Spanischer Bürgerkrieg

Wie viele Menschen hat das Franco Regime eigentlich vom Ende des Bürgerkrieges bis zum Ende des Regimes insgesamt ermordet? Gibt es da genaue Zahlen?
Ich habe ja oben, in #2, aus dem Breve Atlas de Historia de España zitiert. Die Zahlen der Morde im Anschluss an den Bürgerkrieg belaufen sich auf 50.000 bis 200.000. Das ist eine ganz schöne Bandbreite, die zeigt, dass die Zahlen der Morde nach 1939 alles andere als genau und gesichert sind.

Da Salamanca während des Brürgerkriegs zeitweise der franquistische Regierungssitz war, ließ Franco hier ein Archiv einrichten, in dem alle Dokumente der franquistischen Regierung während des Bürgerkriegs gesammelt wurden. Nach Beendigung des Krieges sollten die Dokumente aus den republikanisch beherrschten Gebieten auch dorthin transferiert werden. Das Archiv kann man heute besichtigen, wenn man nach Salamanca kommt, teilweise sind aber Bürgerkriegsdokumente in den letzten Jahren wieder zurück an die Behörden gegangen von denen sie erstellt wurden bzw. an die zuständigen Archive. Dies gilt besonders für in Katalonien entstandene Dokumente. Francos Interesse war natürlich weniger historisch (sicher auch, Franco war durchaus sehr darauf bedacht, wie sein Bild in zukünftigen Geschichtsbüchern aussehen würde), als vielmehr "strafrechtlich", es ging also darum, durchs Netz geschlüpfte republikanische Funktionäre oder Akteure noch zu erwischen.
Ich kann dir deine Frage für die Jahre 1940 bis 1975 nicht beantworten, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die in diesem Zeitraum begangenen politischen Morde weitgehend dokumentiert sind, weil sie entweder in den Konzentrationslagern stattfanden, oder ihnen eben Gerichtsurteile vorausgingen. Die letzten Todesurteile in Spanien wurden im März und September 1975 vollstreckt, gegen den Deutschen Heinz Ches, einen DDR-Flüchtling, der eines Polizistenmordes beschuldigt wurde und gegen einen katalanischen Anarchisten - Salvador Puig Antich - auch wegen Mordes, den dieser aber bestritt, auch der von Heinz Ches (Georg Michael Welzel) begangene Mord ist umstritten - der Mord fand statt, aber wer der Täter war - und gegen fünf Angehörige der FRAP, einer linksrevolutionären Terrorzelle, auch hier waren Morde an Polizisten und einem franquistischen Gewerkschaftssekretär die Begründungen. Die Hinrichtung gegen Heinz Ches war nicht politisch motiviert. Bei den anderen sechs kann man natürlich streiten, ob die aus politischer Motivation hingerichtet wurden, oder als "überführte" Polizisten- bzw. Funktionärsmörder.
Salvador Puig Antich beging Banküberfälle, um seine anarchistische Organisation zu finanzieren, bei einem dieser Banküberfälle kam es zu einer Schießerei, bei der ein Polizist getötet wurde, Puig Antich hat immer zurückgewiesen, dass der tödliche Schuss von ihm abgefeuert wurde und meines Wissens wurde das auch nie bewiesen. Insofern kann man davon ausgehen, dass das Regime einen Sündenbock büßen lassen wollte, unabhängig davon, ob Puig Antich der tatsächliche Todesschütze war, oder eben nicht. Beteiligt an dem Banküberfall und der anschließenden Schießerei war er.

Es wird irgendwann schwierig, zwischen Todesstrafe, politischem Justizmord und Mord zu unterscheiden. (Dies ist bitte nicht als Einverständnis mit der Todesstrafe zu verstehen, aber letztlich muss man sich mit der Rechtstheorie und Rechtswirklichkeit des historischen Subjekts - hier des spanischen Staats - auseinandersetzen.)
 
Ich habe mir den hier genannten spanischen Film "Libertarias" bei Youtube komplett angesehen.
War in spanischer Sprache und lief über 2 Stunden.

Mein Eindruck war, dies ist ein Film wo vorallem die Rolle der Frau in der spanischen Gesellschaft in der Zeit des vermeintlichen Umsturzes und der (gescheiterten) allgemeinen Gesellschaftserneuerung beleuchtet wird.

Ich glaube aber nicht dass dieser Film synchronisiert in Deutschen Kinos oder ins Fernsehen kommen wird.

Im Mittelpunkt dieses Fims steht:
* die jungen Revolutionärin Pilar (Ana Belén)
sowie
* die Prostituierte Floren (Victoria Abril) und einigen ihrer ehemaligen "Mitarbeiterinnen",
* und die Nonne María (Ariadna Gil).
Wenn ich es richtig verstanden habe sind die aber alle Mitglieder der damaligen Frauenorganisation Mujeres Libres (dt. „Freie Frauen“). Dieser Organisation gehörten mal ca. 20.000 Frauen während des Bürgerkrieges an.
Diese Organisation sypatisierte mit:
  • der Confederación Nacional del Trabajo (CNT) und
  • der Federación Anarquista Ibérica (FAI)
CNT und FAI hatten während des Bürgerkrieges jedoch eine gemeinsame Fahne (2 Dreiecke in einem Rechteck diagonal Schwarz und Rot). Man sieht es auch im Film bei der Kopfbedechung (Schiffchen) der Revolutionärin Ana Pilar.

