstein, Klasse Ib nach Winkhausen und Holsen, Klassen II und III am 19. August nach Wewelsburg und die beiden untersten Jahrgänge tummelten sich am 30. August im G.schen Saale hier.

1921:

Ein stiller Gedenktag

war der 18. Januar 1921. Waren an demselben 50 Jahre seit Errichtung des deutschen Reiches verflossen.

Auf Anordnung der Behörde fand in den Schulen eine kleine Feier statt, der Unterricht fiel aber nicht aus. In der Knaben Oberklasse wurden zu dem Zwecke 2 Vaterlandslieder gesungen, 6 Gedichte deklamiert und des Deutschen Reiches Werdegang in aller kürze durchgenommen.

1922:

Verfassungsfeier.

Nach Anordnung des Herrn Ministers fand am 11. August 1922 aus Anlaß der Wiederkehr des Verfassungstages in sämtlichen Schulklassen eine Verfassungsfeier statt. In Klasse Ia gestaltete sich dieselbe in folgender Weise:

  1. „Stimmt an mit hellem ...“
Dekl. 3 hochd. Gedichte.

  1. „Auf, ihr Turner...“
Dekl. 4 plattdt. Gedichte. |153|

  1. „Ich hab mich ergeben.“
Am Nachmittage vorher war ein Preis-Wettlaufen, Preis-Klettern an der Stange und ein Preis-Fußballspiel. auf der Wiese der Frau G, am Festtage selbst für die großen Knaben eine Verlosung von brauchbaren Schulsachen und Scherzartikeln. Die Kinder hatten große Freude und wird dieser schulfreie Verfassungstag sicherlich dazu beitragen, ihnen die Schule lieb und wert zu machen. –

Schulwanderungen.

Von den behördlicherseits vorgeschriebenen Schulwanderungen wurde im Sommer 1922 der ausgiebigste Gebrauch gemacht zwecks Pflege des Heimatsinnes, Erweiterung der Kenntnisse und Stählung der körperlichen Kräfte.
  1. Die erste Wanderung der Klasse Ia fand statt am 30. Mai nach Boke, sie dauerte von 8-12 mittags. Es fand daselbst zwischen den Schulen von Anreppen, Boke und Thüle ein Preis-Wettspiel im Eilbotenlauf statt.

  2. [wieder Sport]

  3. [wieder Sport]

  4. Eine 4. Wanderung fand statt am 15. August 1922 morgens 9 Uhr nach Boke. Hier war zum Gedächtnis der im Weltkriege gefallenen ebenfalls ein Denkmal errichtet. Das wollten wir sehen, und damit die Kinder an solchen Ehrenzeichen nicht pietätlos vorübergehen, wurden auch hier Gedichte deklamiert und eine Kranzspende niedergelegt im Beisein der Schulklasse Ia von Boke. Das nachfolgende Fußballspiel [...]

  5. [wieder Sport]

  6. Unsere Klassen Ib, II und III machten einen Tagesausflug am 29. August 1922 mit der Eisenbahn nach Paderborn, Tudorf, Wewelsburg und Böddeken gemeinsam

  7. und die Klasse IV trottete am 31. August 1922 nachmittags nach Boke. Die auf diesen Wanderungen gewonnenen Eindrücke wurden in Aufsätzen und Niederschriften niedergelegt. –

  8. (Obstausstellung in Büren.) In den Tagen vom 21. bis 23. Oktober 1922 fand in Büren eine Obstausstellung statt. Behördlicherseits waren auch die älteren Schulkinder dazu geladen, und so wanderte Klasse Ia am 23.Oktobr. wohlgemut dorthin. Das Gesamtergebnis der Ausstellung war ein glänzendes; eine Fülle erstklassigen Obstes sah man, das bewies, daß selbst unter schlechten klimatischen Verhältnissen – wie im Kreise Büren – bei verständnisvoller Sortenwahl und Pflege der Obstbau gut gedeiht und bei den heutigen Verhältnissen ein gewichtigter Faktor ist. [...Preisträger werden aufgezählt...] In der Gemüseabteilung sah man Kartoffeln, Rüben, Möhren und Kappes in Riesen|156|exemplaren vertreten. Die Kinder wurden noch in die Kinovorstellung geführt, in der u. a. der Apfelwickler in seinen schädlichen Wirkungen gezeigt wurde. Am Abend hatten wir Pech. Station Paderborn war gebeten worden, den Arbeiterzug 7 27 in Paderborn so lange halten zu lassen, bis der Zug von Büren in Paderborn eingelaufen war, so daß wir in Ruhe aus- und einsteigen konnten, es waren 60 Knaben. Leider hatte der Bürener Zug 20 Minuten Verspätung, die aber bei der Weiterfahrt wieder ausgeholt sind, so daß es sich tatsächlich um nur 7 Minuten handelte; dennoch war der Arbeiterzug fort, und wir mußten im Wartesaal Paderborn 2 Stunden auf die Weiterfahrt warten und kamen erst um 11 Uhr abends bei tiefer Dunkelheit zu Haus an. Das war ein gemeiner Streich seitens der Station Paderborn! Die Eisenbahnfahrt kostete jedem Schüler 13 ½ M, die Besichtigung der Ausstellung 1 M und die Kinovorführung 3 M . Aber schön war’s doch: Die Fahrt nach der Kreisstadt und durchs Almetal.
[Ich schaue morgen, was sonst interessant ist.]
 
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