Sind die präkolumbianischen Hochkulturen dem Mais zu verdanken?

Es wurde wohl in Teilen Nordamerikas Solanum jamessii kultiviert, dies ist allerdings eine andere, kleinere Kartoffelart, die auch wohl in der Zubereitung schwieriger zu sein scheint.
 
Wenn wir unsere Geschichte betrachten, war es nicht so, das sich Hochkulturen aus einer Agrargesellschaft heraus entwickelt haben!?
Ich verstehe die Frage nicht so ganz.

In Nord-und Südamerika gab es nun einmal nur Zea als einzige lohnenswerte Getreideart, in der "Alten Welt" waren die Möglichkeiten abhängig von regionalen Gegebenheiten etwas vielfältiger.

Der gesamtamerikanische Kontinent hat in der Verbreitung der Kulturpflanzen im Gegensatz zur alten Welt erhebliche Nachteile, da hier eine Verbreitung Nord/Süd Wanderung nötig ist, d.h, durch zwei oder drei Klimazonen, was bei den damaligen Transportverhältnissen teilweise schlicht unmöglich ist.
Die Teosinte, die Urpflanze des Mais, wächst in der semiariden Sierra Madre auf über 3.000 Metern Höhe. Es ist noch eine zweite Teosinte-Art aus Utah bekannt, die evtl. auch die Urpflanze des Mais sein könnte. Aber die aus der Sierra Madre ist wahrscheinlicher.
Bereits die Olmeken haben Mais in den Mangroven angebaut (also sicher nicht wortwörtlich), also allein in Mexiko ist die Maispflanze unter ganz unterschiedlichen klimatischen Bedingungen gezogen worden. Im Südwesten der USA wachsen Maissorten, die vielleicht einen Meter hoch werden, der Choclo im Valle Sagrado in Perú erreicht locker 4 m.. es gibt Maiskolben, die sind gedreht und es gibt Maiskolben, die kugelförmig sind. Farben rot, weiß, blau (den Hopi ist der blaue Mais heilig!) und natürlich gelb.
Wir kennen ja alle Popcorn, das ist Maus mit besonders viel Stärke (oder war es besonders wenig?). Bereits die präkolumbischen Amerikaner haben Mais offenbar gezielt nach weniger und stärker stärkehaltigen Sorten gezüchtet, die sie unterschiedlich nutzten.

Der Arbeitsaufwand von 50 Tagen ist in dieser Pauschalisierung einfach nicht praktikabel, schlicht theoretisch und praxisfern.
Ich will Braudel nicht verteidigen, dennoch Fragezeichen mich warum. Mais Pflanzen, Bohnen und Kürbisse Pflanzen, ggf. einen Zaun reparieren, hin und wieder mal einen Krug Wasser aufs Feld tragen, wenn der Mais reif ist, den Kolben abknicken und später ernten.

Nun gut, wenn man Harari glaubt, dann hat das neolithische Paket dem Menschen eher mehr Arbeit (im Sinne von Plackerei) beschert, als weniger und Harari argumentiert das durchaus plausibel.
 
Moin
Zu " Ich verstehe die Frage nicht ganz", wenn ich mir nicht ganz sicher bin, mache ich ein Ausrufezeichen und ein Fragezeichen. Ich kenne nur Hochkulturen, die aus Agrargesellschaften entstanden sind.

Mais ist in der Tat eher eine Pflanze der Subtropen (Kulturzeit), die in tropischen Zonen mit einer Trockenzeit ebenso gedeiht.

Also, landwirtschaftliche Tätigkeiten sind nicht so einfach, wie Du das oben ausgedrückt hast. Unter Umständen mußt man ständig jäten, eventuell erheblich mehr Wasser heranschaffen, vielleicht die Kulturen noch vor Schädlingen schützen. Nach der Ernte müßen die Maiskolben trocken aufgehängt/gelagert werden, die Kolben können auch nicht gedroschen werden, sondern die Körner werden einzeln abgelesen.

Mein Problem mit den 50h. ist einfach das, ich weiß nicht auf welcher Grundlage, mit welchen Parametern, bei welcher Ertragsssituation er das geschätzt/errechnet hat. Als Gärtner komme ich halt aus dem landwirtschaftlichen Bereich und betrachte daher die ganze Sache eher aus der Praxis.

