Tetrarchie schon unter Septimius Severus abgezeichnet?

Der von mir zitierte Auszug aus der von ihr zur Verfügung gestellten Literatur diente dazu, um zu zeigen, auf welche Stelle bzw. welchen Satz wohlmöglich die Dozentin sich bezogen hat. Weitere Ausführungen bezüglich dem Bezug auf die Tetrarchie (wie sie oben im ersten Post zu lesen sind) hat Sie leider nicht gemacht.

Ergänzung bzw. Klarstellung zu meinem Beitrag von 19:45: Mit dem Schluss meinte ich, dass erst mit der Tetrarchie der "Caesar" zu einem institutionalisierten Teilherrscher wurde. Dass einem Caesar ein Teil des Reiches zur eigenständigen Verwaltung übertragen wurde, kam vereinzelt schon davor vor, hing aber vom Gutdünken des Kaisers ab und war nicht die Regel. Es gab also noch kein spezielles Konzept Caesar=untergeordneter regionaler Teilherrscher.

Vielen, lieben Dank für die Ergänzung. Das habe ich verstanden, nur wieso wird es in der Literatur in dieser Art und Weise erwähnt, wenn es scheinbar nicht zutrifft?

Gerne nenne ich die Literatur, wo die jeweilige Aussage verfasst ist: Erdmann, Elisabeth und Uwe Uffelmann (Hrsg.): Das Altertum: Vom Alten Orient bis zur Spätantike, Idstein 2001.

In diesem Fall ist es der Aufsatz ab Seite 250 von Karl Strobel über den Zeitraum von 180-284/85 n. Chr. des Imperium Romanum.

Waterpolo schrieb:

Das habe ich verstanden, nur wieso wird es in der Literatur in dieser Art und Weise erwähnt, wenn es scheinbar nicht zutrifft?

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Irgendwer schreibt immer etwas. Und mancher von ihnen hat sogar habilitiert.

Klar gibt es Prozesse, die über Jahrhunderte zu verfolgen sind. Aber wie oben bereits dargestellt begann dieser Prozess des Mitkaisers im Grunde schon mit Augustus. Was Augustus aber noch nicht zu einem der Väter der Tetrarchie macht.

Von Severus wird auch behauptet, daß seine Legio II Parthica in Italien, zusammen mit der vergrößerten Prätorianergarde, der Ursprung der spätantiken zentralen Feldarmee war. Das kann man so sehen, aber das war noch ein weiter Weg und nur einer von sehr vielen Inputs. Und schließlich war das spätantike Militärkonzept dann am Ende doch in so vielen Dingen grundlegend anders als das Klassische, das man die Betrachtung nicht einfach auf die zentrale Feldarmee reduzieren darf. So wie auch die Tetrarchie eben kein einfaches Co-Kaisertum war und man sie nicht auf die beiden Titel Caesar und Augustus reduzieren kann.

Gemacht wirds trotzdem.

Ich habe die Stationierung der Legio II Parthica in Italien bislang immer als zumindest primär innenpolitisch motiviert verstanden, um für den Notfall eine Truppe gegen innere Gegner zur Hand zu haben und auch um nicht so einseitig von den Prätorianern abhängig zu sein. Dass sie trotzdem für verschiedene Kriegseinsätze mitgenommen wurde, schließt das nicht aus.

Ich denke auch es gab hier mehrere Beweggründe. Obwohl er ja die Prätorianer entließ und durch loyale pannonische Soldaten ersetzte. Auch soll er die Garde vergrößert haben (Millaria statt Quingenaria), was aber nicht unumstritten ist.

Wenn Septimus auf einen Feldzug nur die Hälfte der vergrößerten Prätorianergarde, sowie die Legio II Parthica und die Equites Singulares mitnahm, dann hatte er ca. 10-12.000 Mann als Kern eines Exercitus. Damit lassen sich schon einige Vexillationen der Grenztruppen vermeiden, was immer mit Nachteilen verbunden war.

Auch war Rom selbst so natürlich deutlich besser gesichert gegen eine Armee üblicher Größe eines Usurpators.

Aber mehr als frühe Anfänge waren das nicht. Und Keiner weiß, in welchen Kategorien Septimus hier genau dachte. Er hat es leider nie aufgeschrieben.

Auch wenn Septimius Severus die Prätorianer neu aufgestellt hatte, blieb das Problem, dass es für einen Kaiser riskant war, seine Macht in Rom auf nur eine Truppe zu stützen. Das zeigte sich in voller Schärfe zwar erst nach ihm, war aber bereits 193 sichtbar geworden, als die Prätorianer nach der Ermordung von Pertinax die Kaiserwürde regelrecht versteigerten. Zwei verschiedene Truppenkörper konnten also durchaus von Vorteil sein, um zu verhindern, dass einer davon allzu mächtig und selbstbewusst wurde. (Ob Septimius diese Überlegung aber tatsächlich hatte, weiß ich natürlich nicht.)