Suche Infos über Räuber ca 1812 im Königreich Westphalen

Charly

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Hej - ich habe schon etwas dazu recherchiert, aber bin mir nicht sicher, inwieweit einige Angaben zutreffen.
Trifft das zu: "Doch die am besten organisierte Bande war die Große Niederländische Bande, die zwischen 1790 und 1805 ihren Höhepunkt erreichte. Alte Veteranen waren noch in den 1820er ahren aktiv. Die Gründungsmitglieder waren fast ausschließlich Juden. Von Winshooten bei Groningen zogen der alte Moyses Jakob und sein Schwiegersohn Abraham Picard die Fäden. Der Einzugsbereich reichte von Belgien über die Niederlande, Nordfrankreich das Rheinland bis nach Bayern, Hessen und Niedersachsen."
und ich bin auf die „Brabanter Bande“ gestoßen - habe dazu allerdings nicht viele Infos.
Ich bräuchte eine Räuberbande, die in der Gegend Münster, Paderborn, Kassel ihr Unwesen triebt oder davon nicht so weit entfernt zumindest.

vielen Dank!
Charly
 
Vielen Dank - das ist tatsächlich mit das Einzige, was ich schon kenne.. lach - damit kann ich schon was anfangen, aber die "Brabanter Bande" kommt da zB nicht vor.
 
Ich bräuchte eine Räuberbande, die in der Gegend Münster, Paderborn, Kassel ihr Unwesen triebt oder davon nicht so weit entfernt zumindest.

Vielleicht hilft einer Anfrage beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe weiter.

Doch die am besten organisierte Bande war die Große Niederländische Bande, die zwischen 1790 und 1805 ihren Höhepunkt erreichte. Alte Veteranen waren noch in den 1820er ahren aktiv. Die Gründungsmitglieder waren fast ausschließlich Juden. Von Winshooten bei Groningen zogen der alte Moyses Jakob und sein Schwiegersohn Abraham Picard die Fäden. Der Einzugsbereich reichte von Belgien über die Niederlande, Nordfrankreich das Rheinland bis nach Bayern, Hessen und Niedersachsen."

Es gab vor einigen Jahren eine Ausstellung in Moers über Räuberbanden am Niederrhein, die ich aber selber nicht besucht habe, aber irgendwann im vorbeigehen eine Werbung dafür gesehen habe. Falls der Niederrhein auch noch interessant sein sollte, könnte man vielleicht darüber versuchen, etwas herauszufinden.


Auf der Homepage zur Ausstellung wird auch die oben zitierte Bande erwähnt.
 
Hej - ich habe schon etwas dazu recherchiert, aber bin mir nicht sicher, inwieweit einige Angaben zutreffen.
Trifft das zu: "Doch die am besten organisierte Bande war die Große Niederländische Bande, die zwischen 1790 und 1805 ihren Höhepunkt erreichte. Alte Veteranen waren noch in den 1820er ahren aktiv. Die Gründungsmitglieder waren fast ausschließlich Juden. Von Winshooten bei Groningen zogen der alte Moyses Jakob und sein Schwiegersohn Abraham Picard die Fäden. Der Einzugsbereich reichte von Belgien über die Niederlande, Nordfrankreich das Rheinland bis nach Bayern, Hessen und Niedersachsen."
und ich bin auf die „Brabanter Bande“ gestoßen - habe dazu allerdings nicht viele Infos.
Ich bräuchte eine Räuberbande, die in der Gegend Münster, Paderborn, Kassel ihr Unwesen triebt oder davon nicht so weit entfernt zumindest.

vielen Dank!
Charly
Was hast du denn schon selber rausgefunden und Was oder Wen zitierst du? Quelle?
 
