Stasi-Ballade

W

Walter

Gast
Stasi-Ballade:

Menschlich fühl´ ich mich verbunden
mit den armen Stasi-Hunden,
die bei Schnee und Regengüssen
mühsam auf mich achten müssen,
die ein Mikrofon einbauten,
um zu hören all die lauten
Lieder, Witze, leisen Flüche
auf dem Klo und in der Küche,
Brüder von der Sicherheit,
Ihr allein kennt all mein Leid.
Wolf Biermann

Aber Was und Wer, war die Stasi, dieser enorme Sicherheitsapparat der DDR. Damals wussten viele DDR Bürger nicht einmal, daß sie einer tiefgehenden Überwachung unterliegen. Wer auch immer heute mit der Stasi in Verbindungen gebracht wird, hat einen Makel, der ihn Unwiderruflich zu einen Handlanger des SED Regimes, der Diktatur der DDR macht.

Waren die Stasimitarbeiter immer die 100% linientreuen SED Mitglieder, die, die meinten die Politik des Sozialismus der DDR zu verteidigen oder doch nur Menschen, die ihren persönlichen Vorteil aus der Spitzelarbeit zogen. Und Was oder Wer wurde bespitzelt, gab es Richtlinien oder herrschte einfach nur Willkür?

Fragen über Fragen, um ein wenig Licht in das Dunkel der Staatssicherheit der DDR zu bringen…

Was könnt hier dazu sagen oder beitragen?
 
Auf was willst du hinaus?

Zunächst waren alle hauptamtlichen Mitarbeiter des MfS auch Mitglieder der SED . Vom Soldaten bis zur Generalität. Ohne Ausnahme.
Um die Linientreue zu beurteilen ,müsste man im Parteiarchiv nachsehen.
Da wären evtl. Parteiverfahren ersichtlich.
Deren Einstellung ist schwer zu verallgemeinern, ob sie nun glühende
Verteidiger des Sozialismus oder nur schlichte Opportunisten waren -
schwer zu beurteilen.
Vermutlich gab es von jeder Sorte welche.......
Natürlich waren sie von Haus aus privilegiert. Gutes Einkommen , bevorzugte Versorgung (zB. Wohnung, Autos) ,beste Ferienplätze in MfS-Einrichtungen.

Bei Inoffiziellen Mitarbeitern war das nicht zwingend der Fall.(SED-Mitgliedschaft)
Hier schwankt die Motivation sicher von Denunzianten , welche Vorteile suchten bis zu Leuten deren Mitarbeit mit Drohungen schwerwiegender
Nachteile erpresst wurde.
 
Auf was willst du hinaus?

Klarheit? Im Bezug auf das Verständnis zu dieser Organisation, ohne die DDR keine 40 Jahre überstanden hätte.

Selbst heute noch, spekulieren nur die Menschen über dieses Ministerium, vielleicht wäre eine Diskussion hilfreich bis interessant oder gar aufklärend?

Geschichte aufzuarbeiten, heist doch auch darüber zu reden, oder nicht?
 
Klarheit? Im Bezug auf das Verständnis zu dieser Organisation, ohne die DDR keine 40 Jahre überstanden hätte.
Selbst heute noch, spekulieren nur die Menschen über dieses Ministerium, vielleicht wäre eine Diskussion hilfreich bis interessant oder gar aufklärend?

Geschichte aufzuarbeiten, heist doch auch darüber zu reden, oder nicht?


Bestehen hier Unklarheiten ? Was gibts da zu spekulieren?

Das MfS war ein Terrorinstrument , wie andere Geheimdienste in totalitären
Staaten auch.
Da gibts nix zu beschönigen.
 
Da gibts nix zu beschönigen.

Ich?, beschönigen, die Stasi...jetzt stimmst Du mich aber traurig.:weinen:

Es muß aber nicht immer alles so eindeutig sein, wie du es z.B. siehst.

Aber ich vermute, es wird keine Diskussion entstehen, da viele Menschen ziemlich distanziert dem gegenüber stehen oder sich nicht den Mund verbrennen wollen.

Wahrscheinlich ist die DDR noch keine Geschichte, weil immernoch viel zu real.
 
