Sondengänger-Fund in Niedersachsen

Particeps

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Liebes Forum, diese neue Entdeckung könnte man jetzt zu vielen Beiträgen anmerken. Wieder ein neues Puzzelstück zur römischen Kunde zwischen Weser und Elbe. Das ist jetzt schon der zweite große Silberschatz bei Hildesheim.

 
Datierung der Fundstücke in das 1. Jahrhundert uZ ist ja eine große Zeitspanne. Da man dort Münzen gefunden hat, lässt sich der Fund sicherlich bald besser einordnen. Bin mal gespannt, welche Schlussmünze man feststellen wird.
 
Datierung der Fundstücke in das 1. Jahrhundert uZ ist ja eine große Zeitspanne. Da man dort Münzen gefunden hat, lässt sich der Fund sicherlich bald besser einordnen. Bin mal gespannt, welche Schlussmünze man feststellen wird.
Schlussmünze ist der Caius/Lucius Denar von Augustus, ebenso ist die Goldmünze mit dieser Prägung.
 
sondengänger hildesheim.jpg
 
Das Stück mit dem Caius/Lucius-Denar legt ja nahe, dass der Schatz spätestens um die Wende vom 1. Jh. v. Chr. zum 1. Jh. n. Chr. vergraben wurde – also mitten in der Phase der römischen Expansion und der Auseinandersetzungen im germanischen Raum.
Spannend wäre zu wissen, ob es sich um Beutegut aus einem Gefecht oder um einen gezielt versteckten Soldschatz handelt. Bei der Nähe zu den bekannten Marschlagern (Wilkenburg etc.) könnte es durchaus einen militärischen Hintergrund haben.
Vielleicht klärt die Metallanalyse ja auch, ob die Stücke aus derselben Werkstatt stammen oder über längere Zeit zusammengetragen wurden. Solche Funde geben immer wieder neue Einblicke, wie weit die römische Präsenz tatsächlich gereicht hat.
 
Bei dem Fund sind Silbernadeln, vermutlich zum Verschnüren eines Leder- oder Stoffbeutels, und Silberbarren.
Beides spricht für ein Verstecken durch den Eigentümer, gegen das Deponieren einer Beute.

Und diese Fundzusammenstellung lässt auch eher an einen zivilen Besitzer denken, der Fund von Legionärssold mit Kupfermünzen spräche eher dagegen.

Wichtig ist aber der Fundort, nordöstlich von Hildesheim oder Elze, etwas ab von der Verbindung Weser-Elbe z.B. in Richtung Magdeburg: Bei einem Hort in Konfliktsituation würde man ja an eine Fluchtroute in Richtung Westen oder Südwesten zur Weser hin denken.

Wenn es aber Silberbarren sind: Wo kommt das Metall her? Würde eine metallurgische Analyse Silber aus der Germania libera nachweisen?
 

Hier gibt es erste Bilder zu sehen.

 
Zuletzt bearbeitet:
Denare und Schmelzsilber, wenn auch kleiner - wir reden hier von ca. 25 Denaren, machte ich seinerseits 2018 an der Luppe. Im Gegensatz zum Borsumer Fund hatte ich jedoch römische Militaria noch entdeckt. Älteste Münze war ein Legions-Denar des Marc Anton damals (heute alles beim LDA in Halle). Das Foto zeigt einen Teil des Münzschatzes und einen Schmelzsilber-Barren. Der Fundplatz ist mehrperiodisch.
 

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Kann man annäherungsweise sagen, wie viel dieser Schatz damals wert war? Ist das ein Monatssold von tausenden Soldaten (den man tatsächlich aber wohl eher in einer anderen Stückelung mit sich führen würde) oder mehr oder weniger?
 
Ein wenig off topic, aber ich finde es echt schade, dass soviel mögliche Erkentnisse, als Beispiel Überreste Lederbeutel, durch die Gier der Sondengänger verloren gehen.
Haben die wirklich ein Interesse an Wissensgewin oder wollen sie nur Schätze finden?
 
Ein wenig off topic, aber ich finde es echt schade, dass soviel mögliche Erkentnisse, als Beispiel Überreste Lederbeutel, durch die Gier der Sondengänger verloren gehen.
Haben die wirklich ein Interesse an Wissensgewin oder wollen sie nur Schätze finden?
Man muss Sondengänger und Sondengänger unterscheiden.
Es gibt Sondengänger, die in enger Zusammenarbeit mit den archäologischen Körperschaften arbeiten. Und es gibt Raubgräber, die für die eigene Tasche arbeiten. (Auch legale Sondengänger können in einigen Bundesländern durchaus mit finanziellem Gewinn rechnen, den sie mit dem Grundstückseigentümer teilen müssen.)
Was nun organische Überreste anbelangt: Die gibt es zwar hin und wieder, aber in der Regel nicht zusammen mit Metall. Organische Überreste bedürfen anderer Erhaltungsbedingungen als Metall, oft diametral gegenüber gestellt: Also Fundzusammenhänge, in denen Metall erhalten ist, sind oft nicht günstig für den Erhalt von organischem Material und umgekehrt. Manchmal ist Organisches indirekt erhalten, etwa wenn Holzreste durch Eisenkorrosion "erhalten" sind oder Textilien irgendwo im Negativ abgedrückt sind. Dann sind das nicht wirklich Holzreste oder Textilien, aber Rost. Dem Sondengänger ist also der Verlust des Leders nicht anzulasten, das gab es mit höchster Wahrscheinlichkeit schon lange nicht mehr.
 
Gerade findet man einen Bericht über Raubgräber in den Medien:

Archäologen haben im Vorfeld eines Bauvorhabens (neue Grundschule) in einem Ortsteil von Bielefeld Untersuchungen vorgenommen. Dabei wurde eine germanische Siedlung aus dem 2. Jahrhundert uZ ausschnittsweise freigelegt. Nachdem die Archäologen wohl den Oberboden abgenommen hatten, schlugen Raubgräber mit Metallsonden zu. Da die ortsansässigen Germanen römische Metallwaren (Waffen, Haushaltsgüter und Schmuck) besaßen, wurde dies gezielt geraubt. :oops:

1900 Jahre alte Germanen-Siedlung geplündert: Unzählige Schätze fehlen
 
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