Hej - ich zitiere nicht, da ich die "nur" die groben Daten in einen erfundenen Kontext setze. Allerdings mag ich es schon, wenn viele Details der Realität entsprechen. Bis jetzt habe ich bei H. Boenke, C. Sarkowicz: "Die Deutschen Räuberbanden" gelesen und unter rheinische-geschichten.lvr.de - und ganz grob bei Wiki natürlich geschaut (um Quellen zu finden benutze ich es ganz gerne, wobei man sich auf die Wiki-Einträge selbst nicht verlassen kann) - gefunden habe ich einen Einbruch und Diebstahl zu Wommen, Cantons Netra, Königreich Westphalen von "Cluas und Georg die Brabanter" - und aus einer anderen Quelle hab ich den Eintrag "eine Räubergruppe, genannt die Brabanter Bande" gefunden.
Ich vermute - ohne mich groß in der Materie auszukennen - dass die einfach ebenfalls zu der großen holländischen Räubergruppe dazugehört hatten. Es wurden anscheinend Raubzüge begannen, wenn es ein Führungsmitglied vor Ort gab und dann schaute man, wer noch so in den typischen Verstecken, Wirtshäusern und im Wald anzutreffen war.
 
Wenn es weniger um konkrete, historische Ereignisse/Personen in Westfalen um +/- 1800 geht, dann ist zur Beschreibung zeitgenössischer Umstände bestimmt noch Das Wirtshaus im Spessart – Wikipedia von Wilhelm Hauff aus dem Jahr 1827 interessant. Das Buch ist zwar Fiktion, aber noch relativ nah am betrachteten Zeitraum entstanden. Dieses Buch ist mehrfach verfilmt worden, von denen die bekannteste sicherlich die von 1958 mit Liselotte Pulver sein dürfte.

Und Literatur zu Johannes Bückler – Wikipedia , der sog. Schinderhannes, könnte auch ergiebig sein.
 
Ich bräuchte eine Räuberbande, die in der Gegend Münster, Paderborn, Kassel ihr Unwesen triebt oder davon nicht so weit entfernt zumindest.
Die Bande um Johannes Stelzner (Stelzener), dem "alten Drucker", entspricht vielleicht deinem Anforderungsprofil.
Sie wurde auch die Diemelbande oder die Niederhessische Bande genannt. Neben Stelzener war Liborius Pollmann, der "schwarze Liborius", einer der Anführer.
1806 in Bredelar verhaftet und später in Arensberg und Kassel verurteilt.

Johannes Stelzner
Liborius Pollmann
 
Wenn es weniger um konkrete, historische Ereignisse/Personen in Westfalen um +/- 1800 geht, dann ist zur Beschreibung zeitgenössischer Umstände bestimmt noch Das Wirtshaus im Spessart – Wikipedia von Wilhelm Hauff aus dem Jahr 1827 interessant. Das Buch ist zwar Fiktion, aber noch relativ nah am betrachteten Zeitraum entstanden. Dieses Buch ist mehrfach verfilmt worden, von denen die bekannteste sicherlich die von 1958 mit Liselotte Pulver sein dürfte.

Und Literatur zu Johannes Bückler – Wikipedia , der sog. Schinderhannes, könnte auch ergiebig sein.
Vielen Dank! Der Schinderhannes kommt tatsächlich in meinen Romanen vor. :) aber es wird quasi die Geschichte erzählt, die um ihn ranken. vielen Dank für die Tipps - Wilhelm Hauff erscheint auch in meinem Buch, aber ich hatte nicht auf dem Schirm, dass er das Wirtshaus im Spessart geschrieben hatte (hüstel)..
 
Die Bande um Johannes Stelzner (Stelzener), dem "alten Drucker", entspricht vielleicht deinem Anforderungsprofil.
Sie wurde auch die Diemelbande oder die Niederhessische Bande genannt. Neben Stelzener war Liborius Pollmann, der "schwarze Liborius", einer der Anführer.
1806 in Bredelar verhaftet und später in Arensberg und Kassel verurteilt.

Johannes Stelzner
Liborius Pollmann
Hej - cool, da schau ich gleich rein!
 
Wenn es weniger um konkrete, historische Ereignisse/Personen in Westfalen um +/- 1800 geht, dann ist zur Beschreibung zeitgenössischer Umstände bestimmt noch Das Wirtshaus im Spessart – Wikipedia von Wilhelm Hauff aus dem Jahr 1827 interessant. Das Buch ist zwar Fiktion, aber noch relativ nah am betrachteten Zeitraum entstanden.
Ja schon, aber es handelt sich um ein Kunstmärchen aus der Romantik, nicht um eine naturalistische Schilderung des Räuberlebens.
Ich empfand die Darstellung jedenfalls als romantisierend.
 