Naja, im Westen sind ehemalige Gestapo und SS- Leute ohne viel Nachgrübeln teilweise wieder in höchste Positionen gekommen, die Mitgliedschaft in der richtigen Partei war da sehr hilfreich.
 
Naja, im Westen sind ehemalige Gestapo und SS- Leute ohne viel Nachgrübeln teilweise wieder in höchste Positionen gekommen, die Mitgliedschaft in der richtigen Partei war da sehr hilfreich.


Jein
wenn einer vor er zur Gestapo, SS oder SD gegangen ist, schon im entsprechenden Dienst Kripo oder so war, hat er tatsächlich Chancen gehabt, so die Seilschaft funktioniert hat. Die sich gegenseitig die Persilscheine in der Entnazifizierung ausgestellt hat.
Aber Partei? Gut, die FDP galt zeitweilig als Sammelbecken, aber den großen Einfluss haben die doch nie gehabt.
 
Naja, im Westen sind ehemalige Gestapo und SS- Leute ohne viel Nachgrübeln teilweise wieder in höchste Positionen gekommen, die Mitgliedschaft in der richtigen Partei war da sehr hilfreich.

Nicht nur im Westen, wie französische Kommunisten feststellen mussten, als sie nach SS-Mördern fahndeten.
 
Waren die Stasimitarbeiter immer die 100% linientreuen SED Mitglieder, die, die meinten die Politik des Sozialismus der DDR zu verteidigen oder doch nur Menschen, die ihren persönlichen Vorteil aus der Spitzelarbeit zogen. Und Was oder Wer wurde bespitzelt, gab es Richtlinien oder herrschte einfach nur Willkür?

Fragen über Fragen, um ein wenig Licht in das Dunkel der Staatssicherheit der DDR zu bringen…

Grundsätzlich machten die IMs (Spitzel) es freiwillig auf Anfrage und anschliessender Absichtserklärung. Parteizugehörigkeit spielte keine entscheidende Rolle. Diejenigen, die u.a. gezwungen wurden, wurden nach kurzer Zeit stillgelegt, weil sie wenig bis nichts zutrugen.
Anders verhielt es sich bei offiziellen Stasimitarbeitern. Für den Geheimdienst der DDR wurden ausschliesslich SED-Mitglieder rekrutiert. Ob diese auch aus Überzeugung SED-Mitglieder waren ist aus Geheimdienstsicht historisch bedeutungslos.

Das Perfide am sozialistischen MfS war die SED(DDR)-Lüge, dass nur Feinde der DDR ausspioniert würden. Schliesslich gab es seit 1961 eine undurchlässige Grenze, die die DDR-Bürger vor Feinden schützte. Das Ausmaß der DDR-Spitzel in der DDR war allerdings schon vor 1989 den DDR-Bürgern bekannt.
 
Naja, im Westen sind ehemalige Gestapo und SS- Leute ohne viel Nachgrübeln teilweise wieder in höchste Positionen gekommen, die Mitgliedschaft in der richtigen Partei war da sehr hilfreich.
Bei einfachen SS-Mitgliedern (insbesondere Wehrpflichtigen in der Waffen-SS à la Grass) kann ich mir das ja noch vorstellen und halte das grundsätzlich für ähnlich vertretbar wie bei einfachen Soldaten der DDR-Grenztruppen oder ähnlichem.

Zur Gestapo hat Repo das Nötige gesagt.

In beiden Fällen halte ich aber die Formulierung "wieder in höchste Positionen" für sehr irreführend.

Wenn jemand in SS oder Gestapo eine hohe (oder gar höchste) Position hatte, dann konnte er froh sein, wenn er nicht hingerichtet wurde oder im Knast landete. Eine Karriere im Nachkriegsdeutschland war da völlig ausgeschlossen.

Wer dagegen eine kleine Charge war (und sich nichts speziell zuschulden kommen ließ), der konnte vielleicht in den 50ern (also nach längerer Pause - nix von wegen "ohne viel Nachgrübeln") wieder eingestellt werden und dann je nach Umständen auch aufsteigen.

Der Unterschied zur StaSi ist eben, daß SS und Gestapo nach dem Krieg zu verbrecherischen Organisationen erklärt und mit allen Nebenorganisationen offiziell aufgelöst wurden, mit Überprüfung aller Beteiligten durch die Spruchkammern (nicht perfekt, aber doch recht flächendeckend).