Eine Randbemerkung zu einen Song im Film:
Was mir besonders gefiel war

A las barricadas“.
Im Song u.a.:
„...
Das wertvollste Gut
Ist die Freiheit
Sie müssen wir verteidigen
Mit Glaube und mit Mut
...“​

Zur Geschichte dieses Song:
Die Melodie von „A las barricadas“ basiert auf dem bekannten polnischen Arbeiterlied „Warschawjanka“ von Wacław Święcicki (1848 -1900).
Ein Song des polnischen Unabhängigkeitskampfes gegen die russische Besatzung vom 02.03.1885.
 
Eine Randbemerkung zu einen Song im Film:
Was mir besonders gefiel war

A las barricadas“.
Im Song u.a.:
„...
Das wertvollste Gut
Ist die Freiheit
Sie müssen wir verteidigen
Mit Glaube und mit Mut
...“​

Zur Geschichte dieses Song:
Die Melodie von „A las barricadas“ basiert auf dem bekannten polnischen Arbeiterlied „Warschawjanka“ von Wacław Święcicki (1848 -1900).
Ein Song des polnischen Unabhängigkeitskampfes gegen die russische Besatzung vom 02.03.1885.
Dann schau dir auch noch Ken Loachs Land and Freedom/Tierra y Libertad an, der müsste auch auf deutsch erhältlich sein, bzw. da der Film ja zweisprachig englisch-spanisch gedreht wurde, die englischen Bestandteile auf deutsch, die spanischen Bestandteile untertitelt. Da wird das Lied auch andauernd geträllert. In dem Film kommt ein britischer Kommunist vor, der sich einer Miliz der POUM anschließt und während einer Verletzung, die er in einem Krankenhaus in Barcelona erlebt, bekommt er die Konfrontationen zwischen Anarchsiten und Trotzkisten auf der einen Seite und Stalinisten auf der anderen Seite mit; als er zurück zu seiner Einheit kommt, erlebt er deren Auflösung, welche letztlich mit der Erschießung seiner Partnerin endet. Man muss allerdings dazu sagen, dass Ken Loach sich lange (immer?) zum Trotzkismus bekannt hat. Das tut aber seinen Filmen keinen Abbruch.

Den Bürgerkrieg und die Beteiligung insbesondere irischer Brigadisten greift auch die spanisch Punkband Boikot in ihrem Lied Jarama auf. Der Jarama ist ein Fluss bei Madrid, der in den Tajo fließt, die Schlacht am Jarama war eine der berühmten Schlachten um MAdrid im Spanischen Bürgerkrieg.
 
zum Fragesteller:
Was den Bürgerkrieg betrifft, da habe ich gegoogelt und da gelesen, dass die Gegner des Frankoregimes von Russland, also von der Stalindiktatur unterstützt wurden im Bürgerkrieg.
Waren Frankos Gegner also nicht, wie im Film "Pans Labyrinth"; die Guten, sondern haben in diesem Bürgerkrieg die rechten Bösen gegen die linken Bösen gekämpft? Wer von Stalin unterstützt wurde, war doch sicher auch nicht gut?
Man kann sich seine Bündnispartner nicht immer aussuchen.
Das beginnt schon bei ordinären Wirtshausdiskussionen bei denen der unangenehme Zufalls-Tischnachbar, mit dem man sonst kein Wort wechseln wollen würde, plötzlich vehement die gerade geäußerte eigene Diskussionsmeinung unterstützt, und setzt sich natürlich in politischen Auseinandersetzungen fort.
Nach Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs - genauer gesagt: nach dem Putsch autoritär gesinnter Militärs gegen die eigene demokratisch gewählte Regierung - war die spanische Republik in einer recht "unangenehmen" Situation, da sie - weil die Putschisten von Deutschland und Italien tatkräftig unterstützt wurden (neben der Entsendung von Luft- und Bodentruppen ist auch noch der Lufttransport der marrokanischen Francotreuen Kolonial- und Fremdenlegionärstruppen aus Marokko nach Festlandspanien zu erwähnen) - einer militärischen Übermacht gegenüberstand ohne selbst auf internationale Hilfe hoffen zu können, weil GB und auch Frankreich sich sofort auf eine Politik der "Nichteinmischung" geeinigt hatten. Nachdem sich einzig und allein die SU bereiterklärte die Regierung mit dringend benötigten Waffen zu unterstützen, nahm diese natürlich das Angebot an.

Was hättest du getan?
 
(neben der Entsendung von Luft- und Bodentruppen ist auch noch der Lufttransport der marrokanischen Francotreuen Kolonial- und Fremdenlegionärstruppen aus Marokko nach Festlandspanien zu erwähnen)
Das waren die Regulares Einheiten aus dem Norden,vorallem aus den Enclaven Ceuta und Melilla mit Unterstützung der Tiradores de Ifni aus dem Süden.
 
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