Da es in diesem Forum auch einen Thread zum modernen "Ritteressen" gab, hier ein Paar Punkte wie z.B ich selbst so ein Event-Essen machen würde...
Wenn man so ein modernes "Mittelalter-Bankett" machen möchte, dann ist es paradoxerweise sogar viel preiswerter und effektiver, wenn man es historisch authentischer macht. Die heute übliche Event-Gastronomie betreibt oft einen Riesenaufwand mit z.B. stumpfen Dolchen anstatt Essmesser, urigen (und oft teuren) Holzutensilien und rustikalen Holztischen die mit Gerichten völlig überladen werden, all den Kerzen auf dem Tisch und halbdunkler Atmosphäre, die Liste ist lang. Es gibt aber auch einen anderen Weg.
- ein moderner Holztisch reicht völlig aus, denn da kommt eh eine weiße Tischdecke drauf, man sieht's eben kaum bis gar nicht
- anstatt all der Holztröge und Bretter kann man moderne Edelstahl-Varianten der mittelalterlichen Servierteller und -schalen nehmen; nach einer kurzen Suche im Netz mit den Suchbegriffen wie "Schüssel Edelstahl" und "Tablett rund Edelstahl" wird da jeder fündig. Sehr viele Edelstahlschüsseln von heute haben ein Design, welcher der oben verlinkten Servierschale aus dem 15 Jh. von der Form und Funktion her sehr nahe kommt. Diesselben breiten Ränder, diesselbe trapezförmige Grundform.
- Besteck: man nehme moderne Einweg-Messer aus Holz! Sehr preiswert, in großen Mengen verfügbar, kompakt und spitz genug um etwas wie mit einer Gabel aufzuspießen. Kann man danach aufm Grill oder im Ofen verheizen.
- "Trinkglas konisch" im Netz suchen. Ganz einfache Grundform die bereits im 14 Jh. genauso belegt ist (siehe obiges Beispiel von 1341)
- Einweg-Holzlöffel
- Für das Flüssige; moderne Keramikschalen mit einer dunklen tonfarbenen Glasur
- anstatt Natursauerteigbrot (wenn man denselben für 20-30 Leute kauft, dann wirds teuer) würde ich "Tortilla" bzw "Dürüm - Wraps aus Weizen nehmen. In Streifen geschnitten und entsprechend "gestackt". Diese sind auch ganz schnell mit aufgegessen
- wenn man es unbedingt mit "Messer & Gabel" haben möchte, kann jeder das Essmesser als Gabel verwenden und in die andere Hand ein Stück Brot nehmen, zum Festhalten und Positionieren von Speise
Und für das Menü gilt exakt dasselbe. Wenn wir
Das Buch von guter Speise (um 1350) nehmen, da findet sich Einiges.
Ein col ris - im Grunde eine Art Nudel-Omelette.
Ein konkavelite - Milchreis mit Kirschen, mit dem Unterschied, dass anstatt Kuhmilch Wein und Mandelmilch verwendet werden.
Ein guot gebackenz - Käse, Ein und Speck gehackt und vermischt in einem Teigmantel.
Diz is ein guot spise von eime lahs - Lachs mit Kräutern und Gewürzen in einem Teigmantel.
Einen fladen - eine Art "Hackfleisch-Käse-Pizza". Und so weiter. Nichts davon ist kompliziert.
Und noch ein Paar Worte zu "Hühnerkeule oder Schweinshaxe am Knochen haltend in die Hand, alles anknabbern und den Knochen wegwerfen"
Die Praxis Fleisch mit Knochen auf dem Teller serviert zu bekommen entstammt den Notwendigkeiten und Realitäten der Massenverköstigung und Fast Food des 20 Jahrhunderts und ist weder im Mittelalter noch während des 19 Jh. auch nur irgendwo bei Tische belegbar. Es gab nur ein bzw nur ein Paar servierte Huhn/Truthahn/Wildvogel/Wildbraten/usw. auf der Tafel, diese wurden tranchiert und nur das Fleisch an alle verteilt. Dass jeder separat eine Hühnerkeule oder Schweishaxe am Knochen bekommt, ist unserer modernen Massentierhaltung geschuldet, wo eben so eine Keule oder Schweinebein im Massen anfallen und entsprechend billig sind, so dass die jeder am Tisch kriegen kann.
Wenn also ein großer Braten am Tische stehen soll, dann soll es jemand geben der es tranchiert.