Die StaSi konnte sich dagegen in Ruhe selber auflösen, wurde als Organisation nie offiziell belangt, konnte einen großen Teil ihrer Akten vernichten und die meisten StaSi-Leute mußten sich nie irgendwo verantworten und ihre Tätigkeit wurde nicht untersucht.
 
Grundsätzlich machten die IMs (Spitzel) es freiwillig auf Anfrage und anschliessender Absichtserklärung.
Richtig.
Und die große Mehrheit der so Angefragten hat es abgelehnt, für die StaSi zu spitzeln! Und das obwohl normalerweise nur Leute gefragt wurden, bei denen man sozialistische Überzeugung und Regimetreue voraussetzte.

Das zeigt doch recht deutlich, daß eine IM-Tätigkeit eben nicht Teil einer normalen DDR-Biographie war, wie das manche Leute suggerieren wollen.
 
Super Thema, aber leider habe ich nur wenig dazu beizutragen.
Eines wäre aber dennoch zu sagen:
Es gab ja nicht nur Stasi-Spitzel in der DDR, sondern es gab ja IMs auch in der BRD und Westberlin. Ein sehr aktuelles Beispiel ist Kurras, der Attentäter von Benno Ohnesorg, der ja bei der Westberliner Polizei beschäftigt war und außerdem für die Stasi spitzelte.
Dazu einfach mal ein paar Artikel:
Der West-Berliner Polizist Karl-Heinz Kurras, der Mann, der den Studenten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 aus nächster Nähe erschoss, war ein willfähriger Stasi-Mann, durch und durch. Blättert man in den mehreren tausend Seiten Akten, die die Birthler-Behörde jetzt über ihn freigegeben hat, fällt eines sofort auf: Wenn Kurras morgens zur Arbeit ging, war seine gesamte Aufmerksamkeit darauf gerichtet, herauszufinden, was er der DDR-Staatssicherheit heute wieder an Informationen zukommen lassen könnte. Er arbeitete - wenn er als Polizist im Einsatz war - ununterbrochen als Stasi-Agent. Alle paar Tage, zeitweise fast täglich, fertigte IM "Otto Bohl" Berichte für seine Führungsoffiziere im Ostteil der Stadt...
zum Artikel: Immer bereit zum Stasi-Dienst : Textarchiv : Berliner Zeitung Archiv

neue Einzelheiten über die Beisetzung von Ohnesorg: Ein Blatt aus dem Stenoblock : Textarchiv : Berliner Zeitung Archiv

Und er ist nur ein Beispiel. Ein weiteres sehr bekanntes Beispiel für Agenten auch im Westen Deutschlands war Guillaume (kennt ja nun wirklich jeder): Guillaume-Affäre ? Wikipedia

Es ist schon erstaunlich, wieviele Leute auch den letzten Funken Anstand verloren haben, und sehr zuverlässig für die Stasi spitzelten. Da kann nur politische Überzeugung dahinter gesteckt haben.

Edit:
Ich überlege übrigens schon seit Jahren, ob ich auch einmal in meine Stasi-Akte hinein schaue. Daß es eine gibt, da bin ich mir zu 99% sicher - schon wegen meinem Onkel, der wegen versuchter Republikflucht in U-Haft saß.
Und wenn ich und meine Familie damals bespitzelt worden sind, dann hätte ich auch schon einen (mindestens einen, oder vielleicht sogar 2?) Leute in Verdacht. Und genau deshalb grübel ich auch schon solange, denn wenn sich dieser Verdacht bestätigen sollte und es wären Leute aus meiner damaligen Schulklasse gewesen, dann würde ich wahrscheinlich nie wieder ein Wort mit denen reden. Immerhin sehe ich sie zu den regelmäßig stattfindenden Klassentreffen...
Was würdet ihr mir raten? Lieber nicht nachforschen? Oder doch?
Ich weiß es wirklich nicht...
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist schon erstaunlich, wieviele Leute auch den letzten Funken Anstand verloren haben, und sehr zuverlässig für die Stasi spitzelten. Da kann nur politische Überzeugung dahinter gesteckt haben.

