Eine Sezession hätte meiner Meinung nach nur durch die Anerkennung und mögliche Unterstützung Großbritanniens und Frankreichs erfolgreich sein können, worauf der Süden hoffte. Frankreich hatte allerdings selbst starke Interessen in Mexiko und Großbritanniens Textilindustrie mochte auf "King Cotton" angewiesen sein, die Anerkennung der Südstaaten hätte allerdings stark GB ansehen geschädigt, das ja seit Beginn des 19. Jahrhunderts den Sklavenhandel bekämpfte und diese Politik anderen Staaten gewaltsam aufzwang. Afghanistan und Vietnam halte ich nicht für mit dem Bürgerkrieg vergleichbar, handelte es sich doch um Kolonial- und Guerillakriege handelte, während sich der Sezessionskrieg zum ersten industriellen Krieg entwickelte, der sich auf dem Boden eines stark erschlossenen und teilweise industrialisierten Staates abspielte, wobei eine Industriemacht und ein Agrarstaat gegeneinander antraten. Der Norden verfügte über 80% der industriellen Ressourcen, hatte ein gut ausgebautes Eisenbahnnetz und Telegrafen. Der Süden konnte seine Baumwolle wegen der Seeblockade nicht verkaufen, dazu hatte der Norden die größeren menschlichen Ressourcen, denn Einwanderer, die für die Union kämpften, gab es genug. Wie sich dann zeigte, führte der Süden seinen Krieg bis zum wirtschaftlichen ausbluten, woran auch ein möglicher Sieg des Südens, der nur total hätte sein können, nicht viel geändert hätte, da GB inzwischen Baumwolle aus Ägypten importierte. Der Süden hatte auch ein großes Problem mit den Einzelstaaten, die oft Homeguards zur Verteidigung des Eigenstaates zurückhielten und sich auf die Eigenrechte der Staaten aussprachen, für die der Süden in den Krieg zog. Ideologisch stand der Süden ebenfalls auf verlorenem Posten, weil er ein anachronistisches, feudales und rassistisches Gesellschaftssystem zu verteidigen sollte, das sich überlebt hatte. Politisch hatten Pennsylvania, New York und Massachusetts Virginia und South Carolina überflügelt. Der Süden produzierte fast ausschließlich Agrarprodukte, wie sollte er die bei einer Blockade auf dem weltmarkt verkaufen? Womit "The Grand old South" bis zuletzt die Massen mobilisieren konnte, war das Gefühl, mit dem Schutz des Heimatstaates zugleich auch die eigene Lebensweise gegen einen industrialisierten Norden verteidigen zu müssen, von dem man sich bevormundet fühlte, und dem der Süden durchaus eine gewisse Heuchelei unterstellte, denn eine Befreiung und völlige Gleichstellung der Sklaven bei ihrem Bildungsniveau wünschten selbst die meisten Abolitionisten nicht. Harriet- Beecher Stowe beschreibt diese Haltung recht anschaulich in "Uncle Toms Cabin". Eine Zukunft des Mulatten George, der nach Kanada emigriert konnte sie sich in den USA nicht vorstellen, weshalb ihr Buch von der schwarzen Bürgerrechtsbewegung abgeleht wurde, und "Uncle Tom Nigger" eine böse Beleidigung unter Schwarzen darstellt. Selbst Lincoln schwebte vor, die Sklaven in Afrika wiederanzusiedeln, und der Staat Liberia verdankt seine Existenz einer Abolitionistenkolonie. Missouri und Kentucky waren als sklavenhalterstaaten in der Union geblieben.
Das Problem der Unionsarmee lag vor allem oben, und Meade, McClellan und Burnside entpuppten sich als jämmerliche Stümper. Doch nachdem der Norden das volle Gewicht seines industriellen, seines Menschenpotenzials und seiner Ressourcen in die Waagschale werfen konnte, war der Süden im Grunde verloren, denn die Lobbyisten in Washington konnten mit zunehmender Kriegsdauer recht gut leben, zumal der Süden den Krieg nur mit auf dem Schwarzmarkt gekaufter Yankeeware bestreiten konnte, ähnlich dem "Handel op de vijnd" wie es die Holländer im Krieg mit Spanien taten. mit zunehmender Kriegsdauer radikalisierten sich auf Seite des Nordens die Kriegsziele, die auf eine völlige Liquidierung von "Dixies Land" hinauflief.