Ich will hier Braudel, den ich eh nicht kenne, weder angreifen, noch widerlegen, nur ich bin mir bei einer Aussage von 50h. nicht sicher, was genau eigentlich damit ausgedrückt werden soll, mir ist in solch einem Bereich einfach eine Zahl viel zu obskur.

In der Agrarproduktion, vor allem wenn das Überleben davon abhängt muß man mit sehr vielen Unwägbarkeiten rechnen.
Einfach ausgedrückt, ausssäeen, ab und an mal etwa gießen und gut is, wächst ja von allein, das wird so nicht funktionieren.

Das mit der Plackerei ist tatsächlich so, die Vorteile liegen in der Sesshaftikeit, die Möglichkeiten bietet, die als Jäger und Sammler nicht vorhanden sind.
 
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In der "Grünen Branche" werden Arbeitszeitstunden tatsächlich genau berechnet (wieviel schafft eine Person), allerdings ist das immer unter fast Idealbedingungen. Erfahrungsgemäß klappt das fast nie so genau, irgendetwas kommt immer irgendwo dazwischen.
 
Ich kenne nur Hochkulturen, die aus Agrargesellschaften entstanden sind.

Das könnte man sicher in einem eigenen Faden diskutieren. Es ist natürlich eine Frage der Definition von Hochkultur, aber ebenso eine Frage der Nachweisbarkeit. Sehr lange definierte man Hochkultur hauptsächlich über möglichst viele und große Steingebäude.
Nomadisch oder Teilnomadisch lebende Völker wurden (und werden) dabei systematisch unterschätzt, auch wenn man nicht das Kind mit dem Bade ausschütten und alles auf den Kopf stellen sollte.
Es ist aber jedenfalls diskutabel, ob zum Beispiel ein Nachrichtensystem, wie es die Mongolen in Zentralasien aufbauten nicht eine vergleichbare Kulturleistung darstellt wie die prächtigen Moscheen von Samarkand oder Bagdad.
 
Moin
Zu " Ich verstehe die Frage nicht ganz", wenn ich mir nicht ganz sicher bin, mache ich ein Ausrufezeichen und ein Fragezeichen. Ich kenne nur Hochkulturen, die aus Agrargesellschaften entstanden sind.

Stand denn in diesem Thread irgendetwas, was dieser Aufassung widersprach? (Vor Stilichos heutigem Beitrag)
Ich will Braudel nicht verteidigen, dennoch Fragezeichen mich warum.
Hier war natürlich wieder die ARK zugange.

Also mein Eingangsbeitrag, der sich auf Braudel bezog, stellt ja schon in Frage, ob es sich tatsächlich so verhielt, wie Braudel es geschrieben hat.
Da in Teilen des Maya-Gebietes die Milpa wieder praktiziert wird, also die indianische Art, Mais in Kombination von Bohnen und Kürbis zu pflanzen, weil der Mais dem Boden Stickstoff entzieht (Mais laugt Böden geradezu aus), Bohnen hingegen Stickstoff aus der Luft aufnehmen und den Boden wieder damit anreichern und Kürbis mit seinen großen Blättern den Boden einerseits vor der Sonneneinstrahöung und somit Austrocknung schützt, andererseits aber auch Regen bremst und somit Erosionsprozesse von fruchtbarer Erde minimiert (wobei allerdings Kürbisse heute gerne durch Melonen ersetzt werden), sollte es doch möglich sein, festzustellen, wie viele Arbeitstage heute in einer milpabasierten Hortikultur verbracht werden. (Wegen des langen Einschubs habe ich den eigentlich Satz mal farblich hervorgehoben).
 
Das war ja auch keine Frage, ich weiß es halt nicht sicher deshalb ja "!?", war vielleicht mißverständlich.

Ich brauche ja eine Grundlage, Arbeitstage pro Person, auf welche Fläche berechnet, Arbeitstage pro Jahr oder auf die Kulturzeit berechnet, inklusive Bohnen- und Kürbisarbeiten oder exklusive dieser Tätigkeit, ausschließlich auf dem Mais bezogen oder auf die gesamte Hortikultur einschließlich Ernteverarbeitung.

Mir geht es hier ja um die Bemessungsgrundlage der 50 Arbeitstage.

Aber vielleicht verstehe ich hier irgendwas nicht.
 
Deine Eingangsfrage würde ich mit einem klaren ja beantworten, mir ging es ja nur um die Arbeitszeitberechnung, also speziell diese 50 Tage.
 
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