Ashigaru
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Am Wochenende war ich auf der provinzialrömischen Tagung "Die Römer im Rhein-Main-Gebiet" in Bad Homburg. Ich hätte nicht gedacht, dass es - auch im Hinblick auf im Forum diskutierte Fragen - so interessant wird, daher mal ein kurzer "Stenobericht".
Insgesamt gab es 14 Referenten, wovon ich zwölf Referate hörte.
Den kontroversesten Beitrag lieferte Frank Ausbüttel, Lehrer und Dozent für Alte Geschichte in Frankfurt. Anhand von Textstellen bei Cassius Dio sowie epigraphischen Zeugnissen glaubt er nachweisen zu können, dass die beiden germanischen Provinzen schon unter Augustus und nicht erst unter Domitian eingerichtet worden seien.
Am spektakulärsten war allerdings der Beitrag von Gabriele Rasbach, Ausgräberin in Waldgirmes, die darlegte, warum sie mittlerweile ein nachvaruszeitliches Ende der dortigen Siedlung für möglich hält. Sie gab auch Auskünfte über die genauen Umstände des Pferdekopfes.
Persönlich am stärksten fand ich das Referat von Markus Scholz von der Uni Mainz. Scholz versucht, die ethnisch-kulturelle Zusammensetzung des nördlichen Dekumatlands zu ergründen, und zieht dafür sehr stark die epigrafischen Zeugnisse heran. Dabei kommt er zum Ergebnis, dass sich die drei nördlichen Civitates (Mattiacorum, Taunensium, Auderiensium) kulturell bemerkbar unterscheiden vom Gebiet südlich des Neckars. Außerdem sei die militärische bestimmte Limeszone viel stärker romanisiert gewesen als die Gebiete in Ostgallien, wo sich kulturelle Eigenarten stärker gehalten hätten.
Sehr instruktiv auch zwei Referate über die Römer im hessischen Ried.
Thomas Maurer (Uni Frankfurt) entdeckte in der lange Zeit etwas nachlässig behandelten Gegend etliche neue Fundorte und sogar bisher unbekannte Steindenkmäler in Zweitverwendung. Besonderes interessant seine Ausführungen zum Standlager in Geinsheim - für ihn handelt es sich um eine bis in flavische Zeit belegte tiberiuszeitliche Anlage.
Carsten Wenzel (Uni Frankfurt) berichtete über die Ausgrabungen im Vicus von Groß-Gerau im engeren Sinne. Auch er beschäftigte sich damit, Ethnien in der Bevölkerung zu identifizieren. Wenzel geht davon aus, dass es dort sowohl eine spätkeltische als auch später eine frühgermanische Besiedlung mit elbgermanischem Hintergrund gab, ehe die Römer dort Kastell und Vicus gründeten. Im Gegensatz zur gängigen Ansicht gegenüber germanischer Grenzbevölkerung glaubt er nicht, dass dort Soldaten für die römische Hilfsbevölkerung herangezogen wurden. Beim Ende des Vicus eine interessante Parallele zu Befunden in Echzell: ca. 20 Jahre nach der Aufgabe siedelten sich Alemannen am Rande der alten Siedlung an, um deren Überreste auszubeuten, was durch die Existenz mehrerer Grubenähuser im Vicus erhärtet wird.
Cecilia Moneta schloss ein längst überfälliges Desiderat und sprach über die Ergebnisse ihrer Dissertation über den Vicus der Saalburg, den wohl am best erhaltenen und erforschten am ganzen Limes. Im Grunde passte sie die Interpretationen des früheren Ausgräbers Heinrich Jacobi an den heutigen Wissenstand an und räumte mit einigen Missdeutungen auf. Außerdem befasste sich sehr ausführlich mit der Mikrostruktur des Vicus.
Vera Rupp (Hess. Landesamt für Denkmalschutz) berichtete über Villae Rusticae in der nördlichen Wetterau. Sie stellte fest - was sich auch mit anderen Untersuchungen im Limesgebiet, etwa im Altmühltal, deckt - dass die früher gängige Forschungsmeinung, die Risalitvilla sei der vorherrschende Typ gewesen, sich nicht aufrechterhalten lässt. Vielmehr sei eine Vielzahl kleinerer und einfacherer Landgüter neu entdeckt worden.
Auch wies sie auf die Verbindung mancher Funde in Landgütern der Wetterau zum Treverergebiet hin.
Thomas Becker war der einzige Referent, der über den Limes im engeren Sinne vortrug. Becker versuchte darzulegen, dass der Limes in seinen Phasen nicht so einheitlich geplant und gebaut wurde, wie es in der früheren Literatur oft dargestellt wird. Ohne dass er die Deutung so stark ausdrückte, lief es m.E. doch darauf hinaus, dass er den Limes im Hohen Taunus als militärarchitektonisch eigenständigen Abschnitt sieht.
Peter Fasold berichtete über die Römer in Frankfurt. Leider versuchte er in seinem Vortrag etwas zu viele Fundorte unterzubringen und ging zu wenig auf neue Grabungen ein. Interessant war aber, dass auch er mittlerweile die frühen Militäranlagen in Höchst augustuszeitlich datiert!