Falsche Region, etwa richtige Zeit: Die Mordbrennerbande, die um 1810 rund um Berlin ihr Unwesen trieb. Die Berliner Abendblätter - Deutschlands erstes täglich erscheinendes Periodikum von Heinrich von Kleist lebten vor allem von den Artikeln über diese Mordbrennerbande. Kleist selbst bezweckte mit den Abendblättern natürlich anderes. Diese Bande zündete Bauernhöfe rund um Berlin an, um, während die Nachbarschaft zu Löscharbeiten eilte, andere Bauernhöfe auszuplündern. Da Kleist aber zu kritisch mit der frz. Besatzung umging, hat die Berliner Polizei ihm irgendwann keine Infos mehr weiter gegeben. Mit dem Aussetzen der Polizeiberichte fand die Zeitung dann auch keinen Absatz mehr.
 
Falsche Region, etwa richtige Zeit: Die Mordbrennerbande, die um 1810 rund um Berlin ihr Unwesen trieb. Die Berliner Abendblätter - Deutschlands erstes täglich erscheinendes Periodikum von Heinrich von Kleist lebten vor allem von den Artikeln über diese Mordbrennerbande. Kleist selbst bezweckte mit den Abendblättern natürlich anderes. Diese Bande zündete Bauernhöfe rund um Berlin an, um, während die Nachbarschaft zu Löscharbeiten eilte, andere Bauernhöfe auszuplündern. Da Kleist aber zu kritisch mit der frz. Besatzung umging, hat die Berliner Polizei ihm irgendwann keine Infos mehr weiter gegeben. Mit dem Aussetzen der Polizeiberichte fand die Zeitung dann auch keinen Absatz mehr.
interessant, danke!
 
Ist zwar ein paar Jahre später (nämlich 1822) und in einer anderen Region (Hessen), aber vielleicht hilft auch dieses weiter:

 
Hej - ich habe schon etwas dazu recherchiert, aber bin mir nicht sicher, inwieweit einige Angaben zutreffen.
Trifft das zu: "Doch die am besten organisierte Bande war die Große Niederländische Bande, die zwischen 1790 und 1805 ihren Höhepunkt erreichte. Alte Veteranen waren noch in den 1820er ahren aktiv. Die Gründungsmitglieder waren fast ausschließlich Juden. Von Winshooten bei Groningen zogen der alte Moyses Jakob und sein Schwiegersohn Abraham Picard die Fäden. Der Einzugsbereich reichte von Belgien über die Niederlande, Nordfrankreich das Rheinland bis nach Bayern, Hessen und Niedersachsen."
und ich bin auf die „Brabanter Bande“ gestoßen - habe dazu allerdings nicht viele Infos.
Ich bräuchte eine Räuberbande, die in der Gegend Münster, Paderborn, Kassel ihr Unwesen triebt oder davon nicht so weit entfernt zumindest.

vielen Dank!
Charly

Es ist ja vielleicht nicht ganz astrein, einen Autor zu empfehlen, den man kennt:

Martin Lange hat "Räuber und Gauner ganz privat- Räuberbanden und die Justiz Tectum Verlag Marburg 2007

vor allem mit Räubern beschäftigt, die zur Großen Niederländischen Bande gehörten:

Abraham Picard alias der "Mitternachtskönig", "Picard Kotzo" ca. 1770-1807.

Adrian "Jan" Bosbeck alias Shippertje, Schifferchen

Peter Charette, Nikolaus Joseph und Georg Harting.

Picard wurde 1805 durch einen Polizeispitzel enttarnt und bei Frankfurt festgenommen. Er fürchtete die Auslieferung an die Franzosen und gab

zu an zwei großen Coups in Hessen beteiligt zu sein: Der von Niederseelheim und Breitenau bei Kassel. Picard leugnete hartnäckig seine
Identität. Er starb ohne gestanden zu haben 1807 im Kerker, die jüdische Gemeinde kaufte ihn und seinen Kollegen Abraham Meyer alias Hampel hol mich frei und sie wurden auf dem jüdischen Friedhof bestattet.

Bosbeck war ein alter Veteran. Nachdem sein Zwillingsbruder Franz 1800 gehängt wurde, setzte er sich ab nach Hamburg und betrieb eine Kneipe. Durch einen dummen Zufall wurde er enttarnt, flüchtete und wurde erst 1811 festgenommen und starb 1818.

