Schwächen der Weimarer Verfassung?

ursi schrieb:
Woher weisst du das die KPD von Stalin gelenkt wurde?

Vielleicht wurde sie nicht von Stalin gelenkt, aber als Stalin-freundlich kann man sie schon bezeichnen.
Im Übrigen meine ich, es spricht nicht unbedingt gegen die demokratischen Parteien, ob Zentrum oder SPD, daß sie über eine Einbindung der Nationalsozialisten in die Regierungsverantwortung nachdachten.
Die Fraktionsstärke der Parteien bestimmen ja schließlich die Wähler, und die NSDAP war nun mal stärkste Fraktion im Reichstag.
Das war zum Beispiel auch eine Schwäche der Weimarer Republik, daß man eine Partei noch nicht offiziell als verfassungsfeindlich einstufen und daraufhin verbieten konnte.
Und man darf auch nicht vergessen: Als die Nazis im Parlament ihren ersten Erdrutschsieg feierten, war eben dieses Parlament schon dabei, Stück für Stück an politischem Einfluß zu verlieren, während die allgemeine Krise in Deutschland unter anderem auch dazu benutzt wurde, die quasi monarchietreuen Kräfte wieder erstarken zu lassen.
Was die demokratischen Parteien wollten, war eine Regierungsbeteiligung der Nazis nach demokratischen Spielregeln, im Bewußsein der Gefahr, die von der demokratiefeindlichen NSDAP ausging, aber mit der Absicht, diese Gefahr möglichst gering zu halten.
Aber schließlich wurde Hitler ja nicht von den demokratischen Parteien eingebunden, sondern von Hindenburg und seinen Getreuen um Papen und Hugenberg. Die nach Hitlers Einsetzung zum Reichskanzler immer schneller voranschreitende Entmachtung aller demokratischen Institutionen und Parteien wurde vom gesamten "Kabinett der nationalen Konzentration" mitgetragen, in dem die Nazis neben Hitler nur zwei Minister stellten.
 
Rüdiger schrieb:
Das war zum Beispiel auch eine Schwäche der Weimarer Republik, daß man eine Partei noch nicht offiziell als verfassungsfeindlich einstufen und daraufhin verbieten konnte.

Aber man konnte doch staats- (verfassungs-/republikfeindliche) Parteien verbieten, und die NSDAP war ja auch zeitweise verboten.

Wir haben hier schon einmal darüber diskutiert:

http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=6627

Insbesondere im letzten Beitrag von Mercy wird zitiert, wie 1930 ein Anlauf zu einem erneuten Verbot begründet wurde:

Danach ist die NSDAP eine staatsfeindliche Verbindung im Sinne des §129 StGB, die die Bestrebung verfolgt, die verfassungsmäßig festgestellte republikanische Staatsform zu untergraben (§ 4 Ziffer 1 RepSchGes). Ihre Betätigung stellt sogar ein hochverräterisches Unternehmen im Sinne des §86 StGB dar.
 
hyokkose schrieb:
Aber man konnte doch staats- (verfassungs-/republikfeindliche) Parteien verbieten, und die NSDAP war ja auch zeitweise verboten.

Wir haben hier schon einmal darüber diskutiert:

http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=6627

Insbesondere im letzten Beitrag von Mercy wird zitiert, wie 1930 ein Anlauf zu einem erneuten Verbot begründet wurde:

Asche über mein Haupt, diesen Thread habe ich schlichtweg übersehen.
Gut, es gab natürlich die Möglichkeit, gegen Staatsfeinde vorzugehen. Und immerhin wurde es im Falle der NSDAP erwogen.
Aber dieses 1930 geplante Verbot ging ja von der preußischen Regierung aus, die sozialdemokratisch dominiert war. Da würde mich tatsächlich noch interessieren, warum dieses Verbot nicht umgesetzt wurde.
Hätte man aber ein reichsweites Verbot der NSDAP zu dieser Zeit noch durchsetzen können?
1923 gab es ja einen eindeutigen Putschversuch, während sich die NSDAP später zumindest auf parlamentarischer Ebene bemühte, möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.
 
ursi schrieb:
Woher weisst du das die KPD von Stalin gelenkt wurde?

