Kurz gesagt: Wenn Wolfram von Ostgermanen schreibt (und damit in erster Linie Goten, Heruler, Skiren und Vandalen meint), dann meint er auch Ostgermanen und eben nicht Slawen.
die Goten sollen in jener Zeit, als sie von den Hunnen dominiert waren (nach Ermanarichs Niederlage), möglicherweise mit Slawen in Kontakt gekommen sein: der Großneffe des Ermanarich, ein "Winithar" (Schreibweise von Felix Dahn*)), soll die Anten besiegt haben; zudem bedeute der Name so etwas wie "Wendensieger"**).
Das soll sich im späten 4. Jh. abgespielt haben.
Das setzt voraus, dass im späten 4.Jh. die Zuordnung Anten-Wenden-Sclavenen als Slawen schon bekannt gewesen sei - allerdings ist die Quelle hierfür Iordanes (auf Cassiodor bezogen) und folglich liegt der Verdacht nahe, dass die Quelle aus dem 6.Jh. einfach Verhältnisse des 6. Jhs. rückprojiziert. Gestützt wird dieser Verdacht weiterhin dadurch, dass
eindeutig den Slawen zuzuordnende spätantike/frühmittelalterliche Quellen erst aus dem 6. Jh. datieren. (ältere antike Nennungen der Venedi an der Weichsel sind umstritten, man kann sie nicht eindeutig als Slawen bezeichnen: es fehlt einfach an Quellen)
Zweifelsohne haben "die Goten" bei ihrer allmählichen Siedlungsverlagerung in den pontischen Raum, bei ihrer Ausbreitung dort, anschließend in der Zeit der hunnischen Oberherrschaft und danach Zuwachs aus zahlreichen von ihnen dominierten Gruppen erhalten (Wolfram beschreibt die gotische Ethnogenes ja ausführlich) - aber in der gut dokumentierten gotischen Sprache finden sich nahezu keine Lehnwörter, die man dem Slawischen (welches hier aus zeitlichen Gründen ja das urslawische sein müsste) eindeutig zuordnen könnte. Diskutiert wurde und wird, wie es um die Etymologie des
Pflugs bestellt ist: aber eine slawische Herkunft ist ungesichert.
Egal wohin damals "die Ostgermanen" zogen: sie sprachen keine slawische Sprache - und wenn sich bei ihnen frühslawische Gruppen integrierten, so wurden diese eben Goten und bereicherten das Gotische nicht um Slawismen.
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*)
Deutsche Biographie
**) Vinitarius (?) im Amalerstammbaum in Wolframs "die Goten" als Wendensieger gedeutet