Naja... Das klingt doch eher nach profan-materiellem Interesse:
"Für unzählige Treffs kassiert er [Kurras] jeweils 200 DM."
 
Naja... Das klingt doch eher nach profan-materiellem Interesse:
"Für unzählige Treffs kassiert er [Kurras] jeweils 200 DM."

hm - na gut, 200 DM waren damals viel Geld, aber wenn man bedenkt, daß er ja dennoch viel riskierte...
Immerhin wäre er dafür sicher im Gefängnis gelandet - von seiner Stelle als Polizist ganz zu schweigen.
 
Wer dagegen eine kleine Charge war (und sich nichts speziell zuschulden kommen ließ), der konnte vielleicht in den 50ern (also nach längerer Pause - nix von wegen "ohne viel Nachgrübeln") wieder eingestellt werden und dann je nach Umständen auch aufsteigen.
.

Mir hat mal einer erzählt, Post Mittlerer Dienst, dass er 1950 wieder bei der Post eingestellt wurde, an jenem Tag hätte das Postamt eine Lieferung Kohlen bekommen.
Es hätte auf dem ganzen Postamt keinen anderen als ihn gegeben, der die Kohlen die Rutsche runterschaufeln konnte.

Zur Verdeutlichung, ihm waren keinerlei persönliche Verbrechen vorzuwerfen, er war "lediglich" stadtbekannter "alter Kämpfer".
 
Was würdet ihr mir raten? Lieber nicht nachforschen? Oder doch?
Ich weiß es wirklich nicht...


Da muss man wissen , wie man damit umgehen will.

Ich wollte es wissen und:

Ich bin enttäuscht worden.
Es fand sich jeweils 1 Karteikarte im Bezirksregister und im Register der
Zentralverwaltung in Berlin - ein sicherer Hinweis , das es eine Akte gab
bzw. gibt und sie wurde bis 1989 auch geführt/Aktualisiert.
Die Akte selbst war jedoch nirgends mehr aufzufinden.......

Also weiss ich immer noch nichts Genaues......

Andere Personen , welche ich kenne wurden ebenfalls enttäuscht -
es gab gar nichts über sie.
 
Da muss man wissen , wie man damit umgehen will.

Ich wollte es wissen und:

Ich bin enttäuscht worden.
Es fand sich jeweils 1 Karteikarte im Bezirksregister und im Register der
Zentralverwaltung in Berlin - ein sicherer Hinweis , das es eine Akte gab
bzw. gibt und sie wurde bis 1989 auch geführt/Aktualisiert.
Die Akte selbst war jedoch nirgends mehr aufzufinden.......

Also weiss ich immer noch nichts Genaues......

Andere Personen , welche ich kenne wurden ebenfalls enttäuscht -
es gab gar nichts über sie.

Hm - dann sind deine Akten wohl vernichtet worden oder die sind noch in den Säcken mit den Schnipseln, die sie im Laufe der Jahre wieder zusammen setzen wollen: Vernichtet, aber nicht verloren - Mühsam zusammengepuzzelte Frankfurter Stasi-Unterlagen enthalten brisantes Material - Märkische Allgemeine - Nachrichten für das Land Brandenburg
 
Ich war damals traurig, dass mich niemand gefragt hat.
Als junger Mensch hat man so eine gewisse 007 Stimmung.
Heute bin ich froh, das mich niemand fragte.
Meinen Bruder haben sie gefragt und der hat alles verpetzt, was ich damals anstellte.
Rausgefunden habe ich das durch ein Notizbuch, das ich zufällig im Elternhaus fand.
Habe ich es genommen und ihm gezeigt. Der hat es sofort in den Küchenofen geschmissen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich war damals traurig, dass mich niemand gefragt hat.
Als junger Mensch hat man so eine gewisse 007 Stimmung.
Heute bin ich froh, das mich niemand fragte.
Meinen Bruder haben sie gefragt und der hat alles verpetzt, was ich damals anstellte.
Rausgefunden habe ich das durch ein Notizbuch, das ich zufällig im Elternhaus fand.
Habe ich es genommen und ihm gezeigt. Der hat es sofort in den Küchenofen geschmissen.

Also ich hab noch nie besonders viel von Spionen gehalten und ich hab mir auch nie gern James Bond angeschaut...
:grübel:
 
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