Schusswaffenverbot bei den Samurais?

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Hallo in die Runde,

ich bin leider nicht sehr kundig in japanischer Geschichte, doch ich habe mal gehört, dass die Samurai auf Schusswaffen (wie Schießpulvergewehre) verzichtet haben, obwohl diese auch später in Japan zum gängigen Kampfmittel geworden sind und unter Truppen des Tennos weitläufig eingesetzt wurden.

So frag ich mich, wie konnten die Samurai weiterhin nur auf Schwerter (Katana) setzen, wenn sie ganzen Armeen gegenüberstanden, die ihre leichte Lederrüstung leicht hätten durchschießen können. Und war es den Samurai grundsetzlich Verboten Schusswaffen mitzuführen oder galt es lediglich als unehrenhaft?
 
Die Samurai sind eine Kriegerkaste, die mit der tiefgreifenden Reform der japanischen Armee in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts überflüssig wurde.
Somit stellt sich die Frage nach der Bewaffnung weniger.

Laut Wiki nutzten die Samurai bei ihrem letzten Aufstand gegen die neue Ordnung, der Satsuma-Rebellion 1877, bereits moderne Waffen, kämpften aber vorwiegend ihrer Tradition entsprechend.
 
"Bis in die Ashikaga-Zeit im 14. Jahrhundert war der Bogen die Hauptwaffe. Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts war der Langbogen den Feuerwaffen in Anwendung, Zielsicherheit und auch Reichweite überlegen."
zitiert aus Samurai – Wikipedia
Demzufolge gab es kein Schussverbot für Samurais. Mit einem solchen Verbot hätten sie wahrscheinlich nicht Jahrhunderte lang eine so wichtige Rolle in Japans einnehmen können.

Als Beispiel hier ein Farbholzschnitt aus dem Boshin-Krieg 1868-69, der zur Überwindung des Tokugawa-Shogunats führte und zur Modernisierung Japans in der Meiji-Epoche führte.
Byakkotai_eiy%C5%AB_kagami.jpg

Dargestellt ist der Seppuku (Selbstmord) von 20 Byakkotai, eine Truppe von Samurai, die das Shogunat gegen Kaiserliche Truppen unterstützten. Sie wurden in der Schlacht von Tonoguchihara vom Rest der Tokugawa-Truppen abgeschnitten. Als sie Rauch und Flammen in der Ferne sahen, dachten sie irrtümlich, ihre Häuser und damit ihre Familien würden verbrannt werden. Sie beschlossen darauf, nicht weiterzukämpfen sondern Seppuku zu begehen. Man kann sie mit Gewehren sehen.
Generell waren Schusswaffen seit dem 16. Jahrhundert in japanischen Armeen im Einsatz - und daher auch bei Samurais.
 
Es gab kein Schusswaffebverbot für Samurai, richtig. Allerdings schränkte das Tokugawa-Shogunat den Gebrauch von Waffen, auch und grade Feuerwaffen, stark ein, nachdem es am Beginn des 17. Jh. die Herrschaft über Japan errang. Bis zur Öffnung und Modernisierung Japans während der Meji-Restauration im 19. Jh. gab es keine Entwicklung vergleichbar der im Westen. Aber dabei ging es um die Sicherung des inneren Friedens, nicht um i-welche Ehrvorstellungen.

EDIT etwas erweitert:

Im 15. & 16. Jh. zerfiel Japan in einer Reihe von Kriegen; die Epoche wird Sengoku genannt. Aus dieser Zeit stammen viele Vorstellungen der Samurai als Krieger. In dieser Zeit erreicht, wie Maglor sagt, auch die ersten Europäer und damit die ersten Feuerwaffen die Insel. Diese neuen Waffen wurden in den besagten Kriegen eingesetzt, von allen Seiten, und verbreiteten sich sehr schnell. Es mag Samurai gegeben haben, die den Dingern nichts abgewinnen konnten, aber die haben sich offensichtlich nicht durchgesetzt...

Diese Zeit der Bürgerkriege endete endgültig 1063, als das Tokugawa-Shogunat eine Ära des Friedens, der Zentralisierung, allerdings auch der Isolation einleitete. Aus den Samurai wurden Beamte, für die die Schwerter va symbolische Bedeutung hatten. Der Besitz und Gebrauch von Waffen wurde, wie gesagt, stark eingeschränkt, und Waffen- und Militärtechnik stagnierten lange Zeit weitgehend.

Erst im 19. Jh. überzeugte das Schicksal Chinas, das von den europäischen Kolonialmächten herumgeschubst wurde, dass man mit Katanas und Luntenschlossgewehren keinen Bonsaibaum mehr gewinnen würde, und es begann die Modernisierung und Industrialisierung des Landes. In dem zug wurde auch das Stände-System inkl Samurai abgeschafft.

Gegen diese Modernisierung gab es einigen Widerstand. hatl hat die Satsuma-Rebellion 1877 genannt. Die bietet die Vorlage für den Kinofilm Last Samurai, der allerdings in dem Punkt "Samurais nutzen keine modernen Waffen"... irrt, sagen wir mal...

Als Beispiel hier ein Farbholzschnitt aus dem Boshin-Krieg 1868-69, der zur Überwindung des Tokugawa-Shogunats führte und zur Modernisierung Japans in der Meiji-Epoche führte.

Im Boshin-Krieg verfügten beide Seiten schon über einige modern bewaffnete Truppen. Auch das Tokugawa-Shogunat hatte im Vorfeld der Meiji-Restauration eine Modernisierung begonnen, inkl Waffen-Importen aus westlichen Staaten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Boshin-Krieg verfügten beide Seiten schon über einige modern bewaffnete Truppen. Auch das Tokugawa-Shogunat hatte im Vorfeld der Meiji-Restauration eine Modernisierung begonnen, inkl Waffen-Importen aus westlichen Staaten.
Richtig, Napoleon III. unterstützte offen das Tokugawa-Shogunat und lieferte Waffen. Queen Victoria war offiziell neutral. Die kaiserliche Armee erhielt aber Rüstungsgüter vom Vereinigten Königreich. Man könnte den Boshin-Krieg auch als Stellvertreterkrieg zwischen Frankreich und Großbritannien ansehen.
Diese Zeit der Bürgerkriege endete endgültig 1063
Hier ist dir ein kleiner Zahlendreher unterlaufen. 1603 müsste es heißen.

Edit: Zum Tokugawa-Shogunat könnte man noch erwähnen, dass der Tenno, der Kaiser, nur noch eine reine Repräsentationsfigur war. Die eigentliche Macht übten die Shogune aus. Das kann man mMn teilweise mit den Merowingern als fränkischen Königen vergleichen, deren Herrschaft durch Hausmeier, oft aus dem Haus der Karolinger, ausgeübt wurde.
Im Boshin-Krieg fand die Herrschaft des Shoguns dann sein Ende. Danach wurde dieser Posten nicht mehr besetzt.
 
Zuletzt bearbeitet:
ich bin leider nicht sehr kundig in japanischer Geschichte, doch ich habe mal gehört, dass die Samurai auf Schusswaffen (wie Schießpulvergewehre) verzichtet haben, obwohl diese auch später in Japan zum gängigen Kampfmittel geworden sind und unter Truppen des Tennos weitläufig eingesetzt wurden.

Moin.

Zunächst mal kleiner Hinweis, was den Begriff "Samurai" angeht.
Entgegen populären Vorstellungen, bezeichnet der Begriff "Samurai" keine spezifische Kriegerkaste, sondern gewissermaßen eine Gruppe von Bediensteten, zu denen im Weiteren auch Krieger gehörten, dies allerdings neben Personen die Verwaltungstätigkeiten u.ä. ausführten.

Die spezifische Gruppe von Kriegern, die du meinst und die in Europa gerne als "Samurai" bezeichnet wird, im engeren Sinne sind in Japan eigentlich als "Bushi" bezeichnet.


Zweiter Hinweis: "Truppen des Tenno" hat es in diesem Sinne auch nicht gegeben.

De facto wurden die japanischen Kaiser ("Tenno") bereits im ausgehenden 12. Jahrhundert de facto entmachtet und mehr oder minder zum spirituellen/zeremoniellen Oberhaupt degradiert, während die tatsächliche Macht auf das jetzt dauerhaft etablierte Amt des "Shogun" überging und zwar zunächst auf das "Kamakura-Shogunat" (benannnt nach dem Sitz des damaligen Shoguns).
Die Zeit-Epoche von da an, bis ins 14. Jahrhundert wird in der japanischen Geschichte gewöhnlich als "Kamakura-Jidai" (etwa "Kamakura-Zeit") geführt.
In den 1330er Jahren gab es den Versuch durch Absetzung des "Shoguns" (das Amt lag zu diesem Zeitpunkt in den Händen der Hojo) den Tenno als faktische Macht neu zu etablieren ("Kemmu-Restauration"), dieser Versuch schlug fehl, blieb allerdings insofern nicht ohne Folgen, als dass die Macht und das Amt des Shoguns von den Hojo auf die Ashikaga überging und der Sitz des "Bakufu" (etwa "Regierung", in diesem Fall unter Führung des "Shogun") von Kamakura nach Muromachi (heute Teil von Kyoto) verlegt wurde.
Dementsprechend wird die folgende Zeit in der japanischen Geschichtsschreibung als "Muromachi Jidai" (grob 1330er-1570er Jahre) geführt.

Allerdings schafften die Ashikaga-Shogune es nicht die politische Macht dauerhaft zu zentralisieren, so dass das Bakufu de facto immer mehr an Macht gegenüber den lokalen Herren ("Daimyo") in den Provinzen verlor, die zunehmend versuchten sich vom Bakufu unabhängig zu machen und eigene Feudalherrschaftenn zu etablieren, was ihnen sukzessive auch gelang und was dazu führte das in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Macht des Bakufu und der Ashikaga-Shogune mehr oder minder vollständig kollabierte was zu massiven Auseinandersetzungen zwischen den erstarkten Feudalherren um die Macht und einer längeren Periode militärischer Auseinandersetzungen führte, die in der japanischen Geschichtsschreibung als "Sengoku-Jidai" (etwa "Zeit der streitenden Reiche") geführt wird und die bis etwa in das Jahr 1600 andauerte.
Kurz gesagt, aus diesen Wirren ging letztendlich Tokugawa Ieyasu als Sieger hervor und etablierte das nach seiner Familie benannte "Tokugawa-Shogunat", dessen Sitz dan nach Edo (heutiges Tokyo) verlegt wurde und das sich bis in die späten 1860er Jahre dort an der Macht hielt, bis es im Zuge der Meiji-Restauration entmachtet und das Shogunat abgeschafft wurde.

Während dieser gesamten Zeit ist der "Tenno" politisch mehr oder weniger abgemeldet, dass gilt im weitere Sinne auch noch für die Zeit der Meiji-Restauration, von der Meiji-Tenno am Ende zwar profitierte, an deren Inszenierung er allerdings wenig Anteil hatte, sondern er war letztendlich vor allem die Galeonsfigur einer, wenn man so möchte Reformpartei, die mit dem Shogunat und dem Bakufu brechen wollte und für diesen Akt einen Legitimationsspender benötigte, weswegen man auf den Tenno zurückakam, der im Grunde 600 Jahre lang nicht mehr als ein politisches Schattendasein gefristet hatte.
 
Thema Bushi:

Zunächstmal ein Verbot zum Führen von Feuerwaffen gab es in dieser Form nicht. Wie bereits von den Mitdiskutanten erwähnt, wurden Luntenschloss-Musketen bereits in der Sengoku-Zeit eingesetzt und ein nicht geringer Anteil an Tokugawas militärischem Erfolg scheint wohl darauf zu beruhen, dass er nochmal in sehr speziellem Ausmaß darauf setzte.

Das Fernwaffen in der Geschichte immer wieder im Ruf standen unehrenhaft und feige zu sein, (immer dann, wenn Krieg zum idealisierten Bild eines Zweikampfes mann gegen mann verklärt wurde), ist keine japanische Spezialität, das findet sich schon bei den alten Griechen, denen Bogenschützen als verächtlich galten, dass findet sich im besonderen Maße im europäischen Mittelalter, wenn es um das Thema "Armbrust" geht, trotz dieser Ansichten und einzelner Dekrete in diese Richtung war ein Verbot aber schlicht nie durchsetzbar.

Was Thema Ehrvorstllungen der Bushi etc. angeht:

Die Sache ist die, dass diejenigen Schriften, aus denen später entsprechende Mythenbildung um den Ehrbegriff abgeleitet wurden, zum allergrößten Teil erst entstanden, als die "Bushi" längst nutzlos geworden waren (einfach weil kein Krieg mehr stattfand) und die dementsprechend zum großen Teil einfach die literarische Selbstrechtfertigung und Selbstüberhöhung einer überkommenen Gesellschaftsklasse ohne Funktion darstellten.

In der Sengoku-Zeit bis 1600 kämpften die "Bushi" noch und Tokugawa Ieyasus "Vorgänger" wenn man so möchte (das ist ein wenig wie mit Casear und Octavian) "Toyotomi Hideyoshi", hatte nochmal den Versuch einer Eroberung Koreas unternommen "Hideyoshi-Invasion", war daran aber gescheitert.

Die nächsten 270 Jahre (Edo-Jidai) passierte in Japan militärisch herzlich wenig. Bereits Tokugawa Ieyasus Vorgänger Toyotomi Hideyoshi hatte in großangelegten Razzien die bäuerliche Bevölkerung, die einen großten Teil der Heere der Sengoku Zeit gestellt hatte entwaffnen lassen "Schwertjagten" und diejenigen Feudalherren (Daimyo) die in der Sengoku-Zeit gegen Tokugawa Ieyasu gekämpft hatten, wurden in Randgebiete Japans zwangsumgesiedelt von denen aus sie der neuen Zentrale nicht gefährlich werden konnten.
Hinzu kommt, dass Japan seine Häfen gegen auswärtigen Handel weitgehend sperrte ["Sakoku" jap. ungefähr "(Zeit der ) Abschließung (Japans)"] freilich mit der Ausnnahme "Dejima" (Künstliche Insel in der Bucht von Nagasaki, wo die niederländische Ostindienkompanie weiterhin Handel treiben durfte) und dass das Bakufu den Einwohnern des eigenen Landes auch verbot das offene Meer zu befahren und hochseetüchtige Schiffe zu bauen.

In der Umsetzung war das nicht so strikt, wie es jetzt beim Lesen scheint, dass das Tokugawa Bakufu seine äußeren Beziehungen aber auf ein Minimum herunterfuhr, hatte zur Folg, dass es im Grunde nach außen hin keine militärischen Aktivitäten mehr gab während das Land nach innen faktisch befriedet war.
Damit waren die "Bushi", also der traditionelle Kriegerstand technisch gesehen arbeitslos und wurden bis ins 19. jahrhundert mehr oder weniger zu so etwas wie einer etwas schrägen Kuriosität, mit entsprechender Mythenbildung.
Man kann sich einen "Bushi" des 17. bis 19. Jahrhunderts vielleicht plastisch als eine Art "Don Quijote" vorstellen (bitte ELQ vielmals um Verzeihung) der sich immer mehr in eine idealisierte Welt zurückzog, die mit der Realität zunehmend weniger zu tun hatte und die literarischen Erzeugnisse, die in dieser Zeit die Bushi und ihre angeblichen traditionen zu verklären begannen sind mehr oder weniger Produkt genau davon.

Bushi, die sich regelmäßig in mittelalterlicher Rüstung modernen Feuerwaffen stellten, hat es in dieser Form nie gegeben.
Als es die Bushi als tatsächliche Kriegerklasse noch gab, waren Feuerwaffen noch dermaßen unzuverlässig dass man auch in Europa neben den aufkommenden mit Arkebusen und Musketen ausgerüstetenn Einheiten noch gerüstete Krieger in den Kampf schickte.
Auf den europäischen Schlachtfeldern hat sich die metallene Rüstung (oder jedenfalls Teile davon, nämlich in Form der "Kürass") in Kombination mit Blankwaffen (daher die Bezeichnung "Kürassier" für die schwere Schlachtenkavallerie) als Mittel der Kriegsführung bis in die napoleonische Zeit, also knapp 200 Jahre nach der Sengoku Zeit als ernstzunehmende Waffengattung erhalten, zunehmend unbrauchbar wurde das erst mit dem Aufkommen von raucharmem Pulver serienmäßigem Einsatz von gezogenen Läufen und Hinterladevorrichtungen, gegenüber denen Kavallerie zunehmend zur Zielscheibe wurde.
Als aber diese Waffen aufkamen, warenn schon 200 Jahre über die letzten größeren kriegerischen Aktivitäten der Bushi hinweg gegangen.
Die Bushi dieser Zeit, also des ausgehnden 18. und 19. Jahrhunderts waren keine erfahrenen Berufskrieger mehr, sondern stammten lediglich noch von Leutenn ab, die das vor 8 oder 10 Generationen mal gewesen waren.

Man kann im Hinblick darauf und auf deren Wertevorstellungen, vielleicht gewisse Parallelen zum europäischen Adel des ausgehenden 18. jahrhunderts ziehen, der als Berufskriegerstand längst überflüssig geworden war und der wenn er noch zur Waffe griff, dass zu Duellzwecken tat, was aber nichts mehr mit Krieg zu tun hatte, sondern eher mit sportlicher Aktivität.
Entsprechend muss man es sich auch bei den "Bushi" vorstellen. Die hatten als Krieger 250 Jahre lang nichts mehr zu tun und haben die Kampfkunst mehr oder weniger zu einem hochritualisierten Sport mit einem gewissen Regelkorsett entwickelt, der aber mit praktischer Kriegsführung nichts mehr zu tun hatte.

Was man heute häufig in der populären Darstellung antrifft, ist was man erhält, wenn man diesen Idealtypen des ritualisierten Sportlers in den Kontext des Krieges rückt in den dieser in dieser Form nie gehört hat.
Sehr ähnlich Teilen der Homerischen Epen oder der europäischen Ritterlegenden, bei denen Schlachten im Grunde zu Duellen der jeweiligen Heroen mit ein wenig Beiwerk stilisiert werden, die aber so mit realer Kriegsführung auch nicht viel zu tun hatten.
 
Hinzu kommt, dass Japan seine Häfen gegen auswärtigen Handel weitgehend sperrte ["Sakoku" jap. ungefähr "(Zeit der ) Abschließung (Japans)"] freilich mit der Ausnnahme "Dejima" (Künstliche Insel in der Bucht von Nagasaki, wo die niederländische Ostindienkompanie weiterhin Handel treiben durfte) und dass das Bakufu den Einwohnern des eigenen Landes auch verbot das offene Meer zu befahren und hochseetüchtige Schiffe zu bauen.

Es gab noch eine Hand voll andere Häfen, in denen der Handel mit China, Korea, Hokkaido und Ryukyu/Okinawa erlaubt war. (Hokkaido & Okinawa waren damals noch kein Teil Japans.)

Interessante Beobachtung dazu meinerseits: Jedem Japaner ist der Name Matthew Perry ein Begriff (US-Commodore, der mit seinen Schiffen 1853 die Öffnung Japans erzwang), obwohl den Namen in den USA oder sonstwo kaum jemand kennt. Scheint mir immer noch ein wichtiger Punkt in der kollektiven Erinnerung zu sein; oder zumindest im Schulunterricht...
 
Es gab noch eine Hand voll andere Häfen, in denen der Handel mit China, Korea, Hokkaido und Ryukyu/Okinawa erlaubt war. (Hokkaido & Okinawa waren damals noch kein Teil Japans.)

Und Ryu-Kyu wiederrum, das rein administrativ zu Satsuma (Süd-Kyushu) gehörte, bzw. zu diesem in einem Vasallenverhältnis stand, war, dass anders als durch Hochseshiffahrt gar nicht zu erreichen, dann auch das Einfallstor für außerreguläre Kontakte mit dem Westen, Hokkaido spielte ja ohnehin immer eine Sonderrolle und war für das Bakufu in Teilen überhaupt nicht kontrollierbar, so dass auch nicht effektiv zu regulieren war, welche Kontakte und welcher Austaus dort stattfanden, das ist mir durchaus klar :)

Deswegen schrieb ich auch:

In der Umsetzung war das nicht so strikt, wie es jetzt beim Lesen scheint

Das mit der Abschließung ist natürlich auch in gewissem Sinne eine Idealvorstellung, mir ging es einfach darum, dass durch das weitgehende Herunterfahren der offiziellen Außenbeziehungen Krieg natürlich weitgehend unnötigt wurde und damit auch der Kriegerstand.
 
De facto wurden die japanischen Kaiser ("Tenno") bereits im ausgehenden 12. Jahrhundert de facto entmachtet und mehr oder minder zum spirituellen/zeremoniellen Oberhaupt degradiert, während die tatsächliche Macht auf das jetzt dauerhaft etablierte Amt des "Shogun" überging und zwar zunächst auf das "Kamakura-Shogunat" (benannnt nach dem Sitz des damaligen Shoguns).
De facto wurden die Kaiser schon wesentlich früher entmachtet. Bereits im späten 8. Jhdt. übernahm die Familie Fujiwara (die sich laufend mit der Kaiserfamilie verschwägerte und dadurch auch mit den meisten Kaisern eng verwandt war) die reale Macht.
Im 11. Jhdt. wurde es dann außerdem üblich, dass ein Kaiser, sobald er einen Erben hatte, abdankte (und meist offiziell ins Kloster ging) und für den neuen Kaiser die Regentschaft führte.
Die tatsächliche Macht hatte der Tenno nur bis ins 8. Jhdt. inne (und da auch nicht immer).

In den 1330er Jahren gab es den Versuch durch Absetzung des "Shoguns" (das Amt lag zu diesem Zeitpunkt in den Händen der Hojo)
Das Shogunat wurde allerdings nicht von Mitgliedern der Familie Hojo bekleidet, sondern die Shogune ihrer Zeit (zuerst noch Verwandte der Minamoto, dann kaiserliche Prinzen) waren (ebenso wie die Kaiser) Marionetten, für die die Hojo (unter der Bezeichnung "Shikken") die Regierung führten.
Es gab also einen machtlosen Kaiser, einen machtlosen abgedankten Kaiser, einen machtlosen Shogun und einen Angehörigen der Familie Hojo, der die tatsächliche Macht ausübte.
 
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