Das schreibt Wolfgang Leonhardt in "Völker höret die Signale" eindeutig. Natürlich hat Stalin die KPD nicht direkt gelenkt, sondern über die Komintern, aber die hat bis in die mittlere Parteihirarchie hinein entschieden!

Die Einschätzung Liebknechts und Luxemburgs als evt. mögliche Gegenspieler der Moskauer-Zentrale ist ebenfalls aaO nachzulesen.
Allen anderen Parteifunktionären bis zu Thälmann gesteht Leonhardt nur Statisten-rollen zu.
Wobei ich glaube bei Buber-Neumann ähnliches gelesen zu haben.

Grüße Repo
 
Repo schrieb:
...Die Einschätzung Liebknechts und Luxemburgs als evt. mögliche Gegenspieler der Moskauer-Zentrale ist ebenfalls aaO nachzulesen.
Allen anderen Parteifunktionären bis zu Thälmann gesteht Leonhardt nur Statistenrollen zu...

Falls Leonhardt das über die Einschätzung Luxemburgs und Liebknechts durch Stalin geschrieben haben sollte, ist es zumindest nicht von großem Belang gewesen, da bekanntlich beide schon einige Jahre tot waren als Stalin an die Spitze der Partei- und (Staats-)führung gelangte.
Das würde dann ggf. auch andere Aussagen Leonhards als wenig abgesichert erscheinen lassen.
 
Repo schrieb:
Das schreibt Wolfgang Leonhardt in "Völker höret die Signale" eindeutig. Natürlich hat Stalin die KPD nicht direkt gelenkt, sondern über die Komintern, aber die hat bis in die mittlere Parteihirarchie hinein entschieden!

Die Einschätzung Liebknechts und Luxemburgs als evt. mögliche Gegenspieler der Moskauer-Zentrale ist ebenfalls aaO nachzulesen.
Allen anderen Parteifunktionären bis zu Thälmann gesteht Leonhardt nur Statisten-rollen zu.
Wobei ich glaube bei Buber-Neumann ähnliches gelesen zu haben.

Grüße Repo

Das die KPD Moskau orientiert war, ist mir klar. Aber ob sie von Moskau aus gelenkt wurde, lasse ich mal so im Raum stehen und ich schliesse mich da Klaus Ps Ausführungen an.
 
ursi schrieb:
Woher weisst du das die KPD von Stalin gelenkt wurde?

Liebe Ursi,

von Fotos ist mir ein Bild der KPD-Zentrale in Berlin in Erinnerung. An dem ungefähr die Spruchbänder hingen, ich kann den Text nicht mehr ganz genau wiedergeben:
" Sowjet-Rußland heute, Sowjet-Deutschland morgen." :rolleyes:

Ernst Thälmann war ein getreuer Vasall Moskaus.
.
 
Zuletzt bearbeitet:
Klaus P. schrieb:
Falls Leonhardt das über die Einschätzung Luxemburgs und Liebknechts durch Stalin geschrieben haben sollte, ist es zumindest nicht von großem Belang gewesen, da bekanntlich beide schon einige Jahre tot waren als Stalin an die Spitze der Partei- und (Staats-)führung gelangte.
Das würde dann ggf. auch andere Aussagen Leonhards als wenig abgesichert erscheinen lassen.

Das ist die Einschätzung Leonhardts zu Liebknecht und insbesondere Luxemburg gegenüber Lenin im Vergleich zur späteren KPD-Spitze
Die Einschätzung Stalins gegenüber diesen beiden ist natürlich unerheblich.

Ich werde heute abend die entsprechenden Textstellen heraussuchen.
Kann aber spät werden.

Grüße Repo

Vorab ein paar Links:

http://de.wikipedia.org/wiki/Komintern
http://www.derfunke.de/rubrik/antifa/1933.htm

Ein bißchen Widerstand gegen die "Machtübernahme" gab es doch:

http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%B6ssinger_Generalstreik

Grüße Repo
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo,

den "Leonhardt" hat meine Tochter studienhalber an die Uni mitgenommen, ich hoffe dass sie ihn mir heute abend mitbringt.