Niklas Harting "Brabanter Claus" und sein Bruder waren Freunde von Schinderhannes. Sie waren in Hessen, Thüringen und Sachsen
aktiv und ihnen gelang die Flucht aus dem Weißen Turm in Marburg.

Lange hat vor allem kurhessische und "westphälische" Akten und Archivalien aus der Zeit von 1800-1813/14
aus dem Staatsarchiv Marburg bearbeitet.

Die Niederländer" waren aber nicht nur in Hessen aktiv.

Wenn es um Banden und Banditen geht nur in (Süd)Hessen wären zu erwähnen Die Wetterauer Bande, die Odenwaldbande und die Spessartbande. Die werden auch bei Boehnke/Sarkowicz erwähnt.
Auch die Quellen: Brill und Pfister sind dort enthalten.
 
Hilft das vielleicht? Abraham Picard - Wikipedia

Mein Niederlaendisch ist etwas mangelhaft, aber er scheint zur Beschreibung zu passen, da er zur "Brabantse Bende" zum passenden Zeitpunkt gehoerte. Es scheint auch eine Studie zu geben, die allerdings zahlungspflichtig ist: Studie over de grote nederlandse bende

Die von dir angegebenen Personen werden namentlich genannt und als juedischen Glaubens indentifiziert.
 
Ja schon, aber es handelt sich um ein Kunstmärchen aus der Romantik, nicht um eine naturalistische Schilderung des Räuberlebens.
Ich empfand die Darstellung jedenfalls als romantisierend.

War sie ja auch, und sie war inspiriert von Werken der Räuberromantik, vielleicht auf vom Genre der Actenmäßigen Berichte.

Die Wanderung der Handwerksburschen durch den Spessart und die Angst vor Räubern, das mag noch einigermaßen authentisch sein, die Beschreibung der Bande und des edlen Räuberhauptmanns ist es sicher nicht!

Banden wie die von Philipp Lang, "Hölzerlips" genannt, agierten tatsächlich u. a. im Spessart, und Mittelgebirgsregionen wie Spessart,
Odenwald Hunsrück und Vogelberg waren tatsächlich Schlupfwinkel historischer Banden.
 
Hilft das vielleicht? Abraham Picard - Wikipedia

Mein Niederlaendisch ist etwas mangelhaft, aber er scheint zur Beschreibung zu passen, da er zur "Brabantse Bende" zum passenden Zeitpunkt gehoerte. Es scheint auch eine Studie zu geben, die allerdings zahlungspflichtig ist: Studie over de grote nederlandse bende

Die von dir angegebenen Personen werden namentlich genannt und als juedischen Glaubens indentifiziert.

Hat er endlich einen Wiki-Eintrag der alte Bandit!

Abraham Picard hat mich fasziniert, sie haben ihn bis zuletzt nicht weich bekommen, und er hat niemanden verraten. Er hat oft seine
Kameraden betrogen, und er war zweifellos brutal. Er war einer der ersten jüdischen Banditen, die mit Christen zusammenarbeiteten, und
er hatte Prinzipien:

Soweit ich es überblicke hat er niemals einen Kameraden verraten, (er hat mal einen Verräter aus dem Gefängnis befreit und anschließend erschossen), und er hat niemals einen Juden überfallen oder ausgeraubt.

Leider hat er, anders als seine Kollegen der Justiz nichts erzählt, auch nicht über sein Leben.

Dieser war auch nicht ohne:

Mathieu Rouhet alias Major.

Der Major stammte aus Bourdeaux, war Gascogner und Sohn eines Weißgerbers. Er war Sergeant Major in der Legion du Nord und kam in den Niederlanden mit Picard, Bosbeck und anderen in Kontakt.

Von dem Major war bekannt, dass er dreimal zur Galeere verurteilt wurde, aber niemals gelang es, ihn auch in Toulon oder Marseille
abzuliefern, immer flüchtete er oder brach aus. Er war als Ausbrecherkönig bekannt, einmal war er mit zwei Kameraden bereits
ausgebrochen, als ihm einfiel, dass er noch einen Kameraden befreien wollte. In einem französischen Gefängnis schrieb er seine
Memoiren und verschob den Ausbruch, bis er die vollendet hatte.
 
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