Nicht erwähnenswert war der Beitrag von Prof. Leonhard Schumacher (Mainz, Alte Geschichte), der einen überblickartiges Referat über das nördliche Limesgebiet hielt, ohne sonderlich auf Neufunde einzugehen.
Insgesamt gab es 14 Referenten, wovon ich zwölf Referate hörte.
Den kontroversesten Beitrag lieferte Frank Ausbüttel, Lehrer und Dozent für Alte Geschichte in Frankfurt. Anhand von Textstellen bei Cassius Dio sowie epigraphischen Zeugnissen glaubt er nachweisen zu können, dass die beiden germanischen Provinzen schon unter Augustus und nicht erst unter Domitian eingerichtet worden seien.
Am spektakulärsten war allerdings der Beitrag von Gabriele Rasbach, Ausgräberin in Waldgirmes, die darlegte, warum sie mittlerweile ein nachvaruszeitliches Ende der dortigen Siedlung für möglich hält. Sie gab auch Auskünfte über die genauen Umstände des Pferdekopfes.
Persönlich am stärksten fand ich das Referat von Markus Scholz von der Uni Mainz. Scholz versucht, die ethnisch-kulturelle Zusammensetzung des nördlichen Dekumatlands zu ergründen, und zieht dafür sehr stark die epigrafischen Zeugnisse heran. Dabei kommt er zum Ergebnis, dass sich die drei nördlichen Civitates (Mattiacorum, Taunensium, Auderiensium) kulturell bemerkbar unterscheiden vom Gebiet südlich des Neckars. Außerdem sei die militärische bestimmte Limeszone viel stärker romanisiert gewesen als die Gebiete in Ostgallien, wo sich kulturelle Eigenarten stärker gehalten hätten.
Sehr instruktiv auch zwei Referate über die Römer im hessischen Ried.
Thomas Maurer (Uni Frankfurt) entdeckte in der lange Zeit etwas nachlässig behandelten Gegend etliche neue Fundorte und sogar bisher unbekannte Steindenkmäler in Zweitverwendung. Besonderes interessant seine Ausführungen zum Standlager in Geinsheim - für ihn handelt es sich um eine bis in flavische Zeit belegte tiberiuszeitliche Anlage.
Carsten Wenzel (Uni Frankfurt) berichtete über die Ausgrabungen im Vicus von Groß-Gerau im engeren Sinne. Auch er beschäftigte sich damit, Ethnien in der Bevölkerung zu identifizieren. Wenzel geht davon aus, dass es dort sowohl eine spätkeltische als auch später eine frühgermanische Besiedlung mit elbgermanischem Hintergrund gab, ehe die Römer dort Kastell und Vicus gründeten. Im Gegensatz zur gängigen Ansicht gegenüber germanischer Grenzbevölkerung glaubt er nicht, dass dort Soldaten für die römische Hilfsbevölkerung herangezogen wurden. Beim Ende des Vicus eine interessante Parallele zu Befunden in Echzell: ca. 20 Jahre nach der Aufgabe siedelten sich Alemannen am Rande der alten Siedlung an, um deren Überreste auszubeuten, was durch die Existenz mehrerer Grubenähuser im Vicus erhärtet wird.
Cecilia Moneta schloss ein längst überfälliges Desiderat und sprach über die Ergebnisse ihrer Dissertation über den Vicus der Saalburg, den wohl am best erhaltenen und erforschten am ganzen Limes. Im Grunde passte sie die Interpretationen des früheren Ausgräbers Heinrich Jacobi an den heutigen Wissenstand an und räumte mit einigen Missdeutungen auf. Außerdem befasste sich sehr ausführlich mit der Mikrostruktur des Vicus.
Vera Rupp (Hess. Landesamt für Denkmalschutz) berichtete über Villae Rusticae in der nördlichen Wetterau. Sie stellte fest - was sich auch mit anderen Untersuchungen im Limesgebiet, etwa im Altmühltal, deckt - dass die früher gängige Forschungsmeinung, die Risalitvilla sei der vorherrschende Typ gewesen, sich nicht aufrechterhalten lässt. Vielmehr sei eine Vielzahl kleinerer und einfacherer Landgüter neu entdeckt worden.
Auch wies sie auf die Verbindung mancher Funde in Landgütern der Wetterau zum Treverergebiet hin.
Thomas Becker war der einzige Referent, der über den Limes im engeren Sinne vortrug. Becker versuchte darzulegen, dass der Limes in seinen Phasen nicht so einheitlich geplant und gebaut wurde, wie es in der früheren Literatur oft dargestellt wird. Ohne dass er die Deutung so stark ausdrückte, lief es m.E. doch darauf hinaus, dass er den Limes im Hohen Taunus als militärarchitektonisch eigenständigen Abschnitt sieht.
Peter Fasold berichtete über die Römer in Frankfurt. Leider versuchte er in seinem Vortrag etwas zu viele Fundorte unterzubringen und ging zu wenig auf neue Grabungen ein. Interessant war aber, dass auch er mittlerweile die frühen Militäranlagen in Höchst augustuszeitlich datiert!
Nicht erwähnenswert war der Beitrag von Prof. Leonhard Schumacher (Mainz, Alte Geschichte), der einen überblickartiges Referat über das nördliche Limesgebiet hielt, ohne sonderlich auf Neufunde einzugehen.
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