Ich bitte bis dahin um Dispens!

Grüße Repo
 
Repo schrieb:
Hallo,

den "Leonhardt" hat meine Tochter studienhalber an die Uni mitgenommen, ich hoffe dass sie ihn mir heute abend mitbringt.

Ich bitte bis dahin um Dispens!

Grüße Repo

Tochter hat ihn nicht, Sohn hat ihn nicht, Vater findet ihn nicht.
Mutter Schimpft, kein Wunder bei Vaters Saustall...
Andere Tochter ist in Krakau, kommt Samstag vielleicht weiß die, wo ...
Nochmals Sorry.

Grüße Repo
 
Repo schrieb:
Tochter hat ihn nicht, Sohn hat ihn nicht, Vater findet ihn nicht.
Mutter Schimpft, kein Wunder bei Vaters Saustall...
Andere Tochter ist in Krakau, kommt Samstag vielleicht weiß die, wo ...
Nochmals Sorry.

Grüße Repo

Das kommt mir sehr bekannt vor =) Kein Problem
 
ursi schrieb:
Das die KPD Moskau orientiert war, ist mir klar. Aber ob sie von Moskau aus gelenkt wurde, lasse ich mal so im Raum stehen und ich schliesse mich da Klaus Ps Ausführungen an.

Der Leonhardt war hinter einem volumigen Excel-Handbuch.........
Ordnung ist etwas für Pedanten. Genies beherrschen das Chaos:D .

Nach der "Teil"-vereinigung USPD-KPD machte Moskau Druck und verlangte Revolutionäre-Aktionen in Deutschland. Die Parteiführung lehnte dies zu diesem Zeitpunkt ab. Die VKPD-Führung schickte an der Jahreswende 20/21 Curt Geyer nach Moskau, um die Meinung der Parteiführung dort darzulegen.
Nachdem Geyer die Meinung der KPD-Führung dargelegt hatte, wurde von der Komintern die Parteiführung um Paul Levi und Klara Zetkin mit dem Vorwurf "demokratischer Umtriebe" zum Rücktritt gezwungen. Trotzki verweigerte Geyer jedes weitere Gespräch. In der Sowjetunion gab es zu der Zeit große Probleme, Hungersnöte, Kronstadter Aufstand usw.

Hinter dem Rücken Geyers lief in Moskau inzwischen die Planung zur "Mörz-Aktion" in Deutschland. (Bei Leuna sind viele gefallen....)
Unter anderen wurde Bela Kun zur Leitung des Aufstands nach Deutschland geschickt. Er verabschiedete sich von Geyer, "ich darf dir nichts sagen, aber du wirst bald schönes aus Deutschland hören".

Leonhardt vertritt also die These, dass von "Moskau" die "Märzaktion" 1921 in Deutschland einzig und allein ausgelöst wurde um von innenpolitischen Problemen der Sowjetunion abzulenken. Die widerstrebende Führung der KPD wurde zuvor ausgewechselt.
Das "Arbeiterblut" bei Leuna floß also der sowjetischen Innenpolitik zuliebe.

Ich denke dieses frühe Beispiel verdeutlicht die "Lenkung" der KPD bereits eindeutig.

Grüße Repo
 
Kurt von Schleicher war meines Wissens nach nie Oberbefehlshaber der Reichswehr, dies war von Seeckt. Das von dir erwähnte Zitat stammt, m.E. auch von ihm.

Aber deine Grundaussage ist in meinen Augen richtig, denn es fehlte wirklich eine stärkere Verankerung der Reichswehr in das demokratische System der Weimarer Republik. Alleine die politische Struktur des Offizierskorps ist ein deutliches Zeichen dafür!

Zu Schleicher:

1926-1929 Chef der Wehrmachtsabteilung im Reichswehrministerium
1929-1932 Chef des Ministeramts im Reichswehrministerium
1932-1933 Reichswehrminister

Formal war der Reichspräsident der Oberbefehlshaber. Die Befehlsgewalt übte aber der Reichswehrminister